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Zweites Blatt. W-Ml » M>Än,ji Tharandt, Jossen, Sieöenlehn und die Amgegendm. Amtsblatt für die Ugl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkzardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, KefselSdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn« Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonuabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnfertionspreiS 15 Pfg. pro viergespaltene Korpuszeüe. Druck und Verlag von Marlin Berger m MISdrufi. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger LaseM. No. 22. I Sonnabend, den 2V. Februar 1W4. KL. Jahrg» Konntagsbetrachtung für Sonntag Anvseavit. 2. Cor. 6, 1 u. 2. Wir ermahnen aber Euch als Mithelfer, daß Ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfanget. Denn er spricht: Ich habe Dich in der angenehmen Zeit erhöret und habe Dir am Tage des Heils geholfen. Sehet, jetzt ist die ange nehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils." In die ernste Passionszeit sind wir eingetreteu in dieser Woche, in die heilige Passion des Herrn führt uns der Apostel Paulus hinct 1 in ' i llM Worte; er will die Passion des Herrn für uns selbst zu einer Passion machen, er denket an uns, die er Mithelfer nennt. Wen meint er mit diesem Worte? Diejenigen zuvörderst, die das Amt zur Verkündigung des Wortes vom Kreuze empfangen haben. Nicht die Erkenntnis des Heilsweges macht den Prediger, sondern der Wandel auf demselben, sein Zeugnis mit Wort und mit der Tat, daß er dem Herrn nachwandle. Im weiteren meint der Apostel unter Mithelfern aber auch alle Christen, denen die Passion des Herrn die herrlichste Frucht gebracht hat, den Frieden mit Gott und das selige Erbe im künftigen Leben. Ec ermahnt sie daran, daß sie die Passion des Herrn zu ihrer eigenen machen sollen. Siehe' wenn eine lose Hand eine Pflanze aus dem Erd- reich rauft, so reißt sie auch die Erde mit auf, und der Boden um die Wurzel herum wird auch mit emporgehoben und der Erde entrissen. Wir Christen stehen alle Tage um das Kreuz herum als diejenigen, denen es die süßeste Frucht getragen hat. Wir sehen, wie das edelste Reis herausgerissen wurde aus seinem festen Stande und dann zu Boden getreten wurde. Sollte nun nicht auch das Erdreich ringsum locker werben, sollten wir nicht auch emporgehoben werden aus unseren Alltagsgedanken und trauern, daß solches dem edelsten und schönsten der Men schenkinder, dem eingeborenen Sohne Goltes, widerfahren Brunhilde. 19 Roman von Gers egg. Das Anerbieten des jungen Mädchens setzte mit einem Male die Tatsachen in ihr Recht. — Was wird aus dem Zweck seiner Reise? Welche Verwicklungen für ihn und Andere können entstehen, wenn erkrank und bettlägerig werden sollte? Ganz davon abgesehen, daß er wochenlaug an dem Gebrauch der rechten Hand gehindert sein wird, so daß er nicht einmal Bericht darüber geben kann, was ihm zugestoßen ist! Unter so widrigen Umstünden zeigte sich die ruhige Ueber- legemwi des Mannes. Was geschehen war, war geschehen, daran > uch nichts ändern. Aber weitere schlimme Folgen dunte e-' U' mben, vor allen Dingen durste er nicht krank werden, rr t cm« der linken Hand schreiben könne, da es doch rechten Hand nicht möglich war; und gan, be.owers durste er nicht unter wildfremden Leuten rrank werden, man konnte nicht wisse« imL^ nickt Tinge ausiprechen . . . Das Anerbieten dieser beiden Menfchen mußte er al,o annebmen; wenn irgendwo, durfte er hoffen, unter ihrer dankbaren Pflege gesund zu bleiben und im schlimmsten Falle konnte er sicher fein, von ihnen nicht verraten zu werden. Und da er wohl fühlte, wie ernsthaft, aus wie treuen. Herzen das Anerbieten gemacht war, antwortete er nach kurzer Pau e, wahrend der ihm das Mädchen schweigend in die Augen sah: , . . _ . -. „Fräulein Hartungg, es hätte keinen Zweck, wenn ich höfliche Redensarten machen wollte; ich weiß, daß ich Ihnen Unruhe und Sorgen und Mühen im Hause verursachen werde, ich fühle aber auch, daß Sie und Ihr Herr Vater sich den selben gern unterziehen werden; ich will mich übrigens so wenig wie möglich bemerklich machen. Jedenfalls nehme ich Ihre Güte mit tiefgefühltem Danke an; das Schiewer'sche Haus ist ja recht gut, aber es ifl eben ein Hotel, und bei nner Erkrankung ist man in solchem lein angenehmer Gast. mußte? Aber aus der Trauer will uns der Apostel Paulus i zugleich in die seligste Freude überführen. Er erinnert < an die Gnade, durch welche uns der Herr aus dem Ver- < derben errettet hat, er sagt: „Ich habe Dich in der an- ! genehmen Zeit erhöret und habe Dir am Tage des Heils I geholfen, sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der i Tag des Heils." Ja, für uns Christen ist die Leidens- ' zeit des Herrn eine angenehme Zeit und hochwillkommen, i Die Sünde ist-nun auch von uns genommen, der alte Schuldbrief ist durchrissen worden, Gott hat das Leiden des Reinen und Heiligen für uns angenommen. Wir haben einen Zugang wieder gefunden zum Vater und der Vater hat uns zu Gnaden angenommen. Für den Herrn selbst aber war es ganz anders; für ihn selbst war unsere angenehme und gnadenreiche Zeit eine Zeit der furchtbarsten Pein und der schwersten Marter, er hat ' den Leidenskelch bis zum letzten Tropfen trinken müssen, er hat aus großer innerer Not herausgebetet. „Vater ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber", aber nicht sein Wille sollte geschehen, sondern der Wille des Vaters. Darum ist er für uns zur Sünde gemacht worden, t auf daß wir in ihm würden die Gerechtigkeit, die vor ! Gott gilt. Und was muß daraus für uns folgen? Eine i Dankbarkeit muß aus unserem Herzen hervorsprießen und muß sich anranken an diesem Gnadenreichen Tun des I Herrn, daß sie zum Himmel emporwachse. Gehe hin in 1 den Garteni Da findest Du kaum eine Stelle, die so von I der lieben Sonne vergessen wäre, daß nicht eine arme i kleine Pflanze noch hervorwüchse und noch Nahrung und i Leben fände, und wäre es auch nur ein armseliges Gräslcin oder ein unscheinbares Moos. Und hier in der Passtons zeit ist der lieblichste Sonnenschein vom Himmel — er fällt in den Garten hinein, in welchen Garten? In dein Herz, o Christ. Da soll es auch ferner blühen und her vorwachsen nur in heilige, unverlöschlicher Dankbarkeit, Nochmals meinen herzlichsten Dank. Mit Ihrem Herrn Vater spreche ich nachher; er kann augenblicklich wohl nicht das Steuer verlaßen?" Und ganz unvermittelt fuhr er fort. „Sie sind gar nicht neugierig, was ich von Ihnen ge träumt habe, Fräulein Hartungg?" Die siegreiche Freundlichkeit seines Wesens, die Unbefangen heit seines Geistes gegenüber der ernsten Situation überwanden die düstere Gemütsstimmung des jungen Mädchens eiu lieb liches Lächeln glitt über ihre Züge und sie antwortete: „Sie sollen es mir später erzählen. Ich will jetzt Papa am Steuer ablöfen, und er wird zn Ihnen hereinkommen." Bald darauf erschien der Hasencapitän; er legte seine Hand ans Steinberg's Kopf und sagte: „Sie sollen es bei uns wie zu Hause sein! Sprechen wir nicht weiter darüber!" Steinberg antwortete tief bewegt: „Ich danke Ihnen!" Beide schwiegen einen Augenblick in Nachdenken ver sunken; dann sagte der alte Mann: „Wenn es Ihnen rech» ist und Sie es für gut halten, dann wünschte ich wohl, dar wir über das, was heute vor gegangen ist, zu meiner Toä t»r nicht sprechen, wenn sie nicht selbst davon anfängt, und das wird sie sobald nicht tun. Ich kenne sie — sie hat eine Natur wie ich: sie spricht nicht viel und arbeitet ernste Sachen mit sich ganz allein durch; und vor Allem: Trost beleidigt sie. — Sie gehört eigentlich gar nicht in diese heutige Welt kinein, sie hätte vor wuwno Jahren ^ben müssen, als es hier noch Götter Göttinnen und Niesen und Riesinnen gab. Ich weiß auch wohl, wmnm sie den Kupper „Brunhilde" getauft hat. — Sie Hal wein Naturell wir biegen nicht eher brechen wir. — Sie wird Ihnen viel leicht nicht einmal danken — aber wenn Sie ni ibr jagen: Springe für mich in's Wasser! — Dann jpcingi sie." Einen fernstehenden Beobachter hätte die zarte Fürsorge des Vaters für die GeMe 'einer Tockter, Nnaesichts feiner sonstigen Rückstchtslostgleit uno feines gewalttätigen Wesens, nicht ein armes MooS laß' es sein, sondern eine feste Staude, eine starke Liebe, die zum Himmel wachse. Und aus der Liebe und aus der Dankbarkeit gehet dann überall der feste und innige Glaube hervor und aus dem Glauben der fromme Wandel in den Fußtapfen des Herrn, der das Wort wahr macht „Kreuzigt Euer Fleisch mit samt seinen Lüsten und Begierden". Wenn das wieder die Wirkung der heiligen Passion des Herrn würde, dann würde wieder gebaut an dem Reiche Gottes auf Erden, der Himmel käme auf die Erde hernieder — es gäbe keinen Bruderzwist und keine Zerklüftung, keinen Klaffen kampf und keine Parteien — und keinen blutigen Krieg- Aturze Lhrsnik. Die Einnahmen der deutschen Eisenbahnen sind auch im Januar wieder bedeutend gestiegen. Der Güterverkehr ergab über 90 Mill. Mk. oder 4^ Mill, mehr, der Personenverkehr 34,14 Mill, oder 2,70 Mill. Mark mehr. Nach Unterschlagung von 17000 Mk. ist dem B. T. zufolge der Bahnhofsassistent Hugo Spielmann aus Berlin geflüchtet. Spielverluste sollen ihn zu der Ver» untreuung veranlaßt haben. Die Stadt Schmiedeberg, (Provinz Sachsen, be kannt durch ihre Moorbäder) ist in der Nacht zum Don nerstag von einem Kirchturmbrande heimgesucht worden, der die ganze Stadt gefährdete, weil die Löschgeräte nicht ausreichtrn. Funken flogen umher, sodaß das Pfarr haus, die Sparkasse und das Rathaus geräumt werden mußten. Hilfe aus Halle beseitigte die Gefahr. Der noch nicht 14 Jahre alte Schüler Otto Franke aus Ronneburg wurde wegen versuchten Mordes von der Altenburger Strafkammer zu 6 Jahren Gefängnis ver urteilt. Er hatte auf eine 87jährige Lehrerswitwe zwei Mordversuche gemacht, um Geld zu erlangen. in Verwunderung setzen können. Herrn Steinberg aber, a« sich ein Menschenkenner und überdies durch die Mitteilungen Schiewer'S einigermaßen unterrichtet, war es um so leichter, die scheinbar widerspruchsvolle Art des Alten zu verstehen, als er, genau genommen, denselben Charakter hatte, gemildert allerdings durch sein Auswachsen unter anderen Verhältnissen und durch seine jüngeren Jahre gegenüber der versteinerten > Selbstherrlichkeit des Anderen. Sie Beide faßten das Wort - Herr in doppeltem Sinne auf, es bedeutete auf der einen Seite den unbedingten Gehorsam des Schwächeren, auf der i anderen den nie und unter keinen Umständen versagenden ' Schutz des Stärkeren. Hatte er selbst doch schon bei dem > kurzen Gespräch mit Maria der Vorgänge auf dem Nevekol in keiner Weise gedacht. Er stimmte also dem Alten zu. So kurze Zeit auch erst er die Ehre ihrer Bekanntschaft hätte, so wären doch die Umstände, unter denen sie entstanden nnd fortgesetzt sei, solcher - Art gewesen, daß er sich über den Ctwraiter der jungen Dame ein v orläusig Urteil wohl erlauben dürfe. Sie nehme . das Leben von einer durchaus ernsten Seite, habe sehr viel nachgedacht und über Manches, vielleicht schon über Alles - vollständig abgeschlossene Ansichten. Wenn sie es für paffend erachtet, wird sie selbst davon anfangen, und er, Steinberg, sei überzengt, sie würde das Richtige lreffen. Nachdem dieser Punkt erledigt war kamen doch die beiden Herren unter sich aus die Ereignisse des Tages zu sprechen. Es war nicht des C pitäns Art, viele Fragen zu stellen und so wurde es Herrn Steinberg leicht, seine Anwesenheit auf dem Nevekol durch seine Malstudien zu erklären; der Hafenmeister seinerseits teilte im Vertrauen mit, daß er i gestern Nachmittag Ordre bekommen hätte, heute, zusammen mit einem Regierungsbaumeister aus Danzig, der gestern Abend eintreffen sollte, eine Jnspeciionsfahrt nach dem Reve- kol zu unternehmen, auf dem ein Leuchturm und eine Be- obachtungsstation erbaut werden jollten.