Volltext Seite (XML)
zu rike) Ja, Herr und eine natürliche Anlage zu Schelmenstreichen und Ulk. Die Dänen standen bald nun vergangen ist, des Soldaten haben Humor allerlei außerdienstlichen mitten im holsteinischen Als die beiden dänischen Infanteristen wieder zu ihrer Truppe stießen, ging die Sonne über Schleswig-Holstein auf — blutigrot für Dänemark. waren die erschlafften Kräfte wieder aufgefrischt und, bekannt und vertraut mit holsteinischen Sitten und Bräuchen, waren sie bald mit dem Hausgesinde ihres Quartiergebers soweit befreundet, daß gemeinschaftlich an einen lustigen Sylvester- abend gedacht werden konnte. Die Küche Holsteins ist derb, aber gut. Der „Große Hans", ein großer Kloß mit Rostnen durchsetzt und Schweins, köpf und Kartoffeln ist ein nicht zu verachtendes Gericht am Sylvesterabend und zur Verdauung trug ein steifer Grog nicht übel bei. Nach holsteinischem Brauche trieb das Dorfsgesinde am Sylvesterabcnd so ein bischen Faschingspiel. Knechte und Mägde verkleideten sich so gut es die Garderoben stücke, teils durch Umwenden, gestatteten. Vielfach wurden Hemden überzogen. Die Maske stellte man aus einem Stück Papier her, das entsprechend bemalt und mit weißer, schwarzer oder grauer Wolle zur Herstellung des Bartes beklebt wurde. Zu der besonderen Ausrüstung gehörte der „Ascherbeutel," ein mit Asche gefüllter Beutel, mit dem derjenige Bekanntschaft machte, der den umziehenden Neujahrsgratulanten die angesungcne oder die angesprochene Neujahrsgabe in Form von Geld, Förtchen (Gebäck), Kuchen, Aepfel, Nüsse rc. verweigerte. Neben solchem Faschingstreiben zog auch der Ernst des Jahreswechsels durchs Dorf in der Form desKinder- ach Gott, Herr Burvogt, ick bin ja gar ick bin ja Hans Hinnerk sien Fik'n (Friede- Sylvesterjubel und -Trubel und machten mit als alte Be- kannte im letzten Quartier. Das geheimnisvolle Flügelrauschen des deutschen Aares über der Schleswig-Holsteinischen Doppeleiche — hörten sie nicht. Sie hörten auch nicht — den zischenden und summenden Ton der preußischen und österreichischen Ge- schosse vorahnend. Nein — sie dachten nicht an die Schlachten — und die Siege der Deutschen — sie — feierten Sylvester im Quartier Düppel und Oeversen lagen noch in tiefer winterlicher Ruh — noch « * In Wanderdorf herrschte am Sylvesterabend ein lustiges, ausgelassenes Leben und Treiben, faschingsbunter als je — das brachte die Einquartierung mit sich. Die jungen Dorfschönen hatten von jeher eine be sondere Vorliebe für zweierlei Tuch — bis dahin noch für das dänische das deutsche kannte man in Holstein noch nickt. Diese Vorliebe haftete auch den jungen Mädchen in Wanderdorf an und das große Dorf war reich an jungen Mädchen. Während das junge Volk sich im Dorfe Herumtrieb unter allerlei Sang und Klang und Mummenschanz, saßen die Bauern und Handwerker, überhaupt die älteren Dörfler im Krug vor der dampfenden Punschbowle. Im Krug lag auch der Führer der dänischen Ein quartierung, ein Kapitän (Hauptmann.) Wie in die Bauernhäuser, so drangen auch die ver mummten Gruppen junger Leute in den Dorfskrug hinein mit ihrer Neujahrsgratulation und nicht jeder und jede kam wieder heraus, wie hinein. — Die Einquartierung brachte es auch an diesem Syl- vesterabeud mit sich, daß vielen, die aus dem Kruge kamen, die Erde vorkam, als mache sie schwankende Bewegungen. — Nun, die Erde war weich — schneegepolstert. Zwölf dumpfe Glockenschläge hallten vom Turme herunter. — „Des Jahres letzte Stunde" sang die Lieder tafel vor dem Dorfskruge. Das klang sehr ernst -- sehr feierlich - - die Menge, die sich um die Sänger gesammelt hatte, fühlte das. Selbst den Dänen hatte der deutsche Gesang gefallen. — Prosit Neujahr! — Prosit Neujahr! nach dem Leichenhaus gebracht. 500 Personen sind um- gekommen. Eine weitere Meldung besagt folgendes: Kaum war der Neujahrsgruß verhallt, da — — Ein Schuß! — — noch einer — — eine ganze Salve! — — — — — — — — — — Der Bauervogt, der zugleich Inhaber der Krugswirt schaft war, beruhigte den Kapitän. „Das sind Neujahrsschützen, die schießen das alte Jahr weg," sagte er. Das beruhigte die Dänen. Man sammelte sich um die erste Bowle im neuen Jahre. Das Jahr 1864 brach beunruhigend an. Eine Stafette sprengte vor den Dorfkrug. „Sächsische Kavallerie ist im Anmarsch und wird gegen Morgen in Wanderdorf sein können." — „Sammeln! — Sammeln!" Die Nacht war hell. In kurzer Zeit waren die Dänen marschbereit. * * tretern der auswärtigen Mächte die Mitteilung gemacht, die augenblickliche Lage der Dinge sei unhaltbar. Japan müsse zuschlagen, wenn Rußland nicht sofort die ihm ge- stellten Bedingungen akzeptiere: es könne auch nicht länger auf die endgültige Entscheidung Rußlands gewartet werden. Wenn man einerseits den ernsten Charakter dieses Schrittes gewiß nicht verkennen darf, so wird man sich doch auch daran erinnern müssen, daß man schon häufig mit dem Säbel gerasselt hat, nur um den diplomatischen Verhand lungen mehr Nachdruck zu verleihen- Ebenso beunruhigend sehen allerdings die in Verbindung mit dieser neuen diplo matischen Aktion bereits ungeordneten militärischen Maß nahmen aus, die sehr wohl als das erste Stadium einer Mobilmachung angesehen werden können. Der Ausgang des diplomatischen Konfliktes ist aber trotzdem immer noch zweifelhaft. Es braucht nur daran erinnert zu werden, daß Japan mit England, Rußland mit Frankreich, Eng land wieder mit Frankreich durch mehr oder weniger feste Alliancen bezw. Verträge verbunden sind. Wer soll den Freund unterstützen, und welchen Freund? Wenn einmal das Schwert gezogen ist, pflegen sich allerdings die Er eignisse schnell zu klären. Deutschland kann jedenfalls der Entwicklung der Dinge ruhig zusehen, seine Interessen sind nicht gefährdet; deshalb wird es auch in dem gegen wärtigen kritischen Augenblick von seiner bisher beobachteten neutralen Haltung nicht abweichen. In einem Orte in der Nähe der schwedischen Stadt Lulea erschlug ein junger Mann namens Sanderström während eines Streites seinen siebzigjährigen Vater. Kopenhagen, 30. Dezember. Wieder wurden 2 höhere finnländische Beamte verhaftet und nach Rußland deportiert. Kassel, 30. Dezember Auf der Station Grumbach bei Hanau wurde ein Passagier, der vorzeitig ausgestiegen war, durch einen Eisenbahnzug überfahren und getötet. Was ein Allgäuer Dienstknecht im Essen leisten kann, hat diese Tage der Gutsbesitzer Bracht in Biessenhofen erfahren. In seinem Hause war geschlachtet worden, und der Knecht Ruf meinte, von der eben fertig gewordenen Blutwurst werde er einen Meter essen können. Bracht stellte die Wurst lachend zur Verfügung. Sie wurde ab- gemessen und wog 5^ Pfund. Ruf verspeiste innerhalb 21 Minuten die Wurst nebst dem entsprechenden Quantum Brot und trank ein Maß Bier dazu! Grubenunglück. Kaiserslautern, 30. Dez. Die „Pfälzische Presse" meldet: Auf der Grube Nordfeld bei Waldmohr wurden sechs Bergleute verletzt, darunter einige lebensgefährlich. Schrecklicher Theaterbraud. 736 Menschen umgekommen! Chicago, 30. Dezember. Das „Jro- quois-Theater", welches unlängst nach den Plänen der Pariser komischen Oper gebaut wurde, ist gestern abend ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer brach während der Aufführung des 2. Aktes des Stückes „Blau bart" aus und griff mit rasender Schnelligkeit um sich. Es enstand eine furchtbare Panik, alles drängte den Aus gängen zu und schreckliche Szenen spielten sich ab. Die Feuerwehr rettete zwar eine große Anzahl Zuschauer, doch kamen viele in den Flammen um. Ein Polizeioffizier, welchem es gelang, mittels Rauchmaske in das brennende Theater einzudringen, stieß auf ganze Haufen von Leichen, welche in den oberen Stockwerken zusammengedrängt waren. In den Parterreräume liegen die Leichen fünffach über einander. Hunderte von Leichen wurden aus dem Theater Zwei Mann fehlten in der Truppe beim Abmarsch. Vorwärts! Marsch! Der Bauervogt war verpflichtet worden, alle Quartiere durchsuchen und die beiden Verlorenen beim Auffinden „Ach Gott, !een Dä'n nich, gesanges. Hell und lieblich klangen die Kinderstimmen in den Choral: „Das Jahr, das danken wir dir, Jesu Christ." auf dem nächsten Wege nachzusenden. Man suchte. Endlich fand man, aber wie! In Mädchenkleidern — im leinen-wollenen Rock und einer Ueberjacke, das Gesicht mit Kreide, Rotstein und Kohle noch bemalt — fand man die beiden „tapferen Landsoldaten" in einer Kammer ihre? Quartieres — syl vesterabendlich berauscht — im süßen Schlummer. Welch' ein Erwachen! Wer vermag sich ein Bild dieser Gesichter wohl zu malen, als sie die Schreckenskunde von dem Abmarsch ihrer Truppe hörten und sich sahen in ihrem — Sylvester kostüm. Aber noch nicht all der Schrecken. Wo war ihre Uniform — des Königs Rock? — Unter brausendem Halloh und einem Gejubel und Getrubel, der nicht enden wollte, führten die jungen Bur- chen des Dorfes im Kruge dem Bauervogt zwei dänische Deserteure vor. Schnell bildete sich um den Bauervogt ein hoher Rat. Die Deserteure wurden von unten bis oben zur Auf nahme des Signalements gründlich betrachtet. Kleidung: Rock: dänische Jnfanterieuniform. — Kopf, iedeckung: dänische Jnfanteriekäppchen. — Hosen: Civil- achen. — Gesicht: maskiert, mit mächtigem Schnauzbart aus schwarzer Schafwolle rc. „Was wird mit den Deserteuren geschehen?" hieß es laut im Kreise. Alle machten die ernsthafteste Miene von der Welt. „Die beiden Deserteure werden natürlich standrechtlich erschossen," sprach der Bauervogt würdig und ernst — sehr ernst. Aurze Lhrsnik. An der Jahreswende neue Kriegswolken am russisch-japanischen Horizont. So sehr man geneigt sein möchte, einen friedlichen Ausgang des diplomatischen Konfliktes zwischen Japan und Rußland vorauszusagen, weil für beide Reiche im Falle kriegerischer Ereignisse all- zuviel auf dem Spiele steht, so muß doch konstatiert werden,«London: 30. Dezember. Aus Chicago wird heute abend daß die Lage sich in den letzten Tagen sichtlich verschärft hat. Schon gestern wiesen wir auf die bedeutsame Tat sache hin, daß die japanische Regierung, entgegen ihrem bisherige» Verhalten, nunmehr mit amtlichen Mitteilungen an die Oeffentlichkeit vorgeht, womit anscheinend gesagt sein soll, daß die Dinge eine lediglich geheime Behandlung von Regierung zu Regierung nicht mehr vertragen. Dazu kommt nun ein neuer Schritt von großer Tragweite: Die japanische Regierung hat den in Tokio beglaubigten Ver- Wie ein entfesselter Sturm klang der Neujahrsgruß I durch die Stille der Nacht. Die Dänen machten mit — wenn auch radebrechend. — ... . Burvogt, und ick — ick bin ja Lischen (Louise) Eggers. Wie hävte ja bloß en beten Nijahrs- obend fiert." Notel Zöllner I^öws. Zum Neujahr, 1. Januar 1904 Mik, kumEstrsekss UGNZHDt von äo». gooamlon Nalttkapollo. Anfang punkt V28 Uhr. Entree 40 Pfg lk'sWUivultttü'tv», 3 1 an der Kasse. Unter anderem kommt zur Aufführung: „Ouvertüre Prinz Carneval", „Die 4 musikalischen Hausknechte", „Die Trompete hat ein Loch", Hu moreske, „Der Pauker in tausend Aengsten", „Ein Küchenkonzert", „Musikerstreike" u a m. öom Konrei'I Z-SHt. »»» ^nätivb tk, öoolc. Uottig gratw L.UIN iHvU^asil. Hovßfgjng öook-Mrstebon. Um freundlichen Besuch bitten hochachtungsvoll Max Schlösser Emil Römisch.