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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190906042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090604
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090604
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-04
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
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Leipziger Tageblatt. 1. Beilage Freitag, 4. Juni 19NV. Amtlicher Teil. Bekanntmachung, sie Aufkündigung des UefteS der als Staatsschuld übernommenen 3V«Pro;entigeii PrtorttätSanleiheu der vormaligen Leipzig-Tresdner Eisenbahn-Kompagnie von den Jahre» 18LV und 1841 betreffend. Das Königliche Finanzministerium hat beschlossen, den gesamten noch umlaufenden Rest der als Staatsschuld über« nommenen 3/«vrozentigen Prioritätsanlethen der vor maligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Kompagnie vom 1. Dezember 183V und 1. Juni 1841 aus Grund des in den Hauptschnldverschreibungen über diese Anleihen ent haltenen Vorbehalts, wonach deren außerplanmäßige Tilgung jederzeit erfolgen kann und solchenfalls die Prämien nur in dem, dem wirklichen Jahre der Rückzahlung entsprechenden Betrage vergütet zu werden brauchen, unter versassungs- mäßiaer Mitwirkung des Landtagsausschusses zu Vermattung der Staatsschulden auf einmal zurückzahleu zu lassen. Dementsprechend werden alle bis jetzt noch nicht aus- gelosten Partialobligationen der bezeichneten Anleihen mit der Wirkung aufgekündtgt, daß deren Kapii albeträge nebst den darauf für das laufend« Jahr planmäßig entfallenden Prämien von 70 vom Hundert a« 1. Dezember IVOS fällig werden. Die Inhaber solcher Partialobligationen werden aus gefordert, die Kapitalbeträge und die Prämien gegen Rück gabe der Partialobligationen nebst den zugehörigen Erneue« rungSscheineu vom l. Dezember 1909 an bei der StaatS- jchuldeukasse iu Dresden, der Lotteriedarlrhnskasse in Leipzig oder bei einer anderen für Sächsische StaatSpapiere bestehenden EiulösungSstelle in Empfang zu nehmen, da eine weitere Verzinsung deS Kapitals über diesen Termin hinaus nicht stattsindet. Die Partialobligationen zu 50 Taler — 150 Mar? werden mit 255 Mark und diejenigen zu 100 Taler 200 Mark mit 510-Mark eingelöst werden. Dresden, den 27. Mai 1909. Der LandtagSauSschuk zu Verwaltung der Staatsschulden. vr. Mehnert. vr. Schill, vr. von Wacchter. vr. Kaeubler. E. Graf von Rex. «,7,7 Die mit der Michaelismesse verbundene Ledermefse zu Leipzig findet dieses Jahr nicht Mittwoch, den 15. September, sondern Dienstag, den 14. September, statt, und die Mestbörse sür die Lederindustrie wird an dem selben Tage nachmittags 4—6 Uhr im Großen Saale der Reuen Börse am Blücherplatze abgebalten. Leipzig, am 3. Mai 1909. oiso» ld 2443 Der Rat der Stadt Leipzig. Tas Grassimufeum muß wegen umfangreicher Rei- nigungs- und Erneuerungsarbeiten teilweise auf einige Zeit für das Publikum geschloffen bleiben, und zwar gilt Lies zunächst auf etwa vier Wochen sür die Räume des Museums für Länderkunde und des Kunstgewerbemuseums und die Bibliothek des Kunstgewerbemuseums. 7,77 I. 1274. Leipzig, am 2. Juni 1909. Ter Rat der Stadt Leipzig. Auslosung von Wurzener Stadtschuldscheinen. I. Anlsihe vom Jahre 18S3. Bei der am 3. Dezember 1908 bewirkten vierzehnten Aus losung von Schuldscheinen der im Jahre 1893 ausgenommen«!! 3V//»'gen Wurzener Stabtanleihe im Betrage von ursprüng lich 425000 sind folgende Nummern gezogen worden: Von Abschnitt .4 zu je 1000 die Nummern 66, 103, 141 und 165. Von Abschnitt ö zu je 500 die Nummern 230, 261, 3t8, 39l, 392, 421, 503, 536, 562 und 577. Bon Abschnitt 6 zu je 100 die Nummern 621, 668, 790, 810, 8l2, 866, 870, 911, 931 und 947. II. Anleihe vom Jahre 1SV2. Bei der am gleichen Tage bewirkten fünften Auslosung von Schuldscheinen der im Jahre 1902 aufgenommenen 3",7nigcn Wurzener Stadtanleibe im Betrage von ursprüng lich 600 000 sind folgende Nummern gezogen worden: Bon Abschnitt zu je 1000 die Nummern 1085, 1216, 1255 und 1288. Bon Abschnitt L zu je 500 die Nummern 1414, 1593, 1682, 1726 und 1786. Von Abschnitt 6 zu je 100 die Nummern 1836, 1877, 2232, 2234 und 2382. Die Inhaber dieser gezogenen Stadtschuldscheine beider Anleihen werden hierdurch ausgefordert, die Kapitalbeträge gegen Rückgabe der Schuldscheine, der ZinSleisten und der noch nicht fälligen Zinsscheine in Wurzen in der Stadt hauptkasse oder bei der Wurzener Bank oder in Leipzig bei Nr. ISS. ISS Jahrgang. der Filiale der Sächsischen Bank oder, was die unter I er- wähnte Anleihe vom Jabre 1893 aulaugt, bei der Credit- und Spav-Bauk am 30. Juni 1909 oder später iu Empfang zu nebmeo. Mit dem 30. Juni 1909 hört die Verzinsung dieser Schuldscheine auf und es wird daher der volle Betrag der auf spätere Zinstermine ausgegebenen Zjnsscheine, welche bei Rückgabe der Schuldscheine fehlen oder vorher schon eingelöst worden sind, von dem zu zahlenden Kapitale iu Abzug ge bracht wer^au. Wetter wird bekannt gegeben, daß von den früher aus gelosten Stadtschuldscheinen noch nicht einaelöst sind: von der Anleihe vom Jabre 1893 Abschnitt Nr. 143, zahlbar gewesen am 30. Juni 1908, Abschnitt L Nr. 196 und 538, zahlbar gewesen am 30. Juni 1908, Abschnitt 0 Nr. 925, zahlbar gewesen am 30. Juni 1906, Abschnitt 6 Nr. 671 und 989, zahlbar gewesen am 30. Juni 1908, von der Anleihe vom Jahre 1902 Abschnitt L Nr 1514, zahlbar gewesen am 3V. Juni 1906, Abschnitt L Nr. 1363, zahlbar gewesen am 30. Juni 1908, Abschnitt 6 Nr. 1931, zahlbar gewesen am 30. Juni 1908, und daß deren Verzinsung mit dem 30. Juni des betreffenden Jaüres ausgehört hat. Als gestohlen sind angezeigt worden von der Wurzener Stadtanleibe vom Jahre 1902 die Ziosleisten und Zinsjcheine von Abschnitt Nr. 1078, von Abschnitt 6 Nr. 1818, 1819, 1820 uud 1821. Wurzen, am 5. Dezember 1908. Der Stadtrat. »or<7« vr. Seetzen. Leipziger Angelegenheiten. Leipzig, 4. Juni. Vom Strafvollzug vor 5« Jahren. Die Klagen über „Härten des Gesetzes" sind eine stehende Rubrik in der heutigen Presse. Und doch: vor 50 Jahren hätte ein Richter kaum geglaubt, mit dem jetzigen Strafrecht überhaupt auszukommen. Treten wir einen kleinen Gang durch das „Strafgesetzbuch für das Königreich Sachsen" an. Es ist datiert vom 11. August 1855. Es trat am I. Oktober 1856 in Kraft und war gegen das vorher geltende Kriminal gesetzbuch oom Jahre 1838 bedeutend gemildert; dennoch mutet es uns beute wie Mittelalter an. Zunächst sei nach dieser Richtung der Str a f- > charfungcn gedacht, die gegen Rückfällige angewendet wurden. Bei rückfälligen Zuchthausgefanaenen war die Strafschärfung durch hartes Lager aus 30 Tage oder Entziehung warmer Kost auf 60 Tage vorgesehen. Keine der gedachten Schärfungen durfte ununter brochen länger als zwei Tage hintereinander vollzogen werden; es war sedoch so lange fortzufahren, bis wirklich 30, bzw. 60 Tage geschärfter Strafe verbüßt waren. Statt dieser Schärfungsmittel konnte aber auch körperlicheZüchtigung von 20 bis 60 Hieben verhangen werden. Die Hiebe waren mit einer am Angriffe nicht über 14 Zoll starken Rute oder mit einer Rute von zusammengebundenen Birkenreisern entweder aus den Rücken oder auf das Gesäß zu verabfolgen. Die körperliche Züchtigung war gleich bei der Einlieferung zu vollstrecken sim Volks munde der sogenannte „Willkomm"). Diese Strafschärfungen konnten bei gewissen Verbrechen, wie z. B. Verübung der Notzucht an Kindern inner 12 Jahren, auch von den Richtern ausgesprochen werden, ohne daß der Rüafälligkeit bedurfte. Wer nach zweimaliger Bestrafung aber mals zu Zuchthaus verurteilt wurde, hatte als männlicher Gefangener ein Beineisen, als weiblicher Gefangener einen mit einer Kette am Fuße befestigten Klotz zu tragen. Dauerte die Strafe länger als zehn Jahre, so hatte diese Schärfung für den Rest der Strafe wcgzufallen. Ein Mittelding zwischen Zuchthaus und Gefängnis war das Arbeitshaus. Wer hierzu verurteilt wurde, hatte bei Rückfällig- kcir ebenfalls Verschärfung durch hartes Lager und Entziehung warmer Kost zu gewärtigen. Gefängnisstrafe konnte nur durch Ent ziehung warmer Kost verschärft werden; doch galten zwei Tage ver schärfter Gefängnisstrafe soviel wie drei Tage einfaches Gefängnis. Eine besondere Einrichtung war die Verwandlung der Gefängnis- jtrafe in körperliche Züchtigung. Danach konnte bei Vagabunden und Bettlern eine ihnen zuerkannte Zuchthaus strafe ganz oder teilweise in körperliche Züchtigung verwandelt werden, soweit der Gesundheitszustand solches gestattete. Das gleiche galt für wlche Gefangene, die sich einer Verletzung der Eigentumsrechte aus Eigen, nutz, Bosheit oder Mutwillen, oder sich der vorsätzlichen Körperver letzung oder der widernatürlichen Unzucht schuldig gemacht hatten und mehrfach rückfällig waren. Es durften jedoch nicht mehr als drei Wochen Gefängnis in körperliche Züchtigung verwandelt werden. Drei Rutenbiebc waren einem Tage einfacher Gefängnisstrafe gleich zu erachten. Mit dieser Bestimmung war die körperliche Züchtigung auch iu die Gefängnisse eingeführt, und es konnten, wie im Zuchthaus, bis zu 60 Rutenhiede verabfolgt werden, nur mit dem Unterschied, daß sie im Gefängnis gleich verbüßten drei Wochen angesehen wurden, während im Zuchthause keine „Anrechnung" stattfand. Einige merkwürdige Bestimmungen bestanden hinsichtlich der Geld strafen. Nicht zulässig waren sie überhaupt gegen Gemeinschuldner und unter Vormundschaft gestellte Verschwender. Dagegen hätte der Richter in Fällen, wo das Gesetz die Geldstrafe neben der Gefängnis strafe oder statt derselben zuließ, gegen Personen, welche in öffent lichen Aewtern stehen oder in städtischen oder ländlichen Gemeinden kommunlicheEhrenämter bekleideten, nur von der Geldstrafe Gebrauch zu machen. Das würde heute — und mit Recht — als das bitterste Unrecht empfunden werden. Alleinige Geldstrafe war übrigens in wenigen Fällen angedroht, so einfacher Wucher, Entwen dung von Kleinigkeiten und leichterer Ämtsmißbrauch. In allen anderen Fällen war Geldstrafe oder Gefängnisstrafe angedroht. . Zu den Absonderlichkeiten gehörte es auch, daß die Bestrafung bet Diebstahl — sowohl bei einfachem, als „ausgezeichnetem" — nach dem Werte des gestohlenen Gegenstandes erfolgte, und zwar waren drei Wert klaffen vorgesehen, nämlich bis zu 10 Taler, 10—50 Taler und über 50 Taler. Diebstahl zur Nachtzeit galt stets als ein solcher mit er schwerenden Umständen, bei dem verschärfte Arbeitshaus- oder Gefäng- nisstrafe zulässig waren. * * Tas Grassimuseum muß wegen umfangreicher ReinigungS- und Er- neuerungsarbeiten teilweise auf einige Zeit für das Publikum geschloffen bleiben, und zwar zunächst auf etwa 4 Wochen die Räume des Museums für Länderkunde und Les Kunstgewerbemuseums und die Bibliothek des Kunstgewerbemuseums. * Die Vorarbeiten am Bau der Festhalle für das UniversitStS-Jubi- läum sind Ende voriger Woche in Angriff genommen worden. AuSge» fübrt wird der Riesenbau von der Zeltfabrik Stromaier L Co., Konstanz. Tas ist dieselbe Firma, die die Zelthalle hergestellt hat, in welcher „Zep pelin I" liegt. Zur Beförderung der Holz- und Eisenteile für die Fest halle waren 25 Eisenbahnwaggons erforderlich; das Gewicht des Mate- rials beträgt gegen 300 000 Kilogramm. Der Gesamtbau wird aus einem Mittelschiff bestehen, an welches sich zu beiden Seiten zwei kleinere Hallen anreihen werden. Der Mittelbau hat eine Sprengweite von 30 Meter und eine Höhe von 1514> Meter. Der Hauptbau mißt in der Länge 138 Meter und eine Breite von 63 Meter. Die für die Haupt- Halle zur Verfügung stehende Bodenfläche beträgt 8580 Quadratmeter. Das Gerippe des Niesenzeltes besteht aus 24 großen Bindern oder Bogen, die das Mittelschiff der Halle ausmachen. Diese Binder, von denen einer das respektable Gewicht von 90 Zentnern hat, werden gegenwärtig auf dem Meßplatze zusammengeschrasibt. Mittels Flaschenzügen wird man die Bogen dann in die Höhe ziehen. Der erste Binder wird jeden falls am kommenden Montag zur Aufstellung gelangen. Die Festhalle kann insgesamt 10 000 Personen aufnehmen. Mit den Anbauten (Gar- dcroben, Büfetts, Verkaufsräumen usw.) bedeckt die Festhalle eine Fläche von 11350 Quadratmeter. DaS nach Süden gelegene Podium, von dem aus auch die Festredner sprechen werden, bietet Raum für 60 Musiker und 300 Sänger. Ihr gegenüber, erhöht, liegt die Festtribüne, die für den König und sein Gefolge sowie für die Ehrengäste bestimmt ist; sie ge währt 800 Personen Raum. Bei dieser Gelegenheit dürfte es auch an- gebracht sein, nochmals daS Festprogramm, wie es vorläufig entworfen ist, zu veröffentlichen: Vorabend am Mittwoch, den 28. Juli: Begrüßung der Ehrengäste in der Universität. Allgemeine Begrüßung im Palmcngarten. Erster Festtag, Donnerstag, den 29. Juli: Festgottesdienst in der Pau- linerkirche vormittags 9 Uhr. Im Anschluß daran 10'4 Uhr Festaktn« im Neuen Theater. Festmahl der Staatsregierung im Palmengarten nachmittags 5 Uhr. Gartenfest im Palmengarten. Zweiter Festtag, Freitag, den 30. Juli: Festaktus in der Wandelhalle der Universität vor mittags '/»IO bis 12 Uhr. Historischer Festzug in der Zeit von mittags 12 bis 2 Uhr. Festvorstellung im Neuen Theater abends 7 bis 9 Uhr. Hauptkommers 914 Ubr. Dritter Festtag, Sonnabend, den 31. Juli: Aus flug nach Meißen auf Einladung des Königs. * Auszeichnung. Die Königliche Kreishauptmannschast Leipzig hat -em seit 12. Mai 1884 ununterbrochen in der Zigarrenfabrik von G. C, Blankenburg in Leipzig, Dessauer Straße 14, beschäftigten Markthelfcr Johann Gottfried Riedel in L.-Eutritzsch eine Belobigungsurkunde ausgestellt, die ihm gestern in Gegenwart des Mitinhabers der Firma. Landmann, durch Stadtschreibcr Dr. Müller an Ratsstelle auSgehändigt wurde. * Beamtenjubiläum. Der Sekretär bei der Kasse des Vieh- und Schlachthofes Richard Arthur Latsch begeht morgen das Juki- läum 25iähriger Tätigkeit als Beamter der Stadtgemeinde Leipzig. * Amtsjubiläum. Herr Geh. Rechnungsrat Reinhard Jäh ne gehört am 10. Juni 25 Jahre ununterbrochen dem Vorstände des All gemeinen Hausbesitzervereins zu Leipzig an. Die „Leipziger Haus besitzer-Zeitung" widmet dem Jubilar in Anbetracht seiner Verdienste um den Verein und die Verbandsbestrebungen der Hausbesitzer einen ausführlichen Artikel. Erwähnt sei hierbei, daß Herr Geh. Rechnungs rat Jähne nunmehr auch 17 Jahre ununterbrochen dem Stadtverord netenkollegium angehört. * * Bater Erbes 1°. In diesen Tagen hat August Erbes, der ehemalige Turnlehrer des Allgemeinen Turnvereins und der IU. Bürgerschule, sein arbeits- und erfolgreiches Leben im Alter von 78 Jahren beschlossen. Ein bedeutsamer Mann, dessen Schlichtheit seine Größe war, dessen Wirken weit über die Grenzen seiner Heimat geschätzt wird, ist mit ihm dahingegangen. Die Mcharen der Leipziger Turner, seine Amtsgenossen und die vielen seiner Schüler und Schülerinnen, die ihn 'alle so gern Vater nannten, trauern um ihn. Den guten Ruf, den Leipzig als Turnerstadt genießt, verdankt es zu einem guten Teil der emsigen und erfolgreichen Lebensarbeit, die August Erbes auf dem Gebiete des Ver eins- und Schulturnens geleistet hat. Er zog mit begeisterten Jahns- jüngern in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts und später regelmäßig in die nähere und weitere Umgebung Leipzigs hinaus, um durch turnerische Missionsarbeit der vaterländischen Kunst Jahns immer weitere Ausbreitung zu verschaffen. So galt bald sein Name nicht nur in der heimischen Fachwelt, sondern überall da, wo deutsches Turnen Eingang gefunden hatte, viel. Aus aller Herren Ländern kamen Turner und Schulmänner zu ihm, um sich als Hospitanten Anregung und Belehrung zu holen. Allgemein rühmte man oie von dem begeister ten und begeisternden Turnersmann, der als Autodidakt sich alles selbst angeeignet hat, mit seinem pädagogischen Takte geleistete Unterrichts arbeit. August Erbes hat sich aus einfachen Verhältnissen emvorge- arbeitet. Er wurde am 20. Mai 1831 geboren, verlebte seine Schulzeit in Schönefeld und Neuschönefeld bei Leipzig und trat dann bei F. A. Brockhaus in Leipzig in die Verlagsabtcilung ein. In seinen Muße stunden pflegte er unter den damaligen dürftigen Verhältnissen die Tur nerei, und kraft seiner energischen Beharrlichkeit konnte er mit dem 28. Jahre den Turnlehrerberuf ergreifen. 1858 gründete er den Volk- marÄorfer Allgemeinen Turnverein, und als erster turnerischer Leiter des Leipziger Schlachffeldgaues rief er 1860 die Gauvorturnerschaft ins Leben. Als I. C. Lion 1862 als Direktor des städtischen Schulturnens nach Leipzig berufen wurde, lernte er bald in August Erbes eine tüch tige Lehrkraft schätzen, und er gewann ihn als Turnlehrer für den All gemeinen Turnverein, dem durch die Stadtbehörde die Vermittelung des Turnunterrichts an den größten Teil der Schuljugend anvertraut war. Was in dieser Zeit unter Führung I. C. Lions, dem die Brüder Cunz, Alwin Martens u. a. das Feld geebnet hatten, geleistet worden ist, wird allezeit bedeutsam in der Geschichte des altehrwürdigen Allgemeinen Turnvereins bleiben. In den Amtsgenossen Zörnitz, Krasselt und Leon hardt fand August Erbes Gleichgesinnte, denen sich später die Kollegen Singer, Schütz, Krug, Lenhardt, Lotthamer, Graupner, Witzgall u. a. zugeiellten. Daß August Erbes damals schon in weitesten Kreisen ge schätzt wurde, zeigte sich beim 4. deutschen Turnfeste, daß 1872 in Bonn aogehalten wurde. Dort leitete er die allgemeinen Freiübungen. 1874 er ließ ihm in Anerkennung seiner Tüchtigkeit das Ministerium die Fach lehrerprüfung. Neben seiner Lehrtätigkeit im Knaben- und Mädchen turnen widmete Erbes seine ganze Kraft dem Vcrcinsturnen, und er hat dem hwsigen Allgemeinen Turnverein manchen schönen Erfolg herbei geführt. Im Alter von 71 Jahren trat der arbeitsfreudige Mann in den wohlverdienten Ruhestand, den er sieben Jahre genießen konnte und den er dazu benutzte, seine reichen Erfahrungen, die er auf turnunter richtlichem Gebiete als Pfadfinder in so reichem Maße gemacht hatte, in einer Reihe mustergültiger Schriften niederzulegen und der Nachwelt zu erhalten. — Der Turngau des Leipziger Schlachtfeldes ernannte ihn vor Jahren zum Ehrenmitglied des Gaues. Zuvor batten bereits eine Reihe einzelner Vereine ihm durch die Ucbertragung der Ehrenmitglied- schäft dankbare Anerkennung gezollt. Die deutsche Turnerschaft verlieh ihm ihre höchste Auszeichnung, die Ehrenurkunde. Königliche Huld schmückte ihn mit dchn Albrechtskreuzc. Mit August Erbes ging ein Turnlehrer „von Gottes Gnaden" dahin. Die Lust und Liebe zum deut schen Turnen, die ihn beseelte, verstand er in meisterlicher Weise auf die, die er unterwies, zu übertragen, und das gab seinem Unterricht die höhere Weihe. * Motette in der Thomaskirchc. Am Sonnabend, den 5. Juni, nach mittags 142 Uhr, gelangt zur Aufführung: Adagio aus der VIH. Sin fonie, von CH- M- Widor. Trinitatisgesang: „Sehet, sehet, welche Liebe", von G. Schreck. „Credo", von Fr. Richter. * Kirchenmusik in der Nikolaikirche um nächsten Sonntag, vor mittags 1410 Uhr. Zur Aufführung gelangt: „O, weich' eine Tiefe des Reichtums", von F. Mendelssohn. Eine öffentliche Hauptprobe am^Jrei- tag findet nicht statt. * kirchliches aus Stötteritz. Nächsten Sonntag. den 6. Juni cr., findet die feierliche Einweisung der beiden Herren: Lehrer Bernhard Müller als Kantor und Lehrer Paul Koch als Organill an unserer Marienkirche durch Herrn Pfarrer Mehl hole statt. * Tie 2 Landesversammlung sächsischer Vegetarier findet am 5. und 6. Juni in Chemnitz statt. Herr Tr. med. Bohn hält einen öffent lichen Vortrag über das Thema: „Der Vegetarismus, ein Weg zur Ge sundheit und Gesittung". Weitere Vorträge sind: „Selbsterziebung zu Kraft und Ausdauer" und „Die Vorteile zielbewußter HanS- und Volks- wirtschaft". Damit verbunden ist eine vegetarische Ausstellung im Hand- werke rvereinshause. ' Im Elektrizitätswerke an der Eutritzscher Straße machen sich, nm volle Betriebssicherheit zu gewährleisten, einige Jnstandsetzungs- arbeitcn und Vcrbesserungscinriciiiungen notwendig. In der Damps- rohrleituvg müssen an 8 Ventilen die Ventilkcgcl, Ventilsitze und Ventil spindeln erneuert werden. Weiter macht sich der Einbau von 3 Ven tilen in die Verbindungsrohre der Tampsjammler ersvrderlich, um beim Entstehen von Schäden in den Dampfrohrlcitungen die einzelnen Kessel gruppen voneinander abschließen zu können. Die neu einzubauenden Ventile sollen so angebracht werden, daß sie oom Maschinenhaus aus bedienbar sind. Die Rauchrohrröhren von 5 Dampfkesseln bedürfen der Erneuerung. Ebenso bedarf der Äschenauszug der Erneuerung. Er soll gleichzeitig für elektrischen Antrieb hergerichtet werden. Die Beleuch tungseinrichtung in den Betriebsgebäuden, insbesondere im Maschinen hause muß gründlich erneuert werden. Um die Ladung und Entladung der Batterie in der Magazingasse überwachen zu können, ist die An schaffung eines selbstregistrierenden Amperemeters notwendig. Zur Entwässerung des Mafchinenhcniskellers wird eine elektrisch angetriebenc Schlammpumpe gebraucht. Die mechanische Leiter zur Bedienung, dcr Bogenlampen ist unbrauchbar geworden. Die Kosten einer neuen Er- satzleiter betragen 1400 Endlich erfordert die Betriebssicherheit den Einbau einer Heizanlage in das Äkkumulatorenhaus. Insgesamt sind für alle die vorgeschlagenen Erneuerungen 26 500 anfzuwenden. r. Sonderzng. Es sei nochmals darauf hingewieseu, daß aüi nächücn Sonntag, den 6. Juni, vom hiesige« Bayrischen Bahnhöfe VSrm. 5 Uhr 42 Min. der erste diesjährige Sonderzng zu ermäßigten Preisen nach Aue, Eibenstock, Jägersgrün, Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt und Scheibenberg abgelassen wird. Für die Rückfahrt verkehrt ein Sonderzug abends 9 Uhr von Jägersgrün unv 9 Ubr 55 Min. von Schwarzenberg nach hier (Ankunft nachts 1.36). Ter Fahrkartenverkauf wird bereits Sonnabend abends 7 Uhr geschloffen. * Schankkonzessionen. Für bereits bestehende Schankwirlschaften erhielten anderweit Erlaubnis: n. znm Bier- nud Branntweinschank: Hermann Müller, Connewitz, Pegauer Str. 28, Hermann Hoell, ThomaSkirchhr^ 4, von Hacke. Witz, Richard, PeterSstr. 27, Marie verehel. Lauge, Reudnitz, OSwaldttr. 23, Richard Gutmann, Sternwarteustr. 77, Gustav Julins, Volkmarsdorf, Ewaldstr. 16, Wilhelm Dieckmann, Anger-Crottendorf, Zwekaaundorser Str.35; b. zum Ausschank nichtgeistiger Getränke: Karl Hauua, Eutritzsch, Delitzscher Straße 30. * Anarchistendersammluug. Im Anschluß au den hier abgebalten en. am Dienstag beendeten Kongreß der Anarchisten Deutschlands wurde am Mittwoch hier eine öffentliche Versammlung veranstaltet, die von etwa 150 Personen besucht war und in der der Hauptagitator der an archistischen Bewegung Deutschlands, Oerter-Berlin, einen Vortrag über das Thema: „Der Anarchismus und seine Verwirklichung" hielt. Der Inhalt seiner Rede ist zusammenzufassen iy die Sätze: Anarchis- nuks sei reicht, wie die Gegner behaupteten, gleichbedeutend mit Un ordnung, sondern der Ausdruck für den Zustand der Autoritäts- und Gesetzlosigkeit in der menschlichen Gesellschaft, aufgebant auf der Grund lage des Prinzips gegenseitiger Hilfe, und er sei zu erreichen durch die Umwandlung des Privateigentums iu Gemeineigentum mittels des Generalstreiks und der Einrichtung kommunistischer Produktion und Konsumtion. An der Debatte beteiligte sich ». a. auch der Anarchist Stelzer aus Mannheim. * Das Cafö katserhof, Barfußgäßcheu 15, ist iu deu Besitz deS Herrn Schießer, Inhabers des Restaurants Weißer Hirsch, übergegangen. Das hinter dem Märchenbrunuen gelegene Cafü ist durch die gutgepflegten Biere, die guten Billards und das separate Damenzimmer bestens beliebt. * Ermittelt. Die beiden Insassen der, wir wir berichteten, vorgestern nacht auf der Pleiße leer aufgefuudeueu Gondel find als ei« in Schönefeld wohnhafter Steindrucke! uud seine Geliebte, eine 19jährige Kontoristin aus Eutritzsch, ermittelt wordeu. Die beiden sind seitdem verschwunden. * Selbstmorde. Gestern mittag hätten Passanten im Rosentale am Amelungswehre einen Schuß fallen. Sie eilten darauf zu und fanden am Flußufer einen Rock und einen Hut liegen. Offenbar war der Eigentümer dieser Sachen, nachdem er den Schuß auf sich abgegeben hatte, ins Wasser gesprungen und ertrunken. In dem Rocke fand man Papiere auf den Namen August Simon aus Neusalz a. O — Gestern morgen wurde am Propsteistege im Revierort Streitholz der Leichnam eiues in der Zeitzer Straß« wohnhaft ge- wesenen 57jährigen Schneiders in der Pleiße aufgefunden. Was den Unglück- lichen in den Tod getrieben hat, ist unbekannt. * Ttraßenunfälle. Ein Zusammenstoß zwischen einem Motorwagen und einem mit Ausflügler« besetzten Kremser fand gestern in der Pegauer Straße in Connewitz statt. Letzterer wurde erheblich beschädigt, verletzt aber wurde niemand. — Infolge eigener Unvorsichtigkeit wurde gestern in der Dresdner Straße in Reudnitz eine 71jährige Witwe von einem Ravfahrer umgerissen uud am linken Fuße leicht verletzt. — Auf dem Viadukte der Eilenburger Bahn in der Riebcckstraße wurde heute nachmittag ein Arbeiter aus Anger-Crottendorf von einem Radfahrer umgerissen. Er blieb besinnungslos liegen und wurde von Passanten nach der Polizeiwache getragen. * Wem gehört das Portemonnaie? Wie bereits berichtet, wurde ein 13 Jahre alter Schulknabe angehalten, der einer Dame am 2. Feiertag im Zoologischen Garte« ein Portemonnaie mit 60 gestohlen hat. Tis Verlustträgerin ist noch nicht bekannt und wäre eS erwünscht, wenn sie sich baldigst bei der Kriminalpolizei melden wollte. Seiner eigenen Angabe zufolge hat der Bube während der Messe auf dem Meßplah 15 Portemonnaies mit Inhalt ge stohlen!! * Diebesgut. In einem Geschäftslokal in der Pegauer Straße stellte ein Unbekannter einen Sack ein, enthaltend eine Anzahl Wagenkapseln von Messing, Messingmuttern, eine Lagerwelle und andere Metallteile, und holte ihn nicht wieder ab. Vermutlich rühren die Gegenstände von einem Diebstahl her. Der Unbekannte war etwa 20 Jahre alt, hat dunkel- blondes Haar, Anflug von Schnurrbart, trug grauen Jackettanzug und Sportmütze. * Verhaftungen. Festgenommen wurde ein 20 Jahre alter HauS- diener aus Naunhof, der im Brühl von einem Wagen ein Paket gestohlen ' batte. Dasselbe Schicksal hatte eine 25 Jahre alte Näherin, die einem Herrn mittels TafchendiebshghlS einen Geldbetrag entwendet hatte. Zur Rechenschaft gezogen wurde ein 15jähriger Kaufmannslebrling, der zum Nachteil seines Prinzipals 115 unterschlagen hatte. Unter dem dringenden Verdarbt, sich de» Verbrechens gegen das keimende Leben schuldig gemacht zu haben, erfolgte die Festnahme einer 32 Jahre alten Verkäuferin. * Einbrüche und Diebstähle. Unter Anwendung von Nachschlüsseln ' wurde aus einer Wohnung in der Salomonstratze gestohlen ein Geld betrag, zwei goldene Tranringe, drei andere goldene Ringe, davon einer E. K. graviert, ein Paar goldene Ohrringe, ein Paar Kinderohrringe und eine Brosche. — In eine Gastwirtschaft in der Weißenfelser Straße stiegen Diebe ein und erbrachen mehrere Automaten, die ihres Geldinhalts beraubt wurden. Außerdem entwendeten die Spitzbuben Zigarren, Ziga retten, Getränke, 10 Stück Grammophonplatten und verschiedene Klei- dungSstücke. — Gestohlen wurde aus einer Bodenkammer in der Stern- wartenstraße ein neue» Kleid von hellblauem seidenen geblumten Stoff, erhält man den Körper durch den täglichen Gebrauch der von Professoren und Aertten MS vorzügl. Toilette-und Gesundhettsseife empfahl. M y r r h o l i n - seife; sie enthält den koSmetischeu Bestandteil „Myrrholin" mit hervor ragend belebenden nnd konservierenden Eigenschaften.
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