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Mc»«» s» »M Tharandt, Nollen, Sieöenteßn und die Amgegendm Dienstag, den S1. IM 1»»». S8. Jahrg Fürst Bismarcks Todes tag. Am heutigen Montag jährt sich der Tag zum zweiten Male, an dem des Reiches erster und unvergeßlicher Kanzler den letzten Athemzug ausstieß. Für jeden echten deutschen Mann bleibt dieser 30. Juli ein weihevoller Gedenktag. Was wir in Bismarck besaßen und was wir in ihm verloren haben, das werden wir je länger, je mehr gewahr. Wie oft wird gerade jetzt wieder, da das deutsche Reich in der auswärtigen politische Rundschau. Das Kais er paar hat sich am Freitag Abend an Bord der „Hohenzollern" von Bremerhafen nach Helgoland begeben, wo die „Hohenzollern" am Sonnabend früh 4 Uhr cintras und unter dem Salut der Stationsbatterie hinter der Düne vor Anker ging. Am Freitag Nachmittag hat.von Bremerhafen aus die Abfahrt der ersten 4000 Mann des ostasiatischen Expeditionscorps mit den Dampfern „Batavia", „Halle" Die Neigung zur letzteren ist offenbar in den meisten Staaten sehr stark ausgeprägt. Bekannt ist ja, daß zumal zwei der größten Länder der Erde, Rußland und die Vereinigten Staaten von Nordamerika, mit Vorliebe und zäher Eigenart ihre besondere Handelspolitik zu treiben geneigt sind. Aber neben dem Willen der Regierungen und den Wünschen der Völker, bez. der Geschäftsinteresse»^« giebt es noch eine andere gewaltige Macht im wirthschaft- lichen Leben, das ist der naturgesetzlich sich vollziehende und vom allgemeinen Weltverkehre mächtig geförderte, internationale Güteraustausch. Diesem kann kein Staat, ohne sich selbst in eine wirthschaftliche Sackgasse zu treiben, aus die Dauer sich cntgegenstellen, Rußland hat dies auch durch den letzten Handelsvertrag mit Deutschland anerkannt, indem es Zollermäß gungen für deutsche Jndustrieartikel ^'Esgte, und Nordamerika hat auch vor Kurzem ein- xz Deutschland dieselben Haudelsver- gunfttgungeu wie Frankreich gewährte. So könnten die handelspoutychen Kämpfe sehr wohl durch die Förderung der gemeinsamen Interessen beigelegt werden. gewöhnt feien. Der Kaiser schloß seine markige Abschieds- rede mit den besten Wünschen für die ausziehenden Truppen. Der Commandant des ExpedilionScorps, Generalleutnant v. Lessel, dankte dem Kaiser für diese Worte; die Truppen seien stolz darauf, als Werkzeug des Willens Sr. Majestät zu dienen, jeder werde an seinem Platze seine Aufgabe mit vollster Hingebung zu lösen suchen. Er schloß mit einem von den Truppen begeistert aufgenommenen Hurrah auf den Kaiser. — Die kernigen Worte, mit denen Kaiser Wilhelm jetzt den nach China abgegangenen Truppen das Geleile gegeben hat, werden sicherlich nicht nur in Deutsch lands Heer und Marine, sondern überhaupt auch im ge jammten deutschen Volke, so weit es patriotisch denkt und fühlt, ihr lautes Echo finden. In die weitesten Kreise ist die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit für Deutschland gedrungen, seine durch den furchtbaren Gesandtenmord in Peking verletzte Ehre wieder herzustellen und seine bedrohten Interessen im fernen Osten entschlossen zu wahren. Das aber kann nur durch eine entsprechende militärische Kraft entfaltung von deutscher Seite geschehen, wie sie jetzt durch die begonnene Entsendung des 12 000 Mann starken Expeditionscorps für China in die Wege geleitet worden ist. Im gesammten deutschen Reiche, abgesehen etwa von den engbegrenzten Kreisen der conseguenten, verbissenen Gegnern einer kraftvollen Entfaltung der deutschen Flagge im Auslande, stimmt man der Hinaussendung dieses für seine Aufgaben in jeder Beziehung trefflich ausgerüsteten Corps zu und erklärt sich darum auch mit den bedeutungs vollen Abschiedsmorten, welche Kaiser Wilhelm den Scheidenden gespendet, aufrichtig einverstanden. Wohlan, möge den im Dienste des deutschen Vaterlandes nach dem fernen Osten ausziehenden Streitern eine glückliche Fahrt bis zu ihrem weiten Ziel beschicken sein und möge es ihnen dort vergönnt sein, die ihnen gewordene ebenso schwere, wie ehrenvolle Aufgabe voll und ganz zu erfüllen! Dem Generalfeldmarschall Grafen Blumen thal, der am heutigen Montag sein 90. Lebensjahr vollendet, widmet die Nordd.Allg. Ztg. die folgenden Zeilen: „Dem ehrwürdigen Helden aus eiserner Zeit, der am 30. Juli seinen 90. Geburtstag feiert, ruft die Armee und mit ihr ganz Deutschland die innigsten Glückwünsche zu dem Ehrentag des greisen Feldmarschalls, an dem die fast alle schon ent schlafenen Helden aus früherer Zeit in unserem Geiste an uns vorüberziehen, und die Erinnerung an die gewaltige Zeit neu entfacht wird, mahnt uns daran, daß die Tage schwinden, an denen wir noch große Männer aus jener eisernen Zeit in unserer Mitte haben, die mit ihren kriegerischen und politischen Erfahrungen, gefestigt in selbst erlebt schwierigen Verhältnissen, das neue, aufstrebende Ge schlecht mit Rath unterstützen können. Auf den Blättern der Geschichte ist das, was der Feldmarschall an der Seite des Prinzen Friedrich Karl und dann unter unserem Kron prinzen als preußischem und deutschem Heerführer gethan, für alle Zeiten mit leuchtenden Buchstaben verzeichnet. Und wenn er selbst mit vollster Berechtigung sich sagen kann, daß er während großer Zeit einer der Größten war, so erscheint er im Hinblick auf seine mit Selbstbewußtsein gepaarte Bescheidenheit für uns in um so hellerem Lichte." Donnerstag, den 2. August I., I22 Ahr Aachm. soll in Herzogswalde 1 Kutschwagen (American') gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Versammlung der Bieter: Gasthof. Wilsdruff, den 21. Juli 1900. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Sekr Busch. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. , Lokalblatt für Wilsdruff, Älttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu» tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kefselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheims Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich I Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertiouspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. . Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berqer daselbst. Aoliig Humbert von Italien durch Anarchistenhan- ermordet! Diese erschütternde Nachricht, die wir bereits heute Vormittag einem Theile unserer Leserschaft durch Extra blatt unterbreite« konnten, erregt in allen Schichten der Bevölkerung tiefste Thcilnahme. Ein fluchwürdiger Mord bube hat die Waffe auf eine« Fürste« gerichtet, der wieder holt die treueste Fürsorge für sei« Volk bekundet hat und sich allgemeiner Liebe iiud Verehrung erfreute, den Freund und Bundesgenossen unseres Kaisers. Unverständlich ist es, warum die iuterilationale Mörderbande, die den Fürsten mord zu ihrem Prinzip gemacht hat, sich gerade Die- jemgeii zum Opfer aussucht, welche am wenigsten den Haß verdienen, der aus solchen fanatischen Thaten spricht: wie die Kaiserin Elisaberh dem Mordstahl, so ist jetzt König Humbert der Kugel verfallen. Es wird uns tclegmplsirt^ Monza wird soeben gemeldet: Anscheinend ein Anarchist feneite gestern Abend 3 Rcvolvcrschüsse auf König Humbert ab, welcher, tödtlich verletzt, nach kmzer Zeit verstarb Der Attentäter Namens Brezzi wurde verhaftet. Rom, 30. Juli. König Humbert, der gestern der Preisvertheilullg des Turnerfestes in Monza 'beiwohnte, bestieg Abends 10 Uhr unter lebhafte« Ovationen mit seinem Adjutanten den Wagen. In diesem Augenblicke drang ein junger Mann vor und feuerte drei Revolver schüsse auf König Humbert ab. Der König, schwer an Hals und Herz verwundet, sank in die Kissen zurück und verschied kurz darauf. Der Mörder, anscheinend Anarchist, Namens Angelo Brezzi aus Preto (Toskana) konnte nur mit Mühe der Volkswuth der erregten Menge entrissen werden. Die Polizei verhaftete den Mörder, der czynisch sei« Verbrechen eingcstand. Der Ministerrath wurde Nachts einberufen. Die Prinzessin von Neapel befindet sich auf der Orientfahrt. Die Kämpfe um die Gestaltung der künftigen deutschen Handetspotitik. Wenn man alle die Zollforderungen und Zoller- mäßigungen, die in den langwierigen Kämpfen um die Gestaltung der künftigen deutschen Handelspolitik laut werden, auf ihre wahren Grundursachen prüft, jo ist es nicht die nackte Gewinnsucht, wie viele Gegner meinen, die diese Forderungen diktirt, sondern es ist das Bewußt sein, daß die handelspolitischen Maßregeln des Staates den Produzenten wirthschaftlich Vortheil oder Schaden bereiten, und daß daher alle Produzenten Landwirthe frne Industrielle, naturgemäß bestrebt sind, diese handtls- Mrem Maßnahmen, Handelsverträge und Zolltarif zu Äm ZEieile, mindestens aber nicht zu ihrem Nachtheile k Das Menschengeschlecht ist eben Mich ult^ell noch nicht so weit entwickelt, daß man mit .'m Geschäftsleben rechnen kann, m Lebenssphäre gilt vielmehr der wird die Welt regiert", und er nun Kaufmann oder fein, der ohne Nutzen arbeitet, Tie Nächstenliebe schützt igu höchstens vor dem Verhungern. Nun kommt m der Handelspolmk noch die schwierige Frage hinzu: Werden dem Welthandel und dem Weltverkebre entsprechend die meisten Kulturstaaten vom einheitlichen Gesichtspunkte aus ihre Handelspolitik regeln oder wird jeder Staat eigene, geschlossene Handelspolitik treiben und „Dresden" stattgefunden. Die Ausreise vollzog sich in Gegenwart des Kaisers, welcher tags zuvor von seiner Nordlandsreise in Bremerhasen eingetroffen war, der Kaiserin, der Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert, des Prinzen Heinrich nebst Gemahlin, des Reichskanzlers rc. Vor der Einschiffung der Truppen hatte der Kaiser an dieselben eine längere Ansprache vor der Lloydhalle ge richtet, in welcher er auf die dem deutschen Reiche während der letzten Jahrzehnte auf überseeischem Gebiete erwachsenen Aufgaben hinwies und betonte, die ausrückeuden Truppen sollten nunmehr die Probe vor dem Feinde darauf ab- legen, ob die Richtung, in der sich Deutschland in mili tärischer Beziehung bewege, auch die richtige sei. Weiter erinnerte der oberste Kriegsherr die Expeditionstruppen, wie tapfer sich ihre Kameraden von der Marine in den, gegenwärtigen chinesischen Feldzüge schon geschlagen und darum gerade aus dem Munde auswärtiger militärischer Führer das höchste Lob erhalten hätten. Im Ferneren wies der kaiserliche Redner auf die Größe der von den Expeditionstruppen zu lösenden Aufgaben hin, sich hierauf scharf verurtheilend über die von deni alten Kulturvolle der Chinesen begangenen abscheulichen Verletzungen des Völkerrechts aussprechend. Alsdann hob er hervor, daß er die Truppen hinaüssende, damit sie die alte deutsche Tüchtigkeit, die hingebende Tapferkeit und das freudige Ertragen jedweden Ungemachs, sowie die Ehre und den Ruhm der deutschen Waffen bewährten, daß sie ein Bei spiel der Manneszucht und Selbstüberwindung abgeben, daß sie aber auch den Tod des deutschen Gesandten, wie vieler anderen Deutschen und Europäer rächen sollten. Mit flammenden Worten betonte der Kaiser endlich, es müsse noch nach tausend Jahren der Name Deutschlands in China dergestalt bekannt sein, daß kein Chinese je wieder wagen würde, einen Deutschen auch nur scheel an- zusehen. Noch erinnerte der hohe Herr daran, daß die Expeditions-Truppen in China mit einer Uebermacht zu , , , , — kämpfen haben würden, was aber die deutschen Soldaten Politik neue Bahnen einschlägt und fernen Zielen zustrebt,