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WWW,MM UmM, Wii, Sickckh« M die UMWki. ArntSbLcctt für die Kgl. AmtshaupLmannschast zu Weißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementprcis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Psg. — Inserate werden Montag« und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 12. Freitag, den 11. Februar 188?. Bekanntmachung. Dir Anmeldung der nruaufzunehmenden Kinder, welche durch die Eltern persönlich zu erfolgen hat, nimmt der Unter zeichnete Montag den 14. und Dienstag 15. Februar nachm. von 1—3 Uhr auf der Expedition (Zimmer No. 9) entgegen. Schulpflichtig sind alle Kinder, welche bis Ostern das 6. Lebensjahr erfüllt haben, schulberechtigt nur diejenigen, welche bis zum 30. Juni d. I. das 6. Lebensjahr vollenden. Alle jüngeren Kinder müssen zurückgewiesen werden. Bei der Anmeldung sind beizubringen: 1. ein Taufzeugnis (nur von den nicht in hiesiger Parochie geborenen Kindern), 2. ein Impfschein. Gleichzeitig ist die nihere Angabe der Religion, beziehentlich Konfession zu machen, auch die Erklärung abzugeben, in welche Bürgerschule das betreffende Kind ausgenommen werden soll. Der Tag der Aufnahme wirv später bekannt gegeben. Wilsdruff, den 1. Februar 1887. Der Direktor der städtischen Schulen. E. Gerhardt. ZkageSgefchichte. Anläßlich des bevorstehehenden neunzigsten Geburtstages des Kaisers war von den verschiedensten Seiten her die Darbringung per sönlicher Huldigungen an den greisen Monarchen geplant. Wie nun aber ein Erlaß des Reichskanzlers im „Reichsanzeiger" besagt, hat der Kaiser es dankend abgelehnt, derartige Beweise von Theilnahme entgegenzunehmen und zwar sind hierbei lediglich Rücksichten auf seinen Gesundheitszustand maßgebend gewesen. Die Feier seines neunzigsten Geburtstages wird für den Kaiser allerdings ohnehin mit verschiedenen, nicht zu vermeidenden Anstrengungen verknüpft sein und cs erscheint daher begreiflich, daß Alles vermieden werden soll, was geeignet sein könnte, die Anstrengungen zu vermehren. Alle Vereine, Korporationen u. s. w., welche etwa beabsichtigen, zum 22. März dem Kaiser persönlich zu huldigen, seien daher auf "den erwähnten Erlaß aufmerksam gemacht. Das große Wort in den Zeitungen führt eine Depesche des Kardi nals Jacobini an den päpstlichen Gesandten in München. Sie ent hält die Antwort des Papstes aus ein Schreiben des bayerischen Freiherrn v. Franckenstein, Mitglied der Centrumspartei und Vicepräsident des Reichstags, das dem Papst zu verstehen gab, daß er, der Papst, in poli tischen Dingen dem Centrum nichts zu befehlen habe. Die Depesche ent hält zugleich die Fürsprache des Papstes für das Militär-Septennat. Der Hergang ist folgender: Ende des vorigen oder Anfang dieses Jahres hat der Papst an den Freiherrn v. Franckenstein den Rath gelangen lassen, das Centrum möge für das Militär-Scptennat stimmen, um dadurch „der Revision der Maigesetze einen mächtigen Impuls zu geben", „um für die Erhaltung des Friedens zu wirken" und schließlich „um sich dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck angenehm zu machen". So sagt die Depesche wörtlich. Man mag das Einschreiten des Papstes grundsätzlich noch so entschieden abweisen, daß er in allen drei Punkten Recht hatte, wird man nicht bestreiten können. Offenbar will der Papst sagen, das Centrum werde seiner Aufgabe, die kirchlichen Interessen der Katholiken zu verfech ten, besser genügen, wenn es nicht in allen andern Dingen sich auf die Seite der Opposition stelle, sondern sich der Regierung als eine Partei zeige, die ihr bei außerkirchlichen Sachen sehr nützlich sein könne. Die Militärvorlage hat der Papst nur deswegen zum besonderen Anlaß seiner Vermittelung genommen, weil er vollkommen begriff, daß diese Vorlage dem Kaiser vor allem am Herzen lag, daß derselbe in diesem Punkt nicht nachgeben werde und daß der Widerstand in diesem Punkt zum Bruch führen müsse. Das hat freilich auch Windthorst gewußt; der Unterschied ist nur der, daß der Welfenführcr den Konflikt wünscht und daß er seine Sache am besten aufgehoben weiß, wenn im Reiche Streit und Hader herrscht, daß er sich gern als Macht an der Spitze einer oppositionellen Mehrheit fühlt, mag diese auch aus den verschiedenartigsten Bestandtheilen zusammen gesetzt sein. Der Papst hingegen wünscht ein Centrum, das ihm in kirch lichen Dingen zu Gebote steht, im Uebrigen aber mit der Regierung in Frieden zu leben sucht. Er hat „das mächtige deutsche Reich" lieber zum Freund als zum Feinv; er ist nicht so thöricht, „auf das Rollen des Steinchens" zu warten, das den Koloß zerschmettern soll, sondern er denkt, eben dieses Reich könne ihm zur Besserung seiner Lage von Nutzen sein. Ein vollständig unparteiisches Schweizer Blatt sagt über D e ut s chland und Frankreich: Es nützt nichts, nach den kleinen Ursachen zu for schen, die einen Losbruch veranlassen können. Die Feindschaft der beiden Völker steht da wie ein düsteres Verhängniß, das Gewitter hängt in der Luft und wird sich einmal entladen. In Straßburg erwartet man im Frühjahr den Einbruch der Franzosen. Sofort nach Erlaß der Mobili- sirungsordre wird der Belagerungszustand proklamirt; zwölf Stunden später die Offiziers- und Beamtenfamilien und alle nicht ansässigen Ein wohner die Stadt verlassen haben. Die Befehle sind ertheilt, die Leute vorbereitet, die Koffer gepackt. Schneider, Schuhmacher und alle Fabrikan ten von Milüärausrüstungsgegenständcn haben Tag und Nacht zu thun, um den Aufträgen der Reservisten und Landwehrleute nachzukommen. Die Besorgniß ist größer als im Frühjahr 1870; dabei kein Uebermuth, keine kriegerische Aufregung, denn man weiß in deutschen Kreisen, daß der Krieg ein furchtbarer sein wird, ein Kampf auf Tod und Leben zwischen zwei Völkern. Von der Schweiz erwarte man, daß sie gleich anfangs in Mit leidenschaft gezogen werde; die militärischen Vorbweitnngen auf dem Schwarz wald und in der Umgegend von Kolmar, das als besonders bedroht gelte, ließen errathen, von welcher Richtung her man den ersten französischen Vorstoß erwarte. Der belgische Flügel gelte für weniger gefährdet als der schweizerische. Graf Moltke erklärte einer conservativen Wahldeputation gegenüber die Situation für sehr ernst, wie die „B. P. N." hinzufügen, mit der Ermächtigung, dies bekannt werden zu lassen. Stettin, 8. Februar. Eine gestern Abend in der Bockbrauerei hierselbst abgehaltene socialdemokratische Wahlversammlung wurde polizei lich aufgelöst. Da die Menge sich widersetzte, requirirte die Polizei die Hilfe des Militärs. Beim Einschreiten mit dem aufgepflanzten Seitenge wehr wurden mehrere Personen verwundet: ein Mann soll den erhaltenen Wunden bereits erlegen sein. Das Versammlungslocal wurde durch Steinwürfe demolirt. Nach einem Extrablatt des „Magd. Tgbl." hat die Polizei in Magde burg vorgestern in den Mittagsstunden die sämmtlichen bekannten Leiter der dortigen Arbeiterpartei verhaftet und bei denselben Haussuchungen vorgenommen. Es wurden davon der Reichstagskandidat der Partei, Heine, sowie die Agitatoren Klees, Gärtner, Schröder, Bäthge, Reuter, Haber mann, Bremer u. s. w. betroffen. Die für denselben Tag im Schloß garten angesetzte Versammlung wurde verboten. Der Oberkriegsrath in Paris hat, der „Köln. Ztg." zufolge die Sistirung aller Truppenübungen an der Grenze beschlossen, welche zu Mißdeutungen Anlaß geben könnten. Die französische Deputirtenkammer, in welcher sonst die heftigsten Parteikämpfe an der Tagesordnung sind, bot dieser Tage das Bild einmüthigen Zusammenstehens, da es gilt, die Wehrhaftigkeit des Landes zu erhöhen. Die Deputaten haben ohne Debatte 86 Millionen für das Kriegsministerium und 30 Millionen für die Marine, und zwar zu außerordentlich m Ausgaben, die allerdings wohl meist schon gemacht sind, genehmigt. Die Franzosen mögen sein, wie sie wollen, allein wenn es sich um den Schutz des Vaterlandes handelt, gebietet ihnen ihr Patriotis mus, jedes auch das schwerste Opfer zu bringen. In Petersburg herrscht allgemeine Freude über die Niederlage, welche die Italiener durch die Abysstnier erlitten haben. Dian war ohne hin bis zu den höchsten Kreisen hinauf sehr mißgestimmt gegen Italien wegen der russenfeindlichen Haltung des Grafen Robilant, und hofft, daß nun das jetzige, Deutschland und Oesterreich freundliche Ministerium ge stürzt und ein Krieg zwischen Italien und Abyssinien ausbrechen werde. Man wünscht den glaubensverwandten Abyssinien allen Erfolg. Italien würde, so hofft man, hierdurch so geschwächt werden, daß es in einem europäischen Kriege keine wichtige Rolle spielen könne. Schon vorbeinahe Jahresfrist wurden übrigens seitens der panslavistischen Partei Verhand lungen mit Abyssinien angeknüpft. Der sogenannte „freie Kosak" Ascha- nin, der sich in Begleitung mehrerer anderer Kosaken dem Negus von Abyssinien vorstellte, spielte den Unterhändler. Die eine Hoffnung der Russen ist inzwischen schon in's Wasser gefallen: Graf Robilant und das Ministerium ist nicht gestürzt worden, die vorgelegten Kredite wurden viel mehr von der Deputirtenkammer bewilligt. Darum dürfte der russischen Schadenfreude wohl ein kleiner Dämpfer aufgesetzt worden sein. Der Czar empfing den deutschen Botschafter in langer Audienz. Der Vorfall wird in Petersburg allgemein friedlich besprochen. BaterländisckeS. — Tharandt. Vorigen Freitag Abend hielt der Kandidat des 6. sächsischen Wahlkreises, Geh. Hofrath Ackermann, im Albertsalon hier einen Vortrag über die Aufgaben des nächsten Reichstages; Redner sprach ebenso belehrend, wie überzeugend und unter größtem Beifall der zahlrei chen Versammlung. Nachdem ein gewisser Stelzner aus Löbtau, welcher die vom Vorsitzenden abgelehnte Debatte im Verein mit seinen Genossen durch Schreien erzwingen wollte, unter stürmischen Beifall aus dem Saale geführt worden war, wurde die Versammlung mit einem Hoch auf Keiser und Reich, Könitz und Sachsenland geschloffen.