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Marandt, Wessen, Siebmlehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Milsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesfelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- lanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Zachsdvrf, Zchmiedewalve, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeliastadt, Speebt-chamen. Taubenheim, UnkersdoA Weistrovv, Wildbera. Erschnnt wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf. vinierate werden Montags, Mittwochs und freitags bis spätestens Mittags 12 Ubr angenommen. — Jnsertionsvrets U) Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daielbsl. No 14. Donne stag, den 1 Februar 190V. j 58. Jahrg. Verordnung an die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände. Behufs Aufnahme einer Inventur bei der Altersrcntenbank sind Erörterungen über den Lebensbestand der Rentenanwärter erforderlich, und es wird sich deshalb die Altersreutenbankvcrwaltung in gleicher Weise, wie dies bereits in den Jahren 1882, 1886 und 1890 geschehen ist, wiederum an die betreffenden Gemeindebehörden mit dem Ersuchen um Ertheilnug der nöthigen Auskunft wenden. Auf Antrag des Finanzministeriums ergeht an die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstäude Anweisung, deu bezüglichen Anträgen der Altersrentenbankver waltung Folge zu geben, ohne dafür Kosten zu berechnen. Die Antwortschreiben an die Altersrenteubankoerwaltung sind zwar nnfrankirt, jedoch mit der Bezeichnung als portopflichtige Dienstsache abzusenden. Dresden, am 24. Januar 1900. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Schuster. Sonnabend, den 3 Februar d. I, ^achm 3 Uhr gelangt in Niederwartha 1 Schreib- und 1 Sophatisch zur öffentlichen Versteigerung. Versammlung der Bieter: Gasthof daselbst. Wilsdruff, deu 27. Januar 1900. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Sekr Busch. Holzversteigerung auf Tharandter Staatsforftrevier. Im Gasthofe zur „Tanne" in Tharandt sollen Freitag, den 9. Februar 1909, von Vormittags ^/.tO UHr an, nachstehende Nutz-und Brennhölzer, als: 2 harte und 1078 weiche Stämine, 76 harte und 291 weiche Alotzer, 50 weiche Derbstangen, 2,5 Um. weiche Autzfcheite, 5 Rm. harte und 94,5 Rm. weiche Vrennfcheite, 0,5 Rm. harte und 58 Um. weiche Vrennknüppel, 1,5 Rin. harte Jacken, 44,5 Rm. harte und 4 Rm. weiche Zieste und «4 Rm. weiche Stocke versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der um liegenden Orte aushängenden Plakate. Kgl. IorkmimmWltmg und Kgl. Iorßmlemi UmM. am 29. Januar 1900. Grost.Wolfframm. Unser Erbfeind im neuen Jahr hundert. (Nachdruck verboten). Als am Anfänge des vorigen Jahrhunderts der über- müthige Franke sein brutales Schwert in die Wagschale der Völkergeschichte warf, da hieß alle Welt — auch die Welt" jenseits des Aermelmeeres — ihn mit Recht den Störenfried Europas und noch in der Mitte des Jahr hunderts schaute ganz Europa — und auch die „Insel" jenseits des Kanals — nach Paris, wo der Normalbaro meter des Weltfriedens über dem Thronhimmel in den Tuilerieen aufgehängt zu sein schien, um an dem jeweiligen Stande dieses Norinalbarometers die zukünftige Witterung abznlesen. War das Barometer im „Fallen", so mußte es „Sturm" geben und so war's auch im Sommer 1870. Nur daß dieser Sturm statt Deutschland und sein wach sendes Ansehen wegzublasen, vielmehr das Prestige Frank reichs sammt Thron und Kaiser über den Haufen blies, was alles sich genau nach meteorologischen Gesetzen voll- zog, da die übermäßig „heiß aufsteigende Luft" über Paris, eine „kalte Welle" nach sich zog, die denn auch auf die „Temperatur" an der Seine — man kann wohl sagen auch auf das „Klima" Frankreichs — nachhaltig „ab kühlend" einwirkte. Am Anfang dieses Säkulums nun scheint England die Rolle des europäischen Störenfrieds spielen zu wollen, indem es in Ermangelung eines vollwichtigen Schwertes wenigstens seine Brutalität in die Wagschale der Völker geschichte wirft, und so s leint denn gegenwärtig das Nor- malba.ometer des Weltfriedens irgendwo an der Themse zu hängen. War es aber bei der ritterlichen Nation der Franken der wachsende militärische Ruhm Deutschlands, der die Hitze an der Seine so gefährlich steigerte, so ist es bei dem schacherseligen Volk der Briten selbstredend der sich so rapide entfaltende Exporthandel Deutschlands, der die „Hitze" an der Themse „steigen" läßt, und nach dem englischen Sprichwort: „Histor^ repsms itseK", zu Deutsch: „Die Geschichte wiederholt sich" könnte sich wohl noch im ersten Viertel dieses Jahrhunderts „die Geschichte" wieder holen, d. h. ein naseweiser Störenfried auf seinen Schnabel gehauen bekommen. „Aufsteigende Hitze" zieht immer einen „Sturm" nach sich und dieser Sturm dürfte zu seinerzeit denn doch dem „Löwenfell" Englands die Mähne gründ lich zerzausen und, wie Anno 1870 in Paris, „Temperatur" und Mnna" an der Themse nachhaltig abkühlen. Schon der grost? Gefangene von Hohenasperg, Chri stian Friedrich Daniel Schubart, kannte „seine Pappen heimer" durch und durch, wenn er das Volk der Engländer also charakterisirte, indem er sagt: „In ihrer Habgier sinken sie nur zu oft zu unsteten Krämerseelen hinab, die dem Satan gegen den Erzengel Michael Munition ver kaufen würden, wenn der Teufel mehr bezahlte, als der Erzengel!" und sein Vaterlandsstolz empört sich, wenn er sehen muß, wie die Briten „auf alle andere Völker, auch auf uns Deutsche, die an Kraft und That, Demuth und Bescheidenheit, Einfalt und Herzigkeit weit größer sind als sie, kalt und verachtend Hinblicken!" Und was sagen wir Deutsche von heute, die wir dem Herausgeber der unsterblichen „Deutschen Chronik" um hun dert Jahre wenigstens an Erfahrung über sind? Wollen wir, können wir ihn Lügen strafen? Wenn uns die Veteranen des deutsch-französischen Krieges zitternd vor Entrüstung erzählen, daß man auf den Schlachtfeldern an der Loire nach der Flucht der Rothhosen Tausende von Remington gewehren mit englischem Fabrikstempel aufheben konnte, wollen wir unsere Augen verschließen vor den Beweisen „unsteten Krämergeistes" der Engländer? Wenn uns er graute Missionare erzählen, daß ganze Kisten voll Götzen bilder an die Wilden verschachert werden, von einem Volke, das sich rühmt, das christlichste der Erde zu sein, wollen wir unsere Ohren verschließen vor den Beweisen, daß das Volk der Briten „dem Satan gegen den Erzengel Michael Munition verkauft"? Und wenn der Deutscheste der Deutschen aus dem Sachsenwalde die ganze Zeit seines Wirkens über vor einer Vertrauensseligkeit den Engländern gegenüber warnte, wollen wir seine wohlerwogene Warnung in hyperkluger Selbstklügelei in den Wind schlagen? Wollen wir fühlen, da wir nicht hören und sehen wollen? Und müssen wir am Ende nicht fühlen, wenn wir auf die vollkommen ungerechtfertigte Beschlagnahme unserer Dampfschiffe am Ende mit Phrasen avgespeist werden, die wir werden — in die Tasche stecken müssen? Sollte es am Anfang dieses Jahrhunderts wirklich noch einen einzigen Deutschen geben, der in seinem Idealismus annähme, das der Engländer heutzutage nicht „kalt und verachtend au^ uns Deutsche Hinblick!," da er es doch zu Zeiten Schubarts gcthan und muß der selbstsüchtige Krämer nicht mit Groll und Haß dazu heute auf ein Volk blicken, dem er über kurz oder lang auf kommerziellem Gebiet nicht mehr Vie Spitze wird bieten können? Odoardo sagt: „Wer über ge wisse Dinge nicht den Verstand verliert, der hat keinen zu verlieren!" Man möchte dieses Diktum dahin moderni- siren und sagen: „Der Deutsche, dem über solche Dinge nicht die Augen ausgehen, der hat keine." Es gehört nicht viel Prophetengeist dazu zu behaupten, daß, wie im vorigen Jahrhundert wir Deutsche mit den Franzosen endgültig abrechnen mußten, in diesem Jahr hundert eine Zeit kommen mutz und wird, da wir Deutsche werden mit den Engländern endgültig abrechnen müssen! Unser Erbfeind im neuen Jahrhundert wird sein und ist zum guten Theil schon jetzt — England! An diesem Ver- hältniß ändert alle Politik nichts, alle Diplomatie nichts, garnichts; an diesem Verhältniß ändert nur Blut und Ei sen etwas, nicht alles, aber doch etwas — man wird uns drüben zu respektiren anfangen und sich für alle Zu kunft bedeuten, ehe man uns in angeborener Rücksichts- osigkeit zu nahe tritt! Unser Erbfeind im neuen Jahr- undert ist— sei es wiederholt! — England! Und mögen e uns drüben mit noch so lautem Hurrah! empfangen! lnd mögen sie noch so freundschaftliche Phrasen drehen! Hinter'm Rücken heißen wir doch immer äamnsä Omckmsn!" und nicht anders! Unsere Kraft wird belächelt, unsere That verkleinert; unsere Demuth heißt bei ihnen Feigheit, unsere Bescheidenheit Dummheit; unsere Einfalt ekelt sie an und unsere Herzigkeit belustigt sie! Für sie gilt nur der eigene Vortheil, der Profit, und diesem Moloch opfern sie, wie ihre Enkel, die Nankees, Alles auf. (Schluß folgt.) Lslitische Rundschau. Vom Kaiserhofe. Beide Majestäten kehrten Montag Abend von der Primkenauer Beisetzungsfeier nach Berlin zurück. Auf dem Bahnhofe nahm der Kaiser die Meldung des englischen Militärattachees von dessen Abreise nach London entgegen. Dienstag Morgen machte der Monarch den üblichen Spaziergang, konferirte dann mit dem Staatssekretär des Aeußcrn Grafen Bülow und hörte schließlich im kgl. Schlosse militärische und Marine vorträge. — Kaiser Franz Josef von Oesterreich brachte, wie nachträglich bekannt wird, bei dem Festessen in der Wiener Hofburg aus Anlaß des Geburtstags Kaiser Wilhelms folgenden Trinkspruch aus: „In inniger Anhänglichkeit und unerschütterlicher Bundestreue trinke ich auf das Wohl meines treuen Freundes Kaiser Wilhelm." Der Reichstag beschäftigte sich am Montag zunächst mit dem Etat für die Einführung des Post-Checkverkehrs. Fast alle Redner billigten das Ziel dieser Einrichtung, hatten aber im einzelnen Ausstellungen zu machen. Abg. Roesicke-Kaiserslautern vom Bund der Landwirthe be fürchtete aus dem Post-Checkverkehr Gefahren für das Creditwesen der Genossenschaften. Abg. Gamp (Rp.) meinte, es würde für den kleinen Verkehr wenig heraus kommen, da man dort lieber die billige Postanweisung benutze. Besonders scharf wurde die Post-Checkordnung von dem nationalliberalcn Abgeordneten Büsing mitge nommen, der die Fiskalität bei Bemessung der Gebühren besonders kritisirte. Abg. Blell von der freisinnigen Volkspartei wies auf die bestehenden Einrichtungen der Genossenschaften hin, die dem Bedürfniß der kleinen Leute