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In der „Bremen", deren Brand jetzt als völlig gelöscht z anzusehen ist, wurden bisher keine Leichen gefunden, im Dampfer „Main" sechs. Aus dem Fluß wurden bis jetzt 46 Todte gezogen. Der Kapitän der Bergungsgcsellschaft, der die Untersuchung leitet, ist der Meinung, daß die „Bremen" gerettet werden kann, da ihr Untertheil fast unbeschädigt ist und die Maschinen anch in guter Ordnung zu sein scheinen. Die Ursache des Brandes scheint in Selbstentzündung von Baumwolle zu suchen sein. Der Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große" ist mit 350 über lebenden Personen an Bord in See gegangen. Die Marokkaner befinden sich infolge der Be setzung Tuats durch die Franzosen in großer Erregung, die einen Zwischenfall gezeitigt hat. Der Ehef der Fezer Filiale eines französischen Handlungshauses, ein amerika nischer Staatsangehöriger, hatte einen Wortwechsel mit einem Eingeborenen, wobei Fanatiker gegen den Kauf mann Partei nahmen. Da dieser sein Leben bedroht sah, feuerte er einen Revolvcrschuß ab, durch welchen ein Marokkaner getödtet wurde. Sofort stürzte sich die Menge auf den Amerikaner, hieb ihn in Stücke und verbrannte diese. Der französische Gesandte und der amerikanische Generalkonsul in Tanger sind beim dortigen Auswärtigen Amt vorstellig geworden. Der Rrieg mit China. Die Gewißheit, der wir so lauge entgegengebangt haben, daß der deutsche Gesandte, Freiherr von Ketteler, dem Straßenpöbel Pekings zum Opfer gefallen ist, ist jetzt, wie wir bereits in letzter Nummer unter Telegrammen mittheilten, eingetroffen. Das durch das Völkerrecht geheiligte Leben der europäischen Gesandten war nach Ausbruch des Boxer aufstandes dem Schutze der chinesischen Regierung anver traut. Aber die feige Mandfchudyuastie hat diese Pflicht nicht erfüllt. Ja, es scheint sogar, als habe sie überhaupt keinen Finger gerührt, diese elenden Mordthaten zu ver hindern. Das eine Gute hat aber das traurige Ereigniß: Wir wissen jetzt, was wir von chinesischen Versprechungen und Versicherungen zu halten haben. Europa wurde in den letzten Wochen ja sörmlich überschwemmt mit „Er klärungen" chinesischer Vicekönige und Zollbeamter; sie alle versicherten, den Gesandten in Peking gehe es aus nehmend wohl. In allen Hauptstädten Europas liefen die chinesischen Gesandten mit schlotternden Knien auf die Ministerien, und bekundeten, kein Mensch denke daran, den Gesandten ein Haar zu krümmen. Das ist Alles erlogen gewesen, erlogen schon deshalb, weil diese bezopften Herren ja selber ohne jede Nachricht aus Peking waren. Jetzt ist kein Zweifel mehr möglich. Freiherr v. Ketteler ist gefallen in treuester Pflichterfüllung gegen sein Vater land. Nicht auf dem Schlachtfelde, auf dem schmutzigen Lehmboden der chinesischen Hauptstadt hat er sein Leben gelassen unter den Säbeln mongolischer Banditen. Diese Unthat wird hoffentlich auch der zahmen Fiction, als be kämpften wir in China nur die Boxer, ein Ende machen. Jetzt leben wir im Kriege mit China, denn der Gesandten mord bedeutet auch ohne Kriegserklärung den Kriegs zustand. Hoffentlich ist aber auch die Zeit vorbei, wo die übrige europäische Diplomatie sich von dem ver schlagenen Mongolenthum mit Versprechungen und Be theuerungen Hinhalten ließ. Jetzt müssen die Verhandlungen schweigen und die Waffen reden, lieber die Einzelheiten der Mordthaten, die auch andere Gesandten betroffen haben, geben noch folgende Nachrichten Aufschluß: London, 2. Juli. „Daily Expreß" berichtet aus Shanghai: Dem dortigen Consularcorps zugegangene amtliche Depeschen berichten, daß der deutsche Gesandte in Peking, als er die Gesandtschaftsstraße hinunterritt, von chinesischen Soldaten und Boxern angegriffen, vom Pferde gerissen und ermordet und die Leiche von den Soldaten mit Säbeln in Stücke gehauen worden ist. Die Gebäude der deutschen und sechs andere Gesandtschaften wurden später in Brand gesteckt, eine Anzahl eingeborener Gesandt schaftsdiener ermordet und die Leichen in die Flammen geworfen. Berli n, 2. Juli. Der Kaiserliche Consul in Tientsin meldet vom 29. Juni: Durch einen chinesischen Boten ist soeben folgende schriftliche, mit „Robert Hart" unterzeichnete Nachricht aus Peking eingetroffen: Dr. v. Bergen (zweiter Legationssekretär der deutschen Gesandtschaft in Peking) an den Kommandeur der europäischen Truppen. Die Fremdencolonie und die Gesandtschaften sind belagert. Die Situation ist verzweifelt. Eilt Euch! Die Verschlimmerung der Lage. Nicht die Ermordung unseres Gesandten allein ist es, die die Lage heute in einem ernsteren Lichte erscheinen läßt, sondern der Um stand, daß offenbar die europäischen Truppen kauni im Stande sind, sich in Tientsin zu halten. Allem Anschein nach erhalten die Chinesen noch von allen Seiten Ver stärkungen, und ihr zahlreiches Erscheinen unmittelbar vor den Vorposten der Landungscorps giebt zu den ernstesten Befürchtungen Anlaß. Ein neuer Vorstoß auf Peking s cheint kaum möglich, bis die neuen Verstärkungen angekommen sind. An Meldungen liegen folgende vor: Washington, 2. Juli. Die amerikanische, italienische und die holländische Gesandtschaft seien niedergebrannt worden. 20000 chinesische Soldaten befänden sich inner halb, 20000 außerhalb Pekings, 3000 sollen auf dem Wege nach Tientsin sein. In Tientsin werde noch ge kämpft. Die Verbindung mit Tientsin mittels der Bahn und auf dem Flusse sei unsicher. Der ganze Ernst der Lage wird durch folgende Depesche charakterisirt: Kian tschau, 2. Juli. Vor acht Tagen hat der chinesische Gouverneur die Missionen aufgefordert, sich nach den Hafenplätzen zu begeben; auf das Verlangen, Schutz für Leben und Eigenthum zu gewähren, erklärte er, hierzu außer Stande zu sein. Daher ziehen sich alle hierher zurück. Macze ist geräumt. Die dortigen Bahnbeamten sind unterwegs nach hier. Somit hat der Aufstand auch nach unserem Gebiet übergegriffen, aber dessen hätte es erst gar nicht bedurft, um Deutschland zu umfassenden Rüstungen zu veranlassen. Wilhelmshaven, 2. Juli. Nachmittags tZs/z Uhr traf das Kaiferpaar hier ein, begrüßt vom Herzog vom Oldenburg, Prinz Rupprecht von Bayern und den hier? anwesenden Mitgliedern des Staatsministeriums. Das' Wetter war trübe und seucht. Auf dem Exerzierplätze hatten die Mannschaften der beiden für Ostasien bestimmten Seebataillone, sowie der ihnen attachirten Artillerie-, Pionier- und Sanitäts-Detachements mit ihren Offizieren! in ihren koketten Tropennniformen in Bataillonsfront! Ausstellung genommen. Während der Präscntirmarsch erscholl und der Kaiser, der sehr ernst aussah, die Front abschritt, näherte sich die schwarz gekleidete Kaiserin den Damen der Offiziere, welche auf der weiten Reife einem ungewissen Schicksal entgegenzugehen bestimmt sind. Die hohe Frau weinte und schluchzte, als sie diesen, einer wie der anderen, die Hand reichte und ihrem Schmerz, daß es so habe kommen müssen, Ausdruck gab. Es war eine für- alle Betheiligten höchst ergreifende Scene, welche die Damen wohl so bald nicht vergessen werden. Der Kaiser war unterdessen vor die Front getreten und hielt an die Mann schaften der beiden Seebataillone die nachstehende Ansprache: „Mitten in den tiefsten Frieden hinein, für Blich leider nicht unerwartet, ist die Brandfackel des Krieges geschleudert worden. Ein Verbrechen, unerhört in seiner Frechheit, schaudererregend durch seine Grausamkeit, hat Meinen bewährten Vertreter getroffen und dahingerafft. Die Gesandten anderer Mächte schweben in Lebensgefahr, mit ihnen die Kameraden, die zu ihrem Schutze entsandt waren. Vielleicht haben sie schon heute ihren letzten Kampf gekämpft. Die deutsche Fahne ist beleidigt und dem deutschen Reiche Hohn gesprochen worden. Das verlangt exemplarische Bestrafung und Rache. Die Verhältnisse haben sich mit einer furchtbaren Geschwindigkeit zu tiefem Ernste gestaltet und, seitdem Ich Euch unter die Waffen zur Mobilmachung berufen, noch ernster. Was ich hoffen konnte, mit Hilfe der Marine-Infanterie wieder herzustellen, wird jetzt eine schwere Aufgabe, die nur durch geschlossene Truppenkörper aller civilisirten Staaten gelöst werden kann. Schon heute hat der Chef des Kreuzcrgefchwaders Mich gebeten, die Entsendung einer Division -in Erwägung zu nehmen. Ihr werdet einem Feinde gegenüberstchen, der nicht minder todtesmuthig ist, wie Ihr. Von europäischen Offizieren ausgebildet, haben die Chinesen die europäischen Waffen brauchen gelernt. Gott sei Dank haben Euere Kameraden von der Mariue-Jnsanterie und Meiner Marine, wo sie mit ihnen zusammengekommen sind, den alten deutschen Waffenruf bekräftigt und bewährt und mit Ruhm und Sieg sich vertheidigt und ihre Aufgaben gelöst. So sende Ich Euch nun hinaus, um das Unrecht zu rächen, und Ich werde nicht eher ruhen, als bis die deutschen Fahnen vereint mit denen der anderen Mächte siegreich über den chinesischen wehen, und auf den Mauern Pekings aufgepflanzt, den Chinesen den Frieden dictiren. Ihr habt gute Kamerad schaft zu halten mit allen Truppen, mit denen Ihr dort zusammenkommt. Russen, Engländer, Franzosen, wer es auch sei, sie fechten allefür die eine Sache, für die Civilisation. Wir denken auch an etwas Höheres, an unsere Religion und die Vertheidigung und den Schutz unserer Brüder da draußen, welche zum Theil mit ihrem Leben für ihren Heiland eingetreten sind. Denkt auch an unsere Waffenehre, denkt an diejenigen, die vor Euch gefochten haben, und zieht hinaus mit dem alten Brandenburgischen Fahnen spruch: „Vertrau auf Gott, Dich tapfer wehr', daraus be steht Dein ganze Ehr'! Denn wcr's auf Gott herzhaftig wagt, wird nimmer aus der Welt gejagt." Die Fahnen, die hier über Euch wehen, gehen zum ersten Mal ins Feuer, daß Ihr Mir dieselben rein und fleckenlos und ohne Makel zurückbringt! Mein Dank und Mein Interesse, Meine Gebete und Meine Fürsorge werden Euch nicht ver lassen, mit ihnen werde ich Euch begleiten." Der Kaiser sprach noch kräftiger im Ton und mit noch größerem Nachdruck, als man dies ja an und für sich von ihm gewohnt ist. Zu Beginn der Rede, als er die Scheußlichkeit des an Baron Ketteler begangenen Ver brechens schilderte, bebte seine Stimme vor Zorn, es war unverkennbar, in wie hohem Grade erregt er war. Die Rede machte, wie erklärlich, gewaltigen Eindruck, denn sie bedeutete den Krieg, und nicht weniger ergreifend war es, als nun der Führer der Hinausziehenden, Generalmajor v. Höpfner, eine martialische Erscheinung, in markigen Worten im Namen seiner Truppe beim Abschied von dem geliebten Vaterlande drei Hurrahs auf den über alles ge liebten obersten Kriegsherrn ausbrachte und ihm Treue und Ergebenheit bis zum Tode gelobte. Im Publikum fand der Jubelruf der Truppen brausendes, begeistertes Echo. Wihelmshaven, 3. Juli. Heute früh 4 Uhr sind die Transportdampfer „Wittekind" und „Frankfurt" smit den nach China bestimmten Truppen in See gegangen. Die Mannschaften befanden sich sämmtlich an Deck. Auf beiden Schiffen, sowie der „Hohenzollern", auf der der Kaiser und die Kaiserin, sowie die übrigen Fürstlichkeiten mit Gefolge sichtbar waren, spielten die Capellen. Am Ufer hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, die den Scheidenden Abschiedsgrüße zuwinkten.jWährend patrio tische Lieder erklangen und Hurrahrufe die Luft durch brausten, verließen die Schiffe den Hafen. Wie unser höchster Kriegsherr die Sachlage auffaßt, ergiebt sich aus folgenden Depeschen: Wilhelmshaven, 3. Juli. Mit Rücksicht auf den Ernst der Lage in Ostasien wird ein aus Freiwilligen der Armee bestehendes Expeditions-Corps in Stärke einer gemischten Brigade ausgestellt. Wilhelmshaven, 3. Juli. Die Nordlandsreise des Kaisers ist aufgeschoben worden. Dev Transvaalkrieg. Der Krieg in Südafrika wird energielos weiter ge führt. Die Engländer sehen ein, daß sie dort Lorbeeren nicht mehr gewinnen können und sähen das Ende je schneller, je lieber. Die Boeren, die in dem Gebirgslande zwischen Vicksburg und Lindley feste Stellungen ein genommen haben, sorgen aber dafür, daß dieser englische Wunsch vorläufig unerfüllt bleibt. General Buller kämpft, ohne dem Feinde zu folgen, bei Stonderton, Clements hat die Boeren aus ihren Stellungen nicht zu vertreiben vermocht, unv Hunter Hal den Valflnß bei Frankfort überschritten, ohne damit eine strategische Leistung von irgendwelcher Bedeutung vollbra vt zu haben, da dieser Punkt im Rücken der Hauptarmee liegt. Vaterländisches. (Mitlheilungcn aus dem Leserkreise sind der Redaktton stets willkommen. Der Name des Einsenders bleibt unter allen Umständen Geheimniß der Redaktton. Anonyme Zmchristen können nicht berücksichtigt werden.» Wilsdruff, 4. Juli 1900. — Bei der hiesigen städtischen Sparkasse wurden im vergangenen Monate 639 Einzahlungen im Betrage von 79,527 Mk. 32 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 465 Rück zahlungen im Betrage von 91,440 Mk. 8 Pf. — Von den zum Stadtbezirke Wilsdruff gehörigen Grundstücken gingen ini Jahr 1899 durch Verkauf sür 292,531 Mk. in anderen Belitz über, gegen für 455,308 Mk. Jahre 1898. - Die diesjährige Bauthätigkeit in unserer Stadt kann gleich der in den Vorjahren eine rege genannt werden und ein Rundgang zeigt, in welch' erfreulicher Weise durch sie Lücken im Stavtbiloe ansgefüllt und neue Anbaue vergrößert werden. An der Wielandstraße errichtete Herr Baumeister Lungwitz eine wunderschöne stilvolle Villa. Die daran vorüber in's Freie führende Verlängerung der Bismarckstraße wird bauplanmäßig ausgebant und hat schon das schmucke Wohnhaus des Herrn Drechsler Nake aufzuweiseu. Das tiefer gelegene Areal des ehe maligen Hofegartens ist an der Front der Meißuerstraße nahezu vollständig bebaut. Dies Jahr kam die andere Hälfte des Doppelhauses des Herrn Baumeister Lungwitz an die Bismarckstraßen-Ecke und der mächtige Wohnhaus- neubau des Herrn Fabrikant Hugo Vogel dazu. Weit ab von der Stadt auf aussichtsreicher Höhe der „Zelle" entstand das neue Heim des Herrn Zimmermann Einert. An der Löbtauer Straße unternahm Herr Dürsel ans Pot- schappel den Bau einer mil allen Einrichtungen der Neu zeit und großstäviischem Comfort versehenen Badeanstalt, i> deren Nachbarschaft das städtische Elektrizitätswerk mit seinem kolossalen Schornstein der Vollendung entgegen- gcht. Die neue Häuserkolonie an der Park- und Hohen Straße wurden durch Herrn Baugewerken Görlach aus Dresden um ein Wohnhaus und durch Herrn Kaufmann Eckelt um ein Fabrikgebäude vermehrt. Hierzu kommt noch eine Anzahl Um- und Vergrößerungsbautcn, durch die älteren Gebäuden ein schmuckeres Äeußere gegeben wurde. In diesem Jahre noch zur Ausführung kommen wird ein Villenneubau des Herrn Lehrer Thomas und der Bau einer Dachzitgelfabrik. — Am vergangenen Freitag fand hier im „Adler" die 6. und letzte Aufführung des von 130 Darstellern gebotenen Festspieles „Das 19. Jahrhundert" von Dietrich und Howarth-Leipzig statt. Die Aufführungen waren ganz vorzüglich besucht, so daß eine Einnahme von 800 Mk. erzielt wurde. Dem Kriegerdenkmal konnten verbleiben 160 Mk. nach Abzug der entstandenen Kosten und des Antheils der Direktion. Zu konstatiren bleibt, daß diese herrlichen Bilder von einer geradezu überwältigenden Wirkung auf die überaus zahlreichen Besucher waren. — Den vergangenen Sonnabend wurden in einem hiesigen Geschäft 3 Stück Handbesen in gleicher Größe gestohlen. Etwaige Wahrnehmungen über deren Verbleib wolle man auf hiesigem Polizeiamt melden. — Kesselsdorf. Der Missionszweigverein für Blankenstein, Burkhardtswalde, Grumbach, Herzogswalde, Kesselsdorf, Limbach und Mohorn feierte am Sonntag, 1. Juli sein Jahresfest in unserem Orte. Die Geistlichen des Vereins, viele Lehrer mit den größeren Schulkindern der Parochie, die Kirchenvorstände, der hiesige Kgl. Sächs. Militär-Verein und der Turnverein bildeten Nachm. 3 Uhr einen Festzug von dem Pfarrhofe nach der sehr schön geschmückten Kirche. Die Festpredigt hielt Herr Müller aus Tanneberg auf Grund des Schriftwortes Apostelgesch. 16, 9—15. Die Auslegung des Textes, 1. die heillose Noth ohne Christum, 2. die heilvolle Hülfe durch Christum in heilloser Noth und 3. die Freude am Herrn wird deine Stärke sein, wirkte mächtig aus die sehr zahlreich versammelte Gemeinde. Gesänge von Mitgliedern des Turugesang- vereins, einer Anzahl Jungfrauen, den Chorschülern unv Lehrern unter Leitung des Kirchschullehrers Matthes, trugen wesentlich zur Erhöhung des Festes bei. Orts pfarrer k. Oie. lk. Leßmüller "vollzog den Schluß des Feftgottesdienstes, worauf dann eine ebenfalls zahlreich besuchte Nachverfammlung im Gasthofe zur Krone statt fand. Unser Ortspfarrer eröffnete mit begrüßenden Worten die Versammlung, alsdann sprach L. Hochmuth-Blanken stein als Vorsitzender des Missionszweigvereins seinen Dank und Freude über den zahlreichen Besuch und die Möglichkeit, dieses Jahresfest in Kesselsdorf abhalten zu können, aus; im Weiteren gab er bekannt, daß zur Zeit 16 große Missionsgesellschaften in Deutschland thätig sind. Im Vergleich auf die Zeit vor 25 Jahren ist zu erwähnen, daß damals 500 Missionare, jetzt dagegen 1800 Missionare an der Heidenbekehrung arbeiten. Damals waren 120 Tausend, jetzt 340 Tausend, die zum Christenthum be kehrt sind, damals wurden 2 Millionen, gegenwärtig 4 ft, k Mill. Mark jährlich für die Mission aufgebracht. Haupt sächlich sind es Ostindien und Ostafrika, wo die deutsche Mission ihr Arbeitsfeld hat. Ferner legte ?. Böhmer- Burkhardtswalde an der Hand lebensvoller, naturgetreuer Bilder die Zustände unter den Heiden klar. Welch schreck liches Elend dort herrscht wird zwar immer und immer wieder berichtet, es muß uns aber im Innersten ergreifen, wenn wir von den furchtbaren Zuständen, unter denen am meisten die Alten, Frauen, Wittwen und Kinder zu leiden haben, aus dem Munde des Geistlichen vernehmen, wenn erzählt wird, daß von 20 Dörfern 17 durch Hunger vollständig ausgestorbea sind. Eine gebieterische Christen pflicht ist es, mit Geldmitteln thatkräflig dem segensvollen Schaffen denen beizustehen, die ihrem innern Drange folgen und als Missionare hinausziehen, den heidnischen j Völkern, die noch 1000 Millionen Seelen zählen, das 'Evangelium von Christo zu lehren und bestrebt sind,