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MnM ßr WilÄruss Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Älttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg. Hühndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdors bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und BeUaci von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktton Martin Berger daselbst. Ro. »«. Sonnabend, den 12. Mai lHÜ 58. Jahrg. Anm Ssnntage Lantate. 2. Cor. 10, 3: Ob wir wohl im Fleisch wandeln, so streiten wir doch nicht fleischlicher Weise. Der das schrieb, durfte es mit gutem Gewissen schreiben. Obgleich ein Bote des Friedens, hatte Paulus ost die Waffen führen müssen; namentlich stand er im Streite gegen die falschen Lehrer, die das Evangelium verfälschten und die jungen Gemeinden an der Seele schädigten. Aber so oft und so heftig sie der Apostel be kämpft hatte — die Waffen seiner Ritterschaft waren nie fleischlich gewesen, denn sie waren aus dem Zenghanse Gattes des Herrn entnommen. Auch Paulus blieb ein Mensch, er wandelte „im Fleische". Aber dies Fleisch stand unter dem Befehle des göttlichen Geistes, nicht mehr, wie einst bei Saulus, unter dem eigenen Willen. So war es eine Lästerung, wenn die Gegner von ihm sagten, er wandle fleischlicher Weise. Auch wir, sofern wir wie Paulus an den HErrn Jesum gläubig geworden sind, haben zu streiten. Gerade in unseren Tagen ist die Zahl der falschen Lebrer Legion. Wohl sind sie nnter sich selber uneins, aber sobald sie mit uns zusammentreffen, werden Ungläubige und Aber gläubische einig, werden Freunde wie weiland Pilatus und Herodes. Es wäre eine unverzeihliche Feigheit, wollten wir vor Atheisten und Jesuiten, wollten wir vor jenen, die unsern Heiland zum bloßen Weisen und Tugend- Helden machen und die Apostel zu Schwärmern und Irr lehren, machen, die Waffen strecken. Nein, laßt uns kämpfen gegen alle, die unsern Frieden gefährden, die uns den Trost in Thrüncn und die Hoffnung an Grüften und das Vertraue« in Nöthen auS dem Herzen reißen wollen, indem sie sagen — die einen, es gäbe keinen Gott; die andern, die Wahrheit sei allein bei der Kirche Roms; die dritten, der Christus in der Bibel sei ungeschichtlich, so übermalt, daß mau seine wahren Züge nicht mehr er kennen könne. Tapfer in den Streit gegen dies Thoreu- gercde, aber — laßt uns doch nicht streiten fleischlicher Weis e. Alan muß uns anmerken, daß wir nicht unsere eigene Sache, sondern Gottes Sache führen, freilich mit derselben Wärme, die zur Vertretung der eigenen Sache nöthig ist. Der Gegner muß innerlich gewiß werden, daß wir aus der Wahrheit sind; mag er cs auch öffentlich nicht zugeben wollen. Die vergifteten Pfeile, die er auf uns absendet dürfen wir nicht aufnehmen und zurücksenden; mit seinen Mitteln dürfen wir nicht arbeiten. Das gilt jedem Gegner gegenüber, ganz gleich, ob er ein Atheist oder Römling oder protestantischer Jrrlehrer ist. Nur dann behalten wir ein gutes Gewissen, nur dann dürfen wir des end lichen Sieges sicher sein. Wer für Gottes Sache mit Saul's Rüstung streiten will, hat Gott nicht zur Seite und wird den Philister darum nicht überwinden. Wer sich aber die Waffen der Ritterschaft von Gott in die Hand geben läßt, der hat die ganze obere Welt zum Kampf- geuoffen — das Feld muß er behalte,:! AmßlM bmE die WscrMlMMiW. Von Paul Lindenberg. III. ,Nachdruck verboten). ..... . (Schluß). Und treten wir ein in den Saal, so fällt unser Blick sogleich ans ein vortrefflich gemaltes, die große Rückwand einnehmendes Panorama dieser Samarkander Moschee mit dem sarbig-wechseivoüen Getriebe davor, mit dem bunten Karawanen- und Bazarleben, das uns auch in seitlichen Bildern geschildert wird. Was diese Karawanen fortführen was das Russische Zentral-Asien an Schätzen aller Art birgt, was sein Boden hervorbringt, seine Waldungen beherbergen, seine Einwohner Herstellen, das wird uns hier in umfassendster Weise vor Augen geführt und zwar in geschicktester Aufstellung und in einem prächtigen dekorativen Rahmen, aus wundervollen Teppichen, aus erlesenen Fellen und Waffen, welche die Wände bekleiden, sowie aus leich testen Seiden- und Baumwollstoffen bestehend, die oben baldachinartig von den Decken herniederhängen, während unten an verschiedenen Stellen aus schweren Teppichen halboffene Zelte her gestellt sind, in denen Bucharer und Turkestaner, in bunte, faltige Gewänder gehüllt, breite Turbane aus weichen Wollenstoffen auf den dunkelge bräunten Köpfen, hocken, theils als Staffage dienend, theils als Wache inmitten der Seltenheiten und Kostbarkeiten. Unter den letzteren sind von höchstem Werth und Interesse die dem Emir von Buchara gehörenden Gegenstände, jene goldenen und silbernen, edelsteingeschmückten Waffen, aus erlesene Schmucksachen von künstlerischem Geschmack und meisterhafter Arbeit, Rüstungen, Sattelzeug, Seiden- und Brokatgewänder, die von goldenen Stickereien starren, silber- cingclegte Schränke und Truhen, Geräthschaften des Haus halts und der Reise, alte seidengewirkte Teppiche von schillerndem Glanz, und derart mehr. Ein rechts liegender Saal ist dem Kaukasus gewidmet, auch hier ist besondere Bedeutung den Bodenprodukten, den Mineralien und naturgeschichtlichen Sammlungen bei- gelegt, daneben lernen wir Land und Leute in Gemälden, Photographiecn, Modellen, plastischen Gruppen kennen, die fruchtbaren Gebiete wechseln ab mit den starren eisumhüllten Gebirgsspitzen, auf bereu schmalen Pfaden Soldatentrupps pattouilliren oder die Regierungsbeamteu begleiten. In einem benachbarten Saal werden wir mit der Petroleum und Naphta-Gewinnnng in Baku vertrant gemacht, große Wandgemälde schildern uns Landschaft und Gebäude, unter denen nicht der Tempel der Feueranbeter fehlt, und zahllose Modelle der industriellen Anlagen veranschaulichen uns den Betrieb der letzteren auf's Eingehendste. Die vom Hauptsaal links liegenden Räume führen uns nach Sibirien und den nördlichsten Gebieten Russisch- Asiens, wobei ein breiter Platz der Großen Sibirischen Eisenbahn Vorbehalten ist. Auch hier ist aufrichtige An erkennung zu zollen, in welch' klarer und übersichtlicher Weise durch Karten, Pläne, Abbildungen, durch Modelle der Brücken, der Ueberwiudung aller Bodenschwierigkeiten, der Bahnhöfe u. s. w. das gewaltige Werk uns vor Augen geführt wird. Und des letzteren Bedeutung wird verstärkt durch die Sammlungen von Früchten, von Getreidearten, von Hölzern und Mineralien, die aus jenen unendlichen Gebieten stammen, welche die Bahn erschließen wird, einen völlig neuen Faktor in den Weltverkehr bringend und in wirthschaftlicher Beziehung wahrscheinlich Umwälzungen hervorrufend, die sich heute in ihren vielen Einflüssen noch garnicht ermessen lassen. Auch des Schul- und Kolonisationswesens ist gedacht worden, der Ansiedelung der Zwangsverschickten, der Sträs- lingsthätigkeit in den Minen, der neuen Dampferverbind ungen auf Strömen und Seen — man fühlt ordentlich, daß hier, möchte man sagen, ein neuer Welttheil aufgethan wird, von dem man bisher so wenig Richtiges und so vieles Falsche vernommen! Eine ganz andere Szenerie plötzlich in jenem Saale, der uns die nördlichsten asiatischen Länder veranschaulicht; die Wände sind zum Theil mit den seltensten Fellen bedeckt, mit den Waffen und Geräthschaften der Samojeden, mit gemalten und plastisch wiedcrgebenen Episoden ihres Thun und Treibens, das wir auch in zahllosen kleineren Dar stellungen kennen lernen, daneben in ihren von Rennthieren gezogenen Original-Schlitten, in den lederbezogenen Cannes, in der Ausbeute ihrer Jagden. Und welch' eine Ausbeute! Eisbären von erstaunlicher Größe, Wölfe, Schnee- und Blaufüchse, Ottern, Hermeline, Zobel, dann Raubvögel jeder Art, Robben, Fische rc. Bon der verschwunde. n Thierwelt aber berichten uns die ungeheuren Zähne des Mammuth, fünf und sechs Meter lang, ausgezeichnet er- halten in den Thon- und Eisschichten jener Gebiete, über denen der russische Doppelaar herrscht. Wieder ein überraschend neues Bild im Nebensaale: hier hat Fürst E. Uchtomsky, gleich hervorragend als Forscher, Schriftsteller und Publizist, seine umfassenden buddhistischen Sammlungen, die er auf vielen mühseligen und gefährlichen Reisen aus den Grenzgebieten der Mon golei und Mandschurei wie Tibet's heimgebracht und die einzig in ihrer Reichhaltigkeit und wissenschaftlichen Be deutung sind, zur Schau gestellt. In seinen verschiedenen Vertretungen und geschichtlichen Abstufungen lernen wir den Buddha-Kultus kennen, hauptsächlich in einer Fülle Buddha- und buddhistischer Götter- und Heiligen-Figuren, aus Gold, Silber, Bronze gefertigt, oft von bewunderns- werther Arbeit, die das Erstaunen der Künstler und Kunst verständigen erweckt. Wenn einzelne dieser auf ein ehr würdiges Alter zurückblickenden Buddha-Gestalten mit dem mildversöhnenden Lächeln in den erzenen Zügen erzählen könnten — weich' eine Vergangenheit würde vor uns er stehen, welche Tiefe religiösen Lebens, welche Reinheit menschlichen Empfindens würden wir kennen lernen! — In demselben Saal sind noch in der gleichen Weise, wie ini vorerwähnren, die Völkerschaften von Nakust und Tobolsk vertreten, dann die in kaiserlichem Besitz befind lichen, aus Sibirien stammenden Mineralien, theils im Rohzustande, theils in Vasen, Tellern, Schränkchen u. s. w. verarbeitet, darunter ganz wunderbare Stücke von uube- messenem Werth. Und, die Säle verlassend, an einer Ko lonie russischer Blockhäuschen mit zahllosen Gegenständen der russischen Hausindustrie, des Kunstgewerbes, der Ge- brauchsthätigkeit, der kirchlichen Kunst, sowie einer sehr interessanten figürlichen Darstellung des Haushalts einer Bojaren-Familie des XVI. Jahrhunderts vorbeiwandelnd, gelangen wir noch einmal nach Sibi rien: in einer Halle sind mehrere der großen Waggons der Sibirischen Eisen bahn aufgestellt, bequem und praktisch eingerichtet, „Trains Trans-Libsrisns. Vo^a^s <ls IVloscou L kslrin" steht draußen, und wenn wir auf den Polstersitzen Platz ge nommen, ziehen in trefflichen Wandelbildern die Gegenden an uns vorüber, von Moskau bis Peking. „Aussteigen, Peking!" — ja, sind wir denn, nicht nur im Bilde, son dern wirklich im Reiche der Mitte angelangt? — Grelle Tempelbauten ragen vor uns auf, zu ihren Füßen liegen chinesische Häuschen, in denen bezopfte, in lange Seitenge wänder gekleidete Handwerker und Verkäufer thätig sind, die kurzgehackten chinesischen Laute schlagen an unser Ohr, wir sind in China, in China auf der Pariser Weltaus- stellung! — Die Schwestern. Novelle von K. Sommer. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Kind, Kind," sagte er schmerzlich, „immer noch diesen Groll und diesen Trotz? Und Du warst doch der schuldige Theil, — Du allein!* Es war das erste Mal, daß er ihr diesen Vorwurf machte. Sie blieb stumm dabei. Eie senkte nur den Kopf und ihre Lippen preßten sich fest zusammen. Herr Sander wandte sich traurig ab. Eie blieb noch einige Augenblicke unbeweglich, bis seine Lchritte verhallt waren, bis draußen die Hausthür ging —- dann athmete sie tief und schwer, wie Jemand, der dem Er sticken nahe gewesen. Sic schloß die Thür ihres Zimmers ab, und dann warf sie sich vor einen Sessel nieder und preßte aufstihnend den Kopf in die Polster. Eo verharrte sie lange Zeit. Sic weinte nicht, aber wie ein Schüttelsrost ging es durch ihren Körper.