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Zweites Blatt. Mamndt, Massen, Sieömteßn und die Mmqegenden Mntsblait für die Agl. 2üntshauptnrannschaft Aleißen, für das Agl. Amtsgericht uud den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttauneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Bnrkhardtswalde, Groitzsch, Grnmbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdon bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdors, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Svechtsha-Pen. Taubenheim, Unkersdorf, WeistroPV, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uyr angenommen. — Inserüonsprets 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger dajelbst. Ro. «1. Donnerstag, Sen 24. Mai ISS». 58. Jahr-. Himmelfahrtsfest. Berufsvollendung und Heimkehr zum Vater — das sind die zwei Grundgedanken im Leben Jesu die nicht bloß nebeneinander hergeheu, sondern im engsten Zusammen hang mit einander stehen. Berufsvollenduug — diese Ge- dankenreche zeigt in ihrer thatsüchlichen Verwirklichung Charsreitag und Ostern, Tod und Auferstehung Jesu. Heimkehr zum Vater — diese Gedankenreihe erhält ihre Vollendung durch die Himmelfahrt Jesu. Am Himmel fahrtsfest denken wir sic nach und erleben sie nach. Beide Gedankeureihen stehen in engstem Zusammenhang mit ein ander. Weil Jesus gehorsam war bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuze, darum Hot ihn auch Gott erhöhet und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. Berufsvollenduug und Heimkehr zum Vater — das sind auch die beiden Grundgedanken in jedem Christenleben. In einem bekannten Volkslied heim es; „Wenn ich den Wandrer frage, wo gehst dn hin?" „Nach Hause, nach Hause," spricht er init leichtem Sinn." „Stach Hause" — damit ist das Ziel des christlichen Wanderlebens bezeichnet. Jesus sagt in seiner bildlichen Weise: In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Ich gehe zum Vater — das bleibt die Losung der vorwärts und aufwärts streben den erlösten Menschen. Sittlich starke Persönlichkeiten haben von jeher eine starke Anziehungskraft ausgeübt. Die voll endetste sittliche Persönlichkeit ist Jesns gewesen. Sein Wort gilt darum heute noch: Wenn ich erhöht sein werde von der Erde, will ich sie al.e zu mir ziehen — und die christliche Gemeinde singt ein Lied zu allen Zeiten: Zieh uns nach Dir, so folgen wir. Vorwärts - dahin geht der Drang jeder sittlichen Persönlichkeit. Dieser Drang führt zur Berufsvollcudung. Aufwärts - dahin geht das Streben jeder religiös-sittlichen Persönlichkeit. Werden beide Strebeziele innig verbunden, daun gestaltet sich jedes Men schenleben zu einer Himmelfahrt. Der aber wird Himmel- fahrtssest allein mit wahrer innerer Freude feiern können, der sich darüber gewiß ist, daß sein eigenes Leben eine Himmelfahrt ist. bttsiW SM SikZnltrMlWUWji. Von Paul Lindenberg. V. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) In linker Richtung wandernd treffen wir auf die Funde der gallisch-römischen Zeit, meist Gräbern entnommen, aus Waffen und Schmucksachen bestehend, unter letzteren viele goldene Arm- und Halsipangeu, gelegentlich mit Verwend ung von Edelsteinen, die auch geschickt bei Haarnadeln und Ringen angebracht wurden, eine Sammlung von Glas- waaren zeigt schöne Formen und zarten Schmelz, daneben fehlt's nicht an steingehauenen Götterbildern, denen die Be wohner der einstigen Lutetia, des heutigen Paris, ihre Ver- chruug gezollt, hatte sich doch dort, wo jetzt die Notre Dame- Kirche steht, ein von den Seineschiffern errichteter Tempel des Jupiter erhoben, der ans Veranlassung des Tiberius entstanden. — Am Jahrhunderte hinaus fehlt es dann an erhalten gebliebenen Erinnerungen ehemaliger Zeiten; wahrend der Raubzüge der Normanen wurde mehrfach Paino elngeaschert, zerstört oder von schweren Seuchen und Hungcrsnolhen heimgesucht, und auch nur glücklichen Zufällen mag cs zu verdanken sein, daß aus den Stürmen des X. lene hier aufbewahrteu Gewebe, Mefflugsachcu, Holz- und Elfenbeinschnitzereien, Schmiede- Ausführung^^ wurden, schwerfällig in Gestaltung und Dann in den nächsten Jahrhunderten tritt die Kirche beherrschend mit ihren Schätzen auf, der Marieu-Kultus Wd die Verehrung der Heiligen eifert Künstler und Kunst Handwerker an, das Höchste zu leisten, und die edelsten Metalle werden verschwenderisch verwendet, um die Altäre auszuschmücken und den Reliquien würdige Behälter zu weihen; mit den kostbarsten Stickereien werden die Meß gewänder bedeckt und in der bildnerischen Verzierung der heiligen Schriften wetteifern die klösterlichen Künstler — es sind Schätze ersten Ranges, die wir hier in beträchtlicher Zahl kennen lernen. Wie wir aus den Möbeln des XIV. und XV., selbst noch des XVI. Jahrhunderts ersehen, gab man wohl viel auf kunstvolle Holzschnitzereien, aber Alles war fest und schwer, gleich den steifen Malereien, die selbst den freundlichsten Gesichtern etwas Strenges verliehen. Reich entwickelte sich das Waffenhandwerk, was uns die Rüst ungen und Schwerter, die Helme und Schilde beweisen, Gewehre und Pistolen werden mit sorgsamsten Elfenbein- und Perlmutter-Einlagen versehen, und allmälig nimmt der Geschmack an besserer Ausgestaltung der Wohnräume zu, Gold, Silber und Bronze treten dabei mehr und mehr in die Erscheinung, auf schöne Porzellan- und Glasgeräthe wird stets höherer Werth gelegt, und Limoges leistet Wundervolles in seinen klassisch geformten, in herrlichem Schimmer glänzenden Vasen, Schüsseln, Tellern, die noch heute unerreichte Vorbilder sind. . schnell schwindet der Einfluß des Kirchlichen auf den mit Kunst und Kunsthandwerk in naher Verbindung stehenden Gebieten. Mit leichtbeschwingten Schritten nahen die Grazien und schlagen alle klösterlichen llebcrlieferungen in die Flucht; die Götter Griechenlands und Roms mit ihrem übermüthigen Gefolge erscheinen auf Gobelins, auf Möbcln und Bronzezierrathen, wir sehen Zens, wie er seine Untergebenen auf die Erde kommandirt, damit sie dort Freudigkeit verbreiten, und erblicken Madame Inno auf einen, Pfau, mehreren Rittern und Jägern zu- lüchelnd — beides Bronzekuustwerke von ansgesuchter Schön heit. Mythologische Szenen lockeren Inhalts werden mit Vorliebe auf Teppichen, Vorhängen und Gemälden dar- gesiellt, der Prunk in den Palästen nimmt von Jahr zu Jahr zu, nicht nur die Tafel, auch die Toilettentische der Damen schmücken sich mit den köstlichsten Gold- und Silber- geräthen, die Einrichtungen der Salons, der Schlafzimmer, der Speise- und Wohnränwe sind von kokettester Anmuth, als ob die Liebesgötter selbst die Anordnungen dazu gegeben — kein Wunder, wir sind ja in das Zeitalter Ludwigs XIV. emgetreten! Was von dem Regierungsanfang des „Sonnenkönigs" bis zu den Glanztagen Ludwigs XVI. und Marie Antoinette's an Eleganz, an Verschwendung, daneben an vornehmstem Geschmack und künstlerischester Vollendung geleistet wurde, das finden wir hier in geradezu einziger Art vereint; Staat und Private, die Verwaltungen der Museen und Schlösser gaben das Beste her, was sie aus jenen 150 Jahren be saßen, und aus all diesen tausendfachen Dingen steigt auf das Anschaulichste die Zeit höchster Frivolität und über- müthigsten Lebens empor, die. neben ihren Schattenseiten, doch auch das Verdienst hat, daß die schönen Künste und das Kunstgewerbe Aufgaben und Anregungen, sowie die Mittel zu bereu Ausführung erhielten, wie sie ihnen selten vor- und bisher nie wieder zu Theil geworden. Wenn man durch diese Säle schreitet, hört man un willkürlich das Knistern der steifen reichgestickten Brokat- und Seidengewänder, das Klappern der hohen Absätze, die nur den Damen von Stand erlaubt waren, das Auf- nud Zufalten der Fächer, welche die Meisterhand eines Watteau, eines Grenze bemalte, ein leises Kichern und Flüstern feiner Stimmchen, die das neueste Erlebnis; jenes Kavaliers, das jüngste Abenteuer dieser hochgestellten Dame mit allen Einzelheiten zu berichten wissen, scheint in diesen Räumen zu haften und läßt uns Alles mit verdoppeltem Interesse betrachten. Wenn die koketten Sänften dort, mit den Bildern frohesten Lebensgenusses auf goldigem Lackgrunde, wenn die niedlichen Schlitten da in der Form eines den Rachen aufsperrendcn Tigers oder einer einen Blumenkorb auf dem Rücken tragenden Schildkröte erzählen könnten, was würde man da alles erfahren! Denn diese Damen an den Wänden mit den ovalen Gesichtchen, den hohen Haarfrisuren, den zerbrechlichen Taillen, den zartesten Händchen und winzigsten Füßchen, die man sich denken kann, sic versuchen wohl, auf diesem und jenem der Portraits ehrpusselig auszuschauen, aber es gelingt ihnen nicht recht, ihre wahre Natur tritt in den Schäferbildern besser zu Tage, in jenen Gemälden, wo man sie als Göttinnen bei frohen Spielen oder auf der Jagd sieht, bei Maskeraden und den Vergnügungen in Versailles und Trianon, oder — wie auf dem große», von Vestier stammenden Bilde — als wohlfrisirte Nymphe soeben dem Bade entstiegen, und zwar mit den lieblichen Zügen der blondlockigen Gräfin Dubois, Hofdame Marie Antoinettes. Ganz anders, stolz und ihres Werthes bewußt, schauen die Herren orein, bald in Rüstungen, bald in Scidengewändern, das blaue Band des Ludwigsordens über der Brust, die mächtigen Perrücken über die Schultern fallend — ach, wie manches der hier wiedergegebeneu Gesichter verlor seinen hochmüthigen Aus druck, als Robespierre seine Schreckensherrschaft begonnen. Watteau, Nathier, Largillisre, Rigaud, Callet, Greuze, Boucher, Bachelier sind unter den Malern dieser Hofgesell schaft vertreten, und auch in den Sammlungen kostbarer Fächer finden wir ihre Namen. Wohin wir die Blicke richten, treffen sie auf Leistungen von höchster Kunstfertigkeit, wie bewundernswerth ist jene in Marmor ausgeführte Gruppe der drei Grazien, welche Blumen um eine Säule winden, wobei eine der Holden zwanglos die Hand erhoben hat, der Zeigefinger aus das um das Obertheil der Säule in Form eines Bandes laufende Zifferblatt einer Ilhr weist, stets die betreffende Zeit angehend, wie herrlich sind die reich mit Diamanten verzierten, bemalten Dosen, die James Rothschild gesammelt, die silbernen und goldenen Tafelaufsätze, das Geschirr, die Äroncegeräthe der Kamine, die riesigen Gobelins, so frisch wirkend, als wären sie erst gestern aus der Weberei hervorgegangen, die einzelnen Möbel und ganzen Salon einrichtungen. Den Werth der letzteren kann man daraus ermessen, daß kürzlich bei einer öffentlichen Versteigerung in Paris eine nur acht Stücke umfassende Salongarnitur aus der Zeit Ludwigs XV. mit 150000 Franks bezahlt wurde. Wie mag da der Schmuckschrank Maric Antoinettes bewerthet werden, den wir hier sehen und der ziemlich zwei Meter hoch und ebenso breit ist, mit den reichsten Verzierungen aus Goldbronce und Biscuit-Porzellan, die allerhand Götterscenen darstcllen, mit Blumenmalereien auf Goldgrund und zarten Perlmuttereiulagen, oben gekrönt durch eine große Broncegruppe, Mars von Göttinnen umgeben. ' Dev Fall Gsldammev. Von unserem Dresdner IK-Correspondenten. » (Nachdruck nur mit ausführlicher Quellenangabe gestattet.) Mit einer Art fassungslosen Entsetzens ist der Blick Dresdens ans jene Wohnung auf der Striesenerstraße ge bannt, wo die Goldammer'sche Familientragödie ihren grauenhaften Abschluß fand. Auch die robusteste Phantasie versagt ihre Dienste, wenn sie sich die Scenen verbildlichen will, die sich zwischen Vater, Mutter und Tochter abgespielt haben müssen. Auch der Verstand weiß sein Urtheil noch kaum zu fallen und die Empfindungen sind schwankende. Falle wie der Goldammer'sche vollziehen sich in Zeiten schwerer geschäftlicher und moralischer Erschütterung. Sicher war der unglückliche Tischlermeister Goldammer nicht der einzige Unternehmer in Dresden, der am Freitag noch nicht wußte, womit er seine Gesellen auslöhnen könne, oder wo er das Geld zur Bezahlung fälliger Wechsel hernehme. Und mehr noch sind es, denen die Frage sich aufdrängt, ob picht für sie auch ein so schwarzer Tag bevorstehen mag,