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ganze Angelegenheit sich für die Russe,' noch immer im rein akademischen Stadium befindet. Der Transvaalkrieg. Die Regierung des Oranjefreistaats soll Londoner Blättern zufolge bereits von Kroonstadt nach dem nord westlich davon, unweit der Transvaal-Grenze gelegenen Heilbronn verlegt worden sein. Ob bei dieser Meldung nur der Wunsch der Vater des Gedankens ist, oder ob Präsident Stejn wirklich schon die Zeit für gekommen er achtet hat, sich weiter zurückzuziehen, das muß schon die nächste Zukunft ausweisen. Ebenso muß es zunächst dahin gestellt bleiben, welche Bewandtniß es mit der Londoner Mittheilung hat, Präsident Krüger habe eine Kollektivnote der europäischen Mächte erhalten, die sich auf dessen an gebliche Absicht, die Minen von Johannesburg zerstören zu lassen, bezieht und den Präsidenten persönlich in offizieller Weise verantwortlich zu machen erklärt. Nach den Grund sätzen der Neutralität ginge es die Mächte offenbar gar nichts an, was die Boeren auf ihren Minen thun; freilich bleibt zu bedenken, daß in denselben auch viel ausländisches Kapital, darunter auch deutsches, angelegt ist. Ebenso gehört die Nationalbank in Pretoria nicht bloß der Boeren- regiernng und wird daher von den Engländern auch nicht als feindliches Institut betrachtet. Offiziös wird versichert, daß von einer europäischen Intervention wegen der angeblichen Absicht der Trans vaalregierung, die Minen von Johannesburg zu zerstören, wenigstens soweit Deutschland in Betracht komme, keine Rede sein könne. Lord Roberts hat sein Hauptquartier nach Verlassen Bloemfonteins in schneller Folge nach Norden vorgeschoben. Nachdem er sich nur wenige Tage in Smaldeel aufgehalten, hat er sein Lager jetzt in Welgelegen ausgeschlagen. Dieser Ort liegt nicht an der Eisenbahn nach Kroonstadt, son dern einige Meilen östlich davon. Seine Avantgarde ist aber schon wesentlich weiter vorgeschritten, sie hat den Zandfluß bereits genommen und die auf dem nördlichen Ufer desselben angetroffenen starken Boerentruppen zum Rückzüge genöthigt- Ans der von Lord Roberts einge schlagenen Marschroute scheint ersichtlich zu werden, daß der englische Generalissimus darauf ausgeht, die Boeren in einer ihnen günstigen Position zum Stehen zu bringen und sie dort mit seiner überlegenen Truppenmacht anzu greifen. Sein nächstes Ziel scheint Ventersburg zu sein. Gelingt es ihm, dort einen vernichtenden Schlag gegen die Boeren auszuführen, dann steht ihm Kroonstadt offen. Freilich erfordert das gegenwärtige Wetter, die heißen Tage und die kalten Nächte, besondere Rücksichtnahme auf die des Klimas ungewohnten Truppen; aber der General ist voller Zuversicht, sein Ziel schnell zu erreichen. Ein baldiges Ende des Krieges wird ja von allen Seiten gewünscht. General Buller läßt nach langer Zeit wieder einmal von sich hören. Er kündigt den Kriegführenden in Natal Gnade an, wenn sie sich jetzt ergeben; thäten sie es erst später, würde sie die Strenge des Gesetzes treffen. London, 9. Mai. Leutnant Murchison, welcher im November in Mafeking den boerenfreundlichen Corre- spondenten des „Daily Chronicle", Parslow, erschoß, wurde vom Kriegsgericht wegen Mordes zum Tode ver- urtheilt und von Lord Roberts zu lebenslänglicher Zucht hausstrafe begnadigt. London, 9. Mai. Wie dem „Standard" aus Smaldeel gemeldet wird, scheint die Proklamation Lord Roberts wenig gewirkt zu haben, denn alle Farmen sind von den Männern verlassen und Vieh und Pferde sind von den Boeren fortgeführt worden. Die Geschicklichkeit, mit der die Boeren mit ihren Wagenzügen entschlüpfen, wirke niederdrückend auf die Stimmung der Truppen. Als die Engländer in Smaldeel ankamen, seien die Boeren mit ihren Ochsenwagen nur 5 Meilen von den Engländern entfernt gewesen. Aurze Lhrsnik. In dem Krater des Vesuvs dauern die heftigen Explosiv .en fort; dieselben sind von häufigen Erd- erschülterungen begleitet, die aber nur leicht sind und bis San Vito und bei Pugliano verspürt wurden. Die Be völkerung der in der Umgegend des Vesuvs liegenden Städte schwebt in der größten Angst. In Torre del Greco haben viele Leute die ganze Nacht auf der Straße zu gebracht. Viele Neugierige steigen den Berg bis Pugliano und San Vito hinauf, um das schaurige und zugleich imposante Schauspiel besser sehen zu können. Auf der Drahtseilbahn ist der Betrieb eingestellt. Die Behörden Haven Anstalten getroffen, um, falls die Direction des Observatoriums es für nöthig erachten sollte, mit größter Beschleunigung eingreifcn zu können. Bisher ist die Lava über de i Rand des Kraters noch nicht hinausgekommen. Auch ai Lienstag Abend hielten die Explosionen mit langen Zwischenräumen an. Es hat sich übrigens keine neue Krateröffnung gebildet. Die Mittheilungen des Observatoriums lauten jetzt beruhigender. Unter schwerem Verdachte. Osnabrück, 8. Mai. Eine Händlerin wurde hier wegen Verdachts des Gatten- und Sohnesmordes verhaftet. Die Verhaftung erregt großes Aufsehen. Feuersbrünste. Flensburg, 9. Mai. Eine große Feuersbrunst hat gestern Nachmittag im Dorfe Wester langenhorn bei Mönkebüll 27 Gehöfte eingeäschert. Der Schaden ist beträchtlich. — Barmen, 8. Mai. Die chemische Fabrik Wesenfeld, Dicke L Co. in Barmen ist zur Hälfte niedergebrannt. Der Schaden ist bedeutend. Gescheitert. Melbourne, 9. Mai. Das Segelschiff „Sierra Nevada", von Liverpool nach Melbourne unter wegs, ist vor den Heads gescheitert. Nur 5 Mann von der Mannschaft sind gerettet; 22, darunter der Capitän, dürften umgekommen sein. Antwerpen, 9. Mol. Gestern Abend flog die Dynamlt- fabrik von Herenthas in die Luft. SämmtUche umliegenden Gebäude sind von der Erde verschwunden. Die Explosion wurde mehrere Meilen weit gehört. Die Zahl der Opfer ist noch nicht festgestellt. Nach der Exolvsion wurden 4 Leichen ge funden. Vor der Front erstochen hat sich am 6. d. M. in Leit- meritz der zu einer vierwöchigen Uebung eingezogene Ersatz- reservist N. Während der Uebung zog N. plötzlich sein Seiten gewehr, stieß es sich in die Brust und warf dann die blutige Waffe seinem Cviporal vor die Füße. N. war nach wenigen Mmuten eine Leiche. Em gräßlicher Unglücksfall ereignete sich in München. Dort hatte ein im Hause Thalkirchner Straße 76 wohnender Steinmetzmeister auf dem'Hofe einen Grabstein an der Mauer aufgestellt. Ein mit semel Mutter, dec Schlosserfrou Irr gang, in den Hot gekommener achtjähriger Knabe machte sich an dem Grabsteine zu jchaffen. Plötzlich gab der Aussatz des letzteren nach, fiel um und traf das Kmd mit seiner ganzen Schwere. Völlig zerschmettert wurde dasselbe unter d-m Steine hervorgezogen und gab nach wenigen Minuten seinen Geist auf. In Groß-Bislaw bei Konitz fand der Fleischer Grabowski in seinem Garten beim Auszraben eines eingegangenen Apfel baumes ein menschliches Skelett, das anscheinend von einem zehn- b'S zwölfjährigen Kinde herrührt. Das Skelett wurde polizeilich beschlagnahmt. Wie man vermuthet, ist das Skelett bas eines Jungen aus dem eine Meile von Bislaw gelegenen Orte Jwitz, der vor 8 bis 10 Jahren verschwunden ist. Rostock, 9. Mai. Der hiesige bochongesehene Rechts anwalt Kortuem vergiftete sich in Lugano. Seine bisher fest gestellten Paffiva betragen nahezu 500000 Mark. Activa sind kaum vorhanden. Danzig, 10. Mai. Bei dem gestrigen Sturme, bei dem vier Lachskutter dicht vor Leba kenterten, sind 11 Mann er trunken. 9 von ihnen sind aus westpreußischen und 2 aus pommerschen Fischerdörfern. Gegen den Pastor Steinbrück in Stettin ist soeben wegen AmtSverbrechenS verhandelt worden. Der Angeklagte wurde wegen Unterschlagung amtlicher Gelder und falscher Buchführung zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. Ein Braten für den Kronprinzen. Dem Comit^ der Berliner Mastviehausstellung ist gestattet worden, dem Kron prinzen für seinen soeben begründeten Hausstand von den zur Schlachtung gelangenden preisgekrönten Thieren einen Braten zu übersenden. Querfurt, 10. Mai. In Rothenschirmbach wurden mehrere Kinder und Erwachsene von einem tollwuthkranken Hunde, der sich dort herrenlos Herumtrieb, gebissen. Die Ver letzten mußten dem Pasteurschen Institut zu Berlin überwiesen Werden. Greiz, 10. Mai. Im Landkrankenhause ist der Färber Lippmann, der vor einigen Tagen in einen mit siedender Flüssig keit gefüllten Farbenbottich gefallen, gestorben; er war erst seit einem Monat oerheirathet. In einer gebackenen Buster, die er im Waldorf-Hotel in New-Jork verspeiste, hat ein amerikanischer Offizier eine Perle gesunden, die von dem Juwelier Tiffany für eine der aller kostbarsten, die ihm je in Amerika vorkamen, erklärt worden ist. Tiffany schätzte den ursprünglichen Werth ver Perle auf 10000 Dollars. Sic mußte aber, weil sie durch das Backen der Auster beschädigt war, geschält werden, und sie hat in dieser Form, in eine Nadel gefaßt, nur noch den Werth von 2000 Dollar. Kiel, 9. Mai. Ein orkanartiger Nordost hat in der letzten Nacht Hochwasser gebracht, das das Hafenbollwerk über- fluthet. Die einbrechenden Wassermassen brachten zahlreiche Boote zum Kentern. Mehrere Strandungen von Segelschiffen sind von der Außensöhrde gemeldet; Bergungsdampfer sind ab- g-gangen. Vaterländisches. Wilsdruff, 11. Mai 1900. (MUlhetiungen aus dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) — Bestellungen auf vorliegende Zeitung mit ihren 2 Beilagen (lanbwirthsch. und 8seitige illustrirte) zum Preise von Mk. 1,30 pro Vierteljahr und 44 Pfg. pro Monat werden jeder Zeit noch entgegen genommen. Kommenden Sonntag begeht der hiesige Turn verein sein diesjähriges Sommer-Anturnen durch Auszug und Schauturnen in der Turnhalle, welchem sich am selbigen Abend ein Kränzchen im Hotel zum goldnen Löwen anschließt. Zu diesem Turnen sind alle Freunde und Gönner der deutschen Turnsache geladen. Wie aus dem Jnseratentheil ersichtlich, wird morgen Sonnabend Abend 8 Uhr im Hotel Adler Herr Oberinspektor Börner-Dresden über Haftpflicht sprechen, wozu jeder Grundstücksbesitzer gebeten ist, zu erscheinen. — Sonnabend Abend, den 19. d. M., werden frohe Radler-Gäste aus der Residenz Dresden in Stärke von cm 150 Mann in unser freundliches Städtchen ein ziehen, um in Gemeinschaft mit den Wilsdruffer Radlern und der Bürgerschaft Wilsdruffs fröhliche Stunden zu verleben. Die Cartellvereine des Hauptbezirks Dresden vom Deutschen Radfahrer-Bund „Turner," „Wanderfalk," „Wanderlust" und „Radlerklub" erlassen deshalb an ihre Mitglieder folgendes Schreiben: „Liebwerther Eartell- kamerad! Auf! rüste Dich zum frohen Feste, denn große Ereignisse freudiger Art warten Deiner! Nicht Cylinder und gelbe Schuhe hast Du nöthig, aber sattle Dein treues Roß und tummle es zum Samstag, den 19. Mai, Abends, damit Du fein säuberlich und pünktlich Abends Vr9 Uhr im Kesselsdorfer Oberen Gasthof eintriffst, wo selbst Du alle Deine Cartellbrüder um Dich versammelt sehen wirst. Abfahrt Dresden, „Westfäl. Hof," (Club- Heim R.-V. „Wanderfalk") punkt 7 Uhr. Mit schneidigen Lampions ausgerüstet wird die gesammte Radlerschaar in bekannter mustergiltiger Weise nach der vollgepfropften Stadt Wilsdruff ziehen, empfangen von der Stadtkapelle mit begrüßendem Getute und erwartet von der Bürger schaft dieses Ortes. Nach herrlicher Einfahrt durch die flaggen- und Lampiongeschmückten Straßen, Festmusik am Kriegerdenkmal, daraus Festcommers im „Hotel zum Adler" mit schneidigen Ansprachen und launigen Liedern. Der Gesangverein „Sängerkranz" wird seine launigen Weisen ertönen lassen. Nachtquartiere 2 Mk. 1. —, event. Bür gerquartiere. Sonntag, den 20. Mai großes Frühschoppen- Konzert, daran sich eine gemeinsame Ausfahrt nach der Neudeckmühle anreiht. Dieses erste auswärtige Cartcll- vergnügen bietet thatsächlich etwas Großes und Urgemüth- liches und es muß gelingen. Freilich, lieber Freund, darf Niemand fehlen! Drum auf nach Wilsdruff. Zeige ein Jeder, daß unser Bund nur Mitglieder Hal, die treu ,ur Fahne halten. Festkomits und Gesammtvorstand des Car- tells sind eifrig thätig, um etwas wirklich Schönes zu schaffen, — drum fehle Keiner an diesem Tage!" Näheres über die Einfahrt der Radler in unsere Stadt u. s. w. werden wir in einer der nächsten Nrn. bekannt geben. — Der hiesige „Gemeinützig: Verein" hat in der Er öffnung einer Volksbibliothek ein treffliches Mittel ge funden, die Volksbildung am hiesigen Orte zu unterstützen und zu heben. In fast 1 Jahre sind 2400 Bände unent geltlich zur Ausgabe gelangt. Daß die Bücher vielfach darunter leiden, läßt sich leicht erklären. Mari sieht sich deshalb veranlaßt, eine allgemeine Revision und Reparatur vorzuuehmen und an nächsten beiden Sonntagen Bücher nicht auszugeben, wohl aber einzufordern, wiein vorliegender Nr. bekannt gegeben wird. Wir können uns nur um so lieber dem in unserem Blatte schon mehrfach ausgesprochenem Wunsche noch anschließen, daß dieser höchst segensreichen Einrichtung reichliche Zuwendungen an geeigneten Büchern oder Stiftungen zufließen möchten. — Die Mittheilungen über die Verhältnisse der städtischen Schulen zu Wilsdruff von Ostern 1899 bis dahin 1900 werden wir unserer Leserschaft in einer der nächsten Nummern unterbreiten können. Blankenstein, 6.Mai. Heute hielt im hiesigen Gasthof der Dresdner Bezirksverein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke eine Versammlung, an welcher die meisten hiesigen und in der Nachbarschaft wohnenden Mitglieder des Vereins theilnahmen, sonst war die Betheiligung leider schwach. Zuerst sprach der derzeitige Vorsitzende des Ver eins, Herr Or. meä. Flade aus Dresden über: „Alkohol und Volkswohl". An der Hand sorgfältig gesammelten statistischen Materials Hes er nach, welche furchtbaren Nachtheile das Volkswohl durch den Alkohol erleide; er wies darauf hin, wie der Trinker, auch selbst der mäßige, sich allmälich und unmerklich an Leib und Seele schwäche; wie der Alkohol in B ahrheit der ärgste Betrüger sei, der sich erst den Schein gebe, als wenn er den Menschen wärme, stärke, erheitere, aber in Wahrheit von allem das Gegen theil thue; er schilderte die fortschreitende Zerrüttung des Familienlebens durch das Kneipenleben; er bewies ferner, daß die Trunksteuer die furchtbarste sei, die ein Volk sich selbst auferlege, denn in Folge des Trunkes würden nur die Armenhäuser, die Jrrenbäuser und Zuchthäuser bevölkert, die doch das Volk erhalten müsse; es hänge die Zukunft unseres Volkes davon ab, daß man wieder zur Mäßigkeit zurückkehre; mit Zwangsmaßregeln sei freilich nichts zu erreichen, aber man dürfe nicht aufhören, auf die Wirkungen des Alkoholgenusses hinzuweisen, in der Hoffnung, daß doch endlich eine bessere Erkenntniß sich Bahn breche. 1'. Hochmuth-Blankenstein ergriff hierauf das Wort und betonte, daß heutzutage allerdings große Festigkeit des Charakters dazu gehöre, Enthaltsamkeit zu üben, da der Trunk fast allgemeine Sitte geworden sei und man die jenigen, die sich zurückzögen, mit Spott verfolge; aber was den Muhamedanern möglich sei, die sich nach den Vor schriften ihrer Religion streng aller geistigen Getränke ent hielten, das müsse doch erst recht den Christen möglich sein. Hierzu fügte k. Müller-Tanneberg die Bitte, daß doch an gesichts der bevorstehenden Ernte sich einige Gutsbesitzer finden möchten, welche ihren Arbeitern zu Stillung des Durstes nickt Schnaps, der den Durst nur erhöhe und die Arbeiter matt zur Arbeit mache, geben, sondern kalten Kaffee, wenn es nicht möglich sei, ihn warm zu verabreichen. Noch wurden zahlreiche Schriften ausgetheilt, auch einige neue Mitglieder für den Verein gewonnen. Durch Erheb ung von den Sitzen brachten die Anwesenden ihren Dank gegen Herrn Dr Flade als den eifrigen Förderer der Mäßigkeitssache zum Ausdruck, womit die Versammlung geschlossen wurde. — Mcißen. Kurzer Bescheid. Als vorgestern gegen Abend ein junger Mann sich in der Obergaffe die Aufdring lichkeit leistete, eine junge Frau frech anzusprechen und ihr seine Begleitung anzutragen, erhielt der kecke Bursche von dem ein Paar Schritte hinterherkommenden Gatten ein paar so kräftige Ohrfeigen, daß er ganz verblüfft erst eine Weile sprachlos da stand und ins Leere stierte, daun aber schleunigst in entgegen gesetzter Richtung davonjagte. — Die ersten Kornähren wurden auf Großenhainer Stadtflur gefunden. Der Sonnenbrand der letzten Tage hat ein derartiges Schießen des Getreides auf dem durchlässigen, trocknen Sandboden bewirkt, daß der diesjährige Strohertrag sehr schwach ausfallen wird. — Dresden, 10. Mai. Eine vom Oberbürgermeister Beutler einberufcnc Versammlung von Männern aus den Koch-, Hotel-, Nahrungsmittel-Branchen beschloß gestern, im Jahre 1901 eine »Deutsche Ausstellung sür Nahrungsmittel und Kochkunst* in's Leben zu rufen. Zum Ehrenvorsitzenden des geschäftsführenden Ausschusses wurde Oberbürgermeister Beutler, zum ersten Vorsitzenden Bürgermeister Leupold ge wählt. — Wie die »Sächsische Arbeiter-Ztg." meldet, soll der seiner Zeit vom hiesigen Landgerichte wegen Unterschlagung von 200000 Mark Cass-ngeldern des Albertvereins zu vierjähriger Gefängnißstrase verurtheilte ehemalige Commercienrath Hopffe urlaubsweisc aus dem Gefängniß entlassen worden sein. Hopffe hatte bis jetzt den vierten Theil seiner Strafe noch nicht ganz verbüßt. — Von sämmtlichen Schleifen der von den Sozialde mokraten auf den Massengräbern niedergelegten Kränze sind gestern auf dem Annenfriedhofe die Sinnsprüche abgeschnitten worden. Auf dem TrinitatiSkirchhose ist in gleicher Weise vor gegangen worden. — Freiberg, 9. Mai. Nachts erschoß sich hier in seiner Wohnung ein Bergakademiker russischer Nationalität. — Der 27jährige Bahnarbeiter Richard Otto Mauermann gerieth Nachts beim Rangieren emeS Zuges auf dem hiesigen Bahnhofe aus unermittelter Ursache unter die Räder eines Wagens. Dem Manne wurde hierbei der Brustkorb völlig zerdrückt, so daß der Tod eintrat. Der Verunglückte war seit