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Wmdl, Wo, Mcckhi «ü die MWicki. Amtsblatt für die Kgl. AmtshauptmannsÄLfi zu Meißen., das Kgl. KMtsgericht und den Kiadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentl ch zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 1S Uhr angenommen. Nr. 8K.Dienstag, de« 2». Oktober 188»? Bekanntmachung. Unter dem Viehbestände der Frau Gutsbesitzerin Hummitzsch in Unkersdorf und des Gutsbesitzers Häusel in Niederwartha ist die Maul- und Klauenseuche ausgeb rocken. Meißen, am 22. October 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. t'. Airchbach. Bekarmtmächüng^ Die Wehl eines Abgeordneten der Landgemeinden zur Bezirksversammlung der König!. Amtsbauptmannschaft Meißen für den die Ortschaften Schmiedewalde, Burkhardswalde, Blankenstein, Steinbach b. M., Neukirchen, Alt- und Neutanneberg, Rothschönberg mit Perne, Groitzsch und Munzig umfassenden 10. Wahlbezirk wird Donnerstag den 7< November 1889, Bormittags von M Uhr an, im Loeal des Sander schen Gasthauses zu Groitzsch vorgenommen werden. Die Gevieindevorstände der benannten Gemeinden, Ungleichen die für Gemeinden von 500 und mehr Einwohnern hinzutretende« von dm Gemeinderäthen gewählten Wahlniänner, Letztere, soweit noch keine Anzeige an mich gelangt ist, unter Beibringung ihrer Legitimation) sowie die Be sitzer derjenigen einem Gemeindeverbande nicht angehörigen Güter m Wahlbezirke, welche nicht unter den Höchstbesteuerien stimmberechtigt sind, werden daher hierdurch aufgefordert, zu dem anberaumten Wahltermine sich einzufinden und an der Wahlhandlung sich zu bethsiligen. Die Abstimmung wird um 11 Uhr Vormittags geschloffen und nach dieser Zeit mit Feststellung des Wahlergebnisses verfahren werden. Schmiedewalde, den 26. October 1889. Der Wahlcommissar für den 10. ländlichen Wahlbezirk. UreoSow ««L88lvw. Wekanntmachung. Ssnntag, den 3. November verkehrt Nachmittags 5 Uhr NE" eilt Extrazug 'MU von Wilsdruff nach s^ot chappel mit Anschluss nach Dresden und Abends 11 Uhr 33 Minnien IW" ei« Extrazng "MF von s^stschaxpel nach Wilsdruff mit Anschlusz von Dresden. Abfahrt von Dresden-Altstadt 11 Uhr 10 Min. Abends. Beide Extrazüge nehmen Passagiere an allen Haltestellen auf. Gewöhnliche Fahrkarten haben Giltigkeit. Wilsdruff, am 28. October 1889. Königliche Bahnverwaltung. Tagesgeschichte. Der nunmehr erfolgte Wiedcrzusammentritt des Reichstages hat einen neuen und voraussichtlich sehr bewegten Abschnitt in der inneren deutschen Politik eröffnet und schon jetzt überstürzen sich fast die mit der Wiedereröffnung des Reichsparlamentes im Zusammenhang stehenden Nach richten. Wie immer, so gab auch diesmal der Inhalt der Thronrede zur Eröffnung des Reichstags der inländischen wie auswärtigen Presse Anlaß zu allerlei Betrachtungen und die sämmtlichcn Preßurtheile begegnen sich wenigstens in dem einen Punkte, daß die in der Thronrede so bestimmt ausgesprochene Hoffnung auf fernere Erhaltung des Weltfriedens auf's Freudigste zu begrüßen sei. Denn der betreffende Passus der Rede hat durch seinen klaren Hinweis auf die bestehenden Verträge ein besonderes Gewicht erhalten und um so bedeutungsvoller und begründeter erscheint daher die ausgesprochene Friedensversicherung. Was die sonstigen Mit- theilungen der Thronrede anbelangt, so ist in den meisten Kommmtaren der Zeitungen m t Recht hervorgehoben worden daß sie sich durch einen gewissen Geschäfts tyl kennzeichnen und keinerlei besondere Ueberraschungen bringen, die indessen auch schwerlich zu erwarten standen. Die sozialdemokratische Fraktion des Reickstages hat bereits einen Wahlaufruf an die deutschen Parteigenossen im Auslande gerichtet. Der Zweck ist, durch hochtönende Phrasen über die Kulturarbeit der Sozial revolutionäre, materielle Unterstüzung für den bevorstehenden Wahlkampf zu bewirken. Meckwürdig an diesem Aufruf ist nur das Eine, daß die Sozialdemokraten im Widerspruch mit ihrer oft ausgesprochenen Ansicht von der Unfruchtbarkeit alles „Parlamentelns", vom Deutschen Reichstage, falls sie nur in genügender Anzahl darin vertreten sind, erwarten, er werde die Regierungen und die herrschenden Klassen drängen, im Sinne der Beschlüsse des internationalen Arbeiterkongresses zu Paris für die Schaffung einer wirksamen Arbeiterschutzgesitzgebung einzutreten. Also müssen die bestehenden Ordnungen von den Sozialdemokraten selbst doch nicht für so schlecht angesehen werden, daß sich auf dem Boden derselben nicht für das Wohl der sogenannten arbeitenden Klaffen recht viel thun ließe. Generalfeldw arschall Graf von Moltke vollendete am 26. d. kN. auf Kreisau das 89. Lebensjahr seines ruhmreichen Lebens. Es wird keinen Ort in Deutschland geben, wo n icht dankbar des Feldherrn gedacht würde, der die Siegeszüge der deutschen Truppen in Frankreich berechnet, der bis zum vergangenen Jahre das Wirken unseres Großen Generalstates ge leitet hat und auch heute noch di: Vertheidigum, des Landes überwacht. Das glücklicher Weise erfolglos gebliebene Attentat aus den Württembergischen Thronfolger i t in seinen Beweggründen noch immer nicht vollständig aufgeklärt. Doch steht jetzt wenigstens fest, dH der Thäter Martin Dtüller heißt, ein aus der Gegend von Kirchheim gebür tiger Gerbergeselle ist und einer strengproiestantischen Familie angehört; sein Geisteszustand soll allerdings kein normaler sein. Ein vernünftiges Wort über dieN othwendigkeit des deutschen Militarismus fpricht der Londoner „Standard", indem er Folgendes ausführt: Niemand kann der deutschen Regierung den Vorwurf machen, sie habe die Künste des Friedens vergessen oder unterlassen, irgend etwas, das in ihrer Macht stand, zur Förderung des geistigen und materiellen Wohles ihres Volkes zu benutzen. Das großartige Werk der vom Staate geleiteten Zwangsversicherung zur Unterstützung der Arbeiter, welche alters- fchwach, krank oder verunglückt sind, ist ein klarer Beweis davon, daß der Kaiser, der in dieser Hinsicht pietätvoll in die Fußtapfen seines er habenen Großvaters tritt, den brennenden Wunsch hegt, daß die Maß regeln zur Vertheidigung des Vaterlandes gegen äußere Feinde nicht die andauernde Förderung inneren Gedeihens und sozialer Wohlfahrt in den Schatten stellen oder verhindern. Und doch herrscht in der Bru't eines jeden vaterlandsliebenden Deutschen nur der Gedanke, seine Heimath völlig zu sickern gegen die Feinde, welche es im Kriege wie in den diplom atischen Verhandlungen schon einmal bezwungen Hai. Um dieses Ziel zur erreichen, giebt es kein anderes Mittel, als die deutfch: zu einer noch vollkommneren Waffe für den Angriff wie für die Vertheidigung zu machen. Niemand und am wenigsten das deutsche Volk selbst wird daher überrascht sein, wenn der Reichstag wieder aufgefordert wird, Mittel zu bewilligen, um Deutschland eine unangreifbare Stellung nach Osten wie nach Westen zu sichern. Das klägliche Ende des waghalsigen Unternehmens des Ge nerals Boulanger und seiner Spießgesellen, Frankreich wieder einmal den Gefahren eines Regierungswechsels und der damitunabwendbar verbundenen Schwächung auszusetzen, ist gewiß in Berlin recht gewürdigt und in seinen Ergebnissen klar erkannt worden. Wenn, wie es den Anschein hat, die letzten Wahlen der republikanischen Partei ein festeres Gefüge gegeben haben, so wird Frankreich sicher eine bessere und einflußreichere Stellung einnehmen als bisher und der unbestreitbare Fortschritt in seinem Heerwesen wird nicht mehr durch politische Hindern iffe aufgehoben werden. Ein mächtiger gewordenes Frankreich giebt für die Berliner Staatsmänner keinen Grund zur Ruhe und Befriedigung, da sie ebenso wenig wie ihre fähigen Soldaten geneigt sind, die französische Streitmacht zu unterschätzen. Augenblicklich hat Frankreich mehr Leute unter den Fahnen als Deutschland und eine größere Anzahl Feldbatterien. Es liegt nicht in der deutschen Ab sicht, hinter den Franzosen auf militärische« , Gebiete zurückzustehen, und der Friede kann einem so mächtigen und unermüdlichen Feinde gegenüber nur durch freigebigen Aufwand erhalten werden, der einigermaßen über die Hilfsmittel des Landes hinausgeht. Der „Post" wird aus Athen vom 26. Oktober beuchtet: Ihre