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bin. gen. — er. k Stag st ein- bert. W-ll- frische Ubends »meins- teil. V. ilc, en. zke. »arf. ckner. >6. öli. / zer. „Mistreß Naseby", fragte ich, „als Sie zuerst Ihr Geld vermißten, hatten Sie da Grund anzunehmen, die Angeklagte besäße es?" ' „Nein!" „Haben Sie sie je auf einer Unehrlichkeit ertappt?" „Nein!" „Hätten Sie daran gedacht, ihren Koffer zu durch suchen,^wenn Ihnen Nancy Luther das nicht gerathen hätte?" Mistreß Naseby verließ die Zeugenbank und Nancy Luther trat an ihre Stelle. Sie warf mir einen heraus fordernden Blick zu, als wollte sie sagen: „Fange mich, wenn du kannst;" dann gab sie ihre Aussage ab: Sie erklärte, sie hätte am Abend, an dem der Dieb stahl stattfand, die Angeklagte in das Zimmer der Mistreß Naseby treten sehen und wäre ihr gefolgt, Elisabeth hätte die Thür hinter sich abgeschlossen, sie hätte sich niederge beugt und durch das Schlüsselloch gesehen, wie sie sich am Schreibtisch der Mistreß Naseby zu schaffen gemacht hätte. Sie hätte bemerkt, wie sie das Geld herausnahm und in ihre Tasche steckte. Dann bückte sie sich, schraubte die Lampe hoch und verließ schnell das Zimmer. Da hätte sie denn ihre Herrin von dem Gesehenen unterrichtet, und sie auf gefordert, den Koffer des Mädchens zu durchsuchen. (Schluß folgt.) rissen. Dann banden und knebelten sie ihn, stellten ihn an einen Baum, raubten ihm seine Brieftasche und eilten auf ein benachbartes Feld, wo sie den Raub untersuchten und etwa 500 Dollars in verschiedenen Briesen fanden. Mein Klient befand sich wohl bei den Dieben, betheiligte sich jedoch in keiner Weise an dem Verbrechen. Die Diebe waren spurlos verschwunden, und da der Postillon meinen Klienten erkannt und erklärt hatte, ihn unter der Schaar gesehen zu haben, so war der junge Mann verhaftet worden. Die Posttasche war aufgefunden worden, ebenso wie die Briese. Dieselben wurden an die Absender zurückge schickt, doch nicht die Originale, sondern Abschriften; denn die Originale füllten noch auf Anordnung des Staatsan walts an Gerichtsstelle zurückbchalten werden. Ich hatte mir diese Briefe auf einige Tage zur Prüfung ausgebeten und sie dem öffentlichen Ankläger dann zurückgegeben. Da der Fall erst am nächsten Tage zur Verhandlung gelangte, so ging ich, um die Zeit zu tödten, ein wenig ins Gerichtsgebäude. Der erste Fall, welcher aufgerufen wurde, war eine Diebstahlssache und die Angeklagte war ein kanm17jähriges Mädchen,Namens Elisabeth Madworth. Sie war sehr hübsch, und in ihren Augen leuchtete ein milder unschuldiger Blick, den man nie bei einem Verbrecher findet. Sie wurde beschuldigt, ihrer Herrin, einer reichen Wittwe, Mistreß Naseby, hundert Dollars gestohlen zu haben. Das arme Mädchen betheuerte weinend seine Un schuld und rief Gott zum Zeugen an, daß sie den Dieb stahl nicht begangen hätte. Doch alle Umstände sprachen gegen sie. Hundert Dollars in Banknoten waren aus dem Zimmer ihrer Herrin gestohlen worden, und sie war die einzige, die zu diesem Zimmer Zutritt hatte. Die Herrin wurde eben als Zeugin aufgerufen, als ein junger Mann auf mich zutrat und mich beim Arme packte. „Man hat mir gesagt, Sie wären ein tüchtiger Ver- theidiger?" flüsterte er. „Ja, Vertheidiger bin ich!" erwiderte ich. „Dann retten Sie sie! Sie können es ganz gewiß, denn sie ist unschuldig." „Hat sie keinen Rechtsbeistand?" fragte ich. „Nein, Niemand will etwas für sie thun. Oh, retten Sie sie und ich will Ihnen alles geben, was ich habe. Viel ist es nicht, doch mein ganzes Vermögen steht Ihnen zur Verfügung." Ich überlegte einen Augenblick und sah das Mädchen, das mich gerade mit seinen großen Augen flehend an schaute. Schnell stand ich auf, ging auf sie zuundfragte sie, ob sie mich zum Vertheidiger zu haben wünsche. Sie antwortete „Ja!" Dann theilte ich dem Gerichtshof mit, ich wäre bereit, den Fall zu übernehmen, und man ließ mich sofort zu. Ich bat um eine kurze Pause, um mit meiner Klientin sprechen zu können. Dann setzte ich mich neben sie und bat sie, mir den ganzen Fall offen zu erzählen. Sie sagte mir, sie hätte zwei Jahre bei Mistreß Naseby gedient und wäh rend dieser Zeit wäre nicht das Geringste vorgekommen. Ungefähr vor 2 Wochen hätte ihre Herrin 100 Dollars Verloren. „Sie vermißte sie aus ihrem Schreibtisch," sagte das Mädchen „und fragte mich danach, doch ich wußte nichts. Am nächsten Tage erfuhr ich, Nancy Luther hätte Mistreß Naseby gesagt, sie hätte gesehen, wie ich das Geld aus dem Schreibtisch genommen — sie hätte mich durch das Schlüssel loch beobachtet. Dann gingen sie zu meinem Koffer und fanden dort 25 Dollars von dem fehlenden Gelbe. Aber ich hab's nicht genommen, Herr! Es muß irgend Jemand das Geld hineingelegt haben!" Ich fragte sie nun, ob sie Jemanden im Verdacht hätte. „Ich weiß nicht", versetzte sie, „wer es anders gethan haben könnte, als Nancy. Sie konnte mich nie leiden, weil sie glaubte, ich würde besser behandelt, als sie. Sie ist die Köchin, und ich war das Hausmädchen." Sie zeigte mir Nancy Luther. Sie war eine derbe, starkknochige Person von 25 Jahren mit niedriger Stirn, kleinen grauen Augen, spitzer Nase und dicken Lippen. „Herr, können Sie mir helfen?" fragte mich meine Klientin mit zitternder Stimme. „Nancy Luther, sagten Sie, heißt dieses Mädchen?" fragte ich, denn ein neuer Gedanke war mir plötzlich in den Sinn gekommen. „Ja, Herr!" „Giebt's hier in der Stadt noch ein anderes Mädchen dieses Namens?" „Nein, Herr!" „Dann seien Sie unbesorgt; ich werde Sie retten." Ich ging zum Staatsanwalt und bat ihn, mir die Briefe noch einmal zu geben, die ich ihm eingehändigt hatte, — dieselben, die aus der Postkutsche gestohlen worden waren. Er gab sie mir, ich suchte einen aus, reichte die übrigen zurück, und erklärte ihm, er solle auch den anderen bald wiederhaben. Dann kehrte ich zu meiner Klientin zurück, und der Fall wurde weiter verhandelt. Mistreß Naseby gab ihr Zeuguiß ab. Sie sagte, ihr Hausmädchen allein hätte zu dem Zimnier Zugang gehabt. Dann beschrieb sie, wie sie das Geld vermißt und 25 Dollars in dem Koffer des Mädchens gefunden. Sie konnte beschwören, daß es ihr Geld gewesen, denn die Banknoten wären gezeichnet gewesen. Dev Rssakenhetman. Von E. Heinrichs. Nachdruck verbsten. (Fortsetzung.) ES klopfte in diesem Augenblicke. Der PhystkuS rief: .Herein!" Der Barbier schaute ängstlich umher, als fürchte er, belauscht zu werden, legte dann die Hand an den Mund wie beim Sprach rohr und flüsterte: »Der Kosakenhetman hat ihm den Tod ge schworen!" .Unsinn!" rief der Physikus, sich zu einem verächtlichen Lächeln zwingend, wobei er jedoch sehr bleich wurde und am ganzen Leibe zitterte. .Ich hab's selber mit angehört, Herr Physikus," betheuerte Fuchs, „ging just an dem Hause des Herrn Senators vorbei und dachte, sollst mol hineiusehen, was die Frau Senator an- giebt, — ob die spanische Fliege gezogen, die ich ihr vor acht Tagen hinters rechte Ohr gelegt. Ich ging also in« Haus und hörte einen fürchterlichen Lärm, als wenn Hunde und Katzen sich balgten. Auf dm Fußspitzen schlich ich näher, um durchs Schlüssel, loch zu sehen, und denke, mich soll der Schlag rühren." ,Na, was sähet Ihr denn, Meister Fuchs?" fragte der PhystkuS. „Das Staatszimmer der Frau Senator mit den schönen neuen Möbeln wimmelte voll von Kosaken, gewiß an hundert Mann." „Dummkopf!" murrte der Physikus ärgerlich, .Ihr müßt Alles übertreiben." „Gezählt habe ich sie freilich nicht, aber das große Zimmer war gestopft voll von diesen Zottelbären, die sich auf den prächtigen Stühlen und Sophas herumwälzten und wie Besessene tobten, wobei sie aus großen Flaschen tranken. Die arme Frau Senator! dachte ich, die liebe Frau, wie mag ihr zu Muthe sein?" .Behaltet Eure Gedanken für Euch, erzählt, was sich weiter zugetragen," rief der Physikus in heftiger Ungeduld. „Nun, das gehört doch Alles mit dazu," meinte der Bartier gekränkt, „ich hatte übrigens auch keine Zeit länger dazu, da ich mich plötzlich am Rockkragen gepackt und wie ein Federball zu rückgeschleudert fühlte. „Wer stand vor mir? — Ein Räuberhauptmann Rinaldini oder Mazarini, so meinte ich in der ersten Angst, als ich mich recht besann, wars der Kosakenhetman, der mich mit so schreck lichen Augen anstierte, daß ein Anderer Angst bekommen hätte." „Und Ihr nicht, Meister Scheerbeutel?" fragte der Physikus ironisch lächelnd. „Ich nicht, Herr Physikus!" betheuerte der kleine Barbier, sich stolz in die Brust werfend, „ich gewiß nicht. Nein, ich blickte ihn keck an und sagte: .Das war nicht fein, Herr General!" Der Titel schmeichelte ihm, man mußweltklugsein, HerrPhysikus!" .Er ließ sich den General also gefallen?" .Natürlich, wer sollte sich das nicht gefallen lassen? — Er sah mich noch einmal an, aber viel freundlicher als vorhin — und antwortete im reinsten Deutsch: .So war es also grob, Herr Physikus!" .Nehmen Sie es nicht übel, er sagte wirklich so, er muß mich also wohl dafür gehalten haben." .Ihr seid ein dreifacher Esel," rief der Physikus halb zornig, halb lachend. Der Barbier blickte ihn ticfgekränkt an. .Was kann ich denn dafür, wenn man mich mit einem Arzte, ja sogar mit einem Physikus verwechselt, ich muß doch darnach aussehen." „Gut, gut, erzählt nur weiter, die Stadt ist am Ende der Erde schon gleich gemacht, bevor Ihr mit Eurer Mordgeschichte bis zur Hälste gelangt seid." „Der Herr Physikus find heute sehr ungeduldig," seufzte der Barbier, „gut Ding will Weile haben. Willst Du meinen Kosaken Deine Aufwartung machen? fuhr der Hetman ingrimmig fort. Ich dankt- natürlich für dieses Anfinnen, worauf er mit Donnerstimme schrie: So mach, daß Du fortkommst, und schrei durch die Straßen der Stadt, die Stunde des Gerichts sei ge- ! KchnlvsrstMidssiizung vom 22. Februar 1900 über Aufhebung der höheren Fortbildungsschule. Der Schulvorstand von Wilsdruff, nicht das Stadt verordnetenkollegium, wie es im letzten Wochenblatte hieß, hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die höhere Fort bildungsschule, welche seiner Zeit aus einer Privatpost schule des Herrn Schuldirektor Gerhardt hervorgegangen ist, zu Ostern dieses Jahres aufzulösen. Die erwähnte Schule, welche in 3 Abtheilungen für die Post, das kauf männische und das landwirthschaftliche Fach vorbereitete, war so lange gut besucht und darum rentabel, als es noch möglich war, nach absolvirtem 2jährigen Kursus in den Postdienst überzutreteu; seit aber die Leitung der deutschen Reichspost in den Händen des Staatssekretärs Podbielski liegt, ist darin insofern eine Aenderung eingetreten, als hinsichtlich der Vorbildung der Aspiranten für die mittlere Postbeamtencarrisre größere Ansprüche gemacht und unter den zahlreichen Bewerbern diejenigen bevorzugt werden, welche entweder im Militärdienst gestanden oder ein zum einjährigen Freiwilligendienst berechtigendes Zeugniß be sitzen ; demzufolge ist die Schülerzahl unserer höheren Fort bildungsschule so erheblich gesunken, daß nicht nur der an- gesammelte Reservefond aufgezehrt sondern auch ein Defizit entstanden ist. In dem Schuljahre 1898/09 betrug dieses Defizit bei einem Bestände von 41 Schulern 2083 Mark, so daß die Schulkasse bei Entnahme von 500 Mark aus dem Reservefond baar 1583 Mark zusetzen mnßte. Die gleiche Höhe dürfte das Defizit des Schuljahrs 1899/1900 erreichen. Noch ungünstiger sind die Aussichten für das Schuffahr 1900/01. Der Aufwand dürfte etwa 4086 Mark betragen, das Schulgeld der bis jetzt angemeldeten 14 Schüler c> hiesige, 9 auswärtige — würde 1440 Mark betragen es verbliebe darnach ein Fehlbetrag von 2646 L gedachten Schuljahre die nach der neuen Gehaltsstaffel zu gewährenden Zulagen 2340 Mark, ihre Erhöhung durch Dienflalterszulagen 600 Mark betragen, mmde für die Schulkaffe für das Schuljahr 1900/01 em Mehraufwand von 5586 Mark erwachsen, der bezüg- Irch des Defizits der höheren Fortbildungsschule nicht vor gesehen rst und im Wege einer Schulanlage aufgebracht werden müßte. Unter diesen Umständen und in Berück sichtigung der neuerdings erhöhten Ansprüche der Stadt kasse an die Steuerzahler der Stadt konnte der Schulvor stand sich nicht für den Fortbestand der höheren Fort bildungsschule, trotz der an ihn ergangenen Petitionen ent scheiden, weil den damit verbundenen Opfern ein kanm nennenswertstes Aequivalent entgegenfteht, und weil diese im Verhältnisse zu dem Nutzen, den die höhere Fortbildungs schule der Stabt bringt, zu hoch sind, als daß sie der Ge- sammtheit zugemuthet werden können. Der in einem Ein gesandt dem Schulvorstand ertheilte Rath, zur Deckung des Defizits eine staatliche Beihilfe nachzusuchen, konnte von dem Schulvorstand deshalb keine Beachtung finden, weil ein von ihm bereits früher eingereichtes Gesuch abfällig besckieden worden ist und zwar aus Gründen, welche eine Wiederholung eines solchen Gesuchs aussichtslos erscheinen lassen. Daß der Schulvorstand, ebenso wie die Verfasser der „Eingesandt" ein warmes Interesse an der Hebung unsres Schulwesens und, soweit dasselbe dazu beitragen kann, auch an der Hebung unserer Stadt hat, bedarf wohl nicht erst der Versicherung; er hat deshalb auch bereits einer Kommission die Berichterstattung über die Frage über tragen, welche besonderen Einrichtungen in unsrer Schul organisation getroffen werden könnten, um sämmllichen Kindern ohne Erhöhung des Schulgeldes eine über das Maaß der einfachen Volksschule hinausgehende Schulbildung zu geben und darüber, ob es sich empfehlen dürfte, unsre mittlere Volksschule durch Umbildung ihrer Mittel- und Oberklassen, event. durch Aussetzung von Selektenklaffen in eine höhere zu verwandeln. Denn der Schulvorstand giebl sich der Hoffnung 'hin, daß eine solche Organisation, abgesehen von ihren sonstigen Vorzügen, der Stadt zahl reiche Schüler vom Lande zuführen und das Band zwischen beiden dadurch noch enger knüpfen würde. Die Velastnngszeugin. Aus den Erinnerungen eines Vertheidigers. Nacherzählt von Wilhelm Thal. (Nachdruck verboten). Im Frühling des Jahres 1878 wurde ick nach Jackson berufen, um dort einen jungen Mann zu Vertheidigen, der angeklaqt war, eine Postkutsche beraubt zu haben. Ich hatte eine lange Konferenz mit meinem Klienten und er gestand mir. daß er in der fraglichen Nacht, in der die Postkutsche beraubt worden, mit einer Anzahl von Freunden in Topham gewesen war, und daß sie auf dem Rückwege dem von Jackfon kommenden Postwagen begegnet wären. Einige seiner Gefährten waren sehr betrunken, und einer machte den Vorschlag, den Postillon zu überfallen und ihm die Postsachen abzunchmen. Die Wege waren gerade sehr schmutzig, und der Wagen konnte nicht weiter. Mein Klient erklärte mir, er hätte sich an der Beraubung der Postkutsche nicht nur nicht betheiligt, sondern sogar versucht, seine Gefährten von ihrem Vorhaben abzubringen. Doch sie wollten nicht ans ihn hören. Einer von ihnen war auf den Postillon gestürzt und hatte ihn vom Pferde ge- Dienstag, den 27. Februar 1900.