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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 04.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-190001045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-19000104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-19000104
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1900
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Monat
1900-01
- Tag 1900-01-04
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Monat
1900-01
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Jahr
1900
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Wie fand das vergangene Jahrhundert bei seinem Anbruch unser Heer? Die glorreiche Armee Friedrichs des Großen war auf ihren Lorbeeren eingeschlafen, im kleinsten Detail des Gamaschendienstes verknöchert, von altersschwachen kriegsuntüchtigen Generalen geführt, ihr Offizierscorps fördernder Arbeit entwöhnt, in Luxus und Wohlleben und thörichter Selbstüberhebung verkommen. Mit einem Wort, die Armee war ihrer Aufgabe nicht nur entwachsen, sie hatte sie vergessen, schwer war die Strafe des Himmels, die sie ereilte und die unser Volk traf. In den Staub ward sie geworfen, Friedrichs Ruhm verblich, ihre Feld zeichen waren zerbrochen. In den sieben langen Jahren schwerster Knechtschaft lehrte Gott unser Volk sich auf sich selbst besinnen und unter dem Druck des Fußes eines übermüthigen Eroberers gebar unser Volk aus sich heraus den hehrsten Gedanken, daß es die höchste Ehre sei, im Waffendienste seinem Vaterlande Gut und Blut zu weihen: die allgemeine Dienstpflicht. Mein Urgroßvater gab ihr Form und Leben, und neuer Lorbeer krönte die neu er standene Armee und ihre jungen Fahnen. Ihre eigent liche Bedeutung jedoch gewann die allgemeine Dienstpflicht erst durch unseren großen dahingeschiedenen Kaiser. In stiller Arbeit entwarf er seine Reorganisation unserer Armee trotz des Widerstandes, den Unverstand ihm setzte. Die siegreichen Feldzüge krönten jedoch sein Werk in nie geahnter Weise. Sein Geist erfüllte die Reihen seines Heeres ebenso wie sein Gottvertrauen dasselbe zu uner hörten Siegen Hinriß. Mit dieser seiner eigenen Schöpfung führte er die deutschen Stämme wieder zusammen und gab uns die langersehnte deutsche Einheit wieder. Ihm danken wir es, daß kraft dieser Armee das Deutsche Reich Achtung gebietend seine ihm bestimmte Stellung im Rathe der Völker wieder einnimmt. An Ihnen ist es nun, meine Herren, auch im neuen Jahrhundert die alten Eigenschaften zu bewahren und zu bethätigen, durch welche unsere Vor fahren die Armee groß gemacht haben: Einfachheit und Anspruchslosigkeit im täglichen Leben, unbedingte Hingabe an den Königlichen Dienst, volles Einsetzen aller Kräfte des Leibes und der Seele in rastloser Arbeit an der Aus bildung und Fortentwickelung unserer Truppen. Und wie mein Großvater für sein Landheer, so werde auch ich für Meine Marine unbeirrt in gleicher Weise das Werk der Reorganisation fort- und durchführen, damit auch sie gleichberechtigt an der Seite meiner Streitkräfte zu Lande stehen möge und durch sie das Deutsche Reich auch im Auslande in der Lage sei, den noch nicht erreichten Platz zu erringen. Mit beiden vereint hoffe ich in der Lage zu sein, mit festem Vertrauen auf Gottes Führung den Spruch Friedrich Wilhelm I. wahr zu machen: „Wenn man in der Welt will etwas decidiren, will es die Feder nicht machen, wenn sie nicht von der korcs des Schwertes souteniret wird." Mit der Beschlagnahme des deutschen Reichspost dampfers „Bundesrath" in der Delagoabay steht offenbar die plötzliche Entsendung des deutschen Kreuzers „Schwalbe" von Daressalaam nach der genannten Bay in Verbindung. Interessant ist es, was die „Deutsche Tagesztg." zu der Angelegenheit schreibt. Das Organ der Agrarier führt aus: Wir erwarten, daß sich der Reichskanzler nicht mit der bloßen Aufhebung der Beschlagnahme begnügen wird, sondern der englischen Regierung einen deutlichen Wink zukommen lassen werde, daß solche englische Unverschämt heiten deutschen Schiffen gegenüber nicht mehr Vorkommen dürfen. England und Transvaal. Die Engländer haben das Neujahrsfest nicht vorübergehen lassen, ohne eine Sieges nachricht vom Kriegsschauplätze verbreitet zu haben. Es fragt sich nur, entspricht die betr. Nachricht den Thatsachen. Auf dem südlichen Kriegsschauplätze, also im nördlichen Kaplande, soll General French die von den Boeren besetzt gewesene Stadt Colesberg genommen haben. Die Sieges nachricht wird zwar unter der Hinzufügung, die Engländer hätten bei der Eroberung Colesbergs auch noch 11 Boeren- geschütze in Besitz genommen, bestätigt, trotzdem wird man, gewitzigt durch die bisherigen Erfahrungen, erst noch Weiteres abzuwarten haben. Ungewiß ist auch, ob sich die Londoner Drahtmeldung bestätigen wird, daß die Boeren bei einem Angriff auf Dordrecht zurückgeschlagen wurden und 8 Todte verloren, auch 13 Pferde sollen getödtet worden sein. Da gegen soll der Verlust der Engländer nur 4 Verwundete betragen. — Anders liegen die Dinge auf dem östlichen Kriegsschauplätze, auf dem sich doch die Entscheidung ab spielen wird. Die Londoner Blätter selber können es nicht länger vertuschen, daß sich in Natal schon in allernächster Zukunft folgenschwere Ereignisse zutragen werden. Die Lage des Generals Buller am Tugela ist außerordentlich schwierig, der Fluß ist angeschwollen, die Boeren aber sind so stark verschanzt, daß jeder Angriff auf sie eine Toll kühnheit wäre, die den englischen Truppen verhängnißvoll werden müßte. Die Boerenbefestigungen starren vor Ge schützen, die die ganze Umgegend beherrschen. Sehr traurig sieht es in Ladysmith aus, das täglich weiter bombardirt wird. Die englische Garnison soll bereits im Begriffe sein, angesichts eines zu unternehmenden letzten Ausfalls ihre schweren Geschütze zu zerstören, damit sie nicht den Boeren in die Hände fallen. Dieser letzte verzweifelte Ausfall soll unmittelbar bevorstehen, da die Lage infolge Krankheit und Mangel an Lebensmitteln für Menschen und Vieh unhalt bar geworden ist. — In England wächst daher die Ver zweiflung. Die Einschiffung der 7. Division soll beschleunigt werden und schon am 11. d. M. erfolgen. Vierzehn Tage und darüber gehen aber hin ehe die neue Verstärkung an ihrem Bestimmungsort eintrifft. Und aus welchem Material besteht diese Verstärkung! Damit können Lord Kitchener und Roberts und noch zehnmal bessere Generäle nichts an fangen. Kapstadt, 2. Jan. Hier herrscht thatsächlich der Belagerungszustand. Alle Hauptpunkte der Stadt sind von Infanterie besetzt und die Straßen werden unaufhör lich von Kavallerie abpatrouillirt. Es werden zahlreiche Hausdurchsuchungen vorgenommen, auch sollen Verhaftungen von Führern des Afrikander-Bundes stattgefunden haben. Man hört, daß alle diese Maßnahmen getroffen worden sind, weil ein Komplott zur Gefangennahme des englischen Gouverneurs Milner und zur Ueberrumpelung der Haupt stadt aufgedeckt worden ist. New-Jork, 2. Jan. Der hiesigen „Tribune" zu folge haben die Fenier ein Unterstützungskorps von 22000 Mann gebildet, welche den Buren zn Hilfe kommen sollen. Anrze Lhrsnik. Die Zahl der in der Syloesternacht in Berlin ver hafteten Personen iy diesmal verhältmßmäßig gering. Sie beträgt 133, darunter befinden sich 77 Personen, die wegen Skai dalwachcns undV-rübung groben Unfugs, der R-st wegen Trunkenheit, Schlägerei, Diebstahl u. s. w. verhaftet worden ist.. Hamburg-Newyork in 3 Tagen? Nach einer Ncw- yorker Meldung ist augenblicklich auf der Werft von Newport ein Schiffsmodell im Bau begriffen, von dem es heißt, es würde eine vollständige Umwälzung der Echiffsbaukunst ver ursachen. Es handelt sich um die Erfindung eines amerikanischen Ingenieurs. Das neuzuerbauende Schiff soll die Reise zwischen New-Dork und Europa in weniger als drei Tagen ermöglichen. Das Schiff hat die Form eines Cylinders und bewegt sich spiralirtig in der Weise, daß sich dos äußere Schiff um sich selbst dreht, während der innere Theil unbeweglich,ist. — Sollte es sich um einen Neujohrsscherz handeln? Bei dichtem Nebel stieß bei der Einfahrt in den Bahnhof Frankfurt a. d. O. der Berliner Schnellzug auf eine in der Vorfahrt begriffene Reservemaschine. Von Reisenden sind 7, ferner 7 Beamte virletzt. Ein unterirdischer Brand wüthete auf der Kohlen grube Groß-Räscher in Schlesien. Nach dem Bunzl. Stdtbl. sind zwölf Personen ums Leben gekommen. Corbetha, 2. Jan. Daß sich in Thüringen noch immer englische Werber aufhalten, um junge Leute für Transvaal einzufangcn, wurde in den letzten Tagen hier festgestellt. Am Sonntag drängelte ein solcher Werber einem jungen Monn, der sich leider zu einem so schmachvollen Handel bereit finden ließ, das Handgeld in Höhe von 60 Mark auf und verpflichtete ihn damit zum Krieg dienste unter Albions Fahne. Der eng lische Biedermann reiste dann mit der Eisenbahn fort, um anderweit sein Heil zu suchen, wurde aber auf telegraphische R-quisition der hiesigen Polizei in Naumburg verhaftet. Kurz vor Jadresschluß haben die letzten „Fremdentrouungen" auf Helgvlanv stottgefunden. Sieben Pärchen nahmen noch d»e günstige Gelegenheit war. Mt dem 1. Januar ist die Suspevdirung von dem AufgebotSerlaß sortgefallen. Erdrutschung. Aussig, 30. Dez. Bei den umfang reichen Sicherungsorbeiten zur Verhinderung weiterer Erdrutsch ungen am Hange der FerdinandShkhe stieß man in einem Stollen auf eine sehr ergiebige Wasserader, welche 150 Liter in der Minute zu Tage förderte. Nach Ableitung dieser Quelle ist die Erdbewegung zum Stillstand gekommen, sodaß nun mehr die Strecke Ausstg-Schreckenstein wieder mit voller Zugs belastung fahren kann. Die Erdarbciten haben bisher eine Summe von 50 000 Gulden erfordert, Zum ersten Male wieder seit 70 Jahren ist am Dienstag in Wien ein Todesurtheil an einer Frauensperson vollstreckt worden. Hingerichtet wurde die Arbeiterfrau Hummel, die gemein sam mit ihrem Gatten angeklagt war, das eigene Kind zu Tode gepeinigt zu haben. Das gegen beide Galten gefällte Todesurtheil wurde bezüglich Frau Hummel bestätigt, während der Mann zu 20 Jahren Kerker begnadigt wurde. Im Löwenzwinger im Prater zu Wien wurde der Wärter Rudnowski von einer Löwin in Stücke zerrissen. Die anderen Wärter wollten dos Opser mit Stangen und Haken befreien, aber ihre Stöße machten die wilden Thiere nur noch wüthender. Erst als man Strohfeucr anzündete, flüchteten die Löwen in den zweiten Käfig, die zerfleischte Leiche zurücklassend, die man nun bergen konnte. Am Neujahrstoge brannten in Sebastopol in Rußland die Artillerie-Werkstätten und Marinedepots. Der Schaden ist enorm. Vaterländisches. sMittheilungm aus dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) — Bestellungen auf vorliegende Zeitung mit ihren 2 Beilagen (landwirthsch. und 8seitige illustrirte) zum Preise von Mk. 1,30 pro Vierteljahr und 44 Pfg. pro Monat werden jeder Zeit noch entgegen genommen. Wilsdruff, 3. Januar 1900. — Die beiden Konzert-Aufführungen im Hotel zum Adler sowohl am Sylvester-Abend wie am Neujahrstage hatten sich recht zahlreichen Besuchs zu erfreuen. Das humoristische Konzert unserer Stadtkapelle verfehlte auch in diesem Jahre wiederum nicht, den Sylvester-Abend zu einem recht gemüthlichen und humorvollen zu gestalten. Die Aufführungen fanden deshalb auch den ungetheiltesten Beifall aller Anwesenden. — Das zweite Konzert am Neujahrs tage hatte sich ebenfalls eines recht guten Besuches zu er freuen. In diesem Konzert produzirten sich die Herren Kunstmeisterfahrer Fritz und Kurt Böhme aus Dresden auf Hoch-, Nieder- und abnormen Rädern. Der in der Weltmeisterschafts-Konkurrenz in Leipzig preisgekrönte Kunstmeisterfahrer Fritz Böhme leistete auf seinen Rädern erstaunliche Künste, welche sich des größten Beifalls des anwesenden Publikums zu erfreuen hatten. Ein ebenbürtiger Partner stand demselben in seinem Bruder Kurt Böhme zur Seite, welcher im Duettfahren die gefährlichsten Stel lungen mit größter Ruhe und Sicherheit ausführte. Be wunderung und Beifall ries ferner der Durchschub seines Körpers durch den Rahmen eines Niederrades während der Fahrt hervor, was dem Künstler auch mit Sicherheit gelang. Die anwesenden Radler aber werden Herrn Fritz Böhme ohne jeden Anflug von Neid seinen in Leipzig er rungenen Preis gönnen. Der dem Konzerte folgende Ball fand lebhafte Betheiligung. — Tagesordnung für die am 5. Januar 1900 Abends ^2 6 Uhr stattfindende öffentliche Stadtgemeinderathssttzung. 1., Verpflichtung des Herrn Stadtrath Dinndorf. 2., Ver pflichtung der neu eintretenden Herren Stadtverordneten. 3., Deputattonswahlen. 4., Eingänge und Mittheilungen. — In dem amtlichen Theil des „Dresdner Jour nals" vom 30. Dez. v. I. lesen wir: Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Landgerichtsdirektoren Oberjustizrath Karl Rudolf Boost, Oberjustizrath t)r. Her mann Schill und Bernhardt Rosenmüller in Dresden, den Landgerichtsrath Karl Eduard Schmidt in Plauen, sowie die Amtsgerichtsgeräthe llr. KarlAlbinGangloff in Wils druff, Heinrich Adolf Kretzschmar und Friedrich Emil Franke in Dresden auf ihr Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen rc. rc. — Das König!. Sächs. Militär-Verordnungsblatt ver öffentlicht folgenden Armee-Befehl: „Ich verleihe in Ueber einstimmung mit der von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen für dir Königlich Preu ßische Armee gefaßten Entschließung auch den Fahnen Meiner Armee zum 1. Januar 1900 Spangen als Erin nerungszeichen an die glorreichen Waffenthaten in der Ver gangenheit, zum ehrenden Gedächtniß an die ruhmreiche Mitwirkung bei Wiederbegründung des deutschen Reiches und als sichtbares Mahnzeichen, es auch in Zukunft den Altvordern immerdar gleich zu thun an Tapferkeit und Treue bis zum Tode. Diese Erinnerungszeichen sind an silbern-grünen Fahnenbändern, wie solche die Fahnen Meiner Armee in Zukunft zu führen haben, zu befestigen. Das Anlegen der Spangen und Fahnenbänder an die mit frischem Lorbeer zu schmückenden Fahnen hat in feier licher Weise zu erfolgen. Das Kriegsministerium hat das Weitere zu veranlassen. Dresden, den 1. Januar 1900. Albert." — Uebcr »Pflichten der Meteorologie gegen die Landwirthschaft" wird Herr Prof ssor Dr. Gravelius-DreSden am5. d. M. Nachmittags 4 Uhr bei Gelegenheit einer Gesellschafts- kersammlurg der Oekonomischen Gesellschaft i. Kgr. S. im weißen Saale der deutschen Schänke »zu den drei Raben" in Dresden einen Vertrag halten, zu welchem auch Nichlmitgli der kostenlos Zutritt haben, sofern sie bei der Geschäftsstelle der Ge sellschaft," Wien erstr. 13 I. Etg. bis zum 5. Januar Vorm'ttagS 12 Uhr Zutrittskarten einholen, oder solche gegen Erlegung von 50 Pfg. von Nachmittags ^4 Uhx an am Eingänge des Vortragelocales erbeben. — Am 2. Weihnachtsfeiertage ereignete sich in Grund bei Mohorn folgender Unglücksfall. Ein Gutsbesitzer aus H. unternahm dahin eine Schlittenfahrt. Die Insassen stiegen in der Mitte des Dorfes aus. Der Gutsbesitzer übergab einem hinzutretenden Manne, der-sich anbot, die Pferde zu halten, das Gefährt und stattete einen Besuch ab. Mittlerweile spannte der Mann die Pferde an, fuhr mit dem Schlitten die Straße auf und ab und bald war der selbe dicht mit Kindern besetzt. Beim Umlenken wollte der überladene Schlitten nicht nachgeben, die Deichsel brach und das Handpferd stach sich dieselbe tief in den Ober schenkel. Nun wurden die Pferde scheu, der Mann und die übrigen Insassen sprangen aus dem Schlitten und ließen die Pferde laufen. Bei der oberen Mühle rissen sich dieselben vom Schlitten, sprangen über den Mühl graben und suchten das Weite. Von mehreren Knaben wurden die sonst geduldigen Pferde aufgehalten und zurück gebracht. Das verletzte Pferd ist ein sehr werthvolles und seltenes Thier und wird es dem Besitzer viele Mühe kosten, dasselbe zu erhalten. Dieser Fall möchte jedem Besitzer und Wärter als eine ernste Warnung dienen. — In der Nacht zum 1. Januar 1900, kurz nach 12 Uhr, brannte das zum Rittergut Niederreinsberg gehörige Drescherhaus vollständig nieder. Von auswärts waren die Siebenlehner Freiwillige Feuerwehr und die Hirschfelder Ortsspritze zur Hilfeleistung erschienen. Das abgebrannte Haus wurde von vier Miethsparteien be wohnt, welche kaum ihr nacktes Leben zu retten vermochten. Einem mit im Hause wohnenden Obsthändler ist die Summe von 100 M Silbergeld zerschmolzen. Das Geld wurde als zusammengeschmolzener Silberklumpen im Schutte aufgefunden. Das Feuer brach in einem Parterre raume aus. — Dresden, 2. Jan. Ein ausgezeichneter Redocteur und Schriftsteller, ein geborener Journalist, Herr Stadtrath Dr. EmilBierey, ist am 31. Deccwder früh hur nach zweitägiger Krankh-it am Herzschläge verstorben. Er war eine unermüdlich schaffende, nimmer rastende Natur. Es hat ihm nicht an Auszeichnungen der verschiedensten Art von hoher und allerhöchster Stelle gefehlt. Sein Leben wurde durch seine große journalistische Thätigkeit beinahe vollständig auSge- füllt. Als Gründer des Verein« »Dresdner Presse" hob er diesen als Führer zu blühendem Leben empor. Seine Ferienzeit benutzte er zu großen interessanten Reisen nach Frankreich, Italien, England, Skandinavien, Griechenland, Schweiz. Er war Vor standsmitglied des Internationalen Journalistenverbonde«, bei dessen Congressen in Brüssel, Stockholm, Rom, München rc. ec als Delegirter fungirte. Zu allen großen Veranstaltungen in Dresden wurde der Verstorbene herangezogen. Die segens reiche Idee, arme schwächliche Kinder auf Kosten Bemittelter in Feriencolonien zu schicken, hat er hier zu blühender Verwirklichung gebracht. — Dresden, 2. Januar. Am Sonntag war im hiesigen „Kaiserpalast", Pirnaischer Platz, „Gcoßfeuer" entstanden. Durch Kurzschluß der elektrischen Lichtleitung stand plötzlich in einem Geschäft mit Arrangements von künstlichen Blumen, Palmen usw. der ganze Laden in Flammen, so daß in Folge der großen Hitze die beiden großen Spiegelscheiben der Schar finster mit weithin hörbarem Knall zersprangen. Die gewaltigen Rauch mengen gaben dem Brande ein überaus gefährliches Aussehen. Ein Dampfspritzenrua wurde alarmirt. Der Besitzer hat seinen Schaden auf 10000 Mark beziffert, während sich der Gebäude- schaden auf 5000 Mark belaufen soll. ^-Dresdner Landgericht. Mil einem Gewohnheits dieb beschäftigte sich die 3. Strafkammer in der Person deS 1852 in Niedergorbitz geborenen, bis zu seiner Festnahme domi zillosen, schon sehr oft vorbestraften Handarbeiter Iuliu« Heinrich Ehrlich. Der Angeklagte ist erst vor Kurzem wegen eines in Kesselsdorf verübten Diebstahls eines Schurzfell«, welches de» Werth von 10 Mark repiäsentirte, zu 1 Jahr 6 Monaten Hu»^ haus verurtheilt worden. Nachdem die Verhandlung beengst war, kamen noch einige von Ehrlich begangene Eingriffe den Tag, so daß das Verfahren nochmals eröffnet wurde. Nach der neuen Anklage soll E. am 10. November v. 3- zu Ockcr- s witz dem Gemeindeoorstand und Restaurateur Schluilnrich aus ,dem Hofe 2 Spaten, dem Gemeindediener J-ntzsch in Gombitz ' eine Branntweinflasche, sowie aus dem Hofraum der Felsenkeller,
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