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154 die Schleifung. — Die französischen Blätter jubeln ürer den Erfolg der Conferenz, die preußischen ldun dasselbe, wer ist denn nun der Sieger? Beide, Frankreich und Preußen, haben nachgegeven. Na poleon mußte von seinem Licblingswunsche, das Ländchen zu besitzen, abstehrn, und Preußen giebt eine der stärksten Stellungen Deutschlands gegen Frankreich auf. Haben die Diplomaten die Üever- zeugung, daß es sich nur um Luxemburg handelte, dann können wir mit der Conferenz wovl zufrieden sein; wäre der ganze Streit um das Land aber nur Vorwand, und hätte Napoleon dem Vertrage nur seine Zustimmung gegeben, um unterdeß seine Rüstungen zu vollenden, bann könnte Deutschland sich nicht bedanken. Im Stillen gehen die Rü stungen Frankreichs fort, massenhafte Hafer- und Pfrrdeeinkäufe in Deutschland und Rußland erwecken keine Friebenshoffnungen. Darum sind Viele der Ansicht, der preußische Minister habe sich leimen lassen und wir würden den Krieg statt im Juni im August haben. — So lange nicht die Völker, sondern die Mon archen die Politik Europas bestimmen, so lange die nüchternsten Stämme durch romantische Nalio- nalitälSansprüche in Leidenschaft geratkcnZund so lange die Wissenschaft ihren größten Triumph in dem Eisinden neuer KriegSinstrumcnte sucht, gebe es keine Bürgschaft, daß nicht morgen eine neue luxemburger Streitfrage angeregt werde, Gegen wärtig sei ganz Europa unterminirt, immer gewal tiger schwellen die stehenden Heere an, allerorten ließen sich Symptome der allgemeinen Krankheit erblicken, an der Europa leide, und dagegen gebe eS nur ein radicales Heilmittel — Entwaffnung. Diese aber sollte von Frankreich ausgehen, welches mit dem bösen Beispiele der Rüstungen vorange gangen sei. Wenn Kaiser Napoleon ernstlich an's Avrusten gehen wollte, würden die andern Souve räne ihm folgen und dies würde die größte Thal seines Lebens werden können, der größte Segen für die Welt. So sagt die „Times", und wer möchte nicht beistimmen? — Nirgends ist wohl starker auf einen Krieg zwi schen Frankreich und Preußen gerechnet worden, als in Amerika. Theils aus Haß gegen Napoleon für Mexiko, lhcils um Rußland im Orient Luft zu machen, würde Amerika sofort am Kriege theilge- nvmmen Haven. Bereits war ein Oberbefehlshaber für das Mittelmeer ernannt, der 1t Liniensch ffe ersten Ranges zu commandicen hatte. Die Ostsee hätten die Amerikaner als neutral erklärt und damit Dänemark und Schweden' im Zaume gehabten. — Die Zeilen sind so schlimm und das Land ist seit 1806 so viel kleiner geworden, daß der Land tag in D a r m st a d t den Großherzog ehrerbietigst «isucht hat, von seiner Cwilliste 50 000 Gulden fahren zu lassen. Soviel betrug d-e Zulage von 1855. Darmstadt macht eine Anleihe von 1,900,000 Gulden. — Ler sehr verdiente „Deutsche Recht-schutzverein in London" erlaßt folgende ösfentllche War nung: „Wir rachen unsern Landsleuten, die in deutschen Blättern erscheinenden Annoncen, durch welche von London aus Darlehen und Vorschüsse angeboteu werken, nicht eher zu berücksichtigen, al» bis sie durch Freunde in London oder durch unfein Verein über die Stellung der Anzeiger befriedigende Auskunft erhalten Haden."— In Italien scheint die bedenkliche Sitte z« herrschen, daß Männer für das lose Maul ihrer Frauen verantwortlich gemacht werden. Minister Ratazzi Hal eine galante Napoleonidin iWyse) zur Frau und diese Hal ein Büchlein: „Der Weg zürn Paradies" (auf welchem sie ziemlich bekannt lsts veröffentlicht, dar äußerst indiskret, pikant und bos haft ist Mehrere Generale und hohe Herren, die sich getroffen fühlten, haben Herrn Ralazzi aus Pistolen gefordert, obwohl er sagte, er habe seine rechte Hand nicht wissen lassen, was die linke thue. Sie wollen ihm den Weg ins Paradies weifen. — Der „Wiener Presse" berichtet man übe- eine entsetzliche Uedcrraschung au» Znaym in M^en! „Der Knecht des Großbauer» H. W. in dem be nachbarten Orte A. ging vorige Woche im Auf trage seines Herrn in die Scheune, um für die Pferde Futter zu holen. Der Haufen, von dem er da« Heu nehmen sollte, war zur größern Hälfte bereits im Monat Juni nach der ersten Heuernte eingeführt worden, hatte ursprünglich bi» an die Decke gereicht, war aber jetzt schon auf eine ge ringe Menge zusammengeschmolzen. Der Knecht griff mit beiden Armen in da» Heu, um eine recht große Menge zu erfassen. Schon seit längerer Zeit war aber Allen, welche die Scheune betreten hallen oder an derselben vorübergegangen waren, ein pene tranter Geruch aufgefallen. Der Knecht spürte, als er die Hände mit dem Heu in die Höhe hob, den Geruch in erhöhtem Maße, und zugleich glaubte er seine Finger mit einem fremden Gegenstände in Berührung gebracht zu haben. Ec blickte auf die Stelle, wo er da» Heu aufgehoben hatte, und er- schrack über den Anblick, der sich ihm hier darbot, so fürchterlich, daß er in das Haus zurückstürzte und dort bald besinnungslos, mit der Hand nach der Scheune weisend, zusammensank. Der Bauer nahm einen andern Knecht mit stch, und beide be gaben sich, mit Prügeln bewaffnet, da sie einen Dieb vermulheten, in die Scheune. Gleich beim Eintritt empfing sie starker Lelchengeruch, und at» ste an das Heu berangetreten waren, bemerkten sie den im hohen VerwesungSzustande begriffenen Luch- nam eines preußischen Soldaten in voller atüuung mit der Pickelhaube beim Kopfe und den Säbel an der Seite. Das Zündnabelgewehr stak etwa» abseits im Heu. Von den Kleidern des Todlea befanden sich nur noch einzelne Fetzen ln erkennt lichem Zustande, alles andere war bereits der Fäul- niß erlegen. Die Hauptbaare lagen einige Schutte weit weg und sind dem Leichnam vom Knecht, al» er um da« Heu griff, wabrscheintich mit ken H n- den adgestreift woiden. Die Leiche wurde alsvatd vergraben und da» ringsum gelagerte Heu ver brannt. Ueber ken räthselbaltea Tod de» Preußen nimmt man an, daß der Soldat gleich nach seiner