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sei. Damit hat das Urtheil des Münchner Schwurgerichts Rechts kraft erlangt. In einer Wahlversammlung in Dortmund erzählte Dr Jerusalem: Erst vor Kurzem sagte mir ein Franzose: „WaswolltJhr eigentlich in Deutschland, wollt Ihr vielleicht englische Verhältnisse mit ver jetzigen irischen Agitation und den Dynamit-Attentaten? Wollt Ihr die russischen Verhältnisse mit dem Nihilismus? Wollt Ihr unsere par lamentarischen Verhältnisse in Frankreich? Ihr lebt als der gesichertste, ruhigste Staat in Europa; Ihr habt einen herrlichen Herrscher an der Spitze, einen Staatsmann, der die Welt regiert durch seine geniale Kunst, und Ihr schreit: „Fort mit ihm." Ja, wir im Auslande be greifen das nicht, und besonders Bismarck wollt Ihr wegjagen? Ja, dann seid so freundlich und borgt ihn uns auf zwei Jahre (Anhalten der, stürmischer Beifall); wir werden Euch dann beweisen, was dieser Mann in kurzer Zeit fertig zu bringen vermag." Es war zu erwarten, daß die hochherzige Tapferkeit, mit welcher König Humbert von Italien sich an die Stätten begiebt, an denen die Cholera ihre Verheerung anrichtet, um persönlich helfend und lin dernd der Noth entgegen zu treten, den ultramontanen Feinden der Neugestaltung Italiens unbequem sein würde, um der persönlichen Sym pathien willen, die dem Könige und mit ihm dem Königthum daraus erwachsen. Aber es mag doch lehrreich sein, die Niedrigkeit der Ge sinnung, die sich in ultramontanen Kreisen bei diesem Anlaß wieder kundgiebt, an einzelnen Stilproben ihrer Presse kennen zn lernen. So schreibt ein Korrespondent der Berliner „Germania" wörtlich: „Als die Ahnen gewisser Leute, die jetzt als Wohlthäter der Menschheit fast vergöttert werden, noch nur Anführer von Räuberbanden waren und die über die Alpen ziehenden friedlichen Reisenden ausplünderten, da hatten schon die Päpste bei ihrer Residenz im lateranischen Palast Herbergen für Arme und Spitäler für Kranke eingerichtet, in denen sie selbst nach dem Vorbilde des göttlichen Lehrmeisters die Werke der Barmherzigkeit übten. Rom, die Hauptstadt der Christenheit, war durch die Großmuth der Päpste mit Spitälern sür alle Arten von Krankheiten ausgestattet, ehe noch in irgend einem anderen Lande ähn liche Anstalten entstanden waren. — Seit vierzehn Jahren spielen die Leute, welche den Papst seiner Staaten beraubt haben, auch in den von den Päpsten gegründeten Wohlthäligkeitsanstalte» sich als Herren auf." Im Gegensatz zu dem von aller Welt bewunderten Auftreten „des Enkels ehemaliger Raubritter", das der ehrenwerthe Korrespon dent der „Germania" möglich herabzusetzen bemüht ist, wird natürlich der hochherzige Entschluß des Papstes, ein Krankenhaus sür Cholera kranke gründen zu wollen, in den Himmel erhoben. Dieser Entschluß hat gewiß die allseitigste Anerkennung gefunden, gleichviel, ob der Papst durch den Peterspiennig oder durch was für Mittel sonst in den Stand gesetzt ist, seine christliche Nächstenliebe in so großartiger Weise zu bethätigen. Aber schwerlich wird diese Anerkennung dadurch gesteigert, daß die im Dienste der Kurie stehenden Federn diesen An laß benutzen, um in der Weise, wie es der römische Korrespondent der „Germania" thut, den König von Italien mit Schmutz zu bewerfen. Wenn derselbe seine wuthschnaubenden Ergüsse über die Organe des italienischen Liberalismus mit dem Ausruf schließt: „Schmach und Schande über die elende Brut!" so dürfte dieser Ausdruck sittlicher Entrüstung in diesem Falle mit viel größerem Rechte auf die obener wähnten groben Beschimpsungen eines edelmüthigen und hochherzigen Monarchen Anwendung finden. Vaterländisches. — Bei der vollständigen Mondsinsterniß am 4. Oktober tritt der Mond in den Kernschatten ein um 8 Uhr 58 Minuten mittlere Zeit. Der Anfang der vollständigen Verfinsterung ist 9 Uhr 59 Min., das Ende 11 Uhr 31 Min., Austritt aus dem Kernschatten 12 Uhr 32 Min. — Nossen, 26. September. Gestern fand auf dem Biebersteiner Zollhause eine vereinigte Sitzung der beiden Komitees für Erbauung einer Eisenbahn Nossen-Wilsdruff statt. Es wurde u. A. be schlossen, eine Petition an das kgl. Finanzministerium einzureichen und in derselben um Anordnung von Vorarbeiten für das gedachte Bahn projekt zu bitten. — Meißen. Ueberdie Bezirks-Kinder-Erziehungsanstalt in dem benachbarten Dorfe Bohnitzsch, die Ostern 1883 eröffnet wurde, mustergiltig eingerichtet ist und deshalb schon von vielen säch sischen und außersächsischen Regierungs- und Verwaltungbeamten be sucht und belobt worden ist, hat der hiesige Amtshauptmann v. Bosse ein kleines instruktives Schristcheu im Verlag von C. E. Klinkicht u. Sohn erscheinen lassen, welches auch für weitere Kreife Interesse haben dürfte, da es die Einrichtungen der Anstalt eingehend beschreibt und überhaupt jede Auskunst über das so wohlthätig wirkende Institut giebt, womit der Bezirk Meißen sich ein schönes Denkmal seiner hu manen und praktischen Gesinnung gesetzt hat. — Der Besuch der Ausstellung für Handwerkstechnik in Dresden ist fortdauernd ein äußerst reger und erfreulich ist es dabei, daß von Seiten der Behörden und kompetenden Fachleute die Wichtigkeit des Unternehmens anerkannt wird. Die Herren Kultusminister von Gerber und Finanzminister v. Könneritz, Geheimrath v. Einsiedel, Oberbürger meister Dr. Stübel haben wiederholt die Ausstellung besucht; Pro fessoren aus Hannover, Braunschweig, Karlsruhe, Deputationen des Gewerbevereins St. Gallen, die Direktoren der keramischen Fachschulen aus Teplitz und Tetschen, Vertreter der Reichenberger Handelskammer, verschiedene Gewerbevereine Sachsens, alle weilten mit sichtlichem In teresse in der belehrenden Ausstellung und was noch mehr ist, die meisten Besucher finden sich veranlaßt, wiederzukommen und die Aus stellung zu studiren. Sonntag früh kam der zweitgrößte gewerbliche Verein Sachsens nach Dresden, der Handwerkerverein zu Chemnitz, dem sich noch Vereine in Oederan, Freiberg, Tharandt, von anderer Seite aus Görlitz, Löbau, Bautzen, Bischofswerda, Radeberg, Kamenz, Pulsnitz u. s. w. anschließen werden. — Hohenstein, 27. September. Ein recht eigenthümlicher, aber auch ebenso bedauerlicher Unfall ereignete sich am Mittwoch in der 4. Nachmittagsstunde im Schützenhaussaal; derselbe war während der letzten Wochen renovirt worden und beschäftigte man sich nach Been digung der Malerarbeiten damit, die gereinigten Fenster wieder einzu hängen, wobei die daselbst beschäftigten Malergehülfen behülflich waren. Während nun einer der Maler, auf einer Leiter stehend, die Fenster einhängte, der zweite seinem Kollegen dieselben zureichte, rutschte die Leiter, dem oben befindlichen Maler fiel eines der großen Fenster ins Gesicht und schnitt ihm die Nasenspitze total weg, während sein untenstehender Kollege mit leichtereren Kontusionen davonkam. — Frauenstein, 28. September. Die Erntearbeiten sind in hiesiger Gegend nunmehr vollständig beendet, so daß beim nächsten Sonntagsvormittagsgottesdienste das Erntedankfest mitgefeiert werden kann. Die heurige, vom prächtigsten Wetter begünstigte Ernte weist auch in hiesiger Gegend so glänzende Resultate auf, wie sie seit einer Reihe von Jahren nicht erzielt worden sind. — In Leipzig wurde ein für die Messe auf dem Königsplatze aufgestelltes Doppelkarroussel auf seine Tragfähigkeit geprüft und zwar zu diesem Zwecke mit 3000 Stück Ziegelsteinen belastet. Es bestand aber die Probe nicht, sondern brach unter dieser Last zusammen, ohne daß dabei Personen zu Schaden kamen. — In der Nacht vom 26. zum 27. d. M. war im östlichen Theile Sachsens, hauptsächlich in der Nähe von Zittau und Umgegend, die Temperatur bis unter Null herabgesunken, und waren früh bei 2 Grad Kälte alle Fluren rc. mit einer dicken Reifschicht überzogen. Für diesen Herbst ist dies in unserem Vaterlande der erste derartige Fall. — In Löbtau ereignete sich am Sonntag folgender gewiß ganz seltene Fall: Es fanden da in ein und demselben Hause eine Geburt, eine Taufe, eine Hochzeit und ein Leichenbegängniß statt. Vermischtes. In Deutschland gehen jetzt jährlich 10,000 Personen am De lirium zu Grunde. 46 Proz. mit Zuchthaus Bestrafte sind Trinker. Von männlichen Gefangenen sind in deutschen Landen 35,6 Proz. Gelegenheitstrinker, 64,4 Proz. Gewohnheitstrinker, von den weiblichen sind 39 Proz. Gelegenheitstrinker und 61 Proz. Gewohnheitstrinker. * Uebcr einen großen Schiffsbrand auf der Wolga meldet man dem „N. W. T." folgendes: Der mit Thee, Rum und Zucker beladene Dampfer „Druschina" gerieth auf der Fahrt von Nischnij- Nowgorod nach Rybinsk (Gouvernement Jaroslaw) mitten auf dem Wolgastrome in Brand. Der Schiffskapitän ließ die Anker werfen, der Strom riß sie aber entzwei und trieb das lichterloh brennende Schiff auf dem Strome weiter. Das Schiff gerieth unter andere Schiffe und setzte zwei derselben in Brand. Dann jagte der Sturm den Dampfer „Druschina" in einen Hafen mitten unter eine Menge anderer Handelsschiffe, in Folge dessen viele Schiffe in Brand ge- riethen. Alle Waaren auf den Schiffen und in dem Hafen sind ver nichtet, mehrere Menschen sind verbrannt. Der Strom glich mehrere Werst weit einem Feuermecre und gewährte einen fürchterlichen An blick. Der Schaden wird sich auf mehrere Millionen Rubel belaufen Kircheunachrichten aus Wilsdruff. Am 17. Trinitatis-Sonntag predigt Vormittags Herr ?. Dr. Wadi. Nackmittags Katechismusunterredung mit der konfirmirten Jugend. Der Gottesdienst beginnt vom nächsten Sonntage an um ^9 Uhr. Im Monat September Getauft: Marie Agnes, Ernst Erich Gero Schultz's, Uhrmachers hier, Tochter; Hulda Hedwig, Ernst Traugott Büttner's, Hausbes. u. Zimmermanns in Grumbach, Tochter; Heinrich, Peter Theodor An dersen, ans. Bürg. u. Barbiers hier, Sohn; Ida Elsa, Karl Wilhelm Moritz Schulze's Stadtbriefträgers hier, Tochter; Alma Frida, August Eduard Rost's, Wirthschaftsbes. hier, Tochter: Helene Margarethe Bertha, Richard Alwin Forke's, Kürschnermeisters hier, Tochter; Ma rie Hedwig, Gustav Moritz Schwarzbach's, Fleischermstrs in Grumbach, Tochter; Paul Alfred, Franz Clemens Funke's, Wirthschaftsbes. hier, Sohn; Franz Paul, Franz Roben Lippert's, Händlers hier, Sohn; Wilhelm Walther, Julius Wilhelm Krippenstapel's, ans. Bürg. u. Leimfabrikantens hier, Sohn; Elsa Anna, Franz Hermann Lowe's, Colporteurs hier, Tochter; Ernst Richard, Johann Ernst Thiemig's, Tagearbeiters hier, Sohn; Erdmann Albert, Friedrich Gustav Kunze's, Cigarrenfabrikantens hier, Sohn; Oskar Paul, August Herm. Vogel's, ans. Bürg. u. Tischlers hier, Sohn; außerdem 4 uneheliche Kinder. Getraut: Gustav Adolf Heinz, Hilfsbriefträger hier mit Anna Marie Hentzschel hier. Beerdigt: Robert Paul, der led. Amalie Aug. Höntzsch, Dienst magd hier, unehel. Sohn, 2M. 4T. alt; Emma Alwine, Ernst Trau gott Wehner's, Rohproduktenh. hier, Tochter, 5 M. 13 T. alt; Os wald Reinhold, Karl Jul. Oswald Helm's, ans. Bürg. u. Glasermstrs. hier, Sohn, 3 I. 2 M. 18 T. alt; Klara Frida, der led. Aug. Th. Zschocke, Dienstmagd z. Z. in Hühndorf, unehel. Tochter, 1 I. 9 M. 14 T. alt; Hedwig Linna, Karl Edm. Kirsten's, ans. Bürg. u. Zim mermanns hier, Tochter, 5 M. 26 T. alt; Friedrich Ernst Arthur, Friedr. Ernst Schmidt's, Schmiedemstrs. hier, Sohn, 6 M. 15 T. alt; Marie Hedwig, Gustav Moritz Schwarzbach's, Fleischermstrs. in Grum bach. Tochter, 1 M. 5 T. alt; Paul Alfred, Franz Clemens Funke's, Wirthschaftsbes. hier, Sohn, 9 T. alt; Johann Gottlob Wittig, ans. Bürg. u. Sattlermstr. hier, 85 I. 9 M. 16 T. alt; Robert Richard Hofmann's, Holzbildhauers hier, totgeb. Sohn; Anna Selma, der led. Anna Bertha Lange, Wirthsch. hier, unehel. Tochter. 13 T. alt. Nächsten Sonntag predigt in Röhrsdorf an Stelle des erkrankten k. Dr. Roch dessen Schwiegervater, Hofprediger Dr. Rüling aus Dresden. Karcha er Drainirrohre, bekanntlich die beste Marke, vfferire ab Deutschenbora IV2" per NMo 20 Mk. 50 Pf. 2" - - 26 - 50 - 3" - - 44 - 50 - ab Wilsdruff 15 -/„ höher. Wilsdruff, Ergebenst Dresdnerstraße 59 u 60. Hug. ZlHMläl, mtrckt M VLVLS rllLNL No. 47. leid MM! mit kliucliv ßill'iAer lincltv: Oerlin^) itrezlnu (2) 6^8«! Drezilvu IlaUv llnnnovar liöni^sherff kosen kvtsänm Rostock 8tetlin u. über 600 kitislen iv Ovutsckt. Lawpt MMN gjü lVsmksbrllrsUoll! ^inküslrunx von «.U88cltlie88lie1i nur odemisod unl i^nrliten, ^rantirt reinen unxexiMvn „PlennLÖs. ^nturweinen in veittijelilnntä." ÄllLlA, IIMcksi. IlMpt-kMlM'. Lerlin 0., W»Il8tr. 25. kreis-courant per'/, Uiter exel. kl. — euck iu '/.-Ulterü. u. kodinSeu SU kedeu —: Wnerv-, r., appetiti. SS lle„igues, r.u.w., etwas Kord, eder tour krüder VU, lotet nor 7S llieketle, r.u.w., uuiurmiiU SS H — pieieer öe KKSne, r., »eturm. u. 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