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London, 29. Mai. „Daily Mail" meldet aus Tangen 4000 Mann marokkanische Kavallerie sind aus Fez nach der Oase Tafilet abmarschirt, um sich den Franzosen ent gegenzustellen. Asien. Die Gesandten in Peking halten die Lage für zunehmend ernst. Die chinesische Regierung scheint thatsächlich außer Stande zu sein, den Aufruhr zu dämpfen. Sollten die Mächte genöthigt sein, einen Druck auf die aufständischen Provinzen auszuüben, so würde ein solches Verfahren eine Truppenmacht von mindestens 100000 Mann erheischen. Dauern die Unruhen aber in der bis herigen Weise fort, dann wird den Mächten ein Eingreifen am Ende doch nicht erspart bleiben. Denn die allgemeine Haltung der chinesischen Regierung ist nach dem Urtheil der fremden Gesandten in Peking noch immer dazu an- gethan, die Fortdauer der in vielen Theilen des Reiches bestehenden Schreckensherrschaft zu ermuntern, wenn sie nicht gar zur Ausrottung aller Anhänger des Christen thums in China führen. Ob die officiösen Beschwichtigungs drahtungen, es herrsche bereits größere Ruhe, die von den Boxern zerstörte Eisenbahn nach Peking sei von chinesischen Soldaten wieder hergestcllt worden :c., irgend welchen Werth besitzen, muß sehr dahin gestellt bleiben. Vorläufig ist die Lage jedenfalls noch äußerst ernst, und es ist noch ganz ungewiß, wenn Wandel geschaffen werden wird. Peking, 28.Mai. Die Maschinenbauwerkstätten auf der Bahnstation in Fengtai sind von den „Boxers" nieder gebrannt worden. Mehrere Personen sind dabei umgckommen. Tientsin, 28. Mai. Es verlautet, daß mehreren Belgiern, die mit ihren Familien in Chaugsintien, 10 Kilo meter von Fengtai, ansässig sind, die Flucht abgeschnitten ist, und daß sie sich auf einem in der Nähe des Ortes gelegenen Berge gegen die „Boxers" vertheidigen, die jetzt die Stadt Fengtai niederbrennen. Man hegt für das Leben der Belgier ernste Besorgnisse. In Paotingfu sind mehrere Missionare abgeschnitten. Tientsin, 29. Mai. 200 chinesische Soldaten haben die Eisenbahnverbindung zwischen Tientsin und Peking wiederhergestellt. Von den belgischen Eisenbahningenieuren der Linie Peking-Hankau ist man hier ohne Nachricht. Im Uebrigen herrscht größere Ruhe. 30 japanische Marine- soldateu von dem Kanonenboote „Atagokan" sind heute in Tientsin eingetroffen. Die französischen Kriegsschiffe „D'Entrecastreaux" und „Surprise" haben Taku verlassen. Dev Transvaalkrieg. Jenseits des Vaalflusses. Scheinbar ungehindert haben die Engländer den Vaalfluß überschritten, ohne daß die Boeren diese Stellung auch nur mit einem Schuß ver- theidigt hätten. Sind die Marschleistungen des englischen Heeres, seitdem es Kroonstadt verlassen hat, auch nicht gerade so glänzend, wie die Londoner Presse sie hinzustellen beliebt, so darf doch constatirt werden, daß die Engländer aus ihren Niederlagen zu lernen verstanden haben. Aller dings kommt dazu, daß sie jetzt über eine Uebermacht ver fügen, der die Boeren nicht gewachsen sind, wenn man auch über die Zahl der in der Front stehenden Boeren völlig im Dunkel tappt, da sie sich den Engländern nirgends gestellt haben, und die vorliegenden Schätzungen so unbe stimmt und widersprechend sind, daß es sich gar nicht ein mal lohnt, sie wiederzugeben. Bei der raschen Entwickel ung der Dinge wäre es nun verkehrt, an jeden Kilometer, den Lord Roberts Streitkräfte zurücklegen, Combinationen über die mögliche Gestaltung des weiteren Krieges zu knüpfen. Es gilt während der nächsten Tage, einfach die Ereignisse geduldig abzuwarten, und uns bleibt nichts übrig, als die einlaufenden Depeschen einstweilen ohne Kommentar wieder zugeben. An wichtigen Meldungen von der Front liegt nur folgende vor: London, 29. Mai. Lord Roberts meldet vom gestrigen Tage vom Klipp River: Wir marschirten heute 2Ö Meilen und sind jetzt 18 Meilen von Johannesburg entfernt. Der Feind hatte verschiedene Vertheidigungsstellen vorbereitet, gab diese jedoch, eine nach der anderen, bei unserer Annäher ung auf. Wir bedrängten ihn derart, daß er nur Zeit hatte, seine fünf Geschütze zu verladen und von der hiesigen Station abzufahren, als auch schon Mannschaften der west australischen berittenen Jnfantrie in den Ort eindrangen. Die Truppen der Generale French und Hamilton sind anscheinend 10 Meilen von unserer Flanke entfernt in ein Gefecht mit dein Feinde verwickelt, da seit Mittwoch (?) Geschütz- und Gewehrfeuer zu hören ist. Weitere Meldungen besagen Folgendes: Capstadt, 28. Mai. Der Oranje-Freistaat ist heute formell annectirt worden. Pretoria, 29. Mai. Heute ist nachstehender Kriegs bericht veröffentlicht worden: Die britischen Truppen haben am Sonnabend den Vaalfluß überschritten. General Lemmer hatte ein heftiges Gefecht am Klip River zu be stehen, in dem 5 Burghers schwer verwundet und zwei gefangen genommen wurden. Die Burghers fochten schwach an Zahl; auf englischer Seite standen etwa 5000 Mann. Gestern kam es bei Vanweykorust, 15 Meilen südlich von Jannesburg, zu einem Gefechte mit einer starken britischen Streitmacht, die vom Klip River aus durchgebrochen war. London, 29. Mai. Die Situation in Pretoria schildert ein Korrespondent der „Daily Mail", welcher sich verkleidet dort eingeschlichen hatte, wie folgt: Ueberall Panik und Verwirrung. In einiger Entfernung von Pretoria steht ein Zug mit geheizter Lokomotive, um den Präsident Krüger nach der Küste zu bringen, von wo er sich wahrscheinlich nach Holland begeben wird. Bereits sind nach Holland 36 Kisten Gold, jede 6500 Lstr. ent haltend, abgegangen. Im Schatz ist kein Gold mehr- sondern nur Banknoten, die werthlos sind. Sobald Feld marschall Roberts in Pretoria einrückt, wird der Sitz der Regierung zuerst nach Watervalboven, dann nach Lyden- burg verlegt werden. Es sind keine sichtbaren Vor bereitungen zur Vertheidigung von Johannesburg und Pretoria getroffen worden. Die Eisenbahn ist 'überfüllt mit Boerenflüchtlingen, die die Boerenregierung vergeblich zu überzeugen bemüht sind, daß, wenn sie an Ort und Stelle bleiben, ihr Eigenthum weniger durch die Engländer : gefährdet ist, als wenn sie fliehen, lieber die Frage der ; Sprengung der Goldminen wird lebhaft debattirt. D r - neuernannte Staatsmineningenieur Munnik wurde privatim auf die persönliche Gefahr aufmerksam gemacht, welcher er : sich aussetze, wenn er die Minen sprengen lasse. Er er- t klärte, keinerlei Absicht dazu zu haben; das Gerücht sei . nur ausgesprcngt worden, um eine Intervention zu ver- : anlassen. Andererseits besteht in allen Kreisen der Durst ! nach Rache an den Uitländers, aber man fühlt, daß die > Sache zu Ende ist und fängt an, sich mit der Situation - abzufinden. Der Eigenthümer einer deutschen Zeitung in > Johannesburg interviewte am Dienstag den Präsidenten : Krüger über die Goldminen. Dieser erklärte, mit den i Johannesburger Goldminen sei es zu Ende; sie würden zerstört werden. In Witwatersrand darf bei 500 Lstr. Strafe kein Gras abgebrannt werden, vermuthlich wegen der zerstreut angelegten Dynamitminen. Ein uns heute Vormittag zugegangenes Telegramm besagt noch Folgendes: London, 3«. Mai. Lord Roberts theilte heute dem Kriegsamt mit, das; er Johannes burg besetzt habe. Die Boeren haben sich in vollster Ordnung nach Pretoria zurückgezogen. Aurze Lhrsnik. Preußische Offiziere als Wilddiebe?? Aus Ostpreußen wird dem „Vorwärts" geschrieben: Ende Februar d. I. fanden Jäger im Walde bei Brisenthal, der dem Frhrn. v. Fabech gehört, einen Hirsch mit abgeschnitteuem Kopf. Das Thier war offenbar des Geweihs wegen ge- schoffen. Es wurde nach den Schützen scharf aufgepaßt. Wirklich wurden auch bald darauf zwei Männer beim Wildern ertappt und festgenommen. Der Jäger, der die Verhaftung vornahm, war nicht wenig überrascht, als sich der eine als ein Freiherr, der als Leutnant bei dem Jäger- Bataillon in Ortelsburg stand, der andere als Reserve offizier entpuppte. Vom Militärgericht wurden beide aus dem Offizierstaude ausgestoßen. — Der „Vorwärts hat für die Verantwortung für die Richtigkeit der Meldung zu tragen. Zur Ermordung der Lehrerin Medenwaldt. Der Tischler Willy Gluth ist aus der Haft entlassen worden. Nach den gestrigen Vernehmungen fragte Landrichter Grunow den alten Gluth, was er dazu sagen würde, wenn er seinen Jungen mitnehmen könnte. Die Freude des in Folge einer merkwürdigen Verkettung von widrigen Zufällen aller Art schwer geprüften Mannes kann man sich denken. Zu der moralischen Genugthuung, daß der Verdacht einer schweren Blutschuld von einem Mitglied der Familie wieder ge nommen ist, kam das Glück für den alten Mann, seinen Helfer bei der Arbeit, die so schwer entbehrte Stütze im Geschäfte, wieder erhalten zn sollen. Denn schwer hat die Familie auch wirthschaftlich gelitten, wenn ihr auch die Ueberzeugung aller Bekannten und weiter Kreise von der völligen Unschuld ihres Sohnes andererseits zum Tröste gereichte. — Uebrigens Hal sich jetzt noch eine dritte Zeugin gefunden, die bekundet, daß Fräulein Medenwaldt in der That Aftermiether gehabt hat. Die eigene Tochter geheirathet. Budapest, 27. Mai. Vor etwa 25 Jahren stand bei einem Baron VMnyi ein junger Oekonomiebeamter Namens Joses Nußl im Dienst, der ein intimes Verhältniß mit der in derselben Familie angestellteu Schließerin Irene Kurcz unterhielt. Diesem Verhältnisse entsproß ein Mädchen, das bei fremden Leuten erzogen wurde. Später schied Nußl aus dem Dienste, und die Kurcz heiralhete einen anderen Bediensteten des Barons Namens Tragür, der auch das uneheliche Kind seiner Frau adoptirte. Vor einigen Jahren starb Tragär und ließ seine Familie mittellos zurück. Um die Mutter unterstützen zu können, nahm das Mädchen, Irene, bei einem Gutsbesitzer Namens Diosi als Wirthschafterin Dienst. Der wohlhabende Mann fand ein solches Gefallen an dem braven, häuslich erzogenen, schönen Mädchen, daß er um ihre Vaud warb, und trotz des großen Altersunterschiedes willigte Irene ein. Die Hochzeit fand in Abwesenheit der Mutter des Mädchens statt, die zu der Zeit gerade krank darniederlag. Erst nachdem die Flitterwochen vorüber waren, besuchte Frau Traglr das Ehepaar. Als sie den Gatten ihrer Tochter erblickte, brach sie ohnmächtig zusammen. Sie erkannte ihren einstigen Geliebten, der seine eigene Tochter geheirathet hatte. Diosi war der magyarisirte Name des Joses Nußl, der zu Wohlstand gekommen war und in reifen Jahren eine Familie gründen wollte. Brandcatastrophe. Cassel, 29. Mai. In Mede bach sind in der gestrigen Nacht durch ein reißend um sich greifendes Feuer 27 Wohnhäuser eiugeäschert worden. Mailand, 29. Mai. Der junge Graf Beccaliny schoß seinen ruinirt von Monte Carlo zurückkehrenden Vater nieder. Im Handgemenge mit dem Vater wurden auch der Sohu und ein Diener schwer verletzt. Bukarest, 29. Mai. Bei Slatina kenterten auf dem Olt Fluß vier überlastete Schiffe, wobei 21 Personen ums Leben kamen. Gößnitz, 28. Mai. Ein junger Mensch Namens Bei erlein aus Politz b. Greiz, suchte den Tod in der Pleiße, nach dem er noch zuvor einem Knaben seinen Militärpaß übergeben hatte, in welchem sich folgende Worte fanden: Hierdurch habe ich memem Leben ein Ende gemacht. Sucht mich nicht, denn ihr findet mich nicht. Theilt es meinen Geschwistern mit. Paul Beierlein. Der Sclbstmordkandidat ist bis jetzt trotz eifrigen Absuchens des Flusses noch nicht gefunden worden. Am Himmelfahrtsmsrgen wurde in Frankfurt a. M. im Etadtwold ein schweres Verbrechen verübt. Ein Herr und eine Dame wurden auf dem Spaziergänge von einer Anzahl junger Leute aus Niederrad überfallen und schwer mißhandelt. Der Mann wurde mit Messerstichen und Stockhieben schwer zugerichtet, während gegen die Dame ein Sittlichkeits-Attentat verübt wurde. Die Thäter find verhaftet. Der Schah vonPersien trifft am Pfingst-Sonnabend, von Warschau kommend, in Breslau ein, wo er übernachtet. Am Pfingsst-Sonntag setzt er die Reise über Dresden und Karlsruhe i. B. nach dem Vogesenbade Eontrexeville fort. Dort bleibt er vom 4. Juni bis zum 4. Juli, um sich alsdann über Baden-Baden (Aufenthalt bis zum 9. Juli), Karlsruhe und Dresden nach Posen zu begeben. Hier triefst er am 10 Juli ein, verweilt bis zum 11. und fährt dann nach Königs berg, wo er sich zwei Tage aufhält. Mit dem Aufbruche von Königsberg fzur Weiterreise nach Petersburg und von da zurück nach Berlin, Paris, Brüssel, Haag und Dresden nach Wien) beginnt erst der osficielle Theil der Reise. Der Aufenthalt des Schahs in Breslau und in Posen trägt also noch keinen ofsi- ciellen Charakter. Beerdigung des ermordeten Gymnasiasten Winter. Konitz, 28. Mai. Die Beerdigung Winters hat gestern unter großer Theilnahmc der Bevölkerung stattgefunden. Der Landrath des Kreises und die Behörden der Stadt waren mit im Trauer zuge. Vor dem Laden des Schlächtermeisters Levy in der Danziger Straße fanden, während der Leichenzug vorbeiging, Tumulte statt. Die Rädelsführer wurden verkästet. Zeitz, 29. Mai. Im Haidenteiche unweit der Straße von Roda-Weikelsdorf nach Meineweh, sind vier Leichen aufgefunden worden, eine Frau und drei Kinder, sämmtlich gut gekleidet. D e Herkunft der Ertrunkenen konnte noch nicht ermittelt werden. Wie es scheint, hat sich hier eine schreckliche Familientragödie abgespielt. Vaterländisches. (Mittheilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) — Bestellungen auf vorliegende Zeitung mit ihren 2 Beilagen (landwirthsch. und 8seitige illustrirte) zum Preise von Mk. 1,30 pro Vierteljahr und 44 Pfg- Pro Monat werden jeder Zeit noch entgegen genommen. Wilsdruff, 30. Mai 1900. — Aus dem Departement der Justiz wird u. A. be richtet, daß Herr Rechtsanwalt Karl Woldemar Robert Bursian in Wisdruff zur Rechtsanwaltschaft auch beim Landgericht Dresden zugelassen worden ist. — Zehn Gebote für Kinder. 1. Wenn dir von Deinen Eltern etwas verboten oder geheißen wird zu thun, so frage niemals weßhalb, Pu hast einfach zu gehorchen. 2. Schließe die Thür hinter Dir und zwar ohne sie ins Schloß zu werfen. 3. Schreie oder springe nicht im House. 4. Rufe niemals zur Treppe hinauf oder herunter, wünschest Du mit Jemandem zu sprechen, so gehe dorthin, wo er ist. 5. Sprich stets freundlich und artig zu Dienstboten oder Arbeitern, wenn Du willst, daß diese es auch Dir gegenüber thun sollen. 6. Berichtige Deine eigenen Fehler und Vergehen, anstatt die Deiner Brüder und Schwestern. 7. Setze dich niemals mit schmutzigen Händen zu Tisch. 8. Mische dich nie in das Gespräch Erwachsener, sondern warte, bis Du gefragt wirst. 9. Hebe Dir nie gute Manieren auf bis Besuch zugegen ist, sondern sei immer höflich, zu Hause und außer dem Hause. 10. Betrachte stets als Deine ersten und besten Freunde Deine Eltern. — Von dem bekannten EmpirikerPaulWeidHaas, der mit seinen Erfolgen bei Behandlung von den ver schiedensten Asthma undLungenleiden seit 1881 wieder holt das öffentliche Aufsehen erregt hat, liegt der heutigen Nummer ein Prospekt bei, den wir der Beachtung unserer Leser empfehlen. — Ueber Kleinteich und Fischzuchtwirthschaften, sowie über Bewirthschastung fließender Gewässer in Sachsen, hat der sächsische Fychereiverein zu Dresden, Wiener straße 13, soeben ein mit Zeichnungen und Situationsplänen ausgestattetis Schriftchen unter dem Titel: »Belehrende Mit theilungen über den Betrieb und die Rentabilität von Fisch wirtschaften in geschlossenen und offenen Gewässern deS König reichs Sachsen* erscheinen lasten, welches allen Fischwasserbc- sitzern und Fischzüchtern um so willkommener sein dürfte, als es in gemeinverständlicher Weise nicht nur den gegenwärtigen Stand und rationellen Betrieb der Fischzucht und Fischwirth- schaft behandelt, sondern namentlich auch an der Hand von Bei spielen aus der Praxis ziffernmäßig die hohe Rente nachweist, welche durch sachgemäß betriebene Fischwirthschaft in geschloffenen, oder offenen Gewässern erzielt werden kann. — Die große Zahl der in Sachsen vorhandenen vielfach völlig unwirthschaftlich behandelten Teiche und Flußläufe, sowie die Erkenntniß, daß in ihnen ein nennenswerther Bruchtheil des Nationalvermögens zur Zeit unproduktiv ruht, veranlaßten den Verein, von einer Anzahl hervorragender Praktiker das Material für das Schriftchen zu erbitten und dasselbe namentlich für die Belehrung des kleinen Mannes zusammenzustellen, um es ihm zu dem billigen Preise von 1 Mk. zugängig zu machen. — Grumbach. Nachdem sich unser Ort, wie über haupt die ganze Umgegend nur wenige Wochen erst wieder etwa? erholt hat, von dem Schreckengespenst der Maul- und Klauenseuche, so ertönt auf's Neue die Nachricht, daß in einem hiesigen Gehöfte und zwar in dem Gehöfte Cat. Nr. 122 die Seuche ausgebrochen ist. Wie man hört, ist dieselbe durch den Ankauf von Vieh nach dem Gehöfte verschleppt worden. Daß die Viehbesitzer alle möglichen Vorsichtsmaßregeln beobachten, damit die Seuche nur auf den einen Stall beschränkt bleibt, läßt sich wohl denken. — Dresdner Landgericht. Mit einem Menschen, der den größten Theil seines Lebens im Zuchthaus und im Ge- fängniß zugebracht hat, beschäftigte sich die 3. Strafkammer in der Person des am 7. Januar 1829 in Burkersdorf bei Frauenstein geborenen, schon oft und schwer vorbestraften, zuletzt in Wilsdruff wohnhaft gewesenen Tischlergesellen Georg Otto Hedrich, der sich wiederum wegen Betrugs im strafschärfendem Rückfall zu verantworten hatte. Zur Aufklärung des Sachver haltes machte sich die Vorladung einer Anzahl Zeugen aus Wilsdruff und Dresden nöth'g. Nachdem Hedrich am 18. März v. I. aus dem Zuchthaus zu Waldheim, woselbst er drei Jahre wegen im Jahre 1896 begangenen SittlichkeitsoerbrechenS ge sessen hatte, entlassen wurde, lenkte er seine Schritte, nachdem er längere Zeit m Gr.-Zschachwitz gewohnt hatte, nach Wils druff zu, um sich daselbst Arbeit zu suchen, welche er auch bald beim Tischlermeister Geißler bez. beim Tischlermeister Hörig fand. Statt sich nun redlich durchs Leben zu schlagen, um wieder ein Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu werden, verfiel Hedrich in seinen alten Fehler, der ihn nun wieder auf die Anklagebank brachte. So rasfinirt H. seine Schwindeleien ausführt, so hartnäckig leugnet derselbe seine Schuld. Während seines kurzen Aufenthaltes in Wilsdruff war H. stadtbekannt als ein gutsituirter Mann und Niemand ahnte, daß man einen