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Tante. „Mir kommt die ganze Warnung schon recht lächerlich vor. Am Ende werden wir doch nur von dem guten Kalthoff genarrt.". Adele suchte vergeblich der sorglosen Frau eine andere Ansicht bei zubringen; sie blieb dabei, daß sie überhaupt nichts zu fürchten habe und nicht eher reisen wolle, als bis das erkankte Pferd wenigstens aus aller Gefahr sei. Es litt das junge Mädchen nicht länger im Zimmer; es wollte sich selber von der Krankheit des Thieres überzeugen und eilte in den Stall. Da lag wirklich der arme Fuchs an der Erde und zitterte an allen Glie dern, während ihm Schaum vor dem Munde stand. Von Zeit zu Zeit wollte es sich erheben und stürzte dann wieder zusammen. Abele vermochte diesen Anblick nicht lange zu ertragen und eilte wieder hinweg. Unge duldig und unruhig wartete sie auf die Rückkehr des Kutschers, während ihre Tante ein Journal zur Hand nahm und sich mit gewohnter Sorg losigkeit in ihre Lektüre vertiefte und darüber die Außenwelt vergaß. Die jetzt 'm Zimmer herrschende Stille wurde Plötzlich durch den hastigen Eintritt Augusten's unterbrochen, die mit dem Jammerruf herein stürzte: „Ach, gnädige Frau, ich muß auf der Stelle fort, meine Mutter liegt im Sterben!" und die Dirne fuhr dabei laut schluchzend mit der Schürze über die Augen. Frau v. Tellbcrg fühlte sich durch diesen Auftritt unsanft aus ihrer behaglichen Stimmung geweckt, dennoch sagte sie theilnahmvoll: „Armes Kind! Ist es denn wahr?" „Anton hat mir die Nachricht gebracht. Er ist der Botenfrau be gegnet, die zu mir hat gehen gewollt. Ich soll gleich kommen, sonst ist es zu spät, läßt mir die Mutter sagen. Werden Sie mir erlauben, gnä dige Frau, daß ich auf der Stelle gehen darf? Es ist ja meine Mutter!" und die Augen des gutmüthigen Geschöpfes füllten sich von Neuem mit Thränen. „Natürlich das ist gar keine Frage. Mache Dich nur sogleich auf den Weg." „Aber es ist noch nicht alles für das Mittagbrot vorgerichtet und gnädige Frau —" „Das thut nichts, Kind, ich darf Dich deshalb nicht zurückhalten. Geh' nur, wir werde schon allein fertig werden, nicht wahr, Adele ?" wandte sie sich lächelnd zu ihrer Nichte, die nur mit dem Kopfe nickte, denn sie vermochte in ihrer Aufregung nicht zu sprechen. Da kam schon wieder ein neues Hinterniß, um ihre Reise noch weiter hinauszuschieben. — Wollte denn das Schicksal in dämonischer Schadenfreude ihnen den Weg der Rettung so lange versperren, bis es zu spät war?! ... Auguste eilte schon erleichterten Herzens hinaus, um von der Erlaubniß ihrer Herrin Gebrauch zu machen. Bald darauf erschin Anton und be richtete, daß er den Thierarzt nicht zu Hause angetroffen habe, der Fuchs jedoch ein wenig besser sei, freilich wage er nicht, ihn schon heute ein zuspannen und Frau v. Tellberg erklärte kurz entschlossen, daß sic ohnehin heute nicht mehr fahren wolle, da Auguste so plötzlich fortgerufen worden. „Ja, sie ist weggestürzt wie verrückt", sagte der Czeche und zeigte sein dummes, gleichgültiges Lächeln. „Sie mußte wohl eilen, wenn Du ihr eine solch' traurige Nachrickt bringst", entgegnete seine Herrin; aber sagte die Botenfrau wirklich, daß die Mutter Augusten's im Sterben liege?" (Schluß folgt.) Vermischtes» * Ein: seltsame Hockzeitssitte. In der Bretagne herrschte der selt same Brauch, daß wenn ein Brautpaar den priesterlichen Segen empfangen hatte, der Bräutigam der neuen Ehewirthin erst eine Maulschelle, mit den Worten „So schmeckt es, wenn Du mich böse machst," und dann einen Kuß, mit dem Zusatze „Und so, wenn Du mich gut hältst," verabreichte. Als nun ein Bretagner ein deutsches Mädchen, eine Schwäbin, hei- rathetc, wurde ihr ebenfalls die Maulschelle von der Hand ihres Ange trauten zu Theil. Mit der Sitte unbekannt, wartete aber die junge Frau den Kuß nicht ab, sondern gab ihm windschnell eine so kräftige Ohrfeige, daß er an die Wand taumelte, mit der Replik: „Weischt, dasch kann mer scho net g'fallen." Der junge Ehemann rieb sich die Wange und wußte nun wenigstens, daß seine Frau nicht mit sich spaßen ließ. " In Paris hat vor einigen Tagen in einer dortigen Brauerei, die von Kellnerinnen bedient wird, ein blutiges Handgemenge stattgefunden, bei welchem eine Person getödtet und circa 10 Personen schwer verwundet worden sind. Die Mägde der Brauerei hatten eben ihr Abendbrod zu sich genommen, als eine italienische Blumenhändlerin in das Etablissement eintrat und mit den Mädchen Streit anfing. Als der Streit nahezu seinen Höhepunkt erreicht, traten drei Italiener ein und nahmen für ihre Landsmännin Partei. Der Kellner des Etablissements versuchte zu ver mitteln, bewaffnete sich jedoch angesichts der drohenden Haltung der Ita liener mit einem Revolver und schoß in die Luft, um die Letzteren einzu schüchtern. Durch den Lärm wurden die Nachbarn herbeigerufen, von denen einer eine tödtliche Wunde in den Kopf erhielt. Die Italiener zogen ihre Mesfer und verwundeten Frauen und Männer. Das Handge menge harte 20 Minuten gedauert, als inmitten des Wehklagens der Ver wundeten und der Hilferufe der Frauen die Artilleristen der benachbarten Caserne, die von einem Zuschauer, der keinen einzigen Polizeiagenten hatte finden können, requirirt worden, in das Etablissement cintraten. Die Soldaten wurden gezwungen, den Säbel zu ziehen, um sich zu Herren der Italiener zu machen, die wie wahnsinnig um sich schlugen. Einer der zu Hilfe eilenden Nachbarn wurde todt nach Hause gebracht, die übrigen Ver wundeten wurden in das Krankenhaus befördert; die Italiener wurden verhaftet. * Ein großer Schatz gefunden. Aus Petersburg wird dem „B. T." gemeldet: Im Keller der Schloßruine im Dorfe Starogorodko (Gouvernement Tschcrnikoff) fand ein Bauer namens Lewotschko einen vergrabenen Geld schatz, allein 17 Millionen Rubel alte Goldmünzen, aus den Zeiten des Großfürsten Wladimir stammend. Der Bauer erhält ein Drittel Finderlohn. (E i n g e s a n d t.) Ende dieser Woche wird, wie wir soeben in Erfahrung bringen, Herr Musik direktor Spüring im goldenen Löwen hier ein Konzert veranstalten, für welches er einen mit ausgiebiger, sympathischer Tenorstimme hochbegabten Sänger, Herrn Opernsänger Oskar Küchenmeister vom Residenztheater in Hannover (z. Z. als Sommerfrischler in Hartha aufhältlich) gewonnen hat. Wir unterlassen darum nicht, schon heute auf diesen herrlichen Kunstgenuß aufmerksam zu machen und wünschen dem Konzertgeber ein reichbesetztes Haus. 9) 9) Hochachtungsvoll IRSL rn««» rMuLon. tragen zu wollen. Wilsdruff, den 16. August 1888. Allen Bewohnern Wilsdruffs und der Umgegend hierdurch die ergebenste M Anzeige, daß ich die Eonditorei und Bäckerei der Firma Fr. Illgen kauf- W lich übernommen habe. Ich werde eifrigst bestrebt fein, das Geschäft in der H bisherigen Weise fortzuführen. Der Bürgerschaft Wohlwollen, dessen sich die M Firma Fr. Illgen stets erfreut hat, bitte ich ergebenst, nun auch auf mich über- M Arische O<I-HiiiiIiiitii. Mvuv ii. I»1i1I«i^iiiU«ii. UlUASlvKt« liolimii M H HMuaißL om Markt. Mosaikplatten, Pflastervlatten, glasirte Thonrohre, Tröge ete. in I. iinii II. letztere mit bedeutendem Rabatt. Cölln-Elbe. Cölln-Meißner Chamotte- u. Dhonwaarenfabrik Rickard Millar L 60. AW- 8ommer8prv886n "WE verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von ötzrAMäiiil'8 IdlitziiiilMötzik allein fabricirt von Bergmann L Co. in Dresden. 50 Pfennig das Stück. Depot bei Apotheker L eutner . VtidMes Hammelfleisch empfiehlt billigst 12. Oust. Ein junges, zuverlässiges Mädchen vom Lande wird zu miethen gesucht. Zu erfragen in der Exped. d. Bl. Ein großer Läufer steht zum Verkauf No. 11 in Birkenhain. Schöne, große, Helle Rosinen, "ML L Psd. 25 Pfg. bei Hecken, Dresden, Annenstraße 26- Dunk. Zurückgekehrt vom Grabe unseres so plötzlich dahingeschiedenen Vaters, I irriitzolt drängt es uns, allen lieben Freunden und Bekannten für die Beweise der Liebe und Theilnahme, namentlick für den reichen Blumenschmuck und die ehrende Begleitung zur letzten Ruhe stätte unsern innigsten Dank auszusprechen. Besonderen Dank dem Herrn Pastor Ficker für die trostreichen Worte am Grabe und den lieben Nachbarn für freiwilliges Tragen und Begleiten zur letzten Ruhestätte. Kaufbach, den 16. August 1888. Die inausl-nlion iiintsrla88snsn. Linden- Beginn schlötzchen. 5 Uhr. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 17. Auqust. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 10 Pf. bis 2 Mark 20 Pf. Ferkel wurden eingebracht 180 Stück und verkauft s Paar 6 Mark ' — Pf. bis 18 Mark — Pf. Meißen, 18. August. 1 Ferkel 6 Mk. — Pf. bis 11 Mk. —Pf. Eingebracht 411 Stück. 1 Läufer — Mk. — Pf. bis — Mk. — Pf Butter 1 Kilogramm 2 Mark 40 Pf. bis 2 Mark 52 Pf. Dresden, 17. August. (Getreidepreife.) An der Börse: pro 1000 Kilogramm: Weizen, weiß 180—190 M., Weizen, braun 180—185 Mk., Korn 138—144 Mk., Gerste130—140 Mk, Hafer 140-148 M. — Auf dem Markte: Hafer pro Hektoliter 7 Mk. — Pf. bis 7 Mk. 60 Pf. Kartoffeln 4 Mk. — Pf. bis 5 Mk. — Pf. — Butter 1 Kilo gramm 2 Mk. 10 Pf. bis 2 Mk. 70 Pf. Heu pro Centner 3 Mk. 50 Pf. bis 4 Mk. — Pf. Stroh pro Schock 30—32 Mk.