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WM, Wi, MeMn M die MWtckll. ArntsbLcrtL M die Kgl. Umtshauptmann schall zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitag?. — Abunnementpreis viertetjcihrüch 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nl'. 67. Dienstag, den 21. August 1888. Bekanntmachung. Montag, den 3. September ds. Js. soll aus der hiesigen Schießwiese ein HiitiLvrLvst abgehalten werden. Indem man die geehrten hiesigen Bewohner davon in Kenntniß setzt, werden dieselben zugleich ebenso freundlich als ergeben gebeten, Geld- oder andere Geschenke hierfür bis zum 30. dieses Monats an die bestimmten Sammelstellen gefälligst abzugeben und zwar: bei den Herren «AivlLvtt und Zellaerstraße, Herrn Meißnersiraße, Herrn am untern Bache, den Herren ILvi«I»v, Uviuv und Dresdnerstraße, den Herren t und Schulgasse, den Herren H»oiu»8 und V«KvI, Rosengasse, und den Herren Flrrjoi und Amtszimmermstr. Freibergerstraße. Eine Haussammlung findet nicht statt. Hiernächst ist noch darauf aufmerksam zu machen, daß an dem gedachten Feste nichtschulpflichtige Kinder nur dann theilnehmen können, wenn sie zu Ostern 1889 schulpflichtig und bis zum 30. August bei dem Herrn Schuldirector Gerhardt angemeldet werden. Wilsdruff, am 20. August 1888. Das Jesteomite durch Brgmstr. Generalversammlung des Krankenkaffenverbandes im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff. Zu der Sonnabend, den 1. September ds. Js., Nachmittags 4 Uhr, im Saale des Hotels zum weißen Adler hier abzuhaltcnden Generalversammlung werden die sämmtlichcn Herren Ausschußmitglieder andurch ergebenst eingeladen. Tagesordnung. 1 ., Beschlußfassung über Abnahme der 1887er Rechnungen; 2 ., Dergleichen über Abänderung der Verbandsstatuten wegen der nach Punkt III der Verordnung vom 23. Mai ds. Js. in Kraft tretenden Bestimmungen über die Krankenversicherung der in der Land- oder Forstwirthschaft beschäftigten Personen; 3 ., Allgemeine Vcrbandsangelegenheiten. Wilsdruff, am 20. August 1888. Der Vorstand des Krankenkaffenverbandes im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff. Ficker, Brgmstr., Vors. TageSgkschichte. Die Rede, welche Se. Mas. Kaiser Wilhelm bei der Einweihung des Denkmals für den Heimgegangenen Prinzen Friedrich Karl, den „eisernen Marschall", in Frankfurt ä. O. am Donnerstag gehalten hat, athmet Ent schlossenheit und Energie, und aus dem Schlußsätze in Verbindung mit gewissen scharfen Angriffen offiziöser Preßorgane nach außen hin könnten feindliche Ausleger einen fast kriegerischen Ton herauslesen. Eher würde man, sagte der jugendliche Herrscher, achtzehn Armeecorps auf der Strecke liegen lassen, als dem Deutschen Reich auch nur Einen Stein von dem Errungenen wegnehmen lassen. Man würde jedoch fehl gehen, wenn man diese lRede als besorgnißerregend betrachten wollte. Ihre Schärfe erklärt sich aus dem Anlässe, bei dem sie gesprochen ward, vielleicht auch aus den Anspielungen, die neuerdings von dänischer und russischer Seite wegen der Rückgabe von Nordschleswig gemacht wurden. Daß das Reich nichts zu rückgeben wird, was mit kostbarem Blute erkauft worden, das ist so selbst verständlich, daß es gar keiner Erwähnung bedarf, und daß der deutsche Kaiser am Jahrestage von Mars-la-Tour und vor dem Standbilde des Prinzen, der einen so wesentlichen Antheil an den deutschen Siegen gehabt, dies mit besonderem Nachdruck betont, darf nicht auffallen. Die Politik des Deutschen Reiches bleibt darum doch eine friedliche, Niemanden heraus fordernde. Die gewaltige Kriegsmacht Deutschlands gilt der Abwehr, nicht dem Angriff. Kaiser Wilhelm ist aber in seiner Rede zugleich als Ver- theidiger und Retter der Ehre seines hochseligcn Vaters, des Kaisers Friedrich III. eingetreten. Er hatseinen Vater „in Schutz genommen gegen die schmach volle Verdächtigung, als hätte er irgend etwas von den Erinnerungen der großen Zeit aufgeben können." Diese schmachvolle Verdächtigung floß l bekanntlich ursprünglich aus französischer Quelle, traurig genug aber hat man in Deutschland selbst einzelne, von Parteisanatismuö geleitete Stimmen vernommen, welche, wenn auch in verschleierter Weise, die „schamlose Ver dächtigung" sich zu eigen machten. Nach dem Worte des Kaisers, das an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, wird die „schmachvolle Verdäch tigung" wohl ihr Ende erreicht haben. Die „Berl. Börsenztg." schreibt: „Die Thatsache der Anwesenheit des Ministers des Innern in Friedrichsruh wird hier und dort mit den voraufgegangenen Besprechungen des Reichskanzlers mit Herrn v. Bennigsen in eine Art Zusammenhang gebracht. Wenn sogar behauptet wird, es könne sich bei der Unterredung zwischen dem Reichskanzler und dem Führer der Nationalliberalen nur um die Frage des Eintrittes des Letzteren in das Ministerium gehandelt haben, so sind wir in der Lage, auf Grund guter Informationen Folgendes zu sagen: Minister Herrfurth hat mit dem Fürsten Bismarck lediglich über Personalfragen konferirt und Herr v. Bennigsen ausschließlich über Fragen der auswärtigen Politik. Herr v. Bennigsen denkt nicht im Entferntesten daran, ein Ministerporte feuille zu übernehmen, er ist, wenn wir so sagen dürfen, zu Bedeutenderem berufen. Mehr und mehr wird es bekannt, daß der Reichskanzler keinen anderen Staatsmann so tief in die geheimsten Beweggründe seiner aus wärtigen Politik einweiht, als Herrn «.Bennigsen. War doch dieser auch der Erste, den Fürst Bismarck seiner Zeit davon in Kenntniß setzte, daß Crispi einen Besuch in Friedrichsruh machen werde. Auch ist bekannt, daß Bennigsen der Unterredung Crispi's mit Bismarck beiwohnte. Die große Politik des Reichskanzlers, deren unbezweifelbarer Zweck die Festigung des Deutschen Reiches, die Hintanhaltung kriegerischer Verwickelungen und die Aufrechterhaltung werthvoller Allianzen ist, verlangt von Zeit zu Zeit eins oratorische Auseinandersetzung vor den Vertretern des Reiches. Bennigsen ist es Vorbehalten, in fernen Tagen, wenn cs die Umstände nöthig machen sollten, diese Darlegungen auf Grund fundamentalster Kenntniß der Be strebungen und Ziele des Reichskanzlers zu bieten. Dies ist der Grund der wiederholten Unterredungen des Reichskanzlers mit Bennigsen, denn über innere Fragen haben die beiden Staatsmänner Gedanken nicht mehr auszutauschen; sie verstehen sich und sind völlig einer Meinung." Der italienische Ministerpräsident Crispi wird in den nächsten Tagen seine Reise nach Friedrichsruh zum Besuche des Fürsten Bismarck antreten. Von Friedrichsruh begiebt sich Herr Crispi nach Karlsbad, wo seine Gemahlin zum Curgebrauch noch weilt. Aus Pest kündigt man an, daß der österreisch-ungarische Minister des Aeußeren, Graf Kalnoky, im Laufe der nächsten Woche eine Be gegnung mit dem Fürsten Bismarck, wahrscheinlich in Friedrichsruh, haben werde. Darüber, ob Crispi und Kalnoky zu gleicher Zeit in Fried richsruh eintreffen werden, verlautet nichts Authentisches. Wie der „N. Fr. Pr." bestätigt wird, gedenkt Kaiser Wilhelm seine Anwesenheit in Italien nicht auf Rom zu beschränken, sondern sich von dort in Gesellschaft des Königs Humbert nach Neapel zu begeben, wo das Munizipium und die deutsche Kolonie bereits Vorbereitungen zu einem festlichen Empfange treffen. Dem deutschen Kaiser zu Ehren soll ferner eine große Flottenschau bei Castellamare stattfinden, welcher die beiden Monarchen an Bord des großen Panzerschiffes „Umberto I." bei wohnen werden. Von Neapel aus soll der deutsche Kaiser auch Pompeje besuchen, wo während seiner Anwesenheit ein großes Fest abgehalten werden wird. Sofia, 16. August. Anläßlich des Jahrestages der Eides leistung des Fürsten Ferdinand fand gestern Vormittag in der griechischen Ka thedrale ein Dankgottesdienst statt, welche vom Metropoliten Cyrill celebrirt wurde, hierauf ein Revue des Fürsten über die Truppen im Lager, die enthusiastisch gestimmt waren. Mittags nahm der Fürst die Glückwünsche des Hofes, der Minister, des Klerus, der Civil- und Militärautoritäten entgegen. Sodann fand ein vom Fürsten gegebenes Banket statt, auf welchem der Fürst das Wohl Bulgariens ausbrachte. Er versicherte, die von ihm gewonnene Erkenntniß der ausgezeichneten Eigenschaften des bulgarischen Volkes hätten in ihm den Entschluß, letzteres glücklich und frei zu machen, bestärkt. Der Ministerpräsident Stambuloff pries hierauf den Edelmuth und die Opferfähigkeit des Fürsten, dem das bulgarische Volk heute schon mit Liebe und voller Ergebenheit lohne; die allgemeine Anerkennung der Well werde sicher bald folgen. Aehnliche Tischreden hielten der Kriegsminister Mutkuroff, der Metropolit Eynll und der Präsi dent der Sobranje Tontscheff. Abends fand eine religiöse Feier im Lager statt, dann ein Offizierbanket zu Ehren des Fürsten, wobei Officicre den letzteren auf den Schultern durch's Lager trugen. Den Schluß bildete ein großes Feuerwerk.