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schiffe gelangen, in die Luft zu sprengen. Die Beschädigungen sind nicht unbedeutend. Welchen Werth die Regierung auf die Ergreifung der Thater legt, beweist der Preis von 5000 Pfund (100,000 Mark), den sie darauf gesetzt hat. New-Dork, 20. Dezember. Vorgestern Abend brach in dem Waiseninstitut für Knaben in Broocklyn eine Feuersbrunst aus, die, wie erst jetzt bekannt wird, einen zahlreichen Menschenverlust verursachte. Bis jetzt sind 13 Todte konstatirt, außerdem werden noch 110 Knaben vermißt. Man hofft, die meisten derselben, wo nicht alle, fanden eine Unterkunft in der Stadt und ist über ihren Verbleib noch keine Mit- theilung erstattet. Interessant sind die gerichtlichen Verhandlungen gegen den Kapitän Dudley und Steuermann Stephens in London, die ihren Schiffs jungen geschlachtet hatten, um ihr eigenes Leben zu erhalten. Die Richter erkannten auf Mord und Todesstrafe. Der Lord Oberrichter gab zu, daß die Angeklagten Drangsale erduldet, welche die Kraft des stärksten Mannes und das Gewissen des Besten gebrochen haben könnten, aber ebenso stehe es fest, daß die Gefangenen einen schwachen, harm losen Knaben tödteten, um ihr eigenes Leben zu retten, indem sie von seinem Fleisch und Blut sich erhielten. Er ließ die zur Entschuldigung angeführten Fälle von Nothwehr und Selbsthülfe nicht gelten. Die Versuchung, die That zu begehen, sei im juristischen Sinne niemals eine Nothwendigkeit, auch sei die Selbsterhaltung nicht unbedingt eine Pflicht, der alles andere geopfert werden müsse. Das Urtheil lautete auf Mord und Tod, der ganze Gerichtshof machte aber sofort das Gnadengesuch der Geschwornen zu dem seinigen, und die Königin hat die Todesstrafe in 6 Monat Gefängniß umgewandelt. Der Kapitän machte keinen guten Eindruck, er lächelte beständig, schien sich der Schwere des Falls nicht bewußt, benahm sich wie der Held einer in teressanten Geschichte und verlangte sogar das Messer, mit welchem er die That begangen, als Andenken zurück. Bezüglich der klimatischen Verhältnisse in Westafrika äußert sich die Hamburger Handelskammer, daß, wenn das dortige Klima auch gerade kein besonders günstiges, es doch auch nicht schlechter als in den meisten tropischen Ländern sei. Der Bericht sagte, daß der Deutsche, weil er im heißen Klima in der Regel vorsichtig lebe, sich auch besser zum Aufenthalt in demselben eigne, als die Angehörigen vieler anderer Nationen. Die zunehmende Zahl der gerade an der Westküste Afrikas lebenden Deutschen, spräche gegen eine besondere Schädlichkeit des dor tigen Klimas. Auch werde der eigentliche Schiffsdienst in jenen Ge genden schon auf Handelsschiffen und mehr noch auf den dort statio- nirten Kriegsschiffen nicht von der europäischen Mannschaft, sondern fast ausschließlich von den Kru-Negern. Zum Schutz der Kolonien und des Handels ließe sich auch erfahrungsgemäß aus der eingebore nen Bevölkerung eine völlig genügende Truppe ausbilüen. Die Ge fahr kriegerischer Verwicklung mit anderen Großmächten erscheine voll ständig ausgeschlossen. Alienfallsigen Gegengründen könnte im Ver gleich zu den wirthschaftlichen Voltheilen keine Bedeutung zugemessen werden. — Diese Ausführungen bildeten den Ursprung des deutschen Vorgehens an der Westküste Afrikas. Nach diesen Angaben konnte die deutsche Regierung nicht müßig bleiben, sie mußte handeln, konnte nur so handeln, wie sie dies später gethan hat. Es wurde sofort von der Regierung die Anstellung eines Berufskonsuls in das Auge gefaßt, die dauernde Stationirung von deutschen Kriegsschiffen zum Schutz der dortigen deutschen Interessen beschlossen, ferner beschlossen, die Erwei terung der bestehenden Verträge anzubahnen. Besondere Verdienste in dieser Sache, durch Klarlegung der afrikanischen Verhältnisse erwarb sich die Hamburger Firma C. Woermann. Dieses Handelshaus war das erste, welches in Gabun sowohl als in Camerun festen Fuß faßte und die Concurrenz der Engländer dort mit Erfolg bekämpfte. Unter dem 19. Mai 1884 ordnete der Reichskanzler durch eine In struktion an den Generalconsul Nachtigal die Durchführung der von Hamburg empfohlenen Politik an, bestimmte, daß der Schutz der Deut schen und ihres Verkehrs in den dortigen Küstenstrichen im Namen des Reiches unmittelbar übernommen werden sollte. Das energische Ein greifen und Auftreten Deutschlands brachte bald erwünschte Folgen. Die Negerhäuptlinge baten um den Schutz des deutschen Kaisers. Un ter dem 15. Juli 1884 wurde ein Vertrag geschlossen durch General- Consul Nachtigal, im Namen Sr. Maj. Kaisers von Deutschland, mit Mlapa, König von Togo. Mlapa bat um den Schutz des deutschen Kaisers, Se. Majestät der Kaiser gewährte seinen Schutz. Mlapa darf, nach den Bestimmungen des Vertrages, keinen Theil seines Lan des mit Souveränitätsrechten an irgend eine fremde Macht oder Per son abtreten, noch darf er Verträge mit fremden Mächten ohne vor herige Einwilligung Sr. Majestät des Kaisers eingehen. König Mlapa gewährt allen deutschen Unterthanen, welche in seinem Lande wohnen, Schutz und freien Handel. Das Protectorat Deutschlands kommt nach Lage der Sache einer Besitzergreifung gleich. Das Vorgehen Deutsch lands ist nicht in das Unbestimmte hinein erfolgt, es war durch die Nothwendigkeit dringend geboten, die Vertretung deutscher Interessen machte diesen Schritt zur Pflicht. Von Jahr zu Jahr hat der Handel Deutschlands mit der Westküste Afrikas zugenommen. Weiteren, we sentlichen Aufschwung unseres Export-Handels nach jenen Ländern würden die Regierungs-Maßnahmen zur Folge haben. So wird auch dieses Vorgehen unserer deutschen Regierung unserem Vaterlande nur zum Wohle und zum Segen gereichen. Vaterländische». Wilsdruff. Das Fest der Freude und Lust, das Fest der heiligen Weihnacht, wird auch in unserer Stadt gleich wie in früher» Jahren an unseren Armen nicht spurlos vorübergehen; der Frauen verein vertheilt in diesen Tagen an hilfsbedürftige Familien die Summe von gegen 90 Mark baar und für bedürftige Schulkinder wird am 4. Januar n. I. eine Christbescheerung stattfinden. Außerdem hat auch noch ein edler Menschenfreund, der in Leipzig wohnhafte Herr Bau meister Aurich, auch dieses Jahr wieder 100 Mark an Herrn Bür germeister Ficker gesandt mit der Bestimmung, davon 60 Mark an hiesige arme alte Leute zu vertheilen und 40 Mark an Herrn Schul direktor Gerhardt zur Vertheilung an arme Schulkinder zu übergeben. — Wenn wir heute auf die mannichfachen Vergnügungen und Genüsse Hinweisen, welche dem Publikum während der bevorstehenden Festtage geboten werden sollen, so erlauben wir uns ganz besonders auch auf den hier anwesenden „Zauberkünstler Müllini" aufmerk sam zu machen. Sein Programm ist ein reichhaltiges und hat die Besucher am Sonntag Abend allgemein befriedigt. Auch Haden wir Einsicht von Referaten über den Künster genommen, welche alle zu seinem Gunsten sprechen. Mögen daher seine Vorstellungen auch hier gut besucht werden. — Am 21. Dezember hatten wir den kürzesten Tag des ganzen Jahres. Der Tag hat um 7 Stunden und 35 Minuten abgenommen. ES trat der Augenblick der sogenannten Wintersonnenwende ein, und schon heute, am 22. Dezember, wird der Tag um einige Sekunden wieder zunehmen. — Die „Deutsche Heeres-Zeitung" fällt folgendes sympatschc Ur theil über die sächsische Armee: „Es lebt ein guter, militärischer Geist in diesem deutschen Kontingent und diesen wünschen wir unter allen Umständen erhalten zu sehen. Nichts schadet einer großen Ar mee so sehr, als die Sucht zu nivelliren. Wir erkennen in der Pflege der Tradition, in der Erhaltung der Stammes-Eigenlhümlichkeiten eine Pietät vor dem Bestehenden und eine Bürgschaft für die Zukunst. Indem man die Tradition pflegt, stärkt mau das, was man die mo ralische Kraft einer Armee nennt; indem man die Stammes-Eigenthüm- lichkeiten hochhält, trägt man zu einem edlen, militärischen Wettstreit unter den verschiedenen Stämmen des Reiches bei, und hieraus kann das Reichsheer nur Vortheil haben, besonders wenn die Geschicke einer Armee in der Hand einer so geschickten, verläßlichen, talentvollen militärischen Größe liegen, wie in Sachsen." — In Rechenberg bei Frauenstein fordert die Diphtheritis in diesem Jahre ungemein viel Opfer. Seit Juni sind in dem ca. 600 Seelen zählenden Orte 33 Kinder dieser Krankheit erlegen. — Dieser Tage spielten in Krippen drei Mädchen im Alter von 4, 5 und 7 Jahren in einem Saal und fanden dabei eine Flasche Branntwein, der sie fleißig zusprachen. Leider ist das älteste Mädchen, Minna Dietrich, ohne wieder zum Bewußtsein zu kommen, bereits daran verstorben, während die zwei jüngeren Mädchen, welche wahr scheinlich weniger getrunken, glücklich davon gekommen sind. — Auch in deu konservativen und nationalliberalen Kreisen von Chemnitz besteht die Absicht, der Entrüstung über die jüngsten Vor gänge im Reichstage und über die Ablehnung der zur Creirung eines neuen Direktors im auswärtigen Amt nolhwendigen Summen in einer gemeinsamen Kundgebung öffentlich einen Ausdruck zu geben. In gleicher Weise gedenkt man in Meißen auf Anregung des „M. Tgbl." eine Vertrauensadresse an den Reichskanzler zu übermitteln. — Nossen, 19. Dezember. Gestern Abend gegen 10 Uhr brannten in Star rbach die Gebäude des Wirthschaftsbesitzers Her mann Schober nieder. Die zahlreich herbeigeeilten Spritzen der Nach- barorte mußten sich darauf beschränken, die bei dem herrschenden hef tigen Winde arg gefährdeten benachbarten Gebäude zu schützen. Äirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 1. Weihnachtsfeiertag Vormittags Predigt, nach dem 2. Ein» lauten Beichte und nach der Predigt heiliges Abendmahl. Nachmittags 5 Uhr Vespergottesdienst. Am 2. Feiertag Vormittags Predigt. Am 1. Feiertag nach dem Vespergottesdienst und amW. Feier tage Collectelzum Bestens des Heizungsfonds. VVL ViIIig5le öeplmep rsiw 75 90 Krim, Dresden Heeslr-as«« ^o. 6, /. 55 pro k» 70^ , , Drese a«/' Sasin <ir>ecter- Hnxor-te» drein len 0»n«M»»«nt«n eine iss von 16—"i- Svoeent. Vevsanck -rack KacLroerse ocken in w/2 - /^nna-^K^iten. chuy/Avieltes Sversvevrerolrnrss, /ZZ 8o,1en, Avals i«n<l /Vaneo. »uck Nontsx». —-Lurkiikrlieke polilisck- Nil- ^lemun^iläusserunLsn aus 6er Bresse aller Parteien.— I^aelrriclrten iidsr l'kester, Ulusik, l^unst, >Vi»»en- »okakt; 6ericlrtslralle; locale Nackrickten. — Lpanaenäe Romane. ZorAfältiLe Börsen- unä Han- 6sl»naclrrickten — VollstänäiLes Berliner Lours- dlstt. — votterielisten. — ^mtliclre Naekriclrten. 6 (6rat!«-) Leilaxen: i. Neueste Berliner Blie^en^e Blätter (Mustrirt). 2. vnterkaltunxsblatt. z. Vie Hau«5rau. 4. 2eitunx tur vanäivirtlrsckaft unä Oarteulrau. 5. Neueste kloäen (Mustrirt unä Zelinittmuster). 6. VerloosunLsdlatt. (detr. Oblixa- Ärro erster 3. teuere Dn^o? tcn von Svasrtren eie. evnwAtrcden »ns ru noe/t nr'M cloNerossenen AnAE-Sversen SU verÄ»^«».' Eine Oberstube mit Zubehör ist von jetzt an zu vermiethen. Näheres in der Tonhalle. Am Freitag Vormittag wurde von Steinbach nach Neukirchen eine Pferdedecke, ziemlich neu, verloren; der Finder wird gebeten, solche gegen Belohnung abzugeben auf kitterAut 8toillhueli dvi Aodorv. UnMeiiLeneLiMW BoKis, gut vorgerichtet, bestehend aus 4—5 Zimmern und 2—3 Kammern (1 Zimmer und 1 Kammer event. im anderen Stockwerk) nebst Zube hör und Gartengenuß, wird so bald als möglich zu miethen gesucht. Adressen an die Expedition dieses Blattes. Ingenieur Luks. Den 2. Feiertag öüsutlicUs 'I'auLNiusik, wozu ergebenst einladet kl. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 18. December. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 10 Pf. bis 2 Mark 20 Pf. Ferkel wurden eingebracht 180 Stück und verkauft »Paar 12Mark — Pf. bis 24 Mark — Pf.