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MMiitt ßr MiskU Tharandt, Mossen, Sieöentehn und die Umgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu« tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdors bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck mid Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berqer daselbst. No. SN. Sonnabend, den 19. Mai 199». S8. Jahrg. Vom Jahre 63 n. Ehr. an wurde die Gegend durch eine Reihe von Erdbeben beunruhigt. Diese waren die Vorläufer jener Katastrophe vom August des Jahres 79, deren Schrecken durch die Weltgeschichte bis auf unsere Tage noch nachwirken. Dieser Paroxysmus, der bekanntlich drei blühende Städte der Nachbarschaft (Herculanum, Pompeji und Stabiae) in schlammiger Asche vergrub, ist von den, jüngeren Plinius als Augenzeugen in drei Briefen an den Geschichtsschreiber Tacitus und in neuerer Zeit von Edward Bulmer-Lytton in seinem Roman: „Die letzten Tage von Pompeji" lebhaft und ergreifend geschildert worden. — Nahezu 15 Jahrhunderte lang verharrte hierauf der Vesuv in schwacher Thätigkeit. Gelegentlich werden unbedeutende Eruptionen erwähnt, im Ganzen kaum ein Dutzend. Die Gase und Dämpfe, welche sich beständig in dem Krater- Der Vesuv. Von Professor Dr. E. Lamp. Italien ist das Land der Ruinen. Wohin sich das Auge wendet, es ruht auf den Trümmern einer unter gegangenen Cultur. Nicht allein der Geist der Geschichte hat hier mit ehernem Tritt die Werke der Menschenhand zerstört. Tief im Dunkel der Erde waltet auch eine dämonische Naturkraft, deren Dasein wir mit Entsetzen wahrnehmen, wenn der Donner, der sonst über unseren Häuptern rollt, plötzlich unter unseren Füßen kracht; wenn der Boden wankt und schwankt, sich hebt und senkt, und dem ganz oder theilweise lavaflüssigen Erdinnern ent- wickeln, stiegen als Dampfblasen in die Höhe und ver dunkelten zeitweise den Himmel durch Auswerfen von Asche und Sand. Solange der Schlot noch offen blieb, stieg wohl ständig eine Rauchsäule in die Höhe. Nach und nach aber schloß sich der Krater, und zu Anfang des 17. Jahrhunderts halte der Berg seit mehreren Jahrhunderten im allgemeinen wieder den Charakter angenommen, der ihm nach Strabo und Plinius vor 79 eigen war. Im Jahre 1631 traten wieder Erdbeben auf, anfangs schwach, dann immer heftiger. Sie waren die Vorboten der zweiten großen Katastrophe vom Dezember 1631. Seitdem ist der Kraterkanal nicht wieder geschlossen worden und der Berg nicht mehr ganz zur Ruhe gekommen. In Zwischenzeiten von Wochen oder Monaten oder Jahren treten neue Eruptionen auf, be sonders heftig in den Jahren 1766, 1779, 1794, 1822, 1855 und 1872. Die Schrecken des letzgenannten Jahres sind der Mehr zahl der jetzt dort lebenden Bewohner noch in guter oder gar in übertriebener Erinnerung, und es ist bei der Leb haftigkeit dieser südlichen Geister nicht zu verwundern, daß die kirchlichen und staatlichen Autoritäten Mühe haben, die Panik und Verzweiflung zu bannen, welche durch die ganz plötzlich mit großer Heftigkeit in den letzten Tagen wieder erwachte Thätigkeit des Titanen hervorgerufen wurden. Am 4. d. M. ging die normale Thätigkeit des Vulcans in eine ungewöhnlich energische Entwickelung von Gas und Dampf im Kraterkanal über. Bald folgten starke Explosionen, die aufsteigenden Dampfblasen warfen Asche und Sand in die Höhe. Diese Auswurfmassen wurden von unten durch die im Schlunde kochende Lava grell roth beleuchtet und fielen als Aschenregen auf den Bergkegel, doch verbreiteten sie sich nicht über diesen hinaus. Erst am 6. d. Mts. wurden Lavamassen bis in die Höhe von mehreren hundert Metern mit starken Detonationen in die Luft geschleudert, und am 7. fielen Massen von glühender Lava und basaltischen Steinen schon in weiterem Umkreis nieder; sie erreichten das ^trio äöl LsvLllo und zerstörten das Zufluchtshaus der Führer und die obere Station, sowie mehrere Wagen der Drahtseilbahn, deren Betrieb natürlich eingestellt wurde. Das Donnern und Grollen des Berges wurde zeitweise zum Gebrüll. Der 8. Mai brachte eine schwache Milder ung, am 9. aber erfolgte eine schreckliche Verstärkung. Der ganze Berg schien beständig zu zittern, und vier Mal wurden stärkere Erdstöße bemerkt. Die fürchterlichen Detonationen erklangen in Neapel wie Kanonendonner. Die emporge schleuderten feurigen Mafien breiteten sich hoch oben wie ein ungeheurer Regenschirm zu jener charakteristischen Form der Pinie aus und richteten beim Herabfallen in weiterem Umkreise verschiedentlich Schaden an. Ein überfließender Erguß von Lava aus dem Hauptkrater oder einer Neben öffnung und die Bildung von neuen Oeffnungen scheinen aber nicht stattgefunden zu haben. Am 10. Mai wurde ein rasches Abflauen, fast ein Aufhören der vulcanischen Thätigkeit bemerkt. Die Explosionen erfolgten bis zum Abend nur noch in langen Zwischenräumen. Seitdem sind keine Nachrichten mehr hierher gelangt. Der Riese schläft; hoffm wir, daß er in seiner Tücke nicht plötzlich wieder hervorbricht. Denn die Bevölkerung, so verzweifelt sie während mehrerer Tage war, hat sich wieder vollkommen beruhigt und sorglos vertrauend in ihre Siedelungen zu den Füßen des unheimlichen Titanen zurückbegeben. Wir dürfen wohl ihrem Jnstincte vertrauen, da die Gelehrten des Observatoriums von Anfang an und trotz der Heftig keit des Paroxysmus an eine Gefahr nicht glaubten und diese jetzt ausdrücklich für ausgeschlossen erklärt haben. Uebrigens bin ich neugierig, was Falb zu diesem Er- eigniß sagen wird, dessen Termin wohl schlecht in seine Theorie paßt. Zum Sonntage Rogate. Röm. 12, 12: Haltet an am Gebet. Hast du noch Vater und Mutter, lieber Leser? Und wenn du sie noch hast — liebe, thenre Eltern, au denen dein Herz hängt mit heiligem, unzerreißbarem Bande — Mcht wahr, dann ist es dir eine Lust, mit ihnen zu reden, von ihnen zu hören, sie so oft wie möglich wieder zu sehen? Und hättest du keine Eltern mehr, o, was gäbst du darum, könntest du einmal noch in diesem Leben die theure Stimme hören; o wie freust du dich darauf, sie im neuen Leben einst wieder hören zu dürfen! Gott ist unser Vater. Gottes eingeborener Sohn Jesus Christus ist unser Bruder geworden und hat uns damit zu Gottes Kindern gemacht. Um Jesu willen hat sich der Vater mit uns versöhnt und läßt nun seine Gnadensonne über uns scheinen von Tag zu Tage. Jeden Augenblick ist er bereit, uns anzuhören, uns zu beglücken, zu segnen. „Er sorget für uns, hüt' und wacht; es steht alles in Seiner Macht." Er straft auch, wo es nöthig ist, er verweigert auch, wenn wir Thörichtes bitten, er führt cber alles herrlich hinaus. Gott ist auch unsere Mutter. Die ganze Bibel, sagt ein Zeuge jenseits des Ozeans, ist ein warmherziger, liebevoller Brief einer Mutter an ihr Kind, Gott unter- weist uns wie eine Mutter, Er kümmert sich um unsere kleinen Leiden wie eine Mutter, Er hat Geduld mit uns wie eine Mutter, und vor allen Dingen: Gott tröstet uns wie eine Mutter. Selig der, der ihm am Herzen ruht wie das Kind an Mutterbrust. ' ., Ist dem so, wie sollten wir uns denn nicht sehnen, die Stimme unseres Gottes so ott wie möglich zu hören, sollten nicht wünschen, Ihm uns auszusprechen und Seinen Rath zu erbitten, sollten nicht verlangen, Ihm alle An gelegenheiten des Leibes und der Seele vorzutragen, auch bei ihm auszuruhen und im Frieden des Vaterhauses zu schlummern? Muß uns das alles erst befohlen werden? Versteht es sich für liebende Kinderherzen nicht ganz von selbst? Ja, es sollte sich von selbst verstehen. Und doch hat der Apostel Grund, uns immer wieder zu mahnen: Haltet an am Gebet! d. h. sucht immer wieder treulich den Umgang eures Gottes, der auch Vater und Mutter sein will. Nur zu leicht lassen wir uns von dem nichtigen vergänglichen Wesen dieser Welt umstricken, versäumen oder vergessen den Verkehr mit Gott. „Der gemeine Strom der Dinge" reißt uns stets auf's neue mit sich fort, auch gegen unsern innersten Willen. Wohl bleibt Gott sich gleich in seiner Treue. Er läßt sich durch unsere Flatterhaftigkeit nicht verstimmen gegen seine Kinder, wie irdische Eltern wohl thun. Aber wie viel besser könnten wir es noch haben, wären wir treuer in täglicher Pflege unserer Beziehungen zu Gott; wie viel mehr Frieden würden wir im Herzen haben! Betsonntag, laß uns deine Glockenstimme tiefer in die Seele dringen: Haltet an am Gebet! versengend und begrabend unter Schlacken und Asche — mit einem Worte, wenn wir fühlen, daß wir auf vulkanischem Boden stehen. Die Spuren davon treten überall zu Tage, nirgends aber mehr als in dem „Garten Italiens", im glücklichen Campanien am Golf von Neapel. Der Be herrscher dieser Gegend ist der Vesuv. Gesondert von den übrigen Gebirgszügen steigt er einsam und majestätisch am Meeresufer auf. Die breite Masse seines Fußes ist niit herrlichen Weinbergen und üppigem Pflanzenwuchs bedeckt; über dem Grün ragt schwarz und starr der ge spaltene Doppelgipfel empor, von tiefen Rissen in seiner ganzen Höhe durchfurcht. In diesen Furchen hat sich die Lava seit Jahrtausenden ihr Bett gegraben. Jene schwarze Hülle besteht aus Lavaschlacken, die einst glühend aus dem Schlunde des Berges herabflossen und jetzt als zackige Felsen die tiefen und unfruchtbaren Thalschluchten aus füllen. An den Stellen aber, wo Lavaströme das Erd reich nicht verwüstet haben, finden sich Kastanienbäume, Weinberge und Obstgärten. Denn der Fuß des Berges ist trotz der beständig sich wiederholenden Ausbrüche von etwa 1OOOOO Menschen bewohnt, die in kleinen Städten und Dörfern und einsamen Häusern wohnen. Der Berg besteht aus dem eigentlichen Vesuv, einem jetzt noch vulkanisch thätigen Ascheukegel und dem Monte Somma. Dieser ist ein vorhistorischer Kraterberg von etwas geringerer Höhe und weit größerem Umfang. Er umhüllt wie ein Mantel an der Seite nach Norden und Osten den modernen Kegel mit einem Wall, dessen halbkreisförmige Fortsetzung an der Süd- und Westseite durch die Thätigkeit des Vulkans fast zerstört und begraben, aber doch unter den jüngeren Anhäufungen noch spürbar ist. Der scharfe zerklüftete Rand des Monte Somma fällt nach innen steil ab, während der äußere Hang allmählich in die Ebene übergeht. Die schmale Thalsohle zwischen dem Monte Somma und dem Vesuv heißt das Atrio del Cavallo. Auf einem der Rücken zwischen den radial abwärts geneigten Lavathälern ist das Observatorium erbaut, und nicht weit von diesem entfernt, etwas oberhalb, befindet sich das untere Ende der Draht seilbahn, welche die Besucher seit 1880 bis auf 150 Meter an die Krateröffnung hinaufzieht. Die Meereshöhe des Vesuv ist nur wenig größer als die des Brocken, wegen der Nähe des Meeres ist der Anstieg aber steiler und die Höhe imponirender. Uebrigens wechseln die Höhe und die Formen des Berges infolge seiner eigenen Thätigkeit. Der Vesuv galt im Alterlhum für erloschen, ja man ahnte kaum seine vulcanische Natur. Der verständige Geograph Strabo, ein guter Beobachter, lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf die schlackige Natur seines Gesteins. Nach seinen Berichten waren die Abhänge reich bebaut; die eigentliche Kuppe aber bildete eine weite und flache De pression, deren unfruchtbarer Boden aus loser Asche und deren Rand aus rauhen Felsen bestand. Der Kraterschlund war ganz geschlossen, weshalb Spartacus, der Führer im Sklavenaufstand, die fclsumgürtete luftige Höhlung als Festung benutzen konnte. wie die Woge des Meeres; wenn der Gipfel des Berges sich öffnet und Rauch und Flammen speit und glühende — ---- ------ Massen aus seinem Schoße quellen, die Werke der Menschen I kanal, dem Verbindungsschlot zwischen der Krateroffnung