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Zweites Blatt. WciiM siir RilsW Warandt, Aossm, Siebenkeßn und die Amgegendm. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burktardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund Sei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, KesselSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KesselSdorf, Steinbach bei Mohorn Seeügstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, WeiStropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sounabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1M. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Psg. pro viergespaltene Korpuszeile. Druck und Beriafl von Martin Berger tu MISdruff. — Bercrstwortlich für die RedccktioL Martin Berger daselbst. No 1. f Freitag, den 1. Januar 1W4. 63. Jahr«. Das deutsche Wirtschaftsleben «»,!»-" KM-»., d-m «ft», m» dm St» u»d ftm» s i absatz noch große Schwierrgkeiten bereitet und ein erheb Jahreswechsel licher neuer Aufschwung nur dann eintreten kann, wenn die -b Da nicht das politische, sondern das wirtschaftliche Leben heutzutage aller Welt Sorgen bereitet, so ist es am Platze, am Jahreswechsel sich nach dem Stand desselben zu erkundigen. Drei große Momente sind es nun, von denen jetzt und auch besonders im neuen Jahre das wirt schaftliche Leben beeinflußt werden wird. Der erste Mo ment ist der große Zug der Besserung, der sich seit etwa einem Jahre in den meisten Industrien, zumal in der Textilindustrie eingestellt hat, der zweite ist das Bestreben vieler großer Industrie-Unternehmungen und Banken, sich durch Zusammenschluß, also durch Ringbildungen, den Markt zu verbessern und die Produktion, bez. Geschäfts kosten und Konkurrenz zu regulieren und zu verbilligen und der dritte große Moment ist die Gestaltung der neuen Handelsverträge. Erfüllt sich nach diesen drei Seiten hin so manche gute Hoffnung, so haben wir im Laufe des neuen Jahres mit einem wirtschaftlichen Aufschwünge zu rechnen, zumal in den einzelnen Geschäftszweigen große Anstrengungen gemacht werden, um aus der ungünstigen Konjunktur heräuszukommen. Es gilt dies zumal in der so schwer durch Ueberproduktion und Ueberspekulation heim gesuchten Elektritätsbranche, wo sich große Werke einander angeschlossen haben; auch hat die Bergwcrkstndustrie und die Beleuchtungsbranche der elektrotechnischen Industrie wieder erhöhte Aufträge zugeführt, sodaß eine, wenn auch langsame Erholung dieses wichtigen Geschäftszweiges er wartet werden kann. Wichtig ist auch, daß die elektro technische Industrie jetzt wieder mehr für das Ausland arbeitet. Sehr erfreulich ist, daß neben der Textilindustrie die Bergwerke und die Eisen- und Stahlindustrie auch eine Besserung aufweisen, doch schreitet diese sehr langsam vor. Dadurch wird der Beweis erbracht, daß der Weltmarkt bürg und Schleßwig, von der Schlei bis zur Eider, der schon in den Jahren 808 und 1163 von den Dänen zur Abwehr der Deutschen errichtet worden war. Im Schles wig-Holsteinischen Kriege 1848 hatte dieses Festungswerk schon seine Rolle gespielt und in den fünfziger Jahren war es restauriert und bedeutend verstärkt worden, so daß die Dänen es jetzt für uneinnehmbar hielten. — Man täuscht sich eben über nichts leichter als über seine eigene Stärke. Das sollten auch bald die Dänen erfahren. Die Preußen gingen unter Prinz Friedrich Karl über die Schlei und die Dänen mutzten ohne Schwertstreich das Danewerk 1864 verlassen. Deutsch und Freiheit verwuchs für die Schleswig. Holsteiner zu einem Begriff. * * Am 31. Dezember 1863 passierten die Dänen auf ihrem Abzug Mittelholstein. In den Nachmtttagsstunden wurde eine Abteilung dänischer Infanterie in dem Dorfe Wanderdorf einquartiert bis zum Morgen des 1. Januar 1864. Die Truppen waren sehr ermüdet auf dem beschwer- lichen Marsch. Die Wege waren verschneit, als Land- Wege kaum passierbar, und auf der Heerstraße durch den Schlitten- und Wagenverkehr glatt und gefährlich. Der Schleswig-Holsteiner ist ruhig und besonnen. Das erhebende Gefühl der Befreiung von der Dänenherr« schäft unterdrückte er gegenüber den abziehenden Dänen und machte ihnen das Quartier, das letzte mit der Henkers. Mahlzeit so erträglich und mundgerecht wie möglich. Deshalb fühlten dis Dänen, die überhaupt nicht an das Ende ihrer Herrschaft in Schleswig-Holstein glaubten, auf Grund ihrer Erfahrung ans den Kriegsjahren 1848/50, sich in ihren Quartieren auch jetzt noch heimisch und be« haglick wie zu Hanse. Nach kurzer Ruhe im Quartier G oldener Moden. Sie lächelte wehmütig. Durch ihre Seele zog wohl vor- ibnend der Gedanke, daß sie dieses Glückes nicht lange mehr froh sein würde. Reinhard erhob sich, sah im Zimmer umher und rief freudig aufaimend: „Und alles hier ist so lauschig geblieben, wie in früherer Zeit, so traut, so gemütlich und von Veilche nduft durchzogen. Blühen sie wieder, Deine selbstgezogenen Veilchen? Ich bringe Dir übrigens einige Sorten fremdländiger Blumenknollen mH' da wollen wir einmal sehen, ob sich auch daran Deine Kunst bewährt." Irma näherte sich dem Gaste mit einem Lab.irunke und Reinhard sagte zu ihr: „Auch Ihnen, Irma, erlaubte ich mir einige Neuheiten mitzubringen. Morgen früh schicke ich Poppel damit her. Die Koffer waren jetzt noch nicht geöffnet." „Vielen Dank! Ich freue mich schon darauf." Der Weitgereiste mußte nun im traulichen Beisammensein seine Erlebnisse berichten und die Zuhörerinnen wurden nicht müde, ihm zu lauschen. Nasch hatte sich das Band der Zusammengehörigkeit wieder gescklungen und Reinhard konnte unter dem Zauber dieses lauschigen Heims kaum begreifen, daß er es so lange zu ent- Jn derselben Zeit, zu welcher Reinhard seinen Besuch Sei ver Tante abstattete, trat Poppel bei seiner Wirtin Pauline Schmitz ein. Sie saß, mit einem mächtigen grauen Kater, dem Nach folger des so sehr geliebten alten Fritz, auf dem Schoße, vor ihrer großen Kaffeekanne und ließ sich den braunen Trank »ortresflick munden. Als Poppel in der geöffneten Tür erschien, so unverhofft, jo unangemeldet, blieb ihr vor Schreck beinahe der Biffen im Munde stecken. „Poppel! Schwarzer!" rief sie und schlug die Hände zusammen. „Meiner Seel', da stehen Sie leibhaftig vor mir, wie vom Himmel geschneit!" „Ja, da bin ich! Guten Tag, Frau Schmitz! Schöner sind Sie gerade nicht geworden, seitdem ich fort war. Kann ich wieder in mein Mauseloch bei Ihnen einkriegen?" „Dar können Sie, obgleich sie durch den Umgang mit den Rothäuten noch besser gelernt haben, grob zu sein wie mir scheint." „Die Rothäute sind immer noch bester, als Ihr neues häßliches Katervieh. Sehen Sie nur, was er mir für einen runden Buckel zeigt." „Na, kommen Sie her und trinken Sie Friedenskaffee mit mir! Da langen Sie sich eine Tasse vom Schranke herunter pusten Sie erst 'mal den Staub heraus, und dann erzählen Sie mir, was Sie alles erlebt haben. Donnerkeil, man macht doch eine solche gewaltige Reise nicht ohne Erfahrungen und kuscht sich nicht so maulfaul unter die Decke!" „Das weiß Bott, daß ich was erlebt habe, Frau Schmitz! Sperren Sie man Ihre Ohren gehörig auf! Sie werden sich wundern, was Sie alles zu hören kriegen! Klaftertief habe ich unter dem Wasser gelegen und die Haifische schnupperten schon an mir herum!" „Na, setzen Sie sich 'mal erst, Poppelchen, und dann kann's losgeheu. Poppel folgte ihrem Wunsche und begann zu erzählen, er trug mit möglich st dicken Farben auf, so daß seine Zuhörerin ordentlich dar Gruseln bekam. Endlich sagte sie: „Es muß aber doch ein höllisches Stück Geld gekostet haben. Die Reise erst und dann der Aufenthalt in Amerika." „Hat sich aber bezahlt gemacht, denn Herr Reinhard war kolossal fleißig drüben. Meister Göpel mann hat ihn nicht umsonst so zur Arbei erzogen, und die Reisekosten für ihren Sohn hat Frau Klinger LktraLtn.^ . ! Jäh reckte Frau Schmitz bei diesen Worten den unschöne» Kopf vor und riet: „Den Sohn? Den Sohn? Ist denn der Georg —" „Ja, den haben wir mitgebracht, aber krank und elend!" „Sieh, sieh! Wird ja eine rechte Wiedersehensfreude ge» wesen sein! Gucke 'mal einer an! Die Klingern! Hat sich ihren Sohn so ganz heimlich eingeschuggelt! „Wieso denn eingeschmuggelt?" „Er ist ja doch steckbrieflich verfolgt!" „Daran habe ich noch gar nicht gedacht; ach, der hat ja kaum noch das liebe Leben! Nun also: wie steht es denn mit meinem Logement? Kann ich gleich so einrücken?" »Ja, ja, versteht sich! Aber in Ihrer alten Lade ist der Wurm. Sie werden sich bald eine neue anschaffen müssen." „Wollen sehen! Gute Nacht, Frau Schmitz!" „Gute Nacht, Poppel! Da, nehmen Sie Ihre Lamps vom Schranke und blasen Sie erst den Staub herunter." Poppel willfahrte ihr und verfuchte dann, sich in dm jetzt ungewohnt engen Raume wieder häuslich einzurichten. Mohr, den man bei Göpelmanns zurückbehalten hatte, kam atemlos angestürzt und kratzte mit den Pfoten an der Wr, Einlaß begehrend; er war erst zufrieden, als sein Herr ihm erlaubte, sich zu Füßen feines Lagers niederzustrecken. „Nun habe ich das elende Hundevieh auch wieder zu dulden!" murmelte Frau Schmitz. Hierauf nahm ihr Gesicht einen wahrhaft teuflischen Aus druck an und sie fuhr in ihrem Selbstgespräche fort: «Ha, Frau Klinger! Jetzt habe ich Dich in der Tasche! Endlich, endlich wird es mir gelingen, Direinen empfindlichen Hieb zu versetzen. GlanbstDu, ich hätte vergessen, daß Dein Sohn steckbrieflich verfolgt wurde, weil er wegen schimpflichen Bankerotts gefaßt werden sollte? DerSteäbrief ist nicht ver jährt, sondern von Zeit zu Zeit erneuert. Also habe ich Dich in der Hand, Dir eine empfindliche Schlappe zu versetzen! Warte, warte — jetzt soll die stolze Klingern die Paulin« Schmitz kennen lernen!" behren vermochte. * ganze Weltmarktlage wieder günstiger für diese Geschäfts- zweige wird. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse für die Maschinen-Jndustrie, die ja auch etwas mehr Beschäftigung hat, aber auch erst dann wieder in rechte Blüte kommen kann, wenn die ganze Industrie mehr Aufträge hat. Das gilt auch von allen noch bessere Zeiten ersehnenden Wirt schafts- und Handelsgebieten, in denen jetzt der Gülerabsatz noch ungenügend ist. Dio beiden Deserteure. Sylvester-Skizze von Friedrich Sieck. (Nachdruck verboten.) Die Neujahrsglocken des Jahres 1864 läuteten die Befreiung Schleswig-Holsteins von der Dänenherr schaft ein- Die Bundestruppen, Hannoveraner und Sachsen, waren in Anmarsch und hatten bereits die Grenze Hol steins überschritten- Die Dänen machten m Holstein Schritt vor Schritt den Bundestruppen Platz Die Vorwärtsbewegung der Buudestruppen ging nur sehr langsam, so daß die Da- neu auf ihrem Abzüge sich nicht zu übereilen brauchten. Immer langsam voran, damit die Bundesarmee nachkommen kann, und so wgr es auch in Wirklichkeit. Die Dänen nahmen die Bundestruppen überhaupt nicht ernst. Erst als die preußische Armee sich in Bewegung setzte, fingen die Dänen an, ihr Begriffsvermögen von dem Ernst der Lage soweit zu schärfen, daß sie sich beeilten, aus Holstein heraus zu kommen und den Rücken festzukriegen in dem Danewerk. , Dos Danewerk war ein Festunaswall zwischen Rends-