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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190906042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090604
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090604
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-04
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
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Nr. 153. 103 Jahrg. auf parlamentarischer Grundlage beruhendes Studentenausschuss«- al» einer öffentlich rechtlichen Körperschaft vorzusehen. Ganz besonder» wurde vom Referenten und von einem Teile der Diskussionsredner betont, daß nicht eine Aufhebung der Disziplin ar-Gesetzgebung, sondern nur «iue Neugestaltung zu fordern ist. Die Versammlung nahm eine in diesem Sinne gehaltene Reso lution an. Im Anschluß daran referierte Herr Dr. A. Zöllner-Eharlotteaborg über „Die Organisation der Freien Studentenschaft." Zn der geschloffenen Versammlung fanden die Wahlen für da» kommende Geschäitsjahr statt. Zum Gevrraljekretär wurde Herr Dr. Zöllner-Char- lottenburg, zum Vorort der Deuticheu Freien Studentenschaft Leipzig, zum siellvertretenveu München gewählt. Dem bisherigen Generalsekretär Herrn Kand. Speiset, echer-Kiel sprach die Versammlung für seine ausgezeichnete Geschäfts führung ihren Dank aus. Außerdem wurde folgende Resolution an- genommeu: Die Deutsch« Freie Studentenschaft wolle gemeinsam mit dem Frei studentischen Buud eine systematische Propaganda einleiteu, nm die Organi sierung der preußischen Hochschulen und, soweit es von den zuständigen Organisationen gewünscht wird, auch von den außerpreußischrn Hochschulen iu die LLege zu leiten. vr. Saniueb. Am Schluß der Versammlung konnte der Leiter der Tagung riu Be grüßungsschreiben des Herrn Bürgermeisters Tr. Tonndorf bekanntgeben, von dessen Inhalt die Anwesenden mit lebhaftem Beifall Kenntnis nahmen. Hierzu meldet uns ferner ein Telegramm unseres Weimarer L.-Korre- spondenten vom 3. Juni noch folgendes: Die Abgeordneten des IX deutschen FceistudrntentageS nahmen im Hinblick auf dir bekannten Vorgänge auf den Universitäten Berlin, Freiburg und Marburg bezüglich deS Ver- tretungsprinziprS folgende Resolution einstimmig an: „Die an s dem IX. Freistudenteutaq versammelten Vertreter von 21 Freien deutschen Studentenschaften geben ihrer Genugtuung darüber Ausdruck, daß die Berliner Organisation wieder gegründet ist. Sie erkennen mit Dank an, daß durch das Entgegenkommen der Berliner llniversitätsbehvrden eine Tätig keit der Berliner Freien Studentenschaft wieder ermöglicht wurde. Sie be- daueru aber, daß durch die gegeuwärtige Rechtsordnung eine dem Wesen der Freien Studentenschaft angemessene Organisationsform in Berlin nicht ge schaffen werden konnte. In keinem Fall kann das Berliner Statut als Normalstatnt sür alle Freien Studentenschaften betrachtet werden." 20. Internationaler Bergarbeiter-Kongreß. Le- Berlin, 3. Juni. Der Bergarbeiter-Konareß, dessen Vorsitz heute Caeluwart- Belgien führte, nahm zunächst die Resolutionen auf Ausbau der Alters und Unfallversicherung an. Dann wandte er sich der Frage der Kinderarbeit zu, die einen alten Streitgegenstand auf den internationalen Berg arbeiter-Kongressen bildet. Während die deutsche Delegation, unterstützt von der österreichischen und belgischen, das gesetzliche Verbot der Beschäs- tigung von Kindern unter 14 Jahren in der Bergwerksindustrie und der unterirdischen Beschäftigung jugendlicher Personen unter 16 Jahren fordert, wollen die englischen Bergarbeiter auf die Beschäftigung von Kindern nicht verzichten. Der deutsche Delegierte G r a f - Sangershausen forderte von den Engländern eine bestimmte Erklärung oder wenigstens die Zusicherung, daß sie unter ihren Kameraden eine energische Propaganda für das Ver bot der Kinderarbeit entfalten wollten. Der englische Delegierte S t r a k e r - Nortchumberland erwiderte, die britische Delegation müsse sich auch diesmal neutral halten, sie hätte ihre Mitglieder nicht befragt. sNuse bei den Deutschen: Traurig!! Kinder unter 14 Jahren wurden nur wenig in englischen Gruben be schäftigt. sRuf bei den Deutschen: Es sind 6000.1 Auch würde diese Be- schäftigung durch den Umstand erschwert, daß jedes Kind erst ein Certi firat der Unterrichtsbchörde vorlegen müsse. Der Delegierte Bexand erklärte, daß in den Grubenbezirken Pas de Calais und im Norddcpartcment die Löhne der Väter so niedrig seien, daß sie die Löhne der Kinder unbedingt nötig hätten, um ihre Familie zu erhalten. sNufe bei den Deutschen: Schlimm genug!) Die Organisation suche mit allen Kräften das Einkommen der Väter zu ver- bessern. Die Abstimmung ergab, daß die Resolution auf Verbot der Kinderarbeit von der deutschen, österreichischen und belgischen Dele- galion einstimmig angenommen wurde, während die eng lische und französische Delegation sich der Abstimmung enthielt. Dagegen herrschte völlige Einmütigkeit in der Frage des Verbotes der Frauenarbeiten in den Bergwerken. Ter englische Delegierte Stracker streifte dabei die Agitation der englischen Sufsragettes, die jeden Schutz der Frauen arbeit durch Männergesetze ablehnten. Der belgische Delegierte Ledlane meinte hierzu, die Suffragette» sollten lieber, als so viel spazieren zu gehen sHeiterkeitj, sich einmal hin- ten in den Fabriken nach ihren Arbeitsschwestern umsehen, oder sie sollten in die Bergwerke hinabsteigen, und wenn sie dort die barfüßigen von Staub bedeckten Bergarbeiterinnen sehen würden, dann würden sie schon jetzt dafür sein, daß die Männer Gesetze machten, um solche Frauen arbeit zu verbieten. sLebhafter Beifall.) Die Resolution aus Verbot wurde einstimmig angenommen. Dann trat die Mittagspause ein. Tie II. Musik-Fachausstellung zu Leipzig. Tie Eröffnung. Die zweite Musik-Fachausstellung, die der Zentralverband deutscher Ton künstler uns Tonkünstlervereine vom 3. bis 15. Juni in sämtlichen Räumen des KristaUpalastes zu Leipzig veranstaltet, wurde gestern nachmittag 5 Uhr durch den Kreishauptmann Freiherrn v. Welck im Namen des Königs Friedrich August, der das Protektorat über die Ausstellung übernommen hat, eröffnet. Ter Fcstaktus, zu dem sich Vertreter der Behörden, Künstler und Aussteller ein- qeiunden hatten, wurde durch die Regimentskavelle LeS Kgl. Sächs. 8. Infanterie regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 unter Leitung des Musikmeisters Karl Giltfch mit dem Kaisermarsch von Richard Wagner eröffnet. Hierauf betrat der erste Vorsitzende des Zentralverbandes, Herr Adolf Göttmann-Berlin da? Rednerpult, um in seiner Ansprache zunächst die Festversammlung mit Len Zielen und dem Zweck deS Verbandes bekannt zu machen, der die geistigeu und wirtschaftlichen Interessen der deutschen Tonkünstler zu heben bestrebt ist. Mit Genugtuung konnte er feststellen, daß der Zentralverband in Len sechs Jahren seines Bestehens in seinen Bestrebungen große Ersolge gehabt hat. AlS wichtigste Errungenschaft möge die Gründung einer Pensionsanstalt genannt sein. Der große materielle und ideelle Erfolg der ersten Musiksach- ansstellung, die vor drei Jahren in Berlin stattfand, diene als Beweis für das energische und zielbewußte Borwärtsstreben des Verbandes. Der Redner ging darauf aus die Bedeutung der Ausstellung ein, die als ein Rüst- und Werkzeug, die Erfolge auf dem Gebiete der Musikindustrie zu zeigen, zu be- bctrachten sei. Durch die Ausstellung historischer Schätze sei gleichzeitig allen, die sich für die Musik interessierten, Gelegenheit gegeben, belehrende Einblicke in die Vergangenheit und Gegenwart und Ausblicke in die Zukunft der Musik zu tun. Besonder- wertvoll sei die Ausstellung dadurch, daß sie den Meinungs austausch zwischen ausübendem Künstler und Instrumentenbauer fördere und dadurch befruchtend wirke. Herr Göttmann führte dann die Gründe an, die den Zentralverband veranlaßt hatten, Leipzig als Ort seiner zweiten Ausstellung zu wählen, um dann allen, die durch ihr freundliches Entgegenkommen dazu bei- getragen haben, der Ausstellung eine bemerkenswerte Vollständigkeit zu sichern, herzlich zn danken. An erster Stelle dem König Friedrich August von Sachsen, der nicht nur durch die Uebernahme des Protektorates, sondern auch Lurch Spendung eines wertvollen Ehrenpreises sein Interesse für die Ausstellung und damit für die Kunst gezeigt hat. Sein Dank galt auch dem Großherzog von Sachsen-Weimar, dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, Lem Herzog von Sachsen-Meiningen, dem Fürsten von Reuß j. L-, dem Rate der Stadt Leipzig, die Ehrenpreise und Medaillen, den Staats behörden von Sachsen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Altenbnrg, Schwarzburg- Rudolstadt, Schwarzburg-SonLershausen, Lippe-Detmold, Reuß j. L., Hamburg und Bremen, die Staatsmedaillen gestiftet hatten. Dank zollte er auch dem preußischen Kultusministerium, der Kgl. Bibliothek in Berlin, der Leipziger Stadlbibliothek und ten Privatbibliotbeken, die wertvolle Schätze zur Verfügung des AnSstellungskomitee» gestellt hatten, sowie dem Ehrenkomitee und den Sach verständigen. Besonder» begrüßte er die Vertreter der Behörden, Herrn Kreis- bauptmann Frriherrn v. Wcick, Herrn Bürgermeister Roth, daun die anwesenden Künstler und Aussteller. Er sprach die Hoffnung aus, daß die II. Musik-Fach ausstellung rin guter Resonanzboden der Bestrebungen deS Zentralverbandes sein möge und schloß seine Ansprache mit einem dreifachen Hoch auf König Friedrich August, iu daS die Festveriammlung begeistert riustimmte. Herr Bürgermeister Roth brockte darauf im Namen de» Rate» der Stadt Leipzig in folgender Ansprache der Ausstellung seine Wünscht entgegen. Meine Damen und Herren! Namen» der Stadt Leivzig begrüße ich die hier versammelte« Ehrengäste, Künstler und Aussteller aufs herzlichst,. Nach- dem vor drei Jahren in der Reichshauptstadt die erste MusikfachauSstellung war, ist sür die zweite Leipzig der gegebene Ort. In unserem deutschen Leipziger Tageblatt. Vaterland» dürfte rS wohl keine zweite Stadt geben, in der die künstlerische Ausbildung in der Musik und das Verständnis sür Musik seit Generationen so bodenständig sind, keine Stadt, in der die Musik einen so bevorzugten Platz im gesellschastlichru wie im öffentlichen Leben rinuimmt, wie in Leivzig. Die Namen der größten Musiker und Komponisten sind mit der Geschichte des Musik lebens und der Musikledrinstitute unserer Stadt auf da» engste verbunden. Auch dürsten wenige Stadtverwaltungen für die Tonkunst und sür die Ton künstler so viel getan haben, wie gerade die Stadt Leipzig. Ich erinnere nur an unser Stadt- und Gewandhausorchester, an unseren Thomanerchor, an unser Theater usw. Aber alles die- ist wohl für die Wahl als AuSstellungsstadt allein noch nicht ausschlaggebend gewesen, wie auch schon der Herr Vorredner hrrvorhoh. ES kommt noch ein wichtige- Moment hinzu: Leipzig steht auf dem Gebiete de- Musilverlages und der Musikindustrie obenan. In innigem Zufammenbang mit dem reichen musikalischen Leben einerseits und mit dem altansässigen Buchhandel anderseits haben sich hier stetig und sicher Musikalirnveclag und Musikindustrie entwickelt, sodaß sie heute wichtige Faktoren in dem Wirtschaftsleben unserer Stadt bilden. Leipzig kann sich rühmen, in seinen Mauern Finnen zu haben, die aus dem erwähnten Gebiet« zu den ersten der Welt gehören. Nicht bloß aus idealen, sondern auch aus wichtigen materiellen Gründen wünsche ich daher, daß diese Ausstellung dazu beitragen möge, die Beziehungen zwischen Tonkünstlern und Ausstellern immer mehr zu vertiefen, im beider seitigen Interesse und schließlich auch im Interesse unserer Stadt Leipzig. Möge eiu stetig wachsendes Einvernehmen und Zusammenwirken zwischen den Vertretern der Tonkunst und den Vertretern des MusikalienverlageS und der Musikindustrie der bleibend« Erfolg dieser Ausstellung sein." «retshauptmann Freiherr v Welck erklärte darauf im Namen des Königs Friedrich August die II Musikfach- ouSstellung als eröffnet. Die Kapelle schloß die Feier mit dem Koburger Marsch, worauf ein Rundgang durch die Ausstellung erfolgte. * Die Ausstellung. Die Wahl der Stadt Leivzig als Ausstellungsort für die Zweite Musik- Fachausstellung des Zentral-Berbanbe- Deutscher Tonküustler und Tonkünstler- Vereine ist allgemein als glücklich empfunden worden. Leipzig ist die Musik stadt pur exceUenee und deshalb in erster Linie dazu berufen, diese Ausstellung, die ein nmsaffenLes, allseitiges Gesamtbild auf dem Gebiete der Musik gibt, in ihren Mauern zu beherbergen. Den besten Beweis für das Treffliche der Wahl bildet die Ausstellung selber, die wohl kaum iu einer ander« Stadt Deutsch lands so stark beschickt worden wäre. Die deshalb auch kaum anderswo diese lückenlose Vollständigkeit hätte auiweiseu können. Alle Gebiete der Musik, industrie, Instrumente, Notendruck nnd Notenstich, Musikvcrlag, Akkustik, musi- taliiche Lehrmittel, mechanische Musikinstrumente, Neuerfindungen sind gut, zum Teil ausgezeichnet beschickt. Die ersten deutschen Firmen haben ihre Er- zeugniffe in den Räumen des Kriitallpalastes zur Schau gestellt. Am stärksten ist natürlicher- und erfreulicherweise die Leipziger Industrie vertreten. Natürlicherweise nicht nur, weil die Ausstellung hier am Platze ist, sondern weil Leipzig alle andern Städte auf dem Gebiete der Musikindustrie übertrifft. In 17 Gruppen bat das AusstellungSkomitee das große Material, das die Ausstellung auSzeichnet, geordnet. Auf sämtliche Räume des Kristallpalastes sind diese Gruppen verteilt. Durch treffliche An- ordnung uud geschickte Platzdisposilion verbinben sich einzelne Gruppen zu einer Einheit. Im großen VarietSjal sind die großen Instrumente zur Schau ge stellt. Orgeln, Harmoniums und Klaviere in den mannigfaltigsten Ausstattungen tragen die Namen berühmter Firmen. Klavierbestandteile vervollkommnen diese Gruppe von Instrumenten. Die kleineren Instrumente, Streich-, Holzblas-, Blech blas-, Schlag-, Zupf- und mannigfaltige Saiteninstrumente sind im Theatersaal aufgestellt. Neue, durch die Gefälligkeit ihrer Arbeit ausfallende, alte, durch ihren Namen, ihren Wert andächtig stimmende Geigen, Mandolinen, Flöten, Zithern, dann die markanteren Blasinstrumente träumen hier davon, durch einen großen Künstler berühmt zu werden. Eine andere Gruppe: „Musikverlag" ist im Blauen Saal untergebracht. Gerade diese Abteilung zeigt die Musikstadt Leipzig von ihrer überlegensten Seite. Manuskripte der berühmtesten Künstler und Komponisten fesseln hier besonders. Stark vertreten sind die mechanischen In- strumente, die ebenfalls unserer heimischen Industrie ein treffliches Zeugnis ausstellen. Am meisten Interesse wird die Gruppe „Bibliothek" für sich in Anspruch nehmen. Denn die Alberthalle, wo diese Bibliothek untergebracht ist, birgt die wertvollsten Schätze. Alte Handschriften, Porträts und Autogramme berühmter Komponisten. Die ganze Reihe der Leipziger ThomaSkantoren spricht hier zu uus. Joh. Seb. Bach, Mendelssohn-Bartholdy an der Spitze. Selbst von Richard Wagner finden wir einige Autogramme. Die Königlich« Bibliothek iu Berlin, die Leipziger Stadtbibliothek, eine Reihe berühmter Privatbihliotheken haben ihre Schätze zur Verfügung der Ausstellung gestellt. Doch davon morgen mehr, wen« wir die Ausstellung in all ihren interessanten Details besprechen. Für heute nur die Versicherung, daß die anderthalblährige Arbeit des Vorstandes des Zentralverbandes, namentlich der Herren Göttmanu und Eichberger, von Erfolg gekrönt worden ist. Deutsche Turnerschaft. -8- Eisenach, 3. Juni. Der Ansschuß der Deutschen Turnerschaft trat heute vormittag im Hotel Rautenkranz zu seiner diesjährigen Sitzung zusammen. Der greise Vor sitzende, der 83jährige Sanitätsrat Dr. Goetz-Leipzig, eröffnete die Verband- luugen und begrüßte die in den Ausschuß neu eingetretrnen Mitglieder Professor Dr. Berger-Magdeburg und Regierungsrot Denge-Olbenburg. Nachdem noch der Bürgermeister ter Stadt Eisenach SchmehdeS den Teilnehmern rin herzliches Wilkommen zngeruseu hatte, wurde iu die Tagesordnung eingetreteu. Zunächst wurden die Verträge mit dem Verleger und Schriftleiter der „Deutschen Turnzeitung" genehmigt. Darauf erstattete der Vorsitzende Dr. Goetz den Jahres - bericht. Er knüpfte an das Wort deS Grafen Poj ad owskyan: Die Zukunft wird schließlich dem Volke gehören, das sich körperlich am widerstandsfähigsten und damit am wehrsähigsten erhält. Wer deshalb dafür kämpft, den Massen Leben und Gesundheit zu erhalten, der kämpft für die Stärke und die Zukunft unseres Vaterlandes. Er fuhr dann fort: Das Jahr, das hinter uns liegt; war ein Jahr, wie es die Turnerschast noch nicht erlebt hat. Ein Jahr, reich an Arbeit, reich an Ehren für unsere Sache und reich an wachsender Anerkennung in maß gebenden Kieisen, die sich bisher unserer so segensreichen deutschen Volkssache gegenüber sehr zurückhaltend gezeigt haben. Die gewaltige Arbeit brachte unser großes Turnfest in Frankfurt mit sich; ein Fest, so groß angelegt und so besucht, wie es unser Vaterland, ja vielleicht die Welt noch nicht geseheu hat. Und daß ein Mitglied des Kaiserlichen Hauses das Fest be tuchte und gern und unverhohlen den Eindruck uns gab, den unser deutsches Volksfest auf es gemacht hat, hat uns mit Freude erfüllt. Kurz vor dem Feit halten wir eine treue und wackere Schar von Turngenossen zu den olympischen Sp.elen nach London gesandt; nicht aus hoher Begeisterung sür dieses inter nationale Unternehmen, sondern aus der Ueberzeugung, daß eS Pflicht sei, unser deutsches Vaterland durch eine Schar vertreten zu lassen, der nur das eine Ziel vorschwedt, die deutsche Volkskraft und ihre Hauptvertreterin, die Deutsche Turnerschast, zu Ehren zu bringen. Uud das ist unseren Mannen gelungen, wenn auch die Art, wir man in London ihre Arbeit in den Rahmen der Spiele einordnete, uns vor die Frage stellen müßte, ob überhaupt für uns eine nochmalige Teilnahme mit Ehren möglich sein wird, und uns veranlaßte, Bedingungen aufzustellen, von deren Erfüllung eine spätere Teilnahme abhängig ist. Die Entwicklung unserer Deutschen Turnerschast bietet ein lebenSfrisches Bild. Auch der Turnbetrieb in freier Luft und das deutsche Spiel bürgert sich immer mehr in unseren Vereinen ein. Die Zahl der zur Deutschen Turnerschast gehörenden Vereine betrug am 1. Januar d. I. 8608 gegen 8l57 im Vorjahre, also 451 mehr. Die Mitgliederzahl der Deutschen Turnerschast betrug 902 646 gegen 847 999 im Vorjahre, also rund 55000 Vereinsaugekörige mehr. Zöglinge sind 149 973 vorhanden, aktive Turner 416 840, turnende Frauen 49 927, in das Herr traten 1908 ein 33 300 Mann. Turnplatzbesuche waren im letzten Jahre 19 314377 gegen 18 296 215 im Vorjahre. DaS Ver- mögen der Turnerschaft hatte am 1. Januar d. I. einen Bestand in bar und Wert papieren von 59 350.57 ^l, außerdem im Jahnmuseum an Sammlungen und Ein richtungen einenBrsitz im Wertevon32006.5ü^DieBüchereiumfaßle927bNummern. Die „Turnerzeitung" wurde am 1. Januar d. I. in 10 4Ä Exemplaren ge halten. — An den Geschäftsbericht schlossen sich die Einzelberichte über die Jahnsttftung, über die Bücherei, das Jahnmuseum und die „Deutsche Turnzeitung" an. — Sodann folgte der Bericht des Kassenwart- Reck nungSrat Atz rott (Steglitz). Ec hob insbesondere Vic großen Ausgaben für da- Turnfest i« Frankfurt a. Nt. hervor. Die Kosten sür die Kampfrichter betrugen allein zirka 13 000 ^1 Das Vermögen der Deutschen Turnerschast beträgt zurzeit 213 750,67 und setzt sich zusammen aus dem Bestand der Hauptkasse, Lem Vermögen der Götz-Stiftung, der Kampfrichterkasje, der Jahnsttftung und dem Werte deS Jahnmusenms in Freiburg a. d. Unstrut. Der diesjährige Betrag für die Götz-Stiftung, die zur Unterstützung nnd Errichtung von Turnhallen dient, wurde aus 3500 festgesetzt. Daran schloß sich die Bewilligung von Beihilfen an einzelne Turnvereine zur Errichtung von Turnhallen. Insgesamt wurden 34 Vereine mit 10000 unterstützt. — Hierauf trat eine Pause rin. (Fortsetzung folgt.) Freitag, 4. Zrmi IVOS. Gerichtrsaal. ASniglicher Landgericht. ? Leipzig, S. Juni. Gewerbsmäßiges Glücksspiel tmd vetr«,. Auf der Anklagebank vor der vierten Strafkammer des Landgerichts saßen unter der Anklage deS ge- werbSmäßigen Glücksspiel» und d«S Betrug» der 23jäbrigr Artist Peter Wilhelm Waßmaun und der 21jährig« Handarbeiter Otto Max Sommer, beide aus Halle a. d. Saale gebürtig. Sommer ist einmal wegen Bedrohung vorbestraft, Waßmann wegen Betrugs und Unterschlagung schon zu wiederholten Malen, er wird auch noch von den Behörden tu Hannover, Lüneburg und Zwickau ver folgt, gegenwärtig hat er eine eiumonatige Gefängnisstrafe abzusitzen. Waßmann uud Sommer wurden am 1. März iu einer Gastwirtschaft im Naundörfchen verhaftet, und zwar hatte eiu au» Limbach stammender Händler, der mit zwei Bekannten in dem Lokale von den beiden Angeklagten uud noch einem dritten, einem gewissen Franz Eckhardt aus Dessau, der «ater Lem Namen „Stettiner HanS" in seinen Kreisen bekannt ist, aber bisher noch nicht hat gefaßt werden können, gerupft worden war, zwei Schutzleuten Anzeige erstattet, die er auf der Straße getroffen batte. Sommer hatte an dem geuanuten Tage den Schlepper gemacht, er traf die drei Limbacher, die vier fremd waren, am Bahnhofe, sprach sie an und versprach, sie iu eiu Lokal zu führen, wo eS sehr gemütlich zugede. Als er mit seinen Begleitern in das Restaurant kam, spendete er ihnen gleich eine Runde Bier, obgleich er seit sechs Wochen schon ohne Arbeit war, und dann schloß er Bekanntschaft mit zwei Gästen, die an einem Nebentische saßen und sich mit allerlei harmlosen Kartenkunststückchen unterhielten. Diese Gäste, die dem Sommer anscheinend vollständig fremd waren, siud seine guten Freunde Waßmann und Eckhardt gewesen. Und nun wurde der bekannte Gauner trick in Szene gesetzt, Eckhardt ließ dir anderen eine Karte sagen und diese dann iu das Spiel mischen und darauf wettete er, daß er die Karte genau ansagen werde. Waßmann wettete dagegen nnd Sommer wettete dagegen, beide gewannen, die drei Limbacher be kamen auch Lost, auf so leichte und sichere Manier Geld zn verdienen, sie hielten die Wette ebenfalls uud hatten in kurzer Zeit über 60 verloren. Der eine merkte sehr bald, in welche Hände er geraten war, er holte die Polizei unv Waßmann sowie Sommer wurden in Haft genommen, während es Eckhardt gelang, zu entkommen. Am 23. Februar haben Sommer uud Waßmann auch in Halle einem Gärtner im Spiel 13 abgenommeo, eS konnte ihnen in diesem Falle aber kein Schwindelmanöver uacbgewiesen werdeu. Wegen der Gaunereien im Naundörfchen wurde Waßmann sowie Sommer unter Anrech nung von je einem Monate der Untersuchungshaft zu je füof Monaten Gefängnis verurteilt. Tret Jahre Zuchthaus wegen Cinmieterschwtndeleten. Der schon vielfach mit Gefängnis und Zuchthaus bestrafte 23 jährige Handarbeiter Otto Oehler von hier mietete sich im März nach einander in drei Wohnungen ein und spiegelte den Logiswirtinnen vor, daß er in Leipzig feste Arbeit gefunden habe, seine Sacheu ständen auf dem Bahnhöfe und er wolle sie abholen, sei aber in einer augenblicklichen Geldverlegenheit. So hat er die Frauen zu bewegen gewußt, ihm Darlehen von 1,50 bis zu 5 zu gewähren, worauf er dann verschwand. In einer Wohnung hat Oehler auch aus einem verschlossenen Schranke einen Geldbetrag von 1,20 gestohlen. In Berücksichtigung seiner Vorstrafen verurteilte die vierte Strafkammer de» Angeklagten Oehler zu drei Jahren Zuchthaus und 450 Geldstrafe und Verlust der bürger lichen Ehrenrechte auf die Dauer von sechs Jahren. . * -k. Zwickau, 2. Juni. Ein gefaßter Erpresser. Durch die Lektüre der Zeitungsberichte über den Leipziger Erpresser ist der 25jährige Jngenreurschüler Otto Max Geißler in Zwickau aus den Gedanken gekommen, ebenfalls eine solche Erpressung zu verüben. Er schrieb am 6. April d. I. an den Kaufmann O. M. in Zwickau einen Brief mit der Aufforderung, 300 .K in Hundertmarkscheinen unter den Deckel eines genau bezeichneten Herrewaborts auf dem Zwickauer Bahnhofe niederzulegen. Als dieser Brief erfolglos blieb, schrieb er am 7. April einen weiteren und am 9. April einen dritten. In jedem Briefe erhöhte er seine Forderung um 100 und fügte die Drohung hinzu, daß er den Adressaten und dessen Angehörige ums Leben bringen wolle, wenn sie die verlangte Summe nicht zahlten. Der Kaufmann M. übergab die Briefe der Kriminal- Polizei, und dieser gelang es, auf die Spur des anonymen Briefschreibers zu kommen. Eine bei diesem vorgenommcne Haussuchung bestätigte den Verdacht und führte zu seiner Verhaftung. Er legte auch sofort ein Ge ständnis ab, widerrief dies aber später und blieb auch in der heutigen Hauptverhandlung vor der 2. Strafkammer des Landgerichts bei seinem Leugnen. Nach seinen früheren Aussagen wollte er das durch die Er pressung zu erlangende Geld zur Verwertung eines von ihm erfundenen Patents benutzen. Das Urteil lautete wegen versuchter Erpressung auf 1Jahr3Monate Gefängnis und 4 Jahre Ehrverlust. Wegen verbotenen Waffentragens — er hatte bei Abholung der Briefe einen ge- lodenen Revolver bei sich geführt — wurde er zu 4 Wochen Haft ver urteilt. : Lemberg, 2. Juni. Diebische Studenten. Das Schwurgericht in Kolomea verur teilte den Studenten Ham»k wegen Raubes zu 8 Jahren, den Ciu- denten Bukozemski und den Studenten Wclick wegen Diebstahls zu 4 Jahren resp. 14 Monaten Zuchthaus. „Zeppelin". «Eingesandt.) (Für den Inhalt der Einsendung unter dieser RuvrU übernimmt di« RedUtto» außer der pretzgesetziiche» tetne Verantwortung.) 1. Pfingstfeiertag 1V6S, ^6 Uhr nowmittags, als Zeppelins Luftschiff Leipzig passierte. Ans Bett gefesselt, ließ ich die Gedanken schweifen Hinaus in Gottes schöne Welt, Und ließ mein Äug' im Geiste streifen Manch' Jugendplan, den ich mit Geld Versucht, und auch verloren hatte. 's macht nichts, dacht' ich, nur nicht ermatte; Mit ncuerworb'nem Geld, trotz aller Müh'n, Stell' ich mich doch noch in den Dienst von Zeppelin. Wie Psingstgeläute hört' ein Brausen ich Erst dumpf, dann Heller. Begeistert rief ich: „Das sind Zeppelins Propeller! Macht's Fenster auf!" Noch könnt' ich sie nicht schau',- Doch wollt' ich nicht der Wirklichkeit vertrau'». Als stolz ich sah dann durch die Lüfte zieh'» Deutschlands Rcichsluftschiff „Zeppelin". Das Herz vor Freude schneller schlug; Hinauf ich meine Wünsche trug. Zu dem Meister, der das Jkarusproblem vollbracht, Und durch den Deutschlands Nationalstolz neu erwacht. Echterdingen! Jetzt glücklich, stolz nach Berlin! Durch Kampf zum Sieg! Gott schütze Zeppelin. Martin Ehrhardt. Dinosauriersunde in Deutsch-Wafrika. Im letzten Jahrzehnt ist das Interesse an paläontologischen Fragen mächtig gewachsen: weite Schichten der Bevölkerung interessieren sich jetzt sür die fossile Fauna, während früher außer den Fachleuten sogar die Gebildeten höchstens durch das Scheffelsche Lied: „Es rauscht in den Schachtelhalmen" von den vor Jahrhunderttausenden existierenden Tierformen KenniniS erhalte« hatten. Neuer dings hat diese» Forschungsgebiet an allgemeinem Interesse gewonnen, insbeson dere seitdem der amerikanische Stahtkönig Carnegie dem Denischrn Kaiser einen GipSabdruck von dem in Amerika ansgefnndenen Skelett deS Viploclovus Lurnegiei» eines gewaltigen Dinosauriers von ca. 26 Meter Länge, geschenkt hat und dato daraus in de« Mergeln und Sandsteinen der Kreideformation i« der Nähe von Lindt im Süden von Deutsch.Ostafrika ebenfalls Skelrttrile von Dino sauriern gefunden wurden. Die erstaunlich große Meng« der dort an der Ober fläche vorhandenen Dinosaurierknochen läßt nach Professor FraaS auf eine große Ausbeute In den tieferen Erdschichten schließen. ES ist deshalb die Bereitstellung staatlicher oder privater Mittel für eine paläontologische ForschungS-Exkursion in die Gegend von Lindi geplant. Wer sich sür jene ausgestorbenen Tierformen interessiert, ohne größere Mittel zur Beschaffung teurer einschlägiger Literatur aufwendrn zu wollen, dem seien hiermit dir von der bekannten Katao-Compagnie Theodor Reichardt, Hambura-WandSbek, herauSgegebenr« Kunstblätter „Tiere der Urwelt", zwei Serien ä 30 Blatt, Format 19x27 em, in vierfarbiger, hoch künstlerischer Ausführung, empfohlen. Diese Kunstblätter besitzen durchaus wissenschaftlichen Wert und werden vielfach in Universitäten und höheren Unter- richisanstalten al» AnschanungS-Lrhrmittel benutzt. Serie 2 enthält ver schiedene Darstellungen, welch« als Erstlingsdrucke zu bezeichnen sind, da sie un mittelbar nach Len RekonstruktionSzetchnungen bedeutender Gelehrter farbig wlebergegeben sind. Da- 30. Blatt der zweiten Serie ist eine vorzügliche Dar stellung deS oben erwähnten viplackoeua Ouriiegiei. Die Reicharkt-Compagnie gibt im Handverkauf für je 3.—, beim Versand für je ^tl 5.— auf Wunich ein Kunstblatt gratis und stellt den Sammlern geschmackvolle Aufbewahrung-- mappen zur Verfügung. Filialen befinden sich in LeipztS, Joh«NNtSg«ffe 1/S, Ecke A«gust«»»latz, ferner H»t«ftr«tze SS.
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