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Zweites Blat t. MniM -i, Wim Warandt, Aossen, Sielienkehn und die Amgegendm. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Älltmmeberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg. Huhndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu» tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Noitzsch, Nothschönbera mit Perne, Sachsdon S h'niedewalde, Zora, Steinbach bei Kessclsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbanfen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistrovv, Wildberq. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Poit bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpnszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktton Martin Berger daselbst. No 7V. Sonnabend, den 16. Juni 1906. 58. Jahrg. Ztinr 1. Ssnntage nach Trinitatis. Rom. 3, t7: Und den Weg des Friedens wissen sie nicht. Es war am Pfingstsonntage Abends, etwa gegen 10 Uhr. Von der Straße her drang in kurzen Pausen Ge johl halbwüchsiger Burschen, vermischt mit dem Kreischen der Mädchen, dann Gesang, besser Gebrüll unflüthiger Lieder. Ganze Banden zogen lärmend und singend durch die Straßen bis lange nach Mitternacht. Das ist nun die Weise, auf die Tausende Pfingsten feiern! Von ihnen gilt Römer 3, 17: Den Weg des Friedens wissen sie nicht. Nicht überall darf es so laut wohl am Pfingstabend hergehen: das leidet die Polizei nicht. Aber wie mögeu die meisten im deutschen Volke den Abend zugebracht haben. Wie wenige werden an beiden Pfingsttagen auch nur ein paar Minuten an den heiligen Geist gedacht haben! Von Millionen und Abermillionen gilt das Wort des Apostels: Den Weg des Friedens wissen sie nicht. Und das, obgleich seit mehr denn tausend Jahren den Völkern unseres Erdtheils der Weg des Friedens gezeigt worden ist! Und das, trotz tausender fleißiger Boten, die Arm und Reich, Hoch und Niedrig auch in diesen Tagen vom Friedensfürsten Jesus Christus sagen! Ist es mcht unsäglich traurig, daß dennoch so viele, viele, den Weg des Friedens nicht wissend Von den Hunderten Millionen Menschen, die noch im Banne des Heidenthums und des Islam liegen, ganz zu schweigen. Soll das so bleibend Kannst du, der du den Weg des Friedens weißt, es ohne Jammer mit ansehen, daß die ungeheure Mehrzahl deines Volkes ihn nicht weiß? Du hast in deinen Wegen Freude und Frieden, Tröstung und Stärkung, Nahrung und Hilfe und Rath; in ihren Wegen ist eitel Unfall und Herzeleid. Das ist doch herz zerreißend. Und wohin münden die Wege der Armend Kann einer, der hier den Weg des Friedens nicht wüßte, droben einst in die Wohnung voller Frieden beim Vater einziehen? Unmöglich. Aber es ist schrecklich dieses „Un möglich". Was sollen wir thund Sie müßten zur Furcht Gottes gebracht werden, aber wie fangen wir es an? Auf einen Reformator zu warten und bis er kommt, die Hände in den Schooß zu legen, das ist heute Bequemlichkeit, ist Sünde. Nein, wir müssen die Hände regen: zur Arbeit und zugleich zum Gebete. Beides muß geschehen, nicht eines allein. Jeder von uns kann noch viel mehr arbeiten dafür, daß das Reich Gottes zu den Armen, Thörichten und Elenden komme, und jeder von uns kann noch viel mehr dafür beten. — Du weißt gewiß, lieber Leser, in deiner Umgebung, deinem Bekanntenkreise einen Menschen, der den Weg des Friedens noch nicht weiß. Auf, mache dich heran, an die Arbeit, an die Fürbitte. Wenn jeder, der dies liest, nur einen gewönne: es käme schon ein ganzer Haufen zusammen. Vorwärts denn, in Gottes Namen, mit Gottes Hilfe! Statistisches für s8yy aus dem ANedicinalbezirk Meißen. Vom Bezirksarzt Dr. Erler. cm » „ (Schluß). Was die Hauptaltersgruppen der Gestorbenen be trifft, so wurden gezählt Kinder überhaupt (bis 1899 1898 1897 1896 15 Jahre) 1393 1187 1339 1045 darunter unter 1 Jahr 1004 897 1021 778 Erwachsene überhaupt 1205 1040 1145 1063 darunter über 60 Jahr 811 731 780 851 oder es starben im Verhältniß § ;ur Einwohnerzahl auf 1000 Einwohner 1899 1898 1897 1896 Kinder unter 1 Jahr 9,1 8,1 9,3 7,0 Kinder von 1—15 Jahren 3,5 2,6 2,8 2,4 Erwachsene bis 60 Jahre 3,5 2,8 3,3 1,9 Erwachsene über 60 Jahre 7,3 6,6 7,1 7,7 Hieraus ergiebt sich, daß die Sterblichkeitsgröße in allen Altersgruppen sich fast immer gleich geblieben und nur im letzten Jahre durchgehends etwas gewachsen ist. Was die Todesursachen anbetrifft, so sind Gestorbene verzeichnet an Diphtherie Keuchhusten Scharlach Masern Typhus Tuberkulose der Lungen Tuberkulose anderer Organe Lungenentzündung Krebs Altersschwäche Verunglückung Selbstmord 1899 1898 1897 1896 30 49 38 70 28 37 42 9 38 24 15 5 56 14 43 16 2 7 6 4 207 174 199 201 18 20 24 12 144 84 109 99 95 109 129 105 180 175 198 193 55 57 60 51 40 42 44 42 Lungen 1896 6,3 0,8 0,4 1,4 0,3 18,3 9,0 9,5 4,6 3,8 1899 2,7 2,5 3,6 5,1 0,1 18,8 13,1 8,6 5,0 1898 4,4 3,3 2,1 1,2 0,6 15,8 7,7 9,9 5,1 3,8 Diphtherie Keuchhusten Scharlach Masern Typhus Tuberkulose der Lungenentzündung Krebs Verunglückung 1897 3,4 3,8 1,3 3,9 0,5 18,1 9,9 11,7 5,4 3,9 1893 bis 1895 von je 10 000 Einwohnern gegen 15 Opfer jährlich gefordert hat, dank jener großartigen Erfindung immer mehr und mehr an ihrer Schrecken erregenden Be- deutung eingebüßt hat, ferner, daß der Keuchhusten im vorigen Jahre etwas abgenommen, Scharlach und Masern aber zugenommen haben und daß der Typhus von sehr geringem Umfang und äußerst mildem Verlauf gewesen war, sodann daß die Lungentuberkulose sich immer noch auf beträchtlicher Höhe gehalten und daß auch die Lungen entzündung einen großen Tribut gefordert hat, endlich daß die Krebskrankheiter und die Unglücks- und Selbstmordfälle sich gegen die der Vorjahre annähernd gleich geblieben sind. Aus dieser Tabelle berechnet sich, daß im Verhältniß zu je 10000 Lebenden gestorben sind an: Selbstmord 3,6 . Alan ersieht hieraus, daß die Diphtherie, die vor Einführung des Heilserums stets sehr viel Todesfälle verursacht und beispielsweise noch in den Jahren von III. Krankheitsstatistik. Die folgende Tabelle veranschaulicht die Anzahl der von den behandelnden Aerzten in den letzten 5 Jahren angezeigten Erkrankungen an Diphtherie, Scharlach und Typhus und die nächste deren Sterbeprocentsatz im Ver- hältniß zu den Sterbefällen, welche durch die Todtenscheine bekannt geworden sind. Es kamen im ganzen Medicinal-Bezirk Meißen vor von 1899 1898 1897 1896 1895 Fälle Fälle Fälle Fälle Fälle Diphtherie 234 266 262 403 771 Scharlach 183 95 125 170 147 Typhus 36 27 46 19 45 und es betrug die Sterblichkeit der Fäll! ! V0N 1899 1898 1897 1896 1895 Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. Diphtherie 12,8 14,6 14,1 17,3 16,7 Scharlach 20,7 25,2 12,0 2,9 10,8 Typhus 5,5 25,9 13,0 21,0 11,1 Davon kamen allein in der Stadt Meißen vor mit daneben gezählt sind. Diphtherie Scharlach dauer in Tagen 21,0 (22,1) 29,5 (29,6) 23,3 (17,7) 21,9 (22,3) 19,7 (17,7) 1896 Proc. 11,7 Diphtherie Scharlach Typhus Summe der Kranken 806 (672) 870 (678) 86 ( 88) 115 (112) 188 (316) Kranken bestand 46 (41) 70 (55) 6 ( 4) 7 ( 7) 16 (15) 1898 Fälle 35 19 5 1897 Fälle 31 21 4 1896 Fälle 77 35 3 Anzahl der Betten 100 115 (80) 9 14 40 1899 Fälle 26 97 5 1897 Proc. 9,6 4,7 1899 Proc. 7,6 21,6 20,0 1898 Proc. 20,0 10,5 40,0 Meißen Cölln Lommatzsch Nossen Wilsdruff lagszeit pro Bett 169 ,148) 223 (251) 223 (173) 180 (178) 142 (140) Im Durchschnitt betrug der tägliche die Verpfleg- dre Be- Typhus folgender Sterblichkeit merkt, ein erfreulicher Rückgang zu bemerken gewesen. Während deren Sterblichkeit in früheren Jahren selten unter 30 Procent betrug, hält sich seit Einführung des Heilserums diese Ziffer stets auf einer bedeutend niedrigeren Stufe, und es würde die Erkrankungs- und Sterbesumme gewiß noch geringer ausfallen, wenn die Erkrankungen immer recht frühzeitig in ärztliche Behandlung kämen. In größerer Anzahl zeigte sich die Krankheit in den Orten Niederau, Sörnewitz, Röhrsdorf, Herzogswalde, Leuben, Lossen und Zschochau. Der Scharlach, der im vorigen Jahre im Allgemeinen milde ausgetreten war, zeigte sich epidemisch in Meißen, Cölln, Neudörfchen und Zehren. Vom Typhus sind nur wenige Orte ergriffen ge wesen; epidemisch zeigte er sich nur in Reinsberg mit 10 Erkraukungsfällen. Die Statistik der fünf öffentlichen Krankenhäuser des Medicinalbezirks veranschaulicht die nachstehende Tabelle, in welcher die Angaben des Vorjahres in Klammern . . 25,0 - In Bezug auf die Diphtherie ist, wie schon oben be- D WM der WM. Erzählung von E. v. Linden. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung) Lasten wir den Vetter Lüde in dieser wohlverdienten Situation, aus welcher ihn schließlich sein Martin befreite und folgen dem Schulmeister, der stolz wie ein König in die Hütte der Wittwe Seiler zurllckkehrte. „So," sprach er mit freudigem Triumph, sich neben Anna, die ihn erwartungsvoll onblickte, niederlastend, ,daS wäre abge macht. Ich mußte den Vetter Lüde im Kruge aufsuchen, wo er just über meine Armuth herfuhr und wie er das geliehene Geld wohl cinbüßen wüste. So kam ich ihm recht unange nehm dazwischen mit der Zahlung, und als er mich beschimpfte, gab ich's ihm derb zurück und kündigte auf den ersten künftigen Monat« meine Stelle.* ,Um Jesu Willen, Konradi Da« hast Du gethan?" rief Anna erschrocken. ,Ja, wie soll's denn nun werden?" meinte die Mutter, seufzend den Kopf schüttelnd. Die arme Frau war durch Ver nichtung de« glänzenden TraumS ganz scheu und kleinmüthig geworden. „O, ich denke, recht gut solls werden, meine Liebe!" lächelte Konrad, ,das hungrige Schulmeisterbrod reicht kaum für einen Menschen aus, geschweige denn für drei und noch mehr. — Als Du fortreistest, um das viele Geld zu holen, da war es aus mit meinen Hoffnungen, da ich mir doch sagen mußte, daß der arme Konrad unmöglich von dem Gelbe der reichen Anna Seiler sein Dasein fristen konnte, schon der Gedanke daran