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----- Warandt, Nossen, Sieömlehn und die Umgegenden Amtsblatt I 57. Zahl«, Qonuersrug, VE Januar it,M vro 5. daß seine Behauptungen neu, aber aus altem Wissen auf gebaut seien. Während Schiller das Jenseits als ein schönes Wunderland schildert, wird es spiritistisch als ein Sommerland hingestellt. Redner schloß mit den Worten: „Unsere zukünftige Stätte ist uns nun bekannt. Wollen die Astronomen dies auch bestreiten, so hat das Wahre doch gesiegt. Ar die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Bekanntmachung. Donnerstag, den 12. Januar d. I., Abends' 2? Ahr öffentliche ZtachgemeinlkrachMuilg. Die Tagesordnung hängt im Rathhause aus. Wilsdruff, den 10. Januar 1899. Der Bürgermeister. Bursian. Ortweinl wöLentUH dreimal und zwar Tiensiags, Lonnersiugs uuo sonnaoenos. — Bezugspreis vterletjäyrUcy 1 Ml. ->o ps., dura, occ Poß oezogen 1 Mt. 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpnszeile. Dmck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Arankenkasse. Die Beiträge zur Kranken- und Jnvattditäts- und Altersversicher ung auf das 4. Vierteljahr 1898 sind zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung Vls zum Januar 18ÄS anher zu entrichten. Wilsdruff, den 30. Dezember 1898. Die Gemeindekrankenversicherung. politische Rundschau. j Der Reichstag ist am Dienstage wieder zusammen- sl getreten. Hauptgegenstand der Verhandlungen war die? Interpellation des Vorsitzenden des Bundes der Land- ' wirthe, Frhr. von Wangenheim: „Ist der Herr Reichs kanzler bereit, Auskunft über die Ergebnisse der Enqueten zu ertheilen, die in verschiedenen Bundesstaaten über -io angebliche Fleischnoth stattgefunden haben?" Das von der Regierung gesammelte Material ergiebt, daß eine wirk liche Fleischnoth nicht beobachtet worden ist. Dem Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein, Staatsminister v. Köller, sind in Hadersleben wegen seines Vorgehens gegen die Dänen große Ehrungen be reitet worden. U. a. wurde ihm ein Fockelzug gebracht.. Einer Deputation dänischer Landleute des Kreises, welche« um Einstellung der Ausweisungen von Dänen bat, er-ss widerte der Oberpräsident, daß die Ausweisungen sich nichts gegen die dänische Bevölkerung, sondern gegen die dänische Agitation richten, die infolge des Treibens der dänischen, Presse und der Agitations-Versammlungen einen unerträg lichen Grad erreicht habe. Sobald die dänische Partei diese Agitation einstellen würde, würden auch die Aus weisungen aufhören; ohne diese Vorbedingungen sei aber an ein Abweichen der Staatsregierung von dem betretenen Wege nicht zu denken. . . Die deutsche Ausfuhr im Jahre 1898 belauft sich um mindestens 25 Millionen Doppelzentner höher als im Jahre 1897. Die Ausfuhr nach England und Oester reich-Ungarn, die 1897 gegenüber dem Vorjahre ungünstig abschloß, hat sich 1898 wieder recht stattlich gehoben. Der deutsche Export nach den Vereinigten Staaten von Amerika hat allerdings nachgelassen, aber, abgesehen von Zucker- lange nicht in dem befürchteten Maße Die Ausfuhr nach Rußland ist stark gewachsen, nach China nnd Frankreich nur wenig. Ansehnlich gehoben hat sich der deutsche Ex port nach Dänemark, Norwegen und Schweden. Biel besprochen wird folgendes Inserat des freisinnigen Reichstags-Abgeordneten Fahle: „Nach wie vor bin ich als Rechtsanwalt und Notar in Schwiebus thätig, da ich nur au den wichtigsten Plenarsitzungen des Reichstage?- theilzunehmen in der Lage bin; auch zu diesen treffe ich' rechtzeitig ein, wenn ich den Mittagszug benutze. C. Fahle, Rechtsanwalt nnd Notar. M. d. R." - Nach dem Fahr plan trifft der Mittagszug um vier Uhr in Berlin ein Herr Fahle kommt also, wenn er sich beeilt, manchmal ge rade noch rechtzeitig zu den Abstimmungen. An den Ver- Handlungen kann er sich natürlich nicht betheiligen, selbst nM einmal genau über eine Vorlage orientireu, er wird stch also bei der Abstimmung lediglich nach den Ansichten, semer Freunde richten müssen. - Auch ein Beitrag Ml,/ Thema Parlamentarismus! Außer ihren bereits zahlreich vorliegenden aus . alter,j Bekannten bestehenden Anträgen will die sozialdcmo.^ lratfiche Fraktion, wie verlautet, noch eine Resolution ein- bnngen, m der sie einen „Schutz für die Schulkinder" ver langt. Welche Schulkinder und wovor sie geschützt werden sollen, sowie welcher Art der Schutz sein soll, wird sich erst später ergeben. - Der englisch-französische Gegensatz, der nach dem Zwischenfall von Faschoda nur nothdürftig überbrückt Wo ist das Jenseits, -a unsere Tsten wandeln? Von unserem Dresdner ^-Korrespondenten. Ueber dieses hochwichtige Thema hielt am Sonnabend Abend 8 Uhr im Saale des Etablissements „Tivoli" in Dresden Herr Dr. Egbert Müller aus Berlin, ein hervorragender Gelehrter, einen zweistündigen Vortrag. Das aus etwa 1000 Personen bestehende Auditorium folgte den Ausführungen des Redners bis zum Schluffe mit gespannte.?. Interesse. Herr Dr. Müller ging von der Behauptung aus, daß alle unsere Toten leben, sie müssen leben denn ein allmächtiger, heiliger, ewiger Gott lebt Alles Geschaffene ist ein Sein. Was da ist, das ist von Gottes heiliger Willenskraft vollzogen und das ist unzerstörbar, denn es kann auch ein. Geist sich selbst nicht vernichlcn. Gott ist auch die Liebe und die Liebe ver nichtet nicht. Also die Toten leben und leben in Ewigkeit, denn der heilige Geist ist ewig. Es heißt: „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen." Hierdurch haben wir die Gewißheit der Unsterblichkeit. Diese hat man sich in zweifacher Weise gedacht 1) in einein ewigen Bestehen im ewigen Wechsel, in einem ewigen Vorgehen und Werden, oder 2) in einem ewigen Bestehen in fort währender Thätigkeit. Bei der Beantwortung der Frage: „Wo leben unsere Toten?" haben wir eS mit heiligen Dingen zu thun, denn heilig ist der Tot, heilig ist das Gedenken unserer Verstorbenen, heilig ist das Dunkel über dem Grabe hinaus. Furchtbar ist aber das Nimmer wiedersehen, furchtbar ist das Wort: „Vorbei!" . . . Haben wir diese Erkenntniß von der Unsterblichkeit und Gott, so müssen wir uns fragen, aus welchen Quellen wir diese Erkenntniß Haven. Wir können diese Erkenntniß entweder aus der Religion oder der dankbaren Betrachtungen von Erfahrungen über die Dinge der Natur, aus dein Menschen wesen haben. Im ersteren Falle ist diese Erkenntniß eine Glaubenssache, stützt sich aber diese Erkenntniß auf denkende Grfayrung, vann haben wir es mit keiner kirchlichen Frage mehr zu thun, denn was dem Menschen nicht völlig klar geworden Nt, das brauch^ der Mensch in seiner Seele nicht auszunehmen für seine Seligkeit. Hier leben wir in dem Lande des Glaubens. Der Dichterfürst Schiller, der sich auch mit dem Suchen des Bemetts beschäftigte, sagte, daß nur ein Wunder uns tragen kann in das schöne Wunder land. Die bisherigen Beantwortungen der Frage nach dem Jenseits müssen als unzulänglich betrachtet werden, weil sie sich nicht auf positive, rationelle Unterlagen stützten. Die Theologen beantworten die Frage nach dem Jenseits kurz in folgender Weise: „Der Himmel ist, wo Gott ist.' Allein, wo ist Gott? Gott ist überall paßt nicht auf das Jenseits, die Allgegenwart Golles ist nicht auf einen Engel über tragbar. Nicht zutreffend ist auch die Beantwortung der »ragen nach unseren Toten, daß sie vor Gott wandeln, auch wir Lebenden wandeln vor Gott; die Ver- ,°rdeaen im Jenseits, wir im Diesseits. Die Naturforscher als man sie nach dem Jenseits fragte, auf die Him- nnm wer hingewiesen. So hat beispielsweise ein Aftro- rw'n den Wunsch, auf einem Kometen fortzuleben. Die k-n^w^r bezeichnen als die Wohnungen der Verstor- Planelen oder Fixsterne. Sterne können aber nn sympa hlsches Jenseits lein. Bei den Nalur- /ntt also hier Widerspruch auf Wiederspruch her- vor. Die Philosophen sehen das Jenseits nicht in einem anderen ^rt, wabern nur in einem anderen Zustand unseres Selbftfeul, allein wenn wir nach dem Leben in einen ganz anderen Zustand gerathen, so kennen wir uns selbst nicht mehr, wir will eil dann auch nichts mehr von unseren An gehörigen. Die Anschauung riecht stark nach Atheismus. Man ersieht hieraus, daß alle Antworten nach dem Jen seits nicht harmonisch sind, ja daß sie unsere Seele sogar niederdrücken. Herr Dr. Müller hob hervor, daß seine Beantwortung der Frage nach dem Jenseits eine allein stehende sei. Seine Beantwortung entspringe einer astro nomischen und psychologischen Anschauung. Paradox, aber von ihm begründet sei, der Satz, daß das Weltall nicht unendlich ist, daß unser Geisteswesen nicht im materiell ist, sondern ein in besonderer Art materielles Fortleben in einem materiellen Jenseits. Diese beiden Sätze werden übrigens durch die Bibel unterstützt. Herr Dr. Müller schöpft seine Bealltwortung der Frage nach dem Jenseits aus vier Quellen, nämlich 1., aus der Menschen natur, 2., aus der heiligen Schrift., 3.. aus der Astrono mie, 4., aus dem Spiritismus. Nach Ansicht des Herrn Vortragenden kann die hohe Bedeutsamkeit dieser Quellen für ernste Erkenntniß nicht verkannt werben. ''Die Quellen, welche die Natur des Menschen Herrn Dr. Müller bietet, silid zwei Aeußerungen der menschlichen Natur: 1., die Wendung des Auges nach oben, wenn der Mensch seinen Gott sucht, 2., die aufrechtstreöende Haltung des Menschen. Nur der Mensch kann naturgemäß aufblicken, nicht das Thier. Das ist ein Beweis dafür, daß wir nicht für die Erde bestimmt sind. Alle Völker betrachten den Himmel als das Jenseits. Erde und Himmel sind untrennbar für alle Völker. Die Natur des Menschen muß bei der Be antwortung der Frage nach dem Jenseits voll berücksichtigt werden. Schiller sagt: „Der Geist beut sich dem Körper." Die Spuren der Natur führen uns zur Wahrheit und des Menschen Spur sucht den Himmel in der Höhe, mithin ist das Jenseits in der Höhe, aber in der entferntesten Höhe. Die Lehren der heiligen Schrift, der Bibel, verstoßen nicht gegen die Astronomie. In dem Weltmeer der Bibel liegt noch Vieles verborgen. Nichts ist in der Bibel inhalts- oder bedeutungslos. Sie ist eine Schöpfung Gottes. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde", heißt es in der heiligen Schrift, und hier ist nicht der astronomische Himmel, sondern das Jenseits gemeint. Die Astronomie ist eine positive Erfahrung, sie arbeitet mit den schärfsten Instru menten, mit der siegreichsten aller Wissenschaften, mit der Mathematik, aber allein ausschlaggebend ist diese exakte Astronomie schon um deswillen nickt, weil sie ihr Augen merk nur auf das weite irdische Reich richtet. Dieser Sternenhimmel bildet aber den jenseitigen Himmel nicht, auf den Gestirnen wandeln unsere Todten nicht. Der Sternenhimmel ist begrenzt, denn die Weltkörper folgen einer strengen Mechanik und daraus ist zu entnehmen, daß der Sternenhimmel begrenzt ist. Arestotheles sagte schon, daß der Sternenhimmel begrenzt sei, begründet hat er es freilich nicht, aber er hat es in seinem großen Geiste ge schaut. Weun nun der Kosmos beschränkt ist, muß das astronomische Weltall auch begrenzt sein, materiell einge- fchlffsen sein. Nach Dr. Müllers Anschauung beträgt der Durchlnesser des irdischen Diesseits, zu welchem er auch den Sternenhimmel rechnet, 6000 Jahre und oberhalb dieses irdischen Diesseits ist das überirdische Jenseits, wo unsere Totem wandeln. Wer den hohen biblischen Ernst nicht erkennt, der bleibe weg von der Bibel. Der 148. Psalm spricht die Reihenfolge des ganzen Weltdaseins aus, tue Bibel' weist auf die Auffahrt Christi hin, in der Bibel ist der Ausdruck: „Himmel aller Himmel" zu finden, auch spricht die heilige Schrift von einer Auffahrt in den dritten Himm-el, den Himmel des Jenseits. Der Planetenhimmel ist alsj Büßerstätte anzusehen, während man betreffs des Fixster.nenhimmel noch im Dunklen tastet. Nur ein Me dium soll Herrn Dr. Müller bestimmt gesagt haben, daß der Mxstcrnenhimmel nicht allein zum angaffen, also für die A stronomen da ist. Der Herr Vortragende betonte,