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McMl kr NisSrH Hßarandt, Mollen, Sieöenl'eßn und die Hlmgegenden. Amtsblatt für die Agl. Aintshauptmannschaft Meißen, für das Agl. 2lmtsgericht und del: Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokaidlan für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkbardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Gruiw der Mohorn, Helbigsdori, Hcrzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdors, Kleinschönberg, Klivpbansen, Üanwersdori, Li »buch, Lotzen, Noboru, Munzig, Neukirchen, Neu» tanneberg, Niederivartha, Oberhermsdort, Pohrsdorf, Röhrsdori bei Wilsdruff, Noitzsch, Nothschönbern mit Perne, Zachsdor Schmiedewaloc, Sor '., Steinbach bei Kesselsdors, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropv, Wildberg. Erscheurt wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mt. 30 Pf., durch die Pog bezogen 1 Mk 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Big. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No 82 Dienstag, Ven 7. August 198» j S8. Jayrg j)slitisch« Rundschau. Das Kaiser paar hat Bremerhaven, wo es der Abfahrt der verschiedenen Truppentransporte des ost- asiatischen Expeditionscorps beigewohnt — mit Ausnahme Die wirthschaftliche Bedeutung der Dslksvermehrung. „Kluge Leute" halten leichlchm Kindersegen zwar für ein wirthschastlnbes und soziales liebel, der gesctnchis- kundige Natioualökonom nne auch der scharfe Beobachter der Gegenwart könnten aber derartige Anschauungen mit größtem Rechte als wirthsebaftlich verderblich bezeichnen, denn die Geschichte der letzten hundert Jahre lehrt, daß diejenigen Bölker, welche sich verhällnißmäßig am meisten Vermehrt haben, auch die größte wirthschaftliche Macht erlangten. Wohl tonnte inan nun auch sagen, daß diese Völker, weil sie wirtdschastlich am tüchtigsten waren, sich auch am meisten tun mehren konnten. Dabei bleibt aber immer oie Tlmtsache bestehen, daß starke Bolle-Vermehrung urd großer Familicnsegen in einem gesunden Volke der wichtigste Antrieb zu höheren wirthschaftlichcu Leistungen smd. Vergleicht n an die Bevölkcrnngszunahme und die WirtuichaUllcho emttwaWtung bcr vier devcntendnen Cultnr- lanber, Denttchtand, England, ^rankrelcki IIIIV die Ver einigten Staaten von Noroamecika, so siebt man, daß Frankreich, das unklasnsche Land oes Ein- und Zwcikindec- snstems, die geringste Volksvcrmehrnng ansivcist und auch wirthschastlich in der Gesamnnleistnngsfähigkeit zurück geblieben ist. Im Jahre I8t>1 hatte Frankreich 26 930 756, 1851: 34901938 und 1896: 38517975 Einwohner. In dem ersten Zeitabschnitt hat sich also die Bevölkerung um 296 ans 1000 vermehrt, im zweiten allerdings fünf Jahre kürzeren dagegen nur um 103 auf 1000, o. h. nm mehr als die Hälfte weniger. Dabei ist zn beiücksichtigen, daß Frankreich durch den Verlust von Elsaß-Lothringen 1597 238 und anch sonst während des Krieges im Ganzen fast 500 000 Einwohner verloren hat. Stellt man die Zahlen nach de», Kriege zusammen, so ergiebt sich, daß die Bevölkerung in Frankreich von 1872—1886 um 2115982, von 1886 1896 nurnm 299072 zngenommen Hal; in dem letzteren Zeiiranm war also im Jahre mir die mimmale Dnrchschmttszuuahme von 30000 zu ver zeichnen. Und in derselben Zeit geht die Bcvölkernngs- zunahme bei den politischen Nebenbuhlern Frankreichs, besonders in England, Deutschland und den Vereinigten Staaten mit Riesenschritten vorwärts. Deutschland, d. h. das Gebiet des heutigen deutschen Reiches, zählte 1801 25 000000, 1900 dagegen 55000000, d. h. 30000000 oder 120 °/„ mehr; England 1801 16300000, 1900 41000000, d. h. 24 700000 oder 152°/, mehr undFrank- reich bat 1900 nach den mitgetheilten Ziffern 1173/244 oder 43°/, mehr! Anders ausgedrückt: Für 100 Engländer im Jahre 1800 giebt cs jetzt 252, für 100 Deutsche 220, für 100 Franzosen 143! Unter der Voraussetzung, daß diese Progression im 20. Jahrhundert dieselbe bleibt, würde es im Jahre 2000 geben: 121 Millionen Deutsche, 103 Millionen Engländer, 55 Millionen Franzosen. Dem Einwand, daß bei so beträchtlicher Zunahme der Bevölkerung ihre Dichtigkeit bei dem Deutschland und England zur Verfügung stehenden Gebiete zu groß werden ^würde, widerspricht der Hinweis auf Belgien, Holland und Sachsen. 2h Ausstand würde im Jahre 2000 die mittlere Dichtig- 'N Deutschland 224 Einwohner für den Quadrat- heute beträgt sie bereis in Belgien tin V?ada t aber schon 342 und m Brabant i tM,1 Z und auch im Königreich Sachsen ist mtt -->3 Etnnohntt den Quadratkilometer heule be- re,t, die sm das Jahr 2000 vorauszusetzende mittlere Dlchltgkett sur Deutschland überschritten. Frankreichs mittlere DM-gkctt Ware nn Jahre 2000 allerdings nur 102. Das sind zweifellos nur reine Hypothesen über sie sind zweifellos nur zu rationell und zu wahischeinlich der am Sonnabend abgcgaugeueu letzten Truppen — am Spätabend des Freitag definitiv verlassen. Die Kaiserin reiste nm 1E'Z Uhr nach Wilhelmshöhe bei Cassel, der Kaiser um 11 Uhr zunächst nach Coburg ab, wo er am nächsten Tage an der Beisetznngsfeier des Herzogs Alfred theilnahm. Kurz vor seiner Äbrehe von Bremerhaven hatte der Ka ser in der Lloydhalle die Verthnlung von Ehrenpreisen an je 15 Arbeiter des Nsrdoentschm Lloyd und der Hambnrg-Amerika-Linie persönlich vorgenommeu und hierbei eine bcmerkenswerthe Ansprache gehalten. In derselben drückte der Kaiser den Arbeitern seinen Dank für die Hingabe und Aufopferung aus, mit der sie an oer Fertigstellung der Dampfer für den Transport des ostasiatischen Expeditionskorps gearbeitet hätten; hierdurch hätten sie die rasche Beförderung nach dem fernen Kriegs schauplatz ermöglicht und zugleich der Welt die Leistungs fähigkeit Deutschlands anch aus diesem Gebiete gezeigt und sich daher nach beiden Richtungen hin um das Vater land verdient gemacht. Weiter hob der kaiserliche Redner in seiner Rede an die Arbeiter hervor, die ihnen ver liehenen Auszeichnungen sollten außerdem den Ausdruck seiner Kmricvcnheit darüber darstcllen, daß sie nicht dem Beispiele der durch gewissenlose Agitatoren verführten Hamburger Hafenarbeitern gefolgt seien, sondern den Patriotismus des deutschen Arbeiters fleckenlos erhalten und wacker für die Schlagfertigkeit der deutschen Arme? mitgewirkt hätten. „Ehrlos ist der, der im Moment der Gefahr sein Vaterland im Stich läßt!" fügte der Monarch bedeutsam hinzu, um dann seine markige Ansprache, deren Tendenz wohl keiner näheren Erläuterung bedarf; mit der Mahnung an die ansgezeichneten Arbeiter zu schließen, sich den vonihnenbewiesenenguten deutschen Geistzu bewahren. D:e Frage der Vertretung unseres Kaisers bei der BcisctznngSieier König Humberts in Rom ist nunmehr dahm entschieden worden, daß Prinz Heinrich von Preußen seinen kaiserlichen Bruder bei diesen Beisetzungsfeierlich- keiten vertreten wird. Der Abgang der letzten Truppen des ostasiatischcn Expedittonscorps, etwa 3000 Mann stark, hat am Sonn abend Nachmittag mit den Dampfern „Phönicia" und „H. H. Meier" in Gegenwart eines überaus zahlreichen Publikums von Bremerhaven aus stattgefunden. Prinz Heinrich von Preußen hatte vorher au die scheidenden Truppen im Namen seines kaiserlichen Bruders kernige Abschiedsworte gerichtet, betonend, der Kaiser erwarte, daß jeder der Soldaten seine Pflicht voll und ganz thnn werde. Dann versammelte der Prinz die Offiziere des Expeditions corps um sich und richtete an sie noch ein paar besondere Worte. Italien. König Victor Emanuel hat nunmehr endgiltig entschieden, daß die Beisetzung der Leiche seines Vaters am 9. August im Pantheon zu Nom stattfinden solle. Am 11. August wird der neue Herrscher den Eid auf die Verfassung leisten. Der Attentäter Bressi soll jetzt gestanden haben, daß es sich bei seinem Verbrechen um ein Complott gehandelt habe. Weiter wird gemeldet, die italienische Polizei sei im Besitz von Beweismaterial, wonach tn New-Jork und Paterson ein gewaltiges Complott gegen gekrönte Häupter geschmiedet worden sei. Ein anarchistisches Rieseucomplott. DieEin- zelhaft im Mailänder Gefängniß hat den Mörder König Humberts, den Anarchisten Bressi, der sich seines scheußlichen Verbrechens bisher cynisch rühmte, schon einigermaßen kurirt. Er hat bereits Eingeständnisse und Enthüllungen gemacht und verspricht mehr zu sagen, wenn man ihn von den Ketten befreit, mit denen er gegenwärtig gefesselt ist. Es ist möglich, daß Bressi lediglich auf Fluchtversuch, vielleicht auch aus Selbstmord ausgeht und durch die Zusage weiterer Enthüllungen seinem Wunsche näher zu kommen glaubt. Da der Mörder aber schon einige wcrthvolle Geständnisse gcmachl hat, so ist es immerhin nicht gänzlich ausgeschlossen, daß er noch mehr sagt. Was man aus den bisherigen Aussagen und Nachforschungen festzustellen vermochte ist grausiger, als man es für möglich gehalten hätte. Anderer seits ist es natürlich mit Genugtlmung zu begrüßen, daß hoffentlich die ganze königsmörderische Anarclnsteubrut ent deckt und unschädlich gemacht werden wird. Der Ursprung des Komplotts weist nach Amerika, in Newyork und Paterson ist es geschmiedet worden. Das Ziel dieses Komplotts ist nichts geringeres als die Ermoroung sämmtlichcr euro päischer Souveräne. Um dieses Znl sicher zu erreichen, haben sich kleinere Gruppen gebildet, von denen eine jede auf besonderem Wege nach Europa gelangte Während bisher immer nur eine einzelne Perm» entsandt wurde, um den Mord auszuführeu, arbeite» gegenwärtig stets mehrere Hand in Hand, um desto sicherer Erfolg zu haben. Ver fehlt der eine sein Ziel, so sucht cs der andere zu erreichen, Schwankende werden von Entschlossenen abgelöst. Da mau weiß, was im Anzuge ist, so werden Vorsicht mit Auf merksamkeit gepaart hoffentlich die Pläne dieser teuflischen Gesellschaft durchkreuzen, so daß den bedrohten Fürsten kein Leid geschieht. Die Anarchistenvechaftnngen in Italien werden nunuterbrochen fortgesetzt. In der Nacht zum ver gangenen Sonntag wurden allein in Rom 15 Anarchisten verhaftet. Roni. Nachrichten aus Udine zufolge hat ein nach Brasilien ausgewauderter Italiener, oer sich gegenwärtig in San Paolo befindet, am 30. Juni an seine Verwandten einen Brief geschrieben, welcher am Sonnabend eintraf und in welchem jener awragt, ob es wahr sei, daß König Humbert das Opfer eines Verbrechens geworden sei. Der Brief beweist, daß in Amerika seit langer Zeil das Gerücht von einem beabsichtigten Mordanschlag verbreitet war. Der Arieg mit China. Die Lage in China ist außerordentlich verworren und es läßt sich gar nicht absehen, was da noch werden soll. Li-Hung-Tschang hat, wie uns telegraphisch gemeldet wird, Selbstmord begangen, da ihm die Dinge voll ständig über den Kopf gewachsen sind. England liebäugelt nicht nur mit China, sondern sucht sogar ein Sonder abkommen mit ihm zu schließen. Zwischen dem englischen Admiral Seymour und dem Vicekönig von Nanking hat nämlich ein sehr freundschaftlicher Besnchsaustausch statt- gefunden, dessen Resultat ein Abkommen betreffend die Vorkehrungen zur Aufrechterhaltung der Ordnung am Jangtse bildet. Die Unfertigkeit des britische» Koutiugents, den Vormarsch auf Peking äuzutreten, kam uns von vorn herein verdächtig vor; jetzt ist es erwiesen, daß England ein falsches Spiel treibt; es hat China in den Glauben versetzt, daß England nicht sein Feind sei, das nnabweis- liche Fordernngen mit dem Aufgebot militärischer Macht eintreibc, sondern daß England die einzige Macht Europas sei, die ein Herz für China besitze, wirkliches Entgegen kommen zeige und auf dem Wege der Verhandlungen und" Vereinbarungen zu einem befriedigenden Resultat zu ge langen hoffe. Schlimmeres konnte England im gegenwärtigen Augenblicke gar nicht thu». Der Erfolg seiner Leistungen ist bereits zu Tage getreten. Die Chinesen haben, in der Hoffnung auf besseren Erfolg, ihre kriegerischen Maßnahmen mit vermehrtem Eifer wieder aufgenommen. Boxer und chinesische Truppe» habe» die Dammaufschüttung des großen Kaiserkanals durchstochen und das ganze Gebiet zwischen Tientsin und Peking unter Wasser gesetzt. 8 Meilen von Tientsin entfernt stehen 30000 Boxer. Bestätigt sich die Kunde von dem Selbstmord Li-Hung-Tschangs, dann begegnet die fremdenfeiudliche Bewegung auf chinesischer Seite keinem Widerstande mehr. So verschlagen der alte Li-Hnng auch ist oder gewesen sein mag, ihn zeichnete trotz dem ein hohes Maaß von Besonnenheit aus und er suchte dem Schlimmste» mit Einsetzung seines ganze» Einflusses noch immer vorzubeugen. Jetzt sieht es aber furchtbar aus. Der Vormarsch der Verbündeten, der Dank Eng lands Weigerung bisher unterblieben ist, kann jetzt, nach dem die Straße nach Peking vollständig unter Wasser