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«nM!i, U!sSk«ii Hßarandt, Jossen, Sieöml'eßn und die Htmgegendm. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Aleißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentalnt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg. Huhndorf, Kanfbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, RSHrsdork bei Wilsdruff, Noitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdom S hmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Insertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. - Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich Mr die Redaktion Martin Berger daselbst. . No 76. Sonnabend, den 36. Juni 1SW. 58. Jahrg. 1. Korinther 14, 8: So die Posaune einen undeutlichen Ton giebt, wer will bewegte die Blätter, heilige Ruhe ringsum, sich zum Streit rüsten? ' ' « Doch schien dle Ruhe der Natur jene Doch schien dle Ruhe der Natur jene Beiden nicht zu beseelen, welche dort auf einer Bank vor dem Förster hause saßen. Der deutlichen Posuunentöuc sind viel zu wenige in unsern Tagen. Erprobte Männer, die Stützen im Streite sein müßten, schweigen vorsichtig, überlassen Jüngeren und Unerfahrenen das Feld und wundern sich dann, wenn die Musik zuweilen „detonirt", Mißkläuge giebt! Ja, warum blasen sie nicht selber die Posaunen und übernehmen die Führung im Streite, die ihnen gebührt? Wollen die Alten nicht dann bleibt den Jüngeren nichts übrig, als selbst die Musik zu machen. Und ich denke, sie werden es lernen und allmählich gut machen. Die Hauptsache m doch, daß die Posaune deutlich klingt! — Der Wohllaut kommt erst an zweiter Stelle. „Wenn ihr in einen Streit zieht in eurem Lande wider eure Feinde, die euch beleidigen, so sollt ihr trompeten mit den Trompeten, daß euer gedacht werde vor dem HErrn, eurem Gott, und erlöset werdet von euren Feinden." So gebot das mosaische Gesetz, und Jahrhunderte hindurch ist es befolgt worden. Paulus erinnerte sich dieser Bestimmung und sie auf den geistlichen Kampf aller Christen anwendend, fragte er die Korinther: So die Posaune einen undeutlichen Ton giebt, wer will sich zum Streite rüsten? Umgekehrt — wenn die Schlacht Trompeten hell und freudig schmettern, so sammelt sich das Volk des HErrn erhobenen Herzens zu den Rufern im Streite. Auch wir müssen oft genug in unserm Lande wider unsere feinde in einen Streit ziehen. Nicht weit sie uns beleidigen, persönliche Kränkungen und Anfeindungen vergiebt der Jünger des Meisters, der am Kreuze für feine Feinde gebetet hat. Aber wenn cs die Ehre unseres Gottes und Heilandes gilt, wenn es die Wohlfahrt Seines Reiches, wenn es die Noth unserer Brüder und Schwestern, wenn es das Heil unseres Christenvolkes gilt, dann müssen auch wir in den Streit, mit der Rüstung angethau, die Paulus in Epheser 6 darbietet. Soll er siegreich enden, so soll die Posaune einen deutlichen Ton geben. Laut, weithin muß die Stimme klingen, damit unsrer gedacht werde Mr dem HErru, unserm Gotte, und mir erlöst werden von unsern Feinden. Nur kein ängstliches Schweigen dann, auch kein Liebäugeln mit den feindlichen Vorposten, kein Leisetretcn und Deckung suchen! Vorwärts in Gottes Namen! „Lasset die Musiken hören!" Aum 5. nach Trinitatis scheidende Strahl und zitterte iu goldenen Streifen auf dem Wege hin, der zum Försterhause führte. Kein Luftzug Sie waren nicht mehr jung, ein halbes Jahrhundert mochte bereits über ihren Scheidel dahingezogen sein, denn leicht ergraut erschien beider Haar. Der eine dieser Männer war der Förster, wie man an dem grünen Jagdrock erkennen tonnte, unser alter Be kannter Konrad Hellberg. Nichts erinnerte mehr an den hageren bleichen Schul meister, kräftig unv stark war seine Gestalt, gebräunt das noch immer hübsche Antlitz, welches jetzt ein Schnurbart zierte; der andere war Richard Warnthal, der in diesem Augenblick keine Spur mehr trug von dem lebenslustigen, ewig heileren Leutnant, denn düster nnd sorgvoll schaute er vor sich bin, als grollte er dem goldenen Strahl, der wie Licht durch Nacht erschien. „Du zürnst also nicht darüber, Konrads" sagte er nach einer Weile mit einem tiefen Seufzer. „Wie sollte ich denn, lieber Herr!' versetzte jener ruhig seine Pfeife ausklopfeud, „das ist mein kleinster Kummer, und wird sich bei den Kindern auch schoy ver bluten; cs ist mir jetzt schon wie ein böser Traum, von dem ich glücklich erwacht bin, denn wenn Sie es in ihrer Herzensgute auch zugegeben, ich hätte niemals dreinge wilügt, Herr Warnthal!" „Du nicht?" fuhr dieser erstaunt empor, „ei, da möchte ich doch das Warum hören, — Freund Konrad! — Ist mein Robert Dir nicht gut genug für Dein Kind, das freilich, ich gestehe es gern, ein Prachtmädel ist!" .„Nicht gut genug, der Herr Robert nicht gnt ge nug für meine Angela ?" rief Konrad Hellberg bewegt, „o, wie können Sie nur solchen Gedanken fassen, lieber Herr! — Er ist der beste, edelste Mensch unter der Sonne, Jhc leibhaftigstes Ebenbild!" „Na, was hast Dn denn sonst dawider, mürrischer Kerl?" „Ja, weiß ich's denn selber?" entgegnete der Förster, den Gutsbesitzer treuherzig anblickend, „der Gedanke kommt mir wie eine Sünde vor.' Es ist Uwr, meine Angela ist „Ja, ja," sagte er nach einer Weile hastig, „die Kleine wuchs auch gar zu prächtig heran, eine wahre Waldfee und wer sie sieht, muß sie lieb haben, ob er will oder nicht. „Kann ich's dem armen Robert verdenken, daß er nicht von ihr lassen will? — Ist sie doch unser Aller Liebling und meine Frau kann erst recht den Gedanken nicht fassen, daß ich die Kinder trennen muß." „Ihre Frau Gemahlin wünscht die Verbindung?" sagte Konrad verwirrt, „die Verwandtschaft mit ihrem Förster?" „Jawohl mein Freund! weil sie Euch alle schon längst zu unserer Familie gezählt hat, oder bist Du's vielleicht nicht, dem sie ihr Glück verdankt, wie sie sagt?" „Mir?" „Ja, Dir, denn ohne Dich hätte sie niemals den Leutnant Warnthal gesehen, wäre also ohne Dich nie meine Frau geworden. Oder läge ich schon längst bei den Todten, Du allzu demüthiger Mensch?" Jas Wmap h» Kapitäns. Erzählung von E. v. Linden. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) 16. Kapitel. Auf Tiefensee. Während nördlich nnd östlich von dem Städtchen D. sich die einförmige Haide mit ihren vereinzelten Tannen hinzieht, nur dann und wann durch eine Oase unter brochen, trügt die Gegend im Westen und Süden eme ganz andere Physiognomie, bewegt von wogenden Korn- seldern, grünen Wiesen und reichen Waldungen, deren Schmuck schon eine halbe Stunde vor jenem Städtchen beginnt. So war auch das Gut Tiefensee reich gesegnet von der Natur, wie von fleißigen, umsichtigen Kräften nach allen Seiten hm io gehoben daß Warnthal bislang in der ganzen Gegend für emen der reichsten und verständigsten Grundbesitzer gehalten worden war Mitten im Walde lag das kleine Försterhaus bequem und hübsch eingerichtet, ein Tempel reinen Glückes so weit der Mensch solches auf Erden erringen kann. Es war ein schöner Abend, der Himmel durchsichtig klar, durch das Laubdach der Bäume stahl sich der letzte ein liebes, gutes Kind, und der Herr Robert war stets Uhr Beschützer, schon als sie ganz klein noch war. Ich vergesse es mein Lebtag nicht, als er, ein fünfjähriges Bübchen, die kleine Angela zuerst in den Windeln erblickte, da schaute er sie lange an, küßte sie dann behutsam und sagte dann ernsthaft: „Dieses kleine Mädchen soll einst meine Frau sein." Warnthal legte die Hand über die Augen und seufzte tief. „Ach, das hätte jeder Andere auch an meiner Stelle gethan," lächelte Konrad, „und wie haben Sie's mir schon vergolten, lieber Herr!" „Vergolten? — da steckt der Haken," rief Warnthal schmerzlich erregt, „jetzt hätte ich Dirs vergelten können, mein Freund! und gebe Dir anstatt dessen die Aussicht auf ein sorgenvolles Alter. Was soll ich thun? — rathe Du mir, Konrad! Meine Familie weiß noch nichts von unserer verzwciflungsvollen Lage, wo soll ich den Muth hernchmen, es ihr mitzuiheilen? Robert hält mich für einen Tyrannen, weil ich "urzweg meine Einwilligung zu einer Verbindung mit Deiner Angela versagt habe. Meine Familie bestürmt mich mit Bitten, überall begegne ich trau rigen und düsteren Mienen, da hab' ich mich hierher ge flüchtet, nachdem ich es glücklich durchgesetzt, daß sie Alle ohne mich nach Schattenburg zu dem ländlichen Feste ge fahren sind." „Es war mir nicht lieb, daß auch Angela mit sollte," meinte Konrad kopfschüttelnd, „das heißt den Kindern die Trennung noch schwerer machen." „Mögen sie sich noch einmal ihres Glückes freuen," sagte Warnthal schwermüthig, „noch einmal den Becher reiner Jugendfreunde an ihre Lippen setzen, es ist vielleicht das letzte Mal. Und wie konnte ich es über's Herz bringen, ihnen diese harmlose Freude zu rauben, zumal unsere beiden Kinder ans der Residenz anwesend sind." „Der junge Herr Assessor ist ein stattlicher Mann ge worden," versetzte der Förster sinnend. „Ja, mein Wolfgang hat sich wacker herausgemacht,' versetzte der Gutsherr freudig, „auch was tüchtiges gelernt der wird seine Karriere schon machen, der Staat brauch kluge Köpfe. Und doch, was hilft's ihm — wie soll ei als unbesoldeter Assessor noch weiter existiren, wenn de! Vater bankerott wird?" Er sprang auf und liet in der furchtbarsten Aufregun, umher, kaum wissend, was er that. Konrad erhob sich nnd sagte mit weicher, bittende Stimme: „Verzweifeln Sie nicht, lieber bester Herr! e kann ja noch Alles gut werden, — denn wer die Hoffnun aufgiebt, mag lieber sterben, und ist, verzeihen Sie mi das Wort, nicht werth, ein Mann zu heißen." Warnthal kam jetzt langsam auf ihn zu und sah ih trübe lächelnd an. „Es kann noch Alles gut werden, meinst Du ?" sag! er leise, „das ist Dein Glaube, mein lieber Konrad! n sehe die Dinge wie sie sind und hoffe nichts mehr. L könnte ich mein Unglück nur in dem kleinsten Theile m einem unverdienten oder unabwendbaren Mißgeschick en schuldigen — das ist's eben Konrad, was mich zur Bei zweiflung bringt, — ich selber trage die Schuld, in thörichte Leichsinn ließ ich mich in Spekulationen ein, ohne auf de Rath erfahrener Männer zu hören, — wer nicht höre will, muß fühlen. Du selbst warst mir der treueste Rat! geber, habe ich Dich nicht stets verlacht, ja, sogar m Deiner Schulweisheit verspottet?" „Lieber Herr!" „Laß mich Konrad! Es thut wehe, mitunbarmhe ziger Hand in den Wunden des kranken Gewissens un herzuwühlen, aber die Buße muß sein, Du sollst es wisse wie schmerzlich ich meine Fehler erkenne." „Als ich das Gut kaufen wollte," fuhr Warnth fort, „ Da warst Du der erste, der abrieth, mit sichere Blick die Mängel des Bodens, den ganzen unseligen Zi stand des Bodens mir herzählte. Das ärgerte mich, im ch nicht Landwirth und, wie ich mir sagen durfte, ke schlechter. Was wollte ein Jäger sich unterfangen, < besser zu wissen als ich? Ich kaufte und war betrogen „Nun, ich hätte es vielleicht gerade so gemacht w Sie, Herr Warnthal!" rief Konrad, „was wollte ich auu- mit meiner Weisheit auskramen, — im Grunde trifft mich die Schuld. Daß Sie hernach viel Unglück im Pferde- und