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thums, erfüllt von der Sorge um das Gedeihen von Staat und Volk und auf die Wahl der rechten Mittel und Wege bedacht. Das öffentliche Leben gewinnt durch die Osterferien von Reichs- und Landtag die ihm sehr nöthige Muße, nach den schweren Ereignissen der jüngsten Vergangenheit innere Einkehr zu halten. Kaiser Friedrich darf von seinem Volk ernste Beher zigung der goldenen Worte verlangen, die er ihm aus der Fülle geläuterter Weltanschauung zugerufen hat. Der Kaiser hat besohlen, das neue Palais in Potsdam unverzüglich in Stand zu setzen, damit er sofort beim Ein tritt wärmerer Witterung dahin übersiedeln könne. Das Testament, welches Kaiser Wilhelm hinterlassen hat, ist dem Vernehmen der „Nat.-Ztg." nach bereits eröffnet. Es soll sehr alten Datums, aus dem Anfang der siebziger Jahre sein; angeblich ist darin speziell Prinz Heinrich mit einem Vermächtniß bedacht. Die Ursprungs zeit des Testaments schließt einen politischen Inhalt, welcher sich auf die Verhältnisse der neueren Zeit bezöge, aus. Ueber das Privatvermögen, — wohl zu unterscheiden von dem Kronfideikommiß — steht dem Kaiser vollständig freie Verfügung zu. Kaiser Wilhelm war ein guter Haushalter und sein hinterlassenes Vermögen ist ein sehr beträchtliches, wenn die darüber cirkulirenden Zahlenangaben auch vielfach übertrieben sein mögen. Aus dem Königreich Preußen, aus vielen Theilen des deutschen Vaterlandes und aus zahlreichen Kolonien im Auslande liegen Berichte über Trauerfeierlichkeiten vor, welche am 22. März, dem Geburts tage des Kaisers Wilhelm, zu Ehren des Verewigten veranstaltet worden siud. Ueberall that sich die aufrichtigste Verehrung und Liebe kund, überall wurden auch die heißesten Segenswünsche für seinen Nachfolger, den Kaiser Friedrich, laut. Dömitz (Mecklenb.), 23. März. Das Elend wird in Folge der Elbüberschwemmung immer größer; neun Dörfer stehen unter Wasser; für die Bewohner von Klein-Schmölen fürchtet man das Schlimmste. Häuser sind mehrfach eingestürzt und Menschen getödtet worden. Die schwedische Hauptstadt Stockholm war drei Tage lang von der Welt abgeschlossen, kein Zug, keine Post traf ein, alle blieben im Schnee stecken. Die Welt hätte untergehen können, die Stockholmer hätten nichts davon erfahren und wären allein übrig geblieben. Der Vertreter des Königs bei der Beisetzungsfeier in Berlin kam erst mehrere Tage nach der Feier an; auch er war einige Tage stecken geblieben. In Frankreich hat der Boulangismus den Rückzug angetreten. Vor allseitigem Widerspruch der Wahlkreise und einer sicheren Niederlage stehend, hat das „nationale Protcstkomitee" die sämmtlichen Kandidaturen des Generals Boulanger zurückgezogen. Es hat diesen Rückzug in einem Manifest dadurch motivirt, daß es der Regierung für ihr Vorgehen gegen den General „auch nicht den Schein eines Vorwandes" liefern wolle. In der Motivirung heißt es: „Würdelose Minister, die das Lob Preußens verdient haben, indem sie auf den General schlugen, sind entschlossen, bis an's Ende ihres verruchten und antipatriotischen Thuns zu gehen. Sie wollen den Degen des Generals in einer Stunde zerbrechen, wo Frankreich seiner bedarf, mehr als je, um alle seine Kräfte zur Vertheidigung des nationalen Bodens zu vereinigen." Das ist, wie die „Franks. Ztg." be merkt, sogar dem „XIX. Siöcle" zu arg, denn das Blatt meint: „Man kann den gegenwärtigen Ministern Mangel an Ansehen, zeitweilige Uüent- schlossenheit, ja, wenn man will, sogar Unfähigkeit vorwerfen; man konnte auch annehmen, die Regierung hätte den General nicht zur Disposition gestellt, wenn sie in ihm nicht einen politischen Gegner sähe. Aber sie an zuklagen, „den Degen Boulangers in einem Augenblicke zu zerbrechen, wo Frankreich dessen bedürfe, um den nationalen Boden zu vertheidigen", und dadurch „das Lob Preußens" verdient zu haben, das überschreitet wahrlich alles Maß, das heißt Männern, die zwar Minimer und ungeschickte Mi nister, aber doch immerhin Franzosen sind, Gefühle und Erwägungen zu schreiben, deren kein Franzose fähig ist." Boulanger's Rolle wird somit bald ausgespielt sein. Wenn einige Franzosen meinen, das würde Deutsch land sehr freuen, weil cs seines furchtbarsten Feindes ledig sei, so sind sie sehr imJrrthum. Wollten wir nur unser egoistisches und einseitig nationales Interesse befragen, so könnten wir nur wünschen, daß General Boulanger an der Spitze Frankreichs und seiner Armee stünde, und wir könnten nur bedauern, daß dem jetzt ein Riegel vorgeschoben ist. Die Kosten einer Boulanger-Diktatur wären allerdings enorme, aber wir sind fest überzeugt, daß nicht wir, sondern die Franzosen sie bezahlen müßten. Vaterländisches. — Der Schluß des Landtages findet laut Allerhöchsten Dekrets heute Dienstag, den 27. d. M. statt. — In der 2. Kammer erstattete Dr. Schill Bericht über die Petitionen wegen Ertheilung der Pensionsbe rechtigung an die Berussbeamten der rev. Städteordnung für mittlere und kleine Stätte und der rev. Landgemeinde-Ordnung unterstehenden Gemeinden. Die Deputation ist zu nachstehenden Entschließungen gekommen: „Es ist ein Bedürfniß, daß den Berufs-Gemeindebeamten Pensionsberechtigung für den Fall eintretender Invalidität oder bei Erreichung einer gewissen Alters grenze ertheilt werde. Die Mittel hat die einzelne Gemeinde aufzubringen. Um jedoch nicht von vornherein eine zu große finanzielle Belastung herbei zuführen, empfiehlt es sich, die Pensionsberechtigung zunächst auf die Be amten zu beschränken und die Hinterlassenen zur Zeit nock auszuschließen. Die staatliche Gesetzgebung hat sich auf die Anordnung zu beschränken, daß die Gemeinden ihren Berussbeamten Pension aus der Gemeindekasse zu ge währen haben, und daß im Ortsstatut zu bestimmen ist, wer als Berufs beamter anzusehen ist, und in welchem Umfange die Pension zu gewähren ist. Es empfiehlt sich die landesgesetzliche Anordnung einer Sustentation für nicht wieder gewählte städtische Berufsbeamten." Unter diesen Gesichts punkten empfiehlt die Kammer Uebergabe der Petition zur Erwägung. Abg. Dr. Fischer erklärt sein Einverständniß mit diesen Vorschlägen, die er als wohlwollende und sür eine staatsmännische Mäßigung zeugende bezeichnet. Es sei ein Akt der Gerechtigkeit und Billigkeit, den Gemeindebeamten Ga rantien zu bieten, daß sie, wenn sie ihre Kräfte im Gemeinded'enste aus gezehrt haben, dann vor Noth geschützt sind. Er sei ganz damit einver standen, daß man von vornherein die Gründung einer großen Zwangs- Pensionskasse abgelehnt habe. Der Dep.-Antrag wird hierauf gegen 6 Stimmen zum Beschluß erhoben. — Die königliche Wasserbaudirection hat dem „Dr.Jrl." Folgendes zur Kenntniß gebracht: „Die kais. königl. Statthalterei in Prag hat aus diesbezügliche Anfrage mitgetheilt, daß im Riesengebirge, Böhmerwald und am südlichen Abhange des Erzgebirges noch große Massen Schnee liegen, welche beim letzten Thauwetter noch nicht zum Abschmelzen ge kommen sind, sowie daß in der ersten Hälfte dieses Monats in ganz Böhmen ein erneuter starker Schneefall stattgefunden hat. Da nun, nach den hierüber amtlich eingegangenen Nachrichten, auch im Bereiche des sächsischen Erzgebirges noch viel alter Schnee lagert, hierzu aber auch fast allerwärts noch neue Mengen hinzugekommen sind, so ist nicht ausge schlossen, daß bei Eintritt intensiven Thauwetters wiederum größere Fluß- und Stromanschwellungen stattfinden werden." — Aus Anlaß des diesjährigen Osterfestes verkehrt am Sonnabend, den 31. d. M. ein Personenextrazug zu ermäßigten Fahrpreisen über Rö- derau nach Berlin und zwar erfolgt die Abfahrt von Dresden-Altstadt, Böhm. Bahnh. Nackm. 4 Uhr 5 Min., die Ankunft in Berlin Nackm. 8 Uhr 22 Min. Die Billets kosten II. Wagenklasse 9 Mk., in III- Wagenklasse 6 Mk. Dieselben berechtigen zur Rückfahrt innerhalb 8 Ta gen in allen Personenzügen beliebig über Röderau oder Zossen. — Aus Freiberg schreibt man: Unsere Industrie hat sich auch in Südamerika Absatzgebiete ihrer Erzeugnisse zu verschaffen gewußt. Dieser Tage wurden mehrere Ladungen Maschinentbeile von einer hiesigen Ma schinenfabrik nach Buenos-Ayres in der argentinischen Republik aagesandt, woselbst eine Spiritusbrennerei eingerichtet und die betreffende Maschine aufgestellt werden soll. Aus dem obern Vogtlande. Der letztgefallene hohe Schnee hat dem Wild, das der harte Winter nicht vertilgt hat, abermals große Noth gebracht. Die von verschiedenen thierfreundlichen Jägern bewirkte Fütter ung des Wildes konnte der Noth der Thierc nur theilweise abhelfen, da denselben häufig daö Wasser mehr mangelte, als das Futter. Erst vor einigen Tagen wurde auf einem Reviere, auf dem kurz zuvor Gleiches ge schehen war, ein Reh aufgefunden, das derart verhungert, verdurstet und abgemagert war, daß es sich in dem hohen Schnee nur mühsam einige Schritte fortzuschleppen im Stande war. Das Thier ließ sich ganz ruhig einfangen und im Schlitten fortfahren, hat sich aber, nachdem es in sorg same Pflege genommen worden ist, sehr bald wieder erholt. Wie viele Thiere aber mögen draußen verendet und den Füchsen, sowie anderem Raubzeuge zum Opfer gefallen sein. Was soll der Junge oder das Mädchen werden? Was soll der Junge oder das Mädchen werden? Diese Frage tritt vor Ostern an Hunderttausende von Vätern und Müttern heran. Viele wollen mit ihren Kindern hoch hinaus oder denken nur an rasches Geld verdienen. Das Richtigste ist es, die so wichtige Wahl eines Berufs erst nach reiflichster Ueberlegung unter Befragung des Lehrers und Geistlichen nach Abwägung der Fähigkeiten des Körpers, Geistes und Gemüths und der Berufslust des Kindes zu treffen und vor Allem dafür zu sorgen, daß der Sohn oder die Tochter in der neuen Stellung etwas Tüchtiges lernen und auch den Charakter befestigen und das Gemüth veredeln kann. Die Jahre nach der Konfirmation sollen Lehrjahre sein, in denen ein guter Grund für die Zukunft gelegt wird. Der Knabe, welcher keine weitere Ausbildung in einer Schule suchen kann, sollte bei einem guten und ge wissenhaften Lehrherrn in einem gewerblichen, kaufmännischen oder land- wirthschaftlichen Betriebe oder in einem Bureau untergebracht und vor Allem auch unter fester moralischer Zucht gehalten werden. Strenge ist besser, als Milde, Entbehrung besser als Ueberfluß, namentlich in heutiger Zeit, wo so viele Versuchungen öffentlich an die Jugend herantreten. Viele Eltern binden sich selbst eine Zucktruthe in Kindern, die sie nicht streng erzogen und auch nach der Confirmation noch sorgfältig überwacht haben. Die väterliche Strenge soll aber nicht so weit gehen, daß sie den Knaben zu einem Berufe zwingt, der ihm innerlich widerstrebt. Mädchen werden am besten einer ehrbaren Hausfrau in Dienst gegeben; auch da richte man sich nicht nach der Höhs des Lohnes, sondern nach der Gewissenhaftigkeit der Dienstherrschaft. Der erste Dienst sollte stets mehr zur Erziehung als zum Erwerb dienen. Uebrigens pflegen Opfer und Mühen jedem Menschen und in jeder Stellung heilsam zu sein. Viele Freiheiten und ein voller Geldbeutel gereichen Unmündigen meist zum Verderben. Die Nähe von Ostern mahnt auch solche, die für keine Kinder zu sorgen haben, hilfreiche Hand zu leisten, damit confirmirte Knaben und Mädchen unbemittelter Familien in gute Lehr- und Dienstverhältnisse ge bracht weroen. Solches Wohlthun an der Jugend trägt die besten Früchte. Das Zeitalter der Erfindungen. So wird mit Recht das gegenwärtige genannt, denn die Erfindungen reihen sich in ununterbrochener Kette einander an. Es würde ein nicht zu verstehendes Mißgeschick sein, wenn auf allen Gebieten neue Erfindungen zu verzeichnen wären, nur nicht auf dem der Heilmittel-Kunde. Dem ist auch nicht so, denn Krankheiten, welche früher als durchaus „unheilbar" bezeichnet wurden, müssen jetzt neuerfundenen einfachen Heilmitteln weichen. Bis vor wenigen Jahren galt Zuckerkrankheit als inkurable, mit der Er findung von Warner's Safe Diabetes Cure ist diese Annahme widerlegt worden. Dieses beweist auch folgendes Schreiben von Herrn Kantor und erster Lehrer Schondube in Breitenhagen bei Magdeburg: „Durch An wendung Ihrer Warner's Safe Diabetes Cure ist mein Nachbarkollege, Herr Fechmann in Gr. Rosenburg, von der Zuckerkrankheit geheilt." — Verkauf und Versandt nur durch Apotheken. District Haupt-Niederlage: Löwen-Apotheke in Wilsdruff. StadtMieinderothssitzung vom 22. März 1888. 1 ., Wurde in Abwesenheit der betheiligten Beamten der Entwurf des Regulativs, die Pensionirung der städtischen Beamten und deren Hinter lassenen, sowie die Bildung einer Pensionscasse in Wilsdruff betr., vor gelegt und beschlossen, denselben nunmehr mit den von betheiligter Seite dagegen erhobenen Einwendungen an die Königliche Amtshauptmannschaft zu Meißen Behufs Prüfung und eventuell Bestätigung einzusenden; 2 ., nahm man Kenntniß vom Stande des Krankencassenverbands im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff; 3 ., wurde der 22. Bericht über die Verwaltung der Bezirks-Armen- und Arbeitsanstalt zu Hilbersdorf auf das Jahr 1887 vorgetragen und beschlosfen, die anberaumte Generalversammlung derselben nicht zu besuchen; 4 ., will man ein nunmehr als begründet anzusehendes Gesuch um Zurückziehung einer Strafverfügung, Feuerlöschwesen betr., berücksichtigen; 5 ., faßte man Beschlüsse in zwei Unterstützungssachen; 6 ., beauftragte man Herrn Stadtrath Funke mit Ankauf der, Herrn Wirthschaftsbesitzer Hänsel hierselbst gehörigen, an der weißen Brücke ge legenen Wiese zum Preise von 1600 Mk. unter Kaufskosten übemahme zum Zwecke der Erlangung eines Badeplatzes für hiesige Stadt. Wilsdruff, am 26. März 1888. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. Kirchcunachrichten »us Wilsdruff. Grünen Donnerstag, den 29. März, Vorm. 8 Uhr allgemeine Beichte. ^9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Nach der Predigt Feier des heil. Abendmahls. Vielseitigen Wünschen entsprechend ist die Beichthandlung von Mittwoch auf den Grünen Donnerstag verlegt worden. Anmeldung durch Zettel mit Namen und Wohnung, welche entweder vor der Beichte im Pfarrhause oder nach der Beichte in der Kirche abzugeben sind. Charfreitag 8 Uhr Beichte. 8^ Gottesdienst mit Predigt. / Nach der Predigt Feier des heil. Abendmahls. / Nachm. 2 Uhr Gedächtnißgottesdienst mit Predigt. /