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122 Erwerbung Luxemburgs in Paris keineswegs. Nur wirb der Handel im Stillen getrieben; englische, russische und österreichische Mäkler sollen dabei be- theittgt sein. Preußen wird aber schwerlich nach geben; er kann die stärkste Festung auf der ganzen Grenze nicht den Franzosen in die Hande liefern. Vielleicht finden die Diplomaten da- Mittel, ganz Luxemburg an Belgien abzutreten, annehmbar. In Pari» wäre man jetzt zufrieden, wenn nur die Preußen die Festung räumten. Die KriegSgerüchte fangen auch an, ihre Folgen in Pari« gellend zu machen. So wird der „Nat.-Zig." geschrieben: „DaS drohende Aussehen der polnischen Lage hat euerseits Credillofigkeit, andererseits Einschränkung der Bestellungen crzlUgt. Es find mir mehr a>S 10 Häuser genannt worden, welche bereit« von deut« Icher Sene Aufträge bi» auf 10—12,600 Francs erdclten batten und welche in den letzten Togen aviftrl worden find, daß die Bestellungen auf 2000 bi- 3000 Francs rekucirt würben. — Madame Musard macht in Paris seit einer Reihe von Jabren durch ibren Luxu« Aufsehen. Sie hat die prächtigste Wohnung, die schönsten Diamanten, Pferde und Wagen, sie bat alles, nur keinen Mann. Die Pariser baden sie jetzt umgc« tauft und nennen sie Frau Luxemburg; denn ihre unsinnige Berichwenbung soll die Schuld tragen, daß der Holländer Luxemburg verkaufen wollte. — Kladderadatsch Hal herauSgebracht, daß Roth schild ,m Reichstage ein glänzendes Geschäft macht. Da Schweigen Gold sei und Rothschild nicht eine Paule im Schweigen mache, so müsse er ungeheure Schätze auskäufen So große, daß er vielleicht Luxemburg kaufe und den Luxemburger Handel aus der Welt schaffe. Die preußische Beiatzung in Luxemburg würbe daun nur bleiben, um seinen Schatz zu bewachen. — Heute dürfen wir den Lesern zur glücklich be standener. Lebensgefahr gratuliren. Am 13. April hätten wir, wenn ein spanischer Prophet und Astro nom Recht behalten hätte, Alle ertrinken müssen, Weil eine wahre Sünkfluih vom Himmel goß. Zum Glück bat diesmal die Wissenschaft Unrecht behalten. Da» Erkennlntß gegen den Admiral Persano erklärt denselben (wegen seines Bei ballens in der Seeschlacht bei Lissa u. s. w) schuldig des Unge- hotsam», der unüberlegten Handlungsweise und der Nachlässigkeit, und veruriherll ihn zum Verlust sei ne» Grabes als Admiral und zur Zahlung der Kosten. Die Untersuchung stellte den Admiral in höchst ungünstigem Lichte dar. Im wichtigsten Augenblicke halte er sein Akmiralschiff verlassen und sich in den festen Thurm eines Eisenschiffs einge- schloffen; commandrren mochte, wer wollte. — Locales. Der neue Bürgermeister von Wilsdruff, Herr Kretzschmar, bat die Bestätigung der königl Kreis« direction erhalten und soll bereits den 27. b. M. durch den Herrn Amt-Hauptmann v. Vieth in sein Amt etngesührt werden. — Am vergangenen Dienstage wurde die hiesige Garnison durch den Lommandanten der gesammelt sächsischen Cavallerie, Generalmajor Eenffl von Pilsach, den Brigadier Graf zur Lippe und den Oberstleutnant von Miltitz, Utzler^r in der neue» geschmackvollen Uhlanenuniform, inspicirt. Leider herrschte an diesem Tage ein höchst unfreundliche» Wetter. — Der Besuch der Schulprüfungen ist trotzdem, daß dieselben jetzt in dem geräumigen, schönen Schulsaale abgehalten werden, immer noch ein sehr geringer. Nur die Privaischule hatte sich einer großen Theilnahme zu erfreuen; mehr als vierzig Damen und Herren wohnten der Prüfung bei. Wenn alle Aeilern wüßten, wie glücklich sie da» Kinkerberz machen, wenn e« unter den Zuhörer» den Baler oder die Mutter entdeckt, wenn alle dc« dächlen, wie sehr das Klub angespornl wird durch den Gedanken, daß die Aeltern in der Prüfung anwesend sind, es würde Niemand fehlen. Für den Lehrer aber, der das ganze Jahr lm Schweiße seine-Angesicht« gearbeitet hat, ist es nuderdrückenb, wenn er steht, daß sich die Aeltern theilnahmloS der Schule gegenüber verhalten. — Die Histmischerm von Lyon. Lus den Papieren eine« Pollzisten. Novell- v. W. Anthony. (Fortsetzung und Schluß.» Schlüsselqcraffel schreckte mich auf. „Es muß einer passens, bürte ich Leonie's Stimme zornig ausrufen. „Daß Du auch den rechten verlegt hast! — Im schlimmsten Fall warten wir bis Jean kommt, um die Thure zu sprengen!', „Ist er schon instruirt?" fragte mit höhnischem Lachen die Alle. „Hat Mühe genug gekostet, bis ich dem taub stummen Kerl beibrachte, was er mit dem Menschen da oben anfangen soll! Es ist kein anderer Aus weg mehr. Wir werfen die Leiche mit de n Kind dann in die bekannte Rinne. — Kein Menschen auge entdeckt sie da bis zum jüngsten Gericht." Ein Schlüssel ward nach dem andern in das Schloß gepaßt. Ich wickelte das Kind in die Decke und schickte mich zum Rückzug an. Zum Rückzug? — Eiskalt lief cs mir durch das Herz als ich an die Unmöglichkeit desselben dachte. — Fand ich auch den Weg bis zum Salon — waS war damit gewonnen? Ich blickte auf die Thür, die hinter mir war. Em eiserner und zwei hölzerne Querbalken, die in Klammern lagen, schlossen sie von innen. Diese waren leicht und geräuschlos zu entfernen. Als ich den letzten zu Boden legte hörte ich an der andern Tkürc ein kräftiges Klopfen. Es war Jean, der die Thür sprengen wollte. Er mußte den Frauen meine Flucht mitg-theilt haben, denn ich hörte Leonie in Wuth laut aufschreien wie ein wildes Raubthier, dem die Beute entgangen. Daö Kind, welches ich