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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 14.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-190006142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-19000614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-19000614
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-14
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Monat
1900-06
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Jahr
1900
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.Freilich, freilich ist es das," lachte der Kapitän bitter auf, „er wird dazu olle Ursache haben, mein gutes Kind! Eie scheinen die Welt garnicht zu kennen. Aber mag er's thun, e« ist immerhin etwas besser, wie nichts." Mutter Roebuck steckte den Kopf zur Thür hinein. .Wie stehts? — bekommt die Antje ihr Recht?" .Gott bewahre, Tante! Nichts bekommt sie, diese Herren haben Alle ein noch schlechteres Gedächtniß als ich." .Docht: ich mir doch," rief die Wiltbin die Hände zu- sammcuschlagend, ,wo jene Kreuzspinne herumkrircht. ist für keinen Andern was zu finden. Aber der reiche Falk, der das große Vermächtniß von dem seligen Kapitän Lüders bekam und ihm die reiche Heirath verdankt, der wird sein übriges thun und dem armen Kinde beißehen." „Verrechnet, Tante! total verrechnet," versetze Tyrius, zornig mit dem Fuße stampfend, „der reiche Mann wußte von nichts, — kannte auch den eigentlichen Namen des Tobten nicht. ES ist somit nichts mehr zu hoffen." Mutter Roebuck gerieth außer sich, sah aber schließlich doch ein, daß ihr Zorn keine Hülfe sei und nahm sich an Anna ein Exempel, die mit frischem Muthe ihr Schicksal ertrug. Doch war die gute Frau fest entschlossen, von der Armen keinen Heller für ihre Zehrung anzunehmen, chr im Gegen theil noch ein kleines Eümmchen mit auf die Reise zu geben. Kapitän Tyrius wollte aber doch, von Pflichtgefühl ge trieben, daß letzte versuchen und mit seinem Schützling zu dem neuen General-Prokurator gehen, vielleicht erinnerte dieser sich des eigentlichen Namen des Testators aus dem Testamente, worin derselbe unstreitig, davon war er fest überzeugt, stehen mußte. Doch auch hier fand er nur ein Achselzucken und Kopf schütteln, — lockte den Herren Franzosen die Aussicht, das schöne Kapital im Lande zu behalten und dem Staate zuzu führen? — Oder — hatte Comanns ein williges Ohr für seine Pläne gefunden? „Wir können und wollen dies nicht verrathcn, da unser Roman der Wirklichkeit angehört und wir deshalb nur der Thatsache Rechnung tragen dürfen." Mit diesem Besuche war die letzte Hoffnung gescheitert, Anna mußte heimkehren, arm, wie sie fortgegongen. Doch nein, nicht ganz so arm, Commins, der wackere, menschenfreundliche Notar hatte ihr seinen Beistand nicht um sonst versprochen. Der reiche Kaus- und Handelsherr sandte 300 Gulden, — 100 legte ComminS selbst bei, — konnte man mehr verlangen? — Mutter Rocbuek und der Kapitän Tyrius steuerten ebenfalls 100 Gulden bei, und so reiste Anna Seiler glücklicher, als hätte sie die reiche Erbschaft bekommen am nächsten Tage von Amsterdam wieder ab, ihren kleinen Echatz ängstlich und sorgsam vor jedem fremden Blick behütend. „Nun können wir uns heirathen, der Konrad und ich," flüsterte sie lächelnd vor sich hin, als sie die Thürme der Stadl D. endlich wieder sah, „und die Mutter wird nicht Hoffärthig gegen den armen Schulmeister mehr sein, — o — Gott, wie danke ich Dir!" 11. Kapitel. Es bleibt bei dem Schulmeister. Dos ging wie ein Lauffeuer durch ganz Bredenberg: „Die Anna Seiler ist wieder da aus Amsterdam, sie hat abn nichts bekommen, sie ist nicht die rechte Erbin gewesen." Im Kiuge wurde diese Rückkehr ohne Erbschaft natürlich am lebhaftesten diskutirt. Da waren alle Honorationen des Dorfes versammelt bei ihrem Krüglein Bier; allmänniglich zerbrach sich den Kopf darüber, wie die Geschichte denn eigentlich zugegangen sei, daß die alte Mutter Seiler habe zuerst die Schwester und rechtmäßige Erbin sein sollen und doch nun Alle« auf einmal wieder eitel Wind sei, als ob es nur ein Kinderspiel gewesen, von Bredenberg in der Haide nach Amster dam zu reisen. „Ich möchte den Lump wohl kennen, welcher diese arme Frau so zum Besten gehabt," rief ein Halbmairr, und schlug dabei ingrimmig auf den Tisch, „eene Schande ist's und nicht zu verantworten, — hat sich in Schulden steck-n müssen, die si nimmer wird bezahlen können, das arme, alte Weib." .Ich denk', der Schulmeister hat das Geld hergegeben/ weinte ein Greis, der in einem W nkel saß. „Was der Vater Weber sich wohl denkt," sprach der Bauermeister Lüde mit einem verächtlichen Auslachen, „woher sollt' der Schulmeister eine solche Summe genommen haben, wenn er sie nicht hält' stehlen wollen? Nein, ich bin derjenige ge wesen, welcher ihr dos Geld zu der Reise geliehen, und habe nun das Nachsehen für meine Gutmüthigkeit. Aber das kommt davon, wenn so ein Frauenzimmer Alles besser w ssen w ll und sich klüger dünkt, als der Bauermeister und Bürgermeister. Ich für meine Person hätte das Geld kriegen wollen, wenn die Holländer auch noch geriebener wären, als sie cs so schon sind, schwere Noth! Man kann sich ärgern über so ein Weibs volk, dos die Nase nicht aus dem Dorfe gesteckt hat, und wunder weiß, wie'« in der großen Welt hergeht." „Hat sie denn garnichts bekommen?" fragte ein Dritte neugierig. .Jawohl' ertönte eine Stimme vom Eingang her, „sie Hot so viel heiwgebracht, um dem Bauermeister die Schuld zu zahlen. Hier ist das Geld, zählts nach, Quittung bedarfs nicht, sind ja Zeugen genug da." Aller Blicke wandten sich erstaunt zu dem Schulmeister hin, der ruhig durch die große Stube bis zu dem grimmig und überrascht dreinschauenden Bauermeister schritt, vor welchem er das Geld auf den Tisch legte. -Zählt gefälligst nach, Bauermeister!" sagte er dabei, „30 blanke Thaler." Der stolze Lüde würdigte den Schulmeister keines Blickes, er zählte das Geld, wobei ihm vor Aerger die Hand zitterte, steckte es in die Tasche und ries mit souveräner Verachtung in Ton und Gebcrde: .Na, freut mich, daß die Holländer der überklugen Base einen Brocken gnädig hingeworfen haben, damit sie wieder heimkommen und ihre Schulden bezahlen konnte. Ho, ha, ge schieht ihr Recht der Jungfer Weisheit, — jetzt bleibts also bei dem Schulmeister." .Ja, es bleibt bei ihm," versetzte Konrad Hellberg mit bewunderungswürdiger Ruhe, „obgleich dos viele Geld sie plötzlich für des Bauermeisters Martin gut genug erscheinen ließ. Er bekäme aber auch jetzt noch einen Korb, verlaßt Euch darauf." .Wie wüS?' schrie Petter Ude, „höre ich recht, yas untersteht sich so ein Habenichts? — Weiß er, was ich bin und was er ist, he? Ein Schulmeister steht unterm — ver steht er wohl?" „Sachte, sachte, Bauermeister," versetzte Konrad ruhig, „wie könnt Ihr so von einem Stande reden, dem Ihr Euer bischen Wissen verdankt und fallen alle derartige Beleidigungen stets auf ihren Urheber zurück. Nebrigens", fuhr er fort, „kümmert Euch nächsten Monat um einen andern Schulmeister, da ich keine Lust mehr habe, Kinder solcher Eltern zu unter richten, die eine so niedrige Meinung von dem Stande eines Schulmeisters haben." Und, ohne eine Erwiderung abzuwarten, verließ er stolz das Zimmer, die ganze Gesellschaft erschreckt und verdutzt zurücklassend. — „Das haben wir nun von der dummen Erbschaftsge schichte," schrie endlich der Holbmaier, zornig auf den Tisch schlagend, „muß uns der oerfl xte Kram unsern braven Schul meister kosten, so einen, wie den Konrad Hellberg, kriegen wir unser L-btag nicht wieder!" „Und ich, der Bauermeister von Bredenberg und der gute Freund des Bürgermeisters von D. sage das . . —" Er schlug dabei mit den geballten Fäusten auf den Tisch, daß d'e zinnernen Bierkrüge hoch emporsprangen. Oho, brauchst nicht so groß thun mit Deinem Freund, dem Bürgermeister", sagte der Holbmaier spöttisch, „wir wissen recht gut woher bei dem der Wind weht, — bedanke mich für solche gute Freunde, bin nicht so stolz. Er ist's auch wohl gewesen, welcher der armen Mutter Seiler den blauen Dunst mit der reichen Erb schaft vorgemacht, möchte wohl 'mal auf den Grund sehen und wissen, wie es damit eigentlich zugegangen." „Maul halten!" schrie der Bauermeister, den schweren Krug emporhebend, als wollte er ihn denselben an den Kops werfen. „Wer sich muxt —" „Oho, — da« fehlt noch," schrieen die Bauern durch- einanonder, indem sie sich zornig erhoben, „Du hast uns nicht zu befehlen und der Hinnerk hat Recht, daß wir so einen Schulmeister nicht wieder kriegen." „Du hast die Schuld, Bauermeister!" schrieen die Bauern, „sollt ihm Abbitte thun, damit er hier bleibt. — Lassen uns von Dir nicht ins Hundeloch werfen — so ein Kerl will uns kommandieren, Abbitte soll er dem Schulmeister thun und das auf der Stell!" So gings wild und drohend durcheinander und es fehlte nicht viel daran, daß d-r stolze Bauermeister tüchtige Prügel bekommen hält? für seinen obrigkeitlichen Hochmuth. (Fortsetzung folgt.) Technische Fortschritte. Eine sprechende Uhr. Auf eine sprechende Uhr, eine sehr hübsche Combination von Uhr und Phonograph, ist, wie im letzten Heft des Patentblattes berichtet wird, ein Patent ertheilt worden. An Stelle des Schlagwerkes löst die Uhr den Federmotor eines Phonographen aus, um nach Abspielung eines Satzes von selbst wieder stillgesetzt zu werden. Dadurch ergiebt sich die Möglichkeit, die Funk tionen der Uhr ganz erheblich zu erweitern, indem sie zu festgesetzten Tageszeiten Sätze, die zu bestimmten Thätig- keiten auffordern, ausruft. Es bieten sich keine technischen Schwierigkeiten, eine Phonographen-Uhr zu construiren, die man zu 6 oder 12 beliebigen Tageszeiten auf die Ab spielung verschiedener Sätze einstellen kann. Eine neue Briefbeförderung. In einem in Marseille gehaltenen Vortrage wiesen die beiden Ingenieure dieser Stadt, Dubs und Laffitte, durch, wie behauptet wird, unwiderlegliche Berechnungen einen im Postdienste durch zuführenden sensationellen Fortschritt nach. Es handelt sich um einen elektroautomatischen Briefbeförderer, den die beiden Ingenieure erfunden haben, und der, wie ein elek trischer Strom, 250 Kilometer in der Stunde zurückzulegen vermag, nnd bei dessen Anwendung es möglich wäre, in 14 Stunden Briefpackete und kleine Waarenpackete von London nach Konstantinopel zu schaffen. Das würde eine völlige Umwälzung des Postdienstes herbeiführen. Das Fuhrwerk hat die Form einer metallischen, fünf Meter langen Zigarre, die längs der Schienenwege auf Kabeln, die auf Masten ausgespannt sind, dahingleiten würde. Es enthält die erforderlichen Organe, um automatisch in Be wegung gesetzt und aufgehalten zu werden. — Die Nach richt kommt zwar aus Marseille, dem klassischen Lande der großen Münchhausiaden, kann aber dennoch vertrauens voll entgegengenommen werden, da die Herren Dubs und Laffitte sich durch ihre gemeinschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der Elektricität in wissenschaftlichen Kreisen längst einen geachteten Namen erworben und auch schon mehrere interessante Entdeckungen veröffentlicht haben. Vermischtes. * Berlin schreitet in feiner Entwickelung zur Weltstadt nach Erreichung der ersten Million ein wenig langsamer vor. Die Einwohnerzahl nimmt nicht mehr so rapide zu, wie in den ersten Jahren, da die junge Reichshauptstadt, froh und keck, zum Wettbewerb mit ihren übrigen europäischen Schwestern auf den Plan trat. Die Leute, die gern über olle möglichen und unmöglichen Dinge Nachdenken und aus der Kunst der Prophe- zeihung ein Gewerbe machen, haben schon ausgerechnet, daß es noch eine ganze Weile dauern kann, bis die zweite Million voll sein wird, und daß noch sehr viel Wasser in der Spree laufen muß, ehe die vritte Million erreicht ist. In der „Post" wird hierzu geschrieben: Aber ist denn das ein so großes Un glück? Ich kann nicht finden, daß die allzu heftige und ge steigerte Entwickelung einer Großstadt besonderen Segen be deutet. Es ist ja natürlich, daß die ersten Jahre des Auf blühens ihr den stärksten Zuwachs bringen. Aber dann muß ein Zustand der Befestigung und der Konsolidirung eintreten. Die kolossale Ziffer thut es nicht. Mit dem Steigen in die höchsten Milltonenzahlen hinauf nimmt auch das Elend und die Armuth einer Weltstadt in erschreckender Weise zu. Das unvernünftige Zusammenströmen beschäftigungsloser Massen in die Großstädte kann einer gesunden Entwickelung dieser Ver kehrszentren nur hinderlich sein. Weder London noch Paris dürften als sehr nachahmenöwerthe Muster in Frage kommen. Wohl kaum in einer zweiten Stadt findet sich ein solches Bild jammervollster Misäre, wie es das Eastend London« bildet. Die Zustände, die dort nach dem Urtheil aller, auch der wohl wollendsten Kenner, herrschen, sind fürchterliche und berühren um so trauriger, als irgend ein Mittel, sie zu bessern nicht existirt. Die Zentralisation Frankreichs in Paris erweist sich immer wieder als unheilvoll. Paris steht vielfach im Gegensatz zum übrigen Land. Aber auch in Frankreich beginnt die Provinz sich langsam von der Tyrannei der Hauptstadt zu befreien. Es wird Berlin zum Vortheil gereichen, wenn e« der Ent wickelung dieser beiden großen Konkurrentirnen um dir Welt stadtpalme nicht folgt. * Der Kreuzzug gegen die Ratte wird in allen Ländern von Aerzten und Bchöcden gepredigt, und der dabei verwandte Ernst und Eifer könnte auch den eingefleischten Zweifler davon überzeugen, daß es sich hier um keine Laune, sondern um eine That der Nothwehr handelt. In deutschen, französischen, russischen, englischen und amerikanischen Häfen wird die Ratte unbarmherzig verfolgt, und in Dänemark ist sogar ein Preis auf ihren Kopf gesetzt worden. Professor Calmette, der berühmte Erfinder der Heilblutbehandlung bei Schlangenbissen, fordert die belgische Regierung zum Kampfe gegen die Ratte auf, und schließlich wird, wie gesagt, alle Welt an dem Vernichtungskampfe gegen diesen Nager betheiligt sein. Der Grund dafür ist cbenso bekannt wie die Veranlassung. Daß die Ratten die Pest verbreiten, weiß man seit Jahr hunderten, und der Anlaß zu der jetzigen Massenjagd auf die Ratten ist in dem Auftreten der Beulenpest in verschiedenen Ländern zu suchen, da in allen diesen die Gefahr der Ansteck ung durch pestkranke Ratten deutlich hervorgetreten ist. Dr. Manson, ein berufener englischer Gelehrter, der sich in seinem Vaterlande an die Spitze der Rattenfeinde gestellt hat, ist davon überzeugt, daß mit einer völligen Ausrottung der Ratten schon viel zur Eindämmung oder gar Beseitigung der Pest geschehen wäre, lieber das beste Mittel zur Erreichung diese« Zieles gehen die Meinungen freilich noch auseinander. In Altona und anderen Städten hat man vergiftetes Futter in die Ab zugscanäle gestreut. In Konstantinopel hat Jemand vorge- schlagen, die Ratten in den Abzugsröhren, Kellern, Schiffs räumen u. s. w. in der Weise zu vernichten, daß in solchen Räumen ein Apparat zur Erzeugung von Kohlensäure aufge- gestellt wird. Dann müßten sie allerdings einige Stunden lang gut ventilirt werden, damit die todtcn Ratten ohne Gefahr herausgeholt werden könnten. Einen noch anderen Feldzug«- plan hat ein Mitglied des Pariser Pasteur-Instituts entworfen. Es ist nämlich dort ein Bacterienart gefunden worden, die den Ratten gefährlich zu sein scheint. Entdeckt wurde sie in den Leichen von Feldmäusen, die von einer epidemischen Krankheit befallen waren, es ist ein Keim von rundlicher Gestalt, der im Allgemeinen dem bekannten Bacillus coli gleicht. Durch rin scharfsinniges Verfahren wurden Culturen diese« Keimes erhalten, die von so großer Giftigkeit waren, daß sie, von den Ratten verzehrt, diesen ans Leben gingen. Nachdem die Laboratoriumsversuche beendet waren, ist das Verfahren be reit« auf Landgütern, in Waarenhäufern, Speichern und andern Oertlichkeiten, die von Ratten verpestet wcren, erprobt worden. In der Hälfte aller Fälle erfolgte eine völlige Ausrottung der Ratten, sonst fast immer eine erhebliche Verminderung, und nur in einem Fünftel der Fälle hat die Methode versagt. Nunmehr enttchlossen sich die Pariser Behörden, jenem Forscher des Pastcur-Jnstitul« e>ne Reihe der Pariser AbzugSkanälc iu einer Länge von 160 Meter zu überlassen. Dann wurden 200 gesunde, graubraune Ratten aus den benachbarten Abzugs kanälen hineingesetzt und mit viel Stroh und Nahrung ver sehen, dieser Raum wurde versiegelt, sodaß keine der Ratten entkommen konnten, nachdem noch kleine Brodstückchen hmemge- legt worden waren, die vorher mit jenen Bakterien angesteckt waren. Nach acht Tagen war bereits eine Epidemie unter den Ratten auSgebrochen, bald darauf waren schon 80 Ratten todt, deren Leichen von den Ueberlebenden aufgesressen wurden, und nach etwa 20 Tagen waren von jenen 200 nuc noch acht am Leben. Nebligen« Hot sich hcrausgestellt, daß junge Ratten gegen den Bacillus viel empfindlicher sind, als alte, sodaß die künstlichen Epidemien am besten im Herbst und im Frühjahre zu erzeugen wären. Dann könnte durch planmäßige Vernicht ung des Nachwuchses dal Rattengischlecht an ein.m Orte in ein biö zwei Jahren völlig ausgerottet sein. Das Verfahren hat auch außerhalb Frankreichs bereits viel Aufsehen gemacht und wurde u. A. in Hamburg, in Kopenhagen und in Tunis Mit gutem Erfolge verwertbet. * Eine amerikanische „Doktor"-Fabrik. Die Postbehörden der Vereinigten Staaten haben, wie aus Chicago berichtet wird, die Verhaftung der Besitzer eines eigenartigen Schwindel-Instituts, das'sich „Metropolitan Medical College" nennt, veranlaßt. Die findigen Leute haben Aerzte sn ^ros und per Post fabricirt nnd werth- lose Doctordiplome verliehen. Sie wurden außerdem an geklagt, die Postbestinlmuugen verletzt zu haben. Die Zeugenaussagen zeigten, daß die Institution eine ausge dehnte Thätigkeit in England entfaltete und daß viele der von ihr mit einem Diplom Versehenen sich Anstellung als Aerzte im britischen Heere zn verschaffen versuchten. Diese Thatsache wurde durch den britischen Konsul, Mr. Wynd ham bestätigt. Er sagte, daß das Zusammentreffen der Post, in Indien und des Krieges in Südafrika die Nachfrage nach Militärärzten so steigerte, daß viele unbefugte, englische Studenten der Medicin durch die Inserate angelockt wurden und sich Diplome gekauft haben. In den Anzeigen hieß es, daß nach einem zehntägigen schriftlichen Kursus in der Medicin Diplome geliefert würden. 'Ein „schwerer" Diebstal soll in Chicago aus geführt worden sein. Gestohlen wurden angeblich 5 Mill. Mk. Gold und für einige 50000 Mk. Silberbarren. Das Geld bestand aus 48 Barren, die ie 100 Pfund wogen, und wurde aus einem Wagen der Chicago-Terminal- Transfer-Nailway-Linie gestohlen. Die Eigenthümer der Sendung, die an eine Bank in Kalifornien bestimmt war, wollten die Sache besonders schlau anfangen, um die kost bare Ladung zu sichern, und, so unglaublich es klingt, ließen sie die Barren in gewöhnlichen Frachtkisten in einem Güterwagen stehen. Die besonderen Sicherheitswagen für Geldtransporte zogen bis jetzt regelmäßig die Auf merksamkeit der professionellen Eisenbahnrüuber auf sich, und um diese Virtuosen der Einbrecherzunft zu täuschen, sollte die Sendung so unauffällig wie möglich passiren. Der Erfolg entsprach allerdings nicht den Erwartungen, denn die ganze Ladung, etwa 25Centner, wurde gestohlen, Die Geschichte klingt sehr verdächtig.
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