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MaraM, Nossen, Siebenlehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu« tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rohrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf Schuriedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Moborn, Seeligstadt, Svechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdmis. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 6S. Donnerstag, den 14. Juni 1S0V. I 58. Jahrg. Gemäß 8 14 des Gesetzes, die staatliche Schlachtviehversicherung betreffend, vom 2. Juni 1898 sind von dem Berwaltungsansschusse der Anstalt für staatliche Schlacht- viehversicherung, für die Zeit vom 1. Juni bis mit 30. September dieses Jahres die der Ermittelung der Entschädigungen nach § 2 des angeführten Gesetzes zu Grunde zu legenden Durchschnittspreise für die einzelnen Fleischgattunqen für je 50 kL Schlachtgewicht wie folgt festgesetzt worden: " s Ochsen: 1., vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwerthes bis zu 6 Jahren 63,50 Mark 2 ., junge fleischige, nicht ausgemästete —ältere ausgemästete 59,50 „ 3., mäßig genährte, junge — gut genährte ältere . 56,— „ 4., gering genährte jeden Alters 51,— „ ». Kalben u. 1., vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht- Kühe: werthes 61,— „ 2 ., vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlacht- wcrthes bis zu 7 Jahren 59, - „ 3 ., ältere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 55,50 „ 4 ., mäßig genährte Kühe und Kalben .... 51,50 „ 5 , gering genährte Kühe und Kalben .... 47,50 „ Bullen: 1., vollfleischige höchsten Schlachtwerthes . . . 60,— „ 2 ., mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere . 57,— „ 3 ., gering genährte 53,50 „ I». Schweine: 1a., vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuz ¬ ungen im Aller bis zu U/i Jahren . . . 49,50 „ 1b., Fettschwcine (nur in Dresden notirt) . . . 49,— „ 2 ., fleischige 47,— „ 3 ., gering entwickelte, sowie Sauen .... 43,50 „ Königliche Amtshauptmannschaft Meißen, 9 Juni 1900 von Schroeter. T. lisM-8onüei7iig. Zur Erleichterung des Besuches der von der Firma Barnnm L Bailey in Dresden veranstalteten Schaustell ungen soll in der Nacht vom 17. zum 18. Juni im Anschlusse an den 11 Uhr Nachts von Dresden abgehenden Personenzug 1166 der Potschappel 11'° Nachts ver lassende Zug 2884a von Wilsdruff bis Mohorn (Ankunft 124° Borm.) weiter geführt werden. Der Zug hält an allen Unterwegsstationen. Dresden, den 6. Juni 1900. Agl. Generaldivektisn der Sächs.Ktaatseis enbahnen, II. Abtheilung. Il L. 1661. Gasterftüdt.K. Bekanntmachung. Freitag, den 15. Juni ds. Js., Nachmittags 6 Uhr öffentl.^tadtgemeinderathssitzung. Die Tagesordnung hängt im Rathhause aus. Wilsdruff, den 11. Juni 1900. Der Bürgermeister. Bursian. Der Reichstagsschluß. Der deutsche Reichstag ist mit seinen Arbeiten zu Ende. So langsam anfänglich die Berathungen sich ab wickelten, so schnell ist es zum Schluß gegangen, Zug um Zug, Schlag auf Schlag sind die wichtigsten Gesetzentwürfe definitiv zu Gesetzen erhoben worden. Die große Flotten vorlage nebst den dazu gehörigen Kostendeckungsgesetzen, die Vieh- und Fleischschauvorlage, die Abänderungen und Neuerungen in der Gewerbeordnung, das Gesetz zur Be- kämpfung der Unsittlichkeit u. s. w., sie alle, um die zuerst Wochen- und monatelang hin- und hergestritten wurde, Waren plötzlich fertig. Es ist nicht Alles so gegangen und so geworden, wie man wohl hätte wünschen können, aber cs ist doch Positives genug geschaffen. Die Abänderung der Unfallgesetze wird hoffentlich auf sozialem Gebiet die günstigen Erfolge zeitigen, die von ihr bei den verbündeten Regierungen und im Reichstage erhofft worden sind. „ Auch von anderen Gesetzen kann man Aehnliches sagen, während wieder bei einzelnen, so bei der Abänderung der Gewerbe ordnung, Beschlüsse gefaßt sind, von welchen vorauszusehen ist, daß sie sich nicht aufrecht erhalten lassen werden. Die große Marinevorlage ist nicht ganz so angenommen, wie sie von den verbündeten Regierungen eingebracht ist, die Bewilligung der Auslandschiffe, deren Bau aber so wie so erst 1906 erfolgen sollte, ist vertagt. Bedenken hat diese Vertagung weder bei der Reichsregierung noch im Reichs tage irgendwie hervorgerusen. Aus der letzten Reichslagssession ist eine Thatsache hervorzuheben, die sich in keiner früheren Tagung der deutschen Volksvertretung bemerkbar gemacht hat, nämlich die Thatsache der Führung der Geschäfte durch eine einzelne Partei, in diesem Falle durch die Centrumspartei, deren Anträge bei den konservativen Parteien und auch bei den Nationalliberalen zumeist Zustimmung fanden. Damit war für alle wichtigen Gesetze von vornherein eine große Mehrheit gegeben, die fest zusammenhielt und gegen deren Votum kein gegnerischer Protest aufkommen konnte. Das hat sich vornehmlich bei der Marinevorlage gezeigt, deren zweite Berathung in einer einzigen Sitzung beendet wurde, ebenso die dritte. Nur bei der lex Heinze, dem Gesetze zur Bekämpfung der Unsittlichkeit, vermochte die Minderheit durch hartnäckigste Hinausschleppung der Verhandlungen eine wesentliche Abschwächung, die Entfernung der so genannten Kunst-Paragraphen, herbeizuführen. Und so ist es denn diesmal gerade entgegengesetzt, wie früher, gewesen: Während sonst Centrum, Freis nnige und Sozial demokraten oft fest zusammeugingen, ist diesmal zwischen der ersten und den beiden letzten Parteien ein tiefer Riß entstanden. Daß die Vorgänge der letzten Reichstags session auf die nächsten Reichstagswahlen eine sehr merk würdige Einwirkung ausüben werden, ist vorauszusehen. Bei der Flottenvorlage ist zum ersten Male ein ernster Versuch gemacht, zu solchen Einnahmequellen überzugehen, die Schultern belasten, welche es aushalten können. Es ist nicht Alles gelungen, aber was beschlossen wurde, ist immer noch besser, als die in früheren Jahren gemachten Vorschläge. Es ist der Beweis erbracht, daß die Kosten deckung für solche Gesetze, die zur Erhöhung unserer Wehr kraft dienen sollen und die von den verbündeten Regierungen, wie von der großen Reichstagsmehrhett als unbedingt nothwendig anerkannt sind, ohne Aufrollung von Partei gegensätzen erfolgen kann. Centrum und Nationalliberale stehen sich sonst gerade nicht freundlich einander gegenüber, jetzt war es ein Hand in Hand gehen. An der Ueber- zeugungstreue der Gegner der Marinevorlage soll man nicht zweifeln, aber man muß doch sagen, daß die Zeiten vorbei sind, in welchen Militär- und Marinegesetze als Wahlparolen ausgespielt werden konnten. Es wirkt heute nicht mehr. Eine ernstere Episode im Verlaufe der Reichstags session bildete der beliebte Streifzug auf das Gebiet der auswärtigen Politik bei Gelegenheit der Beschlagnahme unserer nach Ostafrika bestimmten Postdampfer durch britische Kriegsschiffe. Die Briten haben uns volle Genug- thuung gegeben, die Leitung unserer auswärtigen Politik hat damit, wie es selbstverständlich war, die Angelegenheit für erledigt erklärt aber darum bleibt es doch Thatsache, daß diese britischen Uebergriffe es eigentlich gewesen sind, die im deutschen Volke die Nothwendigkeit einer Verstärkung unserer Kriegsmarine klar erkennen ließen. Vergeben sind diese Zwischenfälle vielleicht heute in der Bevölkerung, vergessen sind sie gewiß nicht. Die freundwillige Neutral tät der deutschen Reichsregieruug gegenüber England während des Boerenkrieges ist im Reichstage nicht zur Sprache ge bracht. Wenn sie vielleicht nicht zu umgehen war, so hat sie doch die einmüthige Ueberzeugung der deutschen Natron über die Schändlichkeit der englischen Politik nicht zu er schüttern vermocht. In Sachen unserer künftigen Wirthschasts- und Handels-Vertrags-Politik ist in der letzten Reichstags session Klarheit geschaffen. Die Reichsregierung ist be strebt, sür die Landwirthschaft günstigere Zollsätze auf landwirthschaftliche Producte Herbeizuführen, und im Reichs tage ist eine sehr große Mehrheit vorhanden, welche diese Höheren landwirthschaftlichen Schutzzölle zum Gesetz er heben will Daß der Abschluß der neuen Handelsverträge ein ganz außerordentlich schweres Stück Arbeit sein, und daß es dabei, wenn es nach dem Wunsch der Reichstags mehrheit geht, vielleicht nicht ohne Zollkriege abgehen wird, ist heute schon zu erkennen. Kslitische Rundschau. Kein Besuch des Kaisers und des Kron prinzen in Ungarn. Eine Nachricht, Kaiser Wilhelm werde mit dem Kronprinzen in der zweiten Hälfte des Septembers über Wien nach Ungarn reisen, ist nach der „N. A. Z." unbegründet. Deutscher Reichstag. Am Dienstag, dem letzten Sitzungstage in der laufenden Session erledigte das hohe Haus eine sehr reichhaltige Tagesordnung. Der Gesetz entwurf der Rechtsverhältnisse in den Schutzgebieten ge langte in erster, zweiter und dritter Lesung zur Annahme, nachdem auf eine Frage des Präsidenten Niemand hier gegen Widerspruch erhoben hatte, auch vom Regierungs tische aus nicht. Ohne jede Erörterung wurde das Handcls- provisorium mit England verabschiedet und sodann nach unerheblicher Debatte das Reichsseuchengesetz endgiltig an genommen. Bei der hierauf folgenden dritten Lesung der Novelle zum Stempelgesetz fand ein von den National- liberalen und deni Zentrum vereinbarter Antrag, den Stempel auf Nachschüsse auf Kuxe von 2 auf 1 Proz. herabzusetzen und Nachschüsse zur Aufrechterhaltung des Bergwerkbetriebes ganz stempelfrei zu lassen, die einmüthige Billigung des Hauses. In der Gesammtabstimmung kam das ganze Gesetz mit 208 gegen 87 Stimmen zur An nahme, während die Zolltarifnovelle die dritte Lesung de battelos passirte. Nunmehr folgte die dritte Berathung der Flottenvorlage, die wesentlich Neues nicht brachte. Abg. Liebknecht (Soz.), der die Person des Kaisers in die