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zum Selbstmord getrieben, mit der ehrlosen Erpressungsgeschichte und den feurigen Kohlen des Todten. Was wollte dieser Tyrius die alten Geschichten, über welche längst, wenigstens im großen Publikum, Gras gewachsen, wieder auffrischen? Welches Interesse konnte er an dem wirk lichen Namen des längst Vergessenen nehmen? Falk war ein kluger Geschäftsmann, seine That war bis heute ein Geheimniß geblieben, außer Commins und dem Ge richte wußte Niemand den eigentlichen Grund jenes Todes, da man sogar den Selbstmord verheimlicht hatte. So mußte er 'Natürlich die größte Ursache haben, den kleinen Notar zu schonen, um seine Ehre vor der Welt zu wahren, und mochte die Mit- theilung des wahren Namens auch gänzlich ungefährlich sein, er hielt es doch für bester, ihn zu verschweigen und Unkenntniß vorzuschützen. „Nicht war, Herr Falk! Sie kennen den Namen des KäpitänS?" fragte Tyrius, als jener noch immer schwieg. „Nein, nein, ich kenne ihn nicht," versetzte er hastig, „mir ist's, als hätte ich damals davon gehört, doch soviel ich auch in meinem Gerächtnitz suche, ich finde keinen Anhaltspunkt. Gehen Sie doch zum Notar EomminS, dem ehemaligen Testa mentsvollstrecker, lieber Freund! Dort werden sie jedenfalls die nötbige Aufklärung erbalten." „Dort?" fragte Tyrius mit ungläubligem Lächeln, „das bezweifle ich sehr, Herr Falk! doch nichts für ungut, ich bitte recht sehr, die Störung zu entschuldigen, das arme Mädchen, so weit und wahrscheinlich nutzlos darum hergekommen, dauert mich, sie ist arm und wird voraussichtlich noch ärmer in die Heimath zurückkehren, da sie sogar das Reisegeld hat leihen müssen. S-tändlich, schändlich, wenn der Kapitän Lüders das sehen könnte." „Hm, das arme Kind kann ja nur die Erbschaft hier heben, wenn sie das Testament in Händen hat," rief Falk üirnrunzelnd. „Eie hat nur die Abschrift des Testaments, ihre Beglaubig ung als Erbin und den Taufschein eines Johann Lüde." „Nun," fragte Falk erstaunt, „so wird das jedenfalls der wirkliche Name des Todten sein." „Sicherlich," versetzte Turms eifrig, er steht aber mcht in der Testamentsabschrfft, welche nur auf den Kapitän Lüders lautet." „Das ist fatal, hm, ja wie gesagt, mein lieber Kapitän, mir ist das Geld im Grunde selbst unklar geblieben. Sie werden sich erinnern, daß ich ein Legat bekam —" „Von 100000 Gulden." „Richtig, Kapitän Lüders war stets mein Freund — ich hatte ihm manchen Dienst geleistet, und durfte diese Summe als eine berahlte Schuld arischen. UebrigenS habe ich mich um die Erben selbstverständlich nicht bekümmert." „Die Univcrsalerbin ist eine blutarme Wittwc, des seligen Kapitäns einzige Schwester, deren Tochter just dieselbe ist, welche gestern in Amsterdam eingetrofien," sagte Tyrius, „ich fürchte, die Armen sind nicht allein hier, sondern auch in ihrer Heimath von Schurken umgarnt und zu einfach um zu durch schauen. Sie wird auf dieses Testament hin keinen Heller be kommen." „Das ist ja betrübt," rief Falk, „bitte, lieber Kapitän, gehen Sie zu Commins, brauchen nichts davon zu sagen, daß sie bereits bei mir gewesen sind. Und sollte es wirklich so sein, wie Sie fürchten, dann werde ich dem armen Mädchen eine kleine Summe geben, natürlich aus Freundschaft für den edlen Toden." Tyrius dankte ihm herzlich und ging. Falk aber starrte ihm nach, wie er rasch über die Straße schritt, — aus seiner Brust drängte sich ein tiefer Seufzer und die leisen Worte: „Er ist glücklicher als ich." (Forschung folgt.) Vermischtes. DerniesendeHund. Eine merkwürdige Methode, bissige Hunde von einander zu trennen, wurde in Hamburg in Anwendung gebracht. Auf dem Heiligengeistfelde ent standen Meinuugsverschiedenheiten zwischen zweikalbsgroßen Hunden. Der Streit artete bald in eine wüthende Beißerei aus. Schließlich packte der Stärkere den Schwächeren im Nacken und biß sich dort fest. Alle Bemühungen der Zu schauer, das wüthende Thier zum Loslassen zu veranlassen, waren erfolglos; das Thier knurrte jedesmal in höchster Erregung. So blieb die Sache, bis ein älterer Mann hinzukam, der dann sagte: „Der soll bald loslassen, das giebt einen Hauptspaß." Lächelnd ging er au die Gruppe heran, zog eine große Schnupftabaksdose aus der Tasche und warf dem verbissenen Köter eine tüchtige Portion Schnupftabak in die Nasenlöcher. Die Wirkung war wunderbar; der Hund fing sofort an zu niesen, schüttelte sich entsetzt, ließ dann gleich von seinem Gegner ab, klemmte den Schwanz zwischen die Beine und rannte, fortwährend niesend, unter dem schallenden Gelächter der Umstehenden mit gewaltigen Sätzen davon. ' Von der Explosion eines Pulver-Magazines in Jüterbog wird folgendes berichtet: 6 Uhr Abends schug der Blitz in den Lager-Pulverschuppen 1 ein und zündete. Die Chausseen wurden, da man jeden Augenblick eine Explosion fürchten mußte, für den Verkehr gänzlich gesperrt. Gegen 8 Uhr erfolgte auch thatsächlich unter furchtbarer Detonation und Bildung einer mächtigen Feuergarbe die Explosion. Das Magazin enthielt 15000 Kilogramm Pulver. Das Gebäude selbst ist nicht gänzlich zerstört. Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen. * Das Leben verspielt.' In Monte Carlo hat sich wieder ein sensationeller „Unglücksfall" ereignet. Vor wenigen Wochen war aus Belgrad ein Graf Rabeleschi Garbaia mit seiner jungen Frau nach Monte Carlo ge kommen und im „Grand Hotel" abgestiegen. Das Ehe paar, das erst vor kurzem geheirathet hatte, befand sich auf der Hochzeitsreise. Die Gräfin war etwas älter als 20 Jahre; der Graf hatte noch nicht das 30. Lebensjahr erreicht. Wie das gewöhnlich der Fall ist, besuchte man die Spielhölle in Monte Carlo erst nur zum Vergnügen. Der Graf spielte und gewann. Dann spielte das junge Paar immer leidenschaftlicher nnd war den ganzen Tag im Spielsaale zu finden. In wenigen Tagen verlor der Graf sein ganzes vermögen, mehr als 100000 Gulden. Er blieb zuletzt ohne einen Pfennig Geld und suchte in seiner Noth mit seiner jungen Frau den Lod im Meere. Man fand die Leichen in der Nähe des Schlosses. * Blitzgefahr in einim Motorwagen. Einen großen Schrecken erlebten die Passagiere eines Motorwagens in Magdeburg. Am Nachmittag während des Gewitters schlug der Blitz in einen Motorwagen der elektrischen Straßenbahn auf der Linie Friedrichstadt—Gr. Diesdorfer Straße beim Zoll hause auf dem Werder. Der Blitzstrahl traf den Leitungsdraht und ging von hier aus durch die Contactstange in den Wagen und durch den Blitzableiter, der in jedem Wagen vorhanden ist. Der Apparat functionirte vorzüglich, so daß niemand von den Insassen in Gefahr kam. Der Blitzableiter selbst wurde durch die entstandenen Flammen zerstört und der Wagen mußte außer Betrieb gestellt werden. * Ueb errumpelte Einbrecher. Seit einiger Zeit wurden in Paris fast allnächtlich Einbrüche in Juwelier läden verübt, und, obwohl die Eigenthümer von Goldwaa- rengeschäften alle möglichen Vorsichtsmaßregeln trafen und Wache halten ließen, gelang es doch niemals, die Gauner bei der That abzufassen. Auch die Bemühungen der Polizei, den Thätern auf die Spur zu kommen, hatten bisher keinen Erfolg. Dieser Tage fielen nun mehreren Detectivs drei Männer und eine Frau, die auf den Boule vards echte Schmucksachen für fabelhaft billige Preise an die Passanten verkauften, als höchst verdächtig auf. Am ersten Feiertage machten die Leute brillante Geschäfte mit goldenen Ketten, Ringen, Uhren, Broschen rc., die sie auf dem freien Platz vor dem Gymnase feilboten. Zwei Ge heimpolizisten, die dem Verkauf beiwohnten, nahmen die Haustrer scharf aufs Korn und folgten ihnen unbemerkt. Es gelang den Beamten, die vier Individuen bis gegen 2 Uhr Nachts im Auge zu behalten. Um diese Stunde begaben sich die Personen nach der Rue Popincourt, wo sie den Laden des Juwelenhändlers Dusanconneau erbrachen und im Innern verschwanden. Die Detectivs wartetest ganz ruhig, bis es den Gaunern nach etwa 50 Minuten gefiel, das von ihnen geplünderte Geschäftslokal wieder zu verlassen. Nun wurden sie von den Polizeiagenten sofort in Empfang genommen. Es entspann sich ein Kampf zwischen den beiden Parteien, bei welchem die Einbrecher sich scharf geladener Revolver bedienten, ohne jedoch je mand zu verwunden. Schließlich wurden aber alle vier überwältigt und hinter Schloß und Riegel gesetzt. Bei den sofort vorgenommenen Haussuchungen kam eine beträcht liche Anzahl Schmuckgegenstände zum Vorschein, welche die in den letzten Wochen bestohlenen Juweliere als ihr Ei genthum erkannten. Allerlei Ungereimtes in Reimen. (Nachdruck verboten.) Die Pfmgstfestfeicr ist vorbei und nunmehr kann man sagen: Sie hat die Menschheit „überrascht" mit wunderschönen Tagen! Mich freute ganz besonders dies, denn — das sag' ich ganz offen — Ich hätte gründlich mich blamirt, wärs nicht so eingetroffen, Wie ich's in meiner Reimerei ini Voraus prophezeite — Leicht machte da mein Renommee als Wetterkünder Pleite! Das schöne Psingstfestwetter bracht den Menschen frohe Stunden, Drum wurd die Ueberraschung auch höchst angenehm empfunden. Nicht immer ist's im Leben so, es kann zu manchen Zeiten Uns eine „Ueberraschung" wohl auch Aergerniß bereiten. X. spielte in der Lotterie jahrlang dieselbe Nummer, Doch, daß er nie etwas gewann, das macht ihm Riesenkummer. Das „Loos zu wechseln" wurde ihm da kürzlich anempfohlen, Und er lief schnell zum Kollekteur, ein „andres" sich zu holen. Die „Ueberraschung" kam sehr bald, denn als dann ward gezogen, War X. mit seinem „neuen" Loos auch wieder durchgefloaen; Zur weitren „Ueberraschung" mußt er dann auch noch erfahren: Den Hauptgewinn erhielt das Loos, das er gespielt seit Jahren. — Wenn man des Geldbriefträgers harrt, weil's „Moos" ist gänzlich alle, Da ruft man schnell „Herein" Wenns klopft; doch ist's in solchem Falle Zwar auch 'ne „Ueberraschung", nur wird sie sehr wenig frommen, Sieht statt des Geldbriesträgers man den — Exekutor kommen! — Ein Ehemann, der sehr viel reist, hat es sich vorgenommen Zur „Ueberraschung" seiner Frau nach Hause 'mal zu kommen. Doch „Ueberraschung" gab's — (der Mann ist drum nicht zu beneiden!) Dieweil grad war der — „Hausfreund" da, auf zwei, nein gleich drei Seiten! — Von „Ueberraschung" könnte ich noch manchen Vorfall melden, Denn „Ueberraschungen" die sind im Leben gar nicht selten. Gar überraschend schnell ist die lex Heinze nun verschwunden, Ein Komprvmiß-Begräbniß hat Im Reichstag sie gefunden. Das Centrum that — wie öfter schon — ganz urplötzlich umschwenken, An solche „Ueberraschung" könnt' man doch sürwahr nicht denken! — Ganz überraschend hat sich nun der Transvaalkrieg gewendet, Da keiner Großmacht Einspruch dort den Briten Raubzug endet. Pretoria ist jetzt besetzt! — Der Kleinkrieg soll beginne», In diesem wird noch manches Blut auf Transvaals Boden rinnen. Der Kleinkrieg wird, das steht wohl fest, noch „Ueberraschung" bringen, Eh' es der Briten Macht gelingt, die Buren zu bezwingen. — Im Transvaalkrieg hat überrascht der Großmächte Verhalten, Ganz ähnlich scheint's in China sich nun wieder zu gestalten. Die „Boxer" machen dort mobil, die Großmächte dies leiden, ('s traut eine ja der andern nicht!) statt kräftig einzuschreiten. So kann uns das Chinesenreich noch „Ueberraschung" bringen, Wenn um die Vorherrschaft daselbst die Großmächte einst ringen. Zur „Ueberraschung" merke ich, daß heute meine Leyer Sehr lange Reime hat verzapft! — Nun schweig ich! ' Lckrvibelmaxer. Räthsel. Köstlicher Edelstein ich bin. Mein Name besteht aus fiins Zeichen. Streichst du den Mittellaut bin ich gefürchtet von Jedem. Auflösung folgt in nächster Nr. Auflösung des Räthsels aus Nr. 66. Hunger ist der beste Koch. Hurone, Gerben, Lister, Adebar, Biesen, Tuerke, Lochen. Mr Seille braucht UV 1""7 Mrmrmrr Zriaenmbmi Loire, lßokensßein ki'nsttksl, 8s. 6rö88lk ssalmk von 8eichn8loffen in 8aek8sn. Königlicher, 6ro8cherroglicher unö Kvrrogiieker lloMvivraiü. Sp-Ä-M-, Brautkleider. IVIustsrlsZsr: knns fiioolas, VVileäruck. wschen-Spiel-j)lan. König!. Opernhaus. Sonnabend, 9. Juni. Die Meistersinger von Nürnberg. Ans. 6 Uhr. Sonntag, 10. Juni. Oberon. Ans. 7 Uhr. Königl. Schauspielhaus. Sonnabend, 9. Juni. I. Schiilervorstellung: Wilhelm Teil. Anfang stz2 Uhr Nachmittags. Sonnabend, 9. Juni. Die Kinder der Excellenz. Ans. */z8 Uhr. Sonntag, 10. Juni. Rosenkranz und Güldenstem. Ans. Uhr. empfiehlt Martin Bergers Buchdruckerei. ^vise UriekboAen u. Louverts mit kurma Uroseküren, Lirculare Diplome LinlackunAskarten Vfovdenblatt kür Wi>8är.uff, Tbaranllt, klassen, 8iebenlekn u. ll. Umgegend. Plakate, Postkarten postpaclcetackressen Preislisten Programme HuittunAen PecknunZen Lpeise- u. 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