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lag mit der Entscheidung über eine neue Flottenvorlage zugleich sein eigenes Geschick in der Hand hält, daß eine etwaige Ablehnung derselben sicherlich seine Auflösung zur Folge haben würde. In den Reden, mit denen sich die verschiedenen Regieruugsvertreter bei der erstmaligen Etats verhandlung des Reichstages zur Flottenfrage äußerten, verniieden sie es allerdings sorgfältig, eine mögliche Auf lösung des Reichsparlaments auch nur zu streifen, nichts destoweniger ist es zweifellos, daß die verbündeten Re gierungen das etwaige Scheitern des Flottenverstärkungs- gesetzes mit einer solchen einschneidenden Maßregel beant worten würden. Hat doch eben erst Kaiser Wilhelm in seiner Ansprache bei der militärischen Jahrhundertfeier im Berliner Zeughause abermals seinen unerschütterlichen Entschluß betont, die in Angriff genommene Neuorganisation der deutschen Flotte durchzuführeu, sicherlich würde darum der Schirmherr des Reiches, falls dies nöthig werden sollte, zur Verwirklichung des jüngsten Flottenprojektes an die Nation appelliren. Vizeadmiral Prinz Heinrich von Preußen wird vor aussichtlich am 10. Februar aus Ostasien wieder in Kiel eintreffen. Die Beschlagnahme der deutschen Schiffe in Süd- Ostafrika dauert immer noch au, während der wieder freigegebene Dampfer „General" am Mittwoch, wo die Wiederbeladung vollendet sein wird, seine Reise aus Aden, wo er bisher lag, fortsetzt. Damit ist die Sache natürlich nicht erledigt, es sind für die Versäumniß Entschädigungen zu gewähren, wie es uns auch außerordentlich gleichgiltig sein kann, was das Prisengericht in Durban über die dort noch festgehaltenen Schiffe verfügt. Die Reichsregierung hat es nur mit der Londoner Regierung zu thun, und sie wird dieser gegenüber noch bestimmter als bisher auftreten müssen, wenn sie nicht will, daß unsere nach Südafrika gehenden Dampfer einer nach dem andern angehalten werden. Die Entschädigungsforderungen würden in diesen, Fall kein Ende nehmen. Das freigegebene amerikanische Schiff Maschow hatte 17000 Sack Mehl für Transvaal an Bord; die Ladung halten die Engländer noch fest, es wird nun erst von einem britischen Gericht entschieden, ob Mehl Kontrebande ist. Eine Anzahl der bedeutendsten Völkerrechtslehrer verneint die Frage, aber wenn die Briten schon Material für die Verwundetenpflege als Kontrebande betrachten, werden sie Mehl erst recht nicht durchlassen. Die folgenden deutschen Schiffe sollen nun übrigens, was sich hoffentlich bestätigt, von deutschen Kriegsschiffen eskortirt werden, damit die Durchsuchung gehemmt wird. Wie sehr aber die Engländer sich den Boeren gegenüber bedrängt fühlen, zeigt diese Kleinlichkeit. Jetzt kommt auch die amt liche Kunde von der Beschlagnahme des deutschen Dampfers „Herzog", der am 20. Januar in der Delagoabay eintreffen sollte. Wie gar nicht mehr anders erwartet werden konnte, ist der Dampfer von einem englischen Kriegsschiff aufge bracht und nach Durban geschleppt worden. Auch von diesem Schiff wird aus Hamburg bestimmt versichert, es führe keine Kriegskontrebande. Die Liste der Beschlag nahmen wird wohl noch fortgesetzt werden. Schöne Dinge, wahrhaftig! Spanisches Lehrerelend. Die trostlose finanzielle Lage Spaniens findet in dem Nichtauszahlen der Gehälter an die Beamten ihren unangenehmsten Ausdruck. Verschie dene Lehrer und Lehrerinnen haben bereits an die Ober behörden das Gesuch gerichtet, auf deu öffentlichen Straßen betteln zu dürfen, da sie mit ihren Existenzmitteln, nachdem sie Jahre lang keinerlei Gehalt bezogen hätten, völlig zu Ende seien. Eine amtliche Beschwerde über England hat Rußland an alle europäischen Regierungen wegen des Zurückhaltens von Staatsdepescheu auf den britischen Afrika-Kabeln ge richtet. Und da nun zu gleicher Zeit die volle Bestätigung der Meldung vorliegt, daß starke russische Truppenzüge nach der afghanischen Grenze unterwegs sind, wird man es in London vielleicht doch bald für nützlicher halten, von dem Hochmuths-Pferde herunterzusteigen. Das fromme England. Was noch kein Staat der Welt fertiggebracht hat, bringt das fromme, Bibeln vertheilende England fertig, cs erklärt die Sendungen des „Rothen Kreuzes", also Material für Verwundeten- und Krankenpflege, für Kriegskontrebande. Selbst halbcivilisirte Nationen haben sich dazu nicht aufgeschwungen. So ist es aber in Neapel vom britischen Konsul dem Kapitän des deutschen Dampfers „Kanzler" mitgetheilt, der darauf das Eigenthum des Samariterwerkes in Italien zurückge lassen hat. Der Transvaalkrieg. Neue große Schlachten sind im Gange, sowohl auf dem Kriegsschauplätze in Natal, wie auf dem in der Kapkolonie, und können, wenn sie nicht abgebrochen werden, mehrere Tage dauern. Die englischen Berichte sind wieder so gefärbt und voller Lücken, daß man das Meiste rathen muß. Die Sachlage ist also fol gende: Die Boeren, welche durch aufständische Kapkolonisten bedeutend verstärkt sind und eine Gesammtmacht von etwa 90000 Mann auf allen Krieqstheatern auf den Beinen haben, waren von Colenso aus dem am 15. Dezember von ihnen geschlagenen General Buller so energisch über den Tugelafluß nach Süden nachgedrängt, daß dieser ihnen nun die Stirn geboten hat, zumal er jetzt wieder über 35000 Manu mit etwa 50—60 Geschützen verfügt. Der Boeren-General Joubert hat vor Ladysmith, nördlich und südlich vom Tugelafluß etwas weniger Mannschaften, aber ausgezeichnete Stellungen, so daß er ruhig den Angriff erwarten kann. Da die Boeren südlich vom Tugela weit schwächer, als die Briten sind, so ist es wohl möglich, daß sie zu beiden Seiten ausweichen, und so den Engländern wieder Gelegenheit zu neuen Siegesberichten geben. Die Entscheidung liegt aber in der Erzwingung des Uebergangs über den Tugela und in der Besiegung der nördlich von demselben stehenden Boeren. Wenn man sich erinnert, daß General Buller von London den Befehl erhalten hatte, keinen neuen Angriff vor Ankunft der neuen Höchstführer Roberts und Kitchener zu unternehmen, so kann man nur annehmen, daß er in einer so üblen Lage war, daß er angreifen mußte, — wollte er nicht eingeschlossen werden. Freilich kann auch ein stärkeres Korps in diesen Gegenden wegen der Terrainscbwierigkciten nicht operiren. Bisher bestand der Kampf wesentlich aus schwerem Geschützfeuer. Bis zur klipp und klaren Entscheidung wird von der eng lischen Seite kaum Genaues gesagt werden. Pietermaritzburg, 4. Jan. Eine Meldung der „Times of Natal" besagt aus Nondmeni: Di-Eingeborenen brennen darauf, den Boeren entgegenzutreten. Als das Gerücht auftrat, daß sich die Boeren zum Angriff anschickten, stellten sich 200 Zulus bei den britischen Behörden und boten ihre Dienste an. Die Eingeborenen leiden Hunger; eine Schaar von 400 Mann drang in ein Mehlmagazin ein und raubte 120 Sack Mehl. (Demnach scheinen die Zulus mehr darauf zu brennen, ihren Hunger zu stillen, als den Boeren entgegenzutreten. Die Red.) Aurze Chronik. Späte Scheidungen. Von drei bemerkenswerthen Scheidungsprocessen wird aus den Vereinigten Staaten berichtet: Ein achzigjähriger Mann aus Maryland bean tragte die Scheidung von seiner Ehefrau, die ihm i. I. 1852 angetraut worden war, und ihn feit 34 Jahren ver lassen hatte. Das jüngste ihrer Kinder ist jetzt 40 Jahre alt. In dem zweiten Fall erstrebte eine 76jährige Dame die Scheidung von ihrem 26jährigen Gatten. Das un gleiche Pärchen war vor fünf Jahren in den heiligen Stand der Ehe getreten, aber die Braut hatte sich damals nur zu 41 Jahren bekannt. Sie hatte schon drei Männer vorher unglücklich gemacht und ihren letzten Gatten nur durch ihren Reichthum zu locken gewußt. Eine andere merkwürdige Scheidung war die einer 72jährigen Frau von ihrem 80jährigen Gatten im Staate New-Aork. Frau und Kind erdrosselt. Werder a.d. Havel, 5. Januar. Ein unbekannter Mann, der sich in einem Gasthofe mit Frau und Kind eiulogirl hatte, hat diese beiden erdrosselt. Der Thäter ist fluchtig. Als Curiosum sei erwähnt, daßdieUhr der Kaiser Wilhelmgedächtniß-Kirche in Berlin die Jahrhundertwende nicht mitgemacht hat. Sie blieb nämlich in der Sylvester nacht um Uhr stehen. Die Influenza in London. In London sind in der vergangenen Woche 193 Personen an der Influenza gestorben. Von diesen waren 106 über 60 Jahre alt. In den drei vorhergehenden Wochen fielen nur 42, resp. 38 und 39 Personen der Influenza zum Opfer, so daß die Krankheit plötzlich bedeutend heftiger aufzutreten scheint. Beim Indianerspielen wurde vorgestern Abend in der Prinzen-Allee zu Berlin der vierzehnjährige Sohn der Frau verw. Meinx von einem fünfzehnjährigen Spiel kameraden mit einem Taschenmesser erstochen. Die That ist augenscheinlich unbeabsichtigt geschehen und mehr dem Leichtsinn als bösem Willen zuzuschreiben. 20000 (Zwanzigtausend) Galizier, Männer, Mädchen, Burschen, für Feld, Ziegelei, Fabrik auf Stunden-, Tage- oder Monatslohn, auch Accord, kann unter sehr günstigen Be dingungen stellen usw. So lautet die Annonce eines Ver- mittlungs-Bureaux in Landsberg, Oberschl. Vaterländisches. (Mitlheilungen aus dem Leserkreise sind der Redaktion stets willkommen Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berücksichtigt werden.) — Bestellungen auf vorliegende Zeitung mit ihren 2 Beilagen (landwirthsch. und 8seitige illustrirte) zum Preise von Mk. 1,30 pro Vierteljahr und 44 Pfg. pro Monat werden jeder Zeit noch entgegen genommen. Wilsdruff, 8. Januar 1900. — Der Besuch der 21. Geflügel-Ausstellung des Geflügelzüchtervereins Wilsdruff war, trotzdem das Wetter für dieselbe nicht gerade günstig zu nennen war, ein den Verhältnissen angemessener guter. Die von ca. 60 Aus stellern ausgestellten 324 Ausstellungs-Objekte bestanden aus schönen, musterhaften Zuchtthiereu, die allgemeine Be wunderung unter den Besuchern Hervorriesen. Die Prä- miirung dieser Thiere geschah am vergangenen Freitag durch die Herren Preisrichter E. Hentschel, Lommatzsch und E. Thiele, Großenhain. Es erhielten Preise: Vom Landes- Verband: 1 silberne Verbandsmedaille: Otto Gietzelt, Wils druff auf Malayen, 1 bronzene Verbandsmedaille: O. Wind- schüttel, Wilsdruff auf Tauben, 3 Ehrendiplome vom Ver band: Th. Schebesta, Grumbach, O. Eulitz, Niedergruna, P. Uhlmann, Obernaundorf, von der Stadt Wilsdruff: 1 Kaffee-Service auf Großgeflügel: Julius Vogel, Wils druff, 1 Kaffee-Service auf Tauben: Carl Pflugbeil, Wils druff, vom Verein Wilsdruff: 1 Wasch-Service auf Groß geflügel: Ed. Rost, Wilsdruff, 1 Wasch-Service auf Taubeuh Emil Partzsch, Deuben, von Herrn Gottesmann, Dresden!: 1 silberne Medaille: Carl Pflugbeil, Wilsdruff, von Mit gliedern: 1 Flasche Sekt: Arthur Döhnert Hartha, 1 Kaffee- Service: Wilhelm Kaubisch, Grumbach, 1 Flasche Sekt: Oscar Windschüttel, Wilsdruff, 1 Flasche Sect: Curt Uibrig, Wilsdruff, 1 Rauch-Service: Martin Vogel, Wilsdruff, 1 Schreibzeug: Martin Vogel, Wilsdruff, 1 Kiste Zigarren: Hugo Vogel, Wilsdruff, 5 Mark: Carl Pflugbeil, Wilsdruff, 1 Tischchen: Jul. Vogel, Wilsdruff, 1 Wecker: Aug. Winkler, Grumbach, Löffel: Wilhelm Kaubisch, Grumbach, 1 Liqueur- Service: Max Kögelmann, Deuben, die weiteren Preise bestanden aus 1. und 2. Geldpreisen, für Hühner 8 und 4 Mk., für Tauben 6 und 3 Mk., sowie aus lobenden Aner kennungen. — Die Verloosung fand heute Nachmittag unter behördlicher Aufsicht statt und ist die Gewinnliste für In teressenten in der heutigen Nummer zum Abdruck gelangt. — Infolge des reichen Umfanges des Berichtes über die letzte Stadtgemeinderathssitzung gelangt derselbe erst in nächster vir. zum Abdruck. — Sch miede Walde. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend brannte die 100 Schock Weizen ent haltende Feime des Herrn Gutsbesitzers Friedrich nieder. Brandstiftung wird vermuthet. - Ein großer Theil der Eismassen von der oberen Elbe hat sich auf der Stromstrecke von Sörnewitz bis Scharfenberg festgesetzt. Ein zweiter Eisschutz steht in !der Nähe von Diesbar. Das Anfbrechen des oberen .Eisschutzes kann für Meißens Bewohner große Gefahr bringen, wenn die Eismassen bis unterhalb Meißen ab schwimmen und sich hier wieder festsetzen. Dadurch kann eine größere Stauung veranlaßt uud eine Ueberschwemmung der unteren Stadttheile herbeigeführt werden. Es ist daher die größte Vorsicht anzurathen und es ist auch an gebracht, wenn die weitestgehenden Maßregeln getroffen werden, uni einem Schaden vorzubeugen, da ein derartiges« Hochwasser plötzlich eiutritt und an ein Bergen der ge fährdeten Sachen nicht mehr zu denken ist. Der Eisschutz bei Diesbar sowohl auch jener bei Sörnewitz bieten einen imposanten Anblick. — Dresdner Landgericht. Unter der Anklage stehend, sich eines schweren Diebstahls schuldig gemacht zu haben, nahm die 1875 in Miltitz b. Meißen geborene, bis her unbescholtene, zuletzt in Tanneberg bei Wilsdruff wohn haft gewesene, zur Zeit in Un^rsuchungshaft sitzende, ehe malige Köchin, jetzt Hausmädchen und Köchin Emilie Hilma Rudolph auf der Anklagebank vor der 5. Strafkammer Platz. Die öffentliche Anklagebehörde legt der Beschuldigten zur Last, während ihrer Thätigkeit als Dienstmädchen beim Pastor Müller in Tanneberg bei Wilsdruff aus den so genannten Opferbüchsen (Sammelbüchsen, welche nach dem Gottesdienst vor die Thüre gestellt werden), Geldstücke in Höhe von 5 Mark, der Gemeinde Tanneberg gehörig, ge stohlen zu haben, nachdem sie das Leder, welches an der Einmündung der Büchsenöffnung angebracht ist, mittels einer Stricknadel ab und heruntergestoßen hat. Die Be weisaufnahme ergab, daß die Angeklagte durch die That eine ganz verwerfliche Gesinnung an den Tag gelegt hat, indem sie den Diebstahl ausgeführt hat, um ihre Mit kollegin Schmidt des Diebstahls zu verdächtigen und die selbe außer Stellung zu bringen. Unter Anderem soll die Diebin eine Brosche und Geldbeträge in die Schuhe der Schmidt gesteckt haben, so daß die Sch. in den schweren Verdacht als Hausdiebin kam. Die Rudolf leugnet hartnäckig, die That unter erschwerenden Umständen ausge führt, nämlich das bewußte Leder mittels Stricknadel her unter und abgestoßen zu haben. Nach den Aussagen des Zeugen, des Herrn Pastor Müller aus Tanneberg, wurde die R. des schweren Diebstahls für schuldig erkannt und erfolgte die Bestrafung zu 10 Monaten Gefängniß und 3 Jahren Ehrenrechtsverlufl. — Za der Kceuzliicye m Dresden wuroe die in der alten Chronik (1010) erwähnte Gruft entdeckt. Zwei Särge wurden geöffnet, der eine war der eines schwedischen Punzen, ver andere enthielt die Gebeine einer Frau, die Vorgefundenen Schmucksachen waren gut erhalten. Die Oeffnung eine« dritten Sarge« erfolgte später im Beisein von Vertretern der Behörden. — Der elfjährige Knabe emesin Löbtau lebenden Elsen» bahnbeawten hat am Neujahrstage infolge eines Schreckes ein zwischen den Lippen gehaltenes Einmarkstück verschluckt. Nach dangen Stunden und allerlei Experimenten ist am anderen Tage da« Geldstück auf natürlichem Wege entfernt worden. Die »lebendige Sparbüchse* hat glücklicher Weise keinen Schaden genommen. — Plauen. Eine hübsche Neujahrsüberraschung hat ein hiesiger Lehrer erfahren. Die Schulklasse desselben, München, faßten den »Beschluß*, ihrem Lehrer in corpore zu gratuliren und zwar auf schriftlichem Wege. Eie führten da« auf einer Korte auch au« und alle Mädchen setzten ihren Namen darauf. Beim Echulantritt am Dienstag allgemeine Spannung. Der Herr Lehrer ließ auch nicht lange auf sich warten und bedankte sich mit herzlichen Worten für die Aufmerksamkeit seiner Schüler innen, fügte aber lächelnd hinzu: »Wenn Ihr mir wieder in dieser Weise gratuliren solltet, dann seid wenigstens so freund lich, und klebt eine Marke auf die Sendung, damit ich nicht wieder Strafporto zu zahlen habe!' Die Mädchen haben darob ganz verdutzte Gesichter gemacht, das hatten sie allerdings in der Eile vergessen. — Borna, 5. Januar Mittags. Gestern stürzte der Kohlenschacht »Espenhain* bei Borna zusammen. 3 Personen wurden getödtet, 5 andere sind gerettet worden. Wie das „Bor- naer Tagtbl.* meldet, erfolgte der Zusammensturz bei der Her stellung de« Raumes für da« Echachtmauerfundament in Folge einer Lockerung der darüber befindlichen Zimmerung. Die An lage war vor dem Unglück in tadellosem Zustande. Die berg polizeiliche Untersuchung ist im Ganae. — Ueber die Auffindung von drei weiblichen Leichen bei Lengefeld wird berichtet: Hinter Klopfers Mühle, da, wo der Göltzschfluß unter dem Bahndamm fortfließt, wurden am Mittwoch Mittag zwischen 12 und 1 Uhr drei Mädchen, erschossen und im Wasser liegend aufgefunden. Zweifellos liegt Selbstmord vor, der schon in den frühen Morgenstunden stattgefunden zu haben scheint, denn ein Schuß ist von Anwohnern nicht gehört worden. Der Kleidung nach dürften die Drei Verkäuferinnen oder Kellner innen im Alter von 20 bis 30 Jahren sein. Die Schirme lagen an der Böschung der Polenzstraße, während die Hüte mit eingesteckter Hutnadel, sowie Handschuhe, ein buntgewürfelter Umhang und die Jacken in geordneter Reihe am Göltzschufer lagen. Die Leichen selbst wurden etwa zwanzig Schritte davon, durch Schußwunden gräßlich verstümmelt, im Wasser aufgefunden. Auch der Revolver, mit welchem die unselige Tyat ausgeführt wurde, lag im Wasser. Durch die Polizei wurden die Leichen vorläufig nach der Leichenhalle gebracht. Die Mädchen sind Mitt woch früh mit dem 4.49-Zug auf dem Lengefelder Bahn hof ausgestiegen. Sie gaben einfache Fahrkarten Zwickau- Lengefeld ab, sind also in Zwickau eingestiegen. Bei der polizeilichen Durchsuchung wurden Papiere, welche Auf schluß über die Betreffenden geben können, nicht gefunden, dagegen hatten dieselben Baarmittel von 20 und 11 Mk. bei sich; auch ein Taschentuch, kck. k gezeichnet, wurde vor gefunden. Ein gewaltsamer Mord scheint vollständig aus geschlossen zu sein, da keinerlei Anzeichen darauf hindeuten. Jedenfalls dürfte das eine Mädchen erst seine zwei Ge fährtinnen und dann sich selbst erschossen haben. An den Leichen waren keinerlei Kratzwunden zu bemerken; nichts deutete darauf, daß ein Kampf stattgefunden. Eine gol dene Uhr, l ie sich bei einer der Leichen befand, war noch im Gange. Ferner wirdangegeben, daß die ältere Frauens person einen Trauring trug. Man nahm daher viel fach an daß man die Leichen von Mutter und Töchtern vor sich hat, diese Annahme erwies sich aber nach der un gefähren Altersschätzung als irrig. Die Kleidungisthoch-