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vo^ den und eine und Es und seit ihr da« Kind. Und dann kniete er vor ihr und blickte wortlos Weile in das süße, blaffe Gesicht. »Mein Liebling/ sagte er dann wieder, leise und innig, »da« konntest Du thun für mich, so weit Dich selbst über winden, Dein Grauen, Dein Entsetzen?" Eie lächelte ihn an, unter Thränen legte sie ihre Hand auf sein Haupt. .Ich wußte es ja, Du lieber, strenger Mann, ich konnte nicht leben ohne Dich, und ich mußte Dein Vertrauen wieder gewinnen. Einen andern Weg wußte ich nicht. Bist Du nun zufrieden mit mir, Günther, hast Du nun wieder Vertrauen zu Deiner Ellinor?" Er antwortete nicht, aber er küßte den süßen Mund, der solche Worte sprach, heiß und lange. Und am andern Tage schrieb er einen Brief an seine Mehr als drei Jahre sind verflossen seitdem, und wieder blühen die Rosen und Reseden vor dem Doktorhause. Aber es ist nicht mehr das alte, einfache Haus mit dem kleinen Gärtchen davor. Im vornehm stillen Stadtviertel liegt die freundliche Villa, die Günther und Ellinors Glück umschließt, „Du — Günther," sagt Ellinor leise und nachdenklich. „Nun, Schatz?" „Wenn Käthe einmal so weit ist, soll sie auch einen Diakoniffenkursus durchwachen." Er lacht amüsstrt auf. „Muß sie den gerade emen Arzt heirathen?" fragt er. „O nein," fährt sie lebhaft auf, „das wünsche ich ihr nicht, denn das ist doch recht schwer, seinen Mann mit so vielen anderen Menschen theilen zu müssen!" „Arme, kleine Frau!" bedauert er neckend, während er sie an sich zieht. „Aber, weißt Du, Günther — e« ist eine so gute Schule, die rechte Schule für Herz und Sinn. Da wird dar Frauen- gemüth gebildet, wie's sein soll, demüthig und still, selbstlos und stark. Solche Gcmüther, wie Käthe eS hat — Dein Ideal." Da beugt er sich herab zu ihr und schaut mit feuchtem Blick in die schelmischen Augen. „Mein Ideal heißt jetzt „Noro," mein Liebstes und mein Heiligstes — mein Weib!" haben sich an Schwester Nora gewöhnt, und nun soll sie immer kommen." Der Doktor fuhr erregt auf. „Das geht aber nicht so, Schwester Hedwig. Die Vor steherin muß energisch dagegen auftreten. Ich werde auch mit Schwester Noro ein ernste« Wort sprechen, sie geht in ihrem Eiser und in ihrer Selbstaufopferung entschieden zu weit." „Ja, waS nun thun?" fuhr er unentschlossen fort. „Das Kind ist so eigen, es will bei Niemandem sonst sein, als bei Schwester Nora. Gleich fängt es an zu schreien, wenn c« ein fremde« Gesicht sieht, und es liegt wir viel daran, daß das Kind ruhig ist bei der Untersuchung. Da werden wir wohl warten müssen, bi- Schwester Nora mit dem Verbinden fertig ist; sagen Sie ihr, daß wir sie hier erwarten." „Sehr wohl Herr Doktor!" Und die Diakonissin ging. „Es erscheint Ihnen jedenfalls merkwürdig, Wertheim," fuhr der Arzt gegen seinen Gast fort, „daß ich unter so vielen helfenden Schwestern gerade nach dieser einen verlange. Aber der Knabe will sich einmal von keiner andern beruhigen lassen." „Sie haben diese Diakonissin wohl schon lange?" warf Doktor Wertheim ein. „O nein, durchaus nicht. Anfangs habe ich auch viel Geduld mit ihr haben müssen, denn es war durchaus nicht innerer Trieb, der sie diesen Beruf wählen ließ. Ich habe selten eine Diakonissin gesehen, die so mit Grauen, so mit Widerstreben an ihre Obliegenheiten heranging, und ich habe mehr als einmal aus dem Punkte gestanden, sie zu entlasten. Aber dann bat sic mich so flehentlich, sie zu behalten, als ob mindestens ihr Leben davon abhing. Und so blieb sie und nach- Mutter, voll namenlosen Jub-ls. „Ich habe sie gefunden, Mutter, mein Liebstes und Bestes, meine Ellinor. Und weißt Du wie? In der schwarzen, schmucklosen Tracht einer Krankenpflegerin, als Schwester Nora. Das war die Schule, die sie durchmachen wollte, Mutter. Bin ich nicht ein glückseliger Mensch, ist -je ein Mann so geliebt worden wie ich? Ich bin noch in einem Taumel, Mutter, wie berauscht von Glück. Und noch ein Anderes macht mich so froh und stolz: die Operation an dem Kinde ist gelungen, meine Hand hat sie, ruf meines Kollegen Wunsch und im Beisein mehrerer Aerzte vollzogen. Kannst Du nachfühlen, wie mir zu Muthe ist, so froh, so leicht, so dankbar. — Wenn Du sehen könntest, Mutter, wie meine Ellinor geschickt und sorglich waltet am Krankenbett! Und wie lieb sie sie alle haben! „Freund Ehrenbreit war nicht wenig erstaunt, als ich sie! als meine Braut verstellte, er läßt sie ungern von sich. Ich machte den Vorschlag, Ellinor gleich mit mir zu nehmen, aber damit drang ich nicht durch. Etwas hat sie doch immer noch von ihrem Trvtzköpschen, meine kleine süße Samariterin. Sie meinte, die einmal festgesetzte Zeit für ihre Thätigkeit im Krankenhause müße sie innehalten, und das wäre mindestens ein Jahr. Zudem hätte Kollege Ehrenbreit und die anderen Schwestern zu Anfang solche große Geduld mit ihr haben muffen, daß sic ihnen jetzt, wo sie ihnen etwas nützen könne, nicht so ohne weiteres davon laufen dürfe. Ich mußte die Richtigkeit dieser Gründe anerkennen, konnte mich aber doch nicht damit zufrieden geben, bis wir schließlich übereinkamen, daß sic noch ein Vierteljahr als Diakonissin hier ble'ben, dann aber sofort als mein liebes, herziges Weib ins Doktorhaus hinüberziehen müsse. Alle Sorgen der Ausstattung, wenn solche von nöthen, wollten wir auf Deine und Käthes Schultern legen. Was sagst Du zu diesem Arrangement, Mutter? „Einige Tage werde ich noch hier bleiben, dann kehrt zu Dir zurück Dein über alle Maßen glücklicher Günther." wille, der wie ein Sonnenstrahl durch alle Räume des Doktor hause« zieht. Dort auf de» großen Blumenparterre steht sie, mitten zwischen Rosen und Reseden, mit glühenden Wangen und hochklopfendcr Brust. Ein fröhliches Lachen liegt noch in ihren Augen. Denn eben hat sie mit ihrer Käthe, ihrem rosigen, blondlockigen Kinde, Haschen gespielt. Die alte, weißhaarige Dame mit dem frischen Gesicht, auf der von Geisblatt umrankten Veranda, steht kopfschüttelnd und lächelden Blicks auf sie hin. Sieht e« nicht aus, jals wenn zwei Kinder dort durch die blühenden Bosketts huschen? Aber plötzlich wird das lachende Gesicht der jungen Frau ernst, ein Ausdruck der Erwartung tritt in ihren Züge. Sie lauscht nach der Straße hin, von wo Wagenrollen ertönt. Da ist das Gefährt schon vor ihrem Hause und biegt in die Einfahrt ein. Es ist Günther, der vom Krankenhause, wohin ihn morgens die ersten Pflichten rufen, heimkehrt. Sie setzt das Kind auf den weichen Rasen, st- selbst eilt dem Gatten entgegen, der soeben auSsteigt. „Nun, Günther?" Er umfaßt sie und nimmt erst seinen Tribut von ihren blühenden Lippen. Vermischtes. " Einen seltsmen TestawentSfall erzählt die „Mün chener Post" aus Niederbayrrn: Eine bejahrte Privatisre mit 60000 bis 70000 Mark Vermögen, die in der letzteren Zeit fast täglich den Besuch der Geistlichen ihrer Pfarrei empfing, wurde eines TageS zum Pfarrer gerufen, der bereit« den Notar und den Coopcrator und den Mehner al« Zeugen bestellt halte. Die Privatisre wurde nun vom Pfarrer veranlaßt, ihr Testa ment zu machen. Auf dem Heimwege wurde es der Frau unwohl und sic starb alsbald. Bei der Testamentseröffnung stellte sich heraus, daß die mittellosen Verwandten der Ver storbenen leer ousgingen und da« Vermögen dem Elisabethiner- Bcneficium und dem Bcneficiontenhauö vermacht war. Es ist nun abzuwarten, was der Pfarrer darauf zu erklären hat. Verhält sich die Sache so, so steht die Genehmigung der Erb schaft, wenigstens der Summe für das Elisabethen-Beneficium dem Prinzregenten zu, der sie unter Umständen versagen kann. * De r Luftballon im Trausv aalkricgc. Der Com- mandant der österreichischen Luftschifferabtheilung, Oberleutnant Franz Hintcrstoißer, hielt gelegentlich der Generalversammlung veS Wiener Flugtechnischen Vereins einen Vortrag über die Ver wendung des Luftballons im Kriege der Engländer gegen die Buren. Die „Tägl. Rundsch." entnimmt den Ausführungen des Vortragenden: Die englische Luftschifferabtheilung ist schon seit 1884 in Aldershot bei Winchester organistrt. Die Engländer waren es auch, dir zuerst das Gas zur Füllung des Ballons in Hohlflaschen preßten und diese in daS Feld nachschoben. Man konnte diese« System anläßlich der vielen Colonialkriege im letzten Jahrzehnt reichlich erproben, so daß auch die anderen Militär staaten sich zur Nachahmung bequemen mußten. Eine Specia- lität der englischen Militär-Asronauten sind die au« Schafdarm hergestellten Ballonüberzüge. Vier b>« sechs Bogen dieser Häute wert en übereinander geklebt und geben so einen Ballon von großer Gasdichte, weil keine Nähte vorhanden sind. Des Weiteren beträgt das Gewicht nur 50 Kilogramm gegen 150 bei uns in Deutschland. Schließlich ist das Volumen viel kleiner, nämlich 300 Cubikmeter gegen 600 Cubikmeter. Ein großer Nachtheil des englischen Ballons besteht darin, daß er nur in England reparirt werden kann, weil das Verfahren geheim geholten wird. Auch der Preis des englischen Ballon« ist ein sehr hoher. Die englischen Lustschiffer gingen mit einem Stande von 2 Officieren, 23 Mann, 28 Pferden und 2000 Flaschen mit comprimirtem Gas (eine Füllung benöthigt 100 Flaschen) nach Südafrika. Außerdem wurden etwa 1000 Tonnen Schwefelsäure und Eisen nach Durban nochgeschickt, so daß dort eine Glasfabrik eingerichtet werden konnte. General White wurde in Ladysmith mit der ersten Luftschiffcrcompagnic eingeschloffen und hat von ihr aus gezeichnete Dienste erlangt. Schußbeobachtung und Zielaufklä rung war nur s» möglich. Eine zweite Abtheilung war bei Ge- nrral Methuen thätig und zeichnete sich bei Magersfontein aus. Der Ballonbeachter konnte wiederholt den Hinterhalt der Buren entdecken und so die Hochländer-Brigade vor Vernichtung be wahren. Die dritte Compagnie war dem Armee-Obercommando (Lord Robert«) zugetheilt und war bei der Umstellung der tapferen Schaar Cronjes thätig. Nun wird die Frage aufgeworfen, warum gerade die Buren während ihres Freiheitskampfe« keine Ballon» in Verwendung nahmen? Darauf muß erwidert werden, daß eine militärische Luftschiffertruppe nur dann erfolgreich eingreifen kann, wenn sie durch jahrelange Uebung Erfahrung gesammelt hat. Auch der Fesselballon bat im Verlaufe des südafrikanischen Krieges wiederholt dargethan, welch großer Factor er in der modernen Schlacht ist, in der rauchschwaches Pulver, weitertragende und verheerende Geschosse in ihre Rechte treten. Es war um die elfte Morgenstunde, als dem Oberarzt de« städtischen Krankenhauses in O. ein Besuch gemeldet wurde. „Sehr angenehm I" erwiderte er, indem er sich von seinem Schreibtisch erhob. „Ich bitte den Herrn Doktor, einzutreteu." „Sieh da, Kollege Wertheim!" rief er freudig und trat dem Genannten entgegen, ihn mit einem kräftigen Händedruck begrüßend. „Es ist sehr lieben«würdig von Ihnen, daß Sie so bald meiner Bitte folgten, ich durfte das kaum erwarten." Er zog einen Sitz herbei und bat seinen Gast, sich nicder- zulassen. Doktor Wertheim erklärte, daß er gern dem Rufe gefolgt sei, indem er für den in Frage stehenden Krankheitsfall das lebhafteste Interesse habe, und daß er auch sonst noch viel des Interessanten und Belehrenden in der Anstalt zu finden glaube. „Mehr als genug, lieber Freund," erwiderte Doktor Ehren breit, „es liegen für die nächsten Tage mehrere schwere Opera tionen vor. Es ist mir da sehr lieb, daß Sie gerade hier sind und Ihr Urthcil, welches ich sehr hoch schätze, auch darüber ab geben können. Zuvörderst liegt mir aber das Kind am Herzen, um deswillen ich Sie hierher zu kommen bat, und welches ich sv gern von seinem unglücklichen Leiden befreit sehen möchte. Es ist sonst kräftig und normal entwickelt, und wenn überhaupt diese Operation gelingen kann, so muß eS nach meiner Ansicht hier der Fall sein. „Ich werde das Kind gleich hierher bringen lassen und wenn Sie auch der Meinung sind, daß noch eine Möglichkeit des Gelingens vorliegt, dann wollen wir in Gottes Namen morgen die Operation vollziehen. Die Eltern des armen Kleinen haben sich mit unserer Entscheidung im Voraus ein verstanden erklärt, und steht unserem Eingreifen also nicht« im Wege." Der Arzt erhob sich nach diesen Worten und klingelte. Eine Diakonissin erschien und fragte nach seinem Begehr. „Ich bitte Schwester Nora, herüber zum kommen mit dem kleinen Ernst." „Sehr wohl, Herr Doktor, aber Schwester Nora ist gerade beschäftigt zu verbinden, kann ich Ihnen das Kind nicht her überholen?" „Schon wieder? Ich meine, sie hätte das gestern und vorgestern Auch schon gethao, wechselt das denn nicht einmal ab? Schwester Nora muß überhaupt etwas geschont werden, sie ist zu zart und kommt mir in letzter Zeit recht blaß und angegriffen vor. Sie muthet sich zu viel zu." „Ja, Herr Doktor, sie thut fast so viel wie zwei von uns, aber sie will nicht anders. DaS Schlimmste und Schwerste sucht sie sich immer ans, aber wir können es nicht ändern, und die Kranken wollen es nun auch nicht mehr anders. Sie wundervolle Blumen und Parkanlagen umgeben dieselbe, ist die Morgengabe Erich Walthers an seine frühere Braut jetzige Schwägerin Nora. Den Namen hat sie behalten ihrer Thätigkeit in O., und alle, die sie lieb haben und n«he flehen nennen sie damit. Von der stolzen selbstsüch tigen Ellinor ist nichts geblieben, als das süße, liebreizende Gesicht, die z»te, elfengleiche Gestalt und der neckische Muth- Die Schwestern. Novelle von K. Sommer. (Nachdruck vcrbotm.) (Schluß.) Ein Heller Schein flog über des Doktors ernstes Gesicht. Er beugte sich zu seiner Mutter herab und küßte sic. „Wie überzeugend Du zu reden verstehst," sagte er lächelnd, „ich könnte wirklich in Versuchung kommen, wieder an mein Glück zu glauben." „Thue es, mein Sohn, thur e»," versetzte sie eifrig, „und Gott möge Dir den Glauben segnenI" Sie wandte sich ab. Da« Mädchen kam mit dem Abend brot und begann den Tisch zu decken. Die Doktorin stellte die Schüsseln zurecht und schnitt das Fleisch. „Du hattest ja immer vor, für einige Wochen nach Berlin zu reisen," begann sie dann wieder, als da« Mädchen hinaus ge gangen war. Vielleicht ist jetzt die rechte Zeit dazu. Herr Doktor Pauls wird gewiß sv lange Deine Praxis übernehmen, eS ist ja jetzt nicht so viel zu thun, die meisten kranken Leute find in Bädern. Du könntest bei dieser Gelegenheit dann Herrn Sander und Käthe aufsuchen unv mit Ellinor wieder in Verbindung treten, wenigstens doch ihrem Aufenthalt nach forschen. Was meinst Du zu dem Plon, Günther?" „Er ist so gut, daß ich ihn sicher ausführen werde, Mutter," war seine lebhafte Erwiderung, „aber zuvor muß ich noch ein mal nach O. reisen, zu einer Besprechung mit meinem Kollegen Doktor Ehrcnbreit. Du weißt, er ist dirigirender Arzt am Piuöhospital und mir sehr befreundet. Dieser Brief hier ist von ihm, er bittet mich darin, in den nächsten Tagen einmal herüber zu kommen, um bei einem schweren Falle mein Urthcil abzugeben. Vielleicht kann da auf operativem Wege noch ein gegriffen werden. Ich habe bei einem Kinde mit demselben Leiden einen sehr glücklichen Erfolg gehabt; ich schrieb Doktor Ehrenbreit damals über diesen Fall. Jedenfalls werde ich seinem Wunsche Nachkommen und morgen oder übermorgen Hinreisen." Die zarte, schwarze Gestalt lehnte sich taumelnd gegen die lassen, unv da haben Mutier und ich den Verband zusammen Wand, mit krampfyafter Bewegung den Knaben an sich pressend, angelegt, wenigstens vorläufig, daß sie das Krankenhaus er- Günther sah es, ihre zitternden Arme konnten das schwere Kind reichen konnte. Hat sie meine Botschaft ausgerichtet." kaum mehr halten, und im nächsten Moment stand er bei ihr, „Aufs Beste, mein Schatz. Und wenn ich nicht schon gar mit seinen starken Armen sie beite umfassend. so stolz auf meine kleine Frau wäre, heute würde ich eS geworden sein!" „Ellinor!" jubelte er, halb erstickt vor innerer Bewegung Sic haben währenddes den Rasenplatz erreicht, wo die kleine und neigte sich zu ihr, „hier muß ich Dich finden, hier, als Käthe sitzt. Sic hat sich empor gearbeitet und läuft den Eltern barmherzige Samariterin?" jetzt entgegen, kreischend vor Lust. Günther sängt sie auf in Sie sah zu ihm auf mit großen, feuchtglänzenden Augen seine Arme und herzt und küßt das rosige Gesicht, das das Liebe und Demuth, aber kein Wort kam über die zittern- blonde Haar des Vaters, aber die dunklen Augen der Mutter Lippen. — Er mußte sie erst zu einem Sessel führen, sic hat. Die dicken Patschhändchen schlag»» ihm muthwillig ins Gesicht und zausen seinen Bart. dem fie mit äußerster Willenskraft ibre Abneigung überwunden,! „War das Mädchen bei Dir?" fragte sie ungeduldig weiter, ist fie eine unserer besten Diakonissinnen geworden, die ebenso Er nickt nur und ficht fie lächelnd an. sehr die Liebe ihrer Mitschwestern, als die der Kranken besitzt." „O, Du böser Mann!" schilt sie und drängt ihn zürnend Eine Meldung an den Anstaltsarzt unterbrach hier da« von sich. „So sage doch etwas! Wie war es? Habe ich es Gespräch. Doktor Ehrenbreit mußte für eine kurze Weile seinen gut gemacht?" Besuch verlaffen. — Günther Wertheim vertiefte sich indes in „Wie der beste Wundarzt, kleine Frau. Alle meine Kolle eins der dort liegenden Bücher, sodaß er ein leise» Klopfen au gen, fie waren zufällig anwesend, waren darüber einig und bc- der Thür überhörte. Erst als dieselbe sich öffnete, schaute er neideten «ich um mein Famulus. „Nein, um eine solche Frau, von seinem Buche auf. Es war die Diakonissin mit dem Kinde, um solche Doktorfrau!" tönte es mir von allen Seiten entgegen." eine zarte, schlanke Gestalt, in dem üblichen schworzen Ge- „Und Du, Günther?" fragt sic plötzlich ganz demüthig, wände der Krankenpflegerin. Er konnte, ihr Gesicht nicht sehen, und schmiegt sich on ihn. der Kopf de« Kinde« lag auf ihrer Schulter und verdeckte fast „Ich — mein Liebling." ihre Züge. Erst als sie mit einer leichten Wendung den Kopf Er sagte nichts weiter, aber sein leuchtender Blick senkt hob und grüßend näher trat, konnte er dos feine blaffe Antlitz sich tief in die Frauenaugen. sehen. Und da schnellte er von seinem Sitz empor. „Ich wußte nicht, was ich thun sollte, als das Mädchen Gott im Himmel, war das mit dem zerrissenen Arm kam. Du warst nicht zu Hause, der „Ellinor!" schrie er auf, und „Günther!" klang es leise Weg nach dem Hospital so weit und das Blut strömte so heftig durch den Raum. au« der getroffenen Ader. Ich konnte sie so unmöglich gehen