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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Hoffen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ä m l 8 ülall für das Königt. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath dchelbff. «frettag, den 4. Januar L867. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage ein« Nummer. Der Preis für ten Bterteljahrgana beträgt tv Rgr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtltche KSnigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf än. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redactton), als auch tn der Druckerei d. Bl. in Meißen dis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortig» Bezahlung besorgt, etwaig« Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, »ach Befinden honorirt. , Rückblick. „An daS vergangene Jahr ,verden wir geden ken!" so klang es am Neujahrstage überall, in den Palästen der Könige, wie in den Hütten der Annen. Hatten schon im Frühjahre die Knegsbefürchtungen manche Werkstätte geschloffen und dadurch Tausende fleißiger Hände zur Unlhätigkeil und zum Darben verdammt, hatte der späte Frost die Hoffnung auf eine reiche Ernte geknickt und dem Armen die Aus sicht aus theureö Brod eröffnet, wie wurde erst Allen zu Muthe, als nun wirklich die KriegSfurie los- drach über einen großen Theil Deutschlands, als auch in unser Vaterland fremde Truppen eindrangen, unsere Häuser füllten, unser Brod aßen und unsere Felder zertraten. Glücklicherweise nicht auf lange Zeit; weiter und weiter wälzte sich das Ungewitter, auf Böhmens Fluren wurde der Kampf um die Herrschaft in Deutschland ausgefochten. Mit Bangen horchten wir jeden Tag auf das dumpfe Getöse, das bis zu uns drang; denn auch unser Schicksal wurde dort entschieden und unsere Krieger standen mit in der Schlachtreihe. Die Entscheidung kam; aber mochte der Oberbefehl auf Seite der Oester reicher mangelhaft sein, mochte das Zündnadelgewehr den Preußen das Uebergewicht verschaffen; der Sieg war nicht auf der Seite, auf die sich Sachsen ge stellt. Oesterreich schloß Frieden, wie es schon oft gethan, mit Aufopferung derer, die an seiner Seite gekämpft hatten. Sollte Sachsen allein den Krieg sortführen? Auch für uns kam der Friede, wenn auch mit schweren Opfern erkauft. Der König kehrte unter dem Jubel des Bölkes in sein Land zurück; die Armee, die sich durch ihre Disciplin die Liebe der Oesterreicher, durch ihre Tapferkeit die Achtung der Preußen errungen hatte, wurde überall mit den größten Ehren empfangen. Gab es auch Viele, die den Berlust der vollen Selbständigkeit Sachsens bedauerten, die da seufzten über die von Preußen unserm Vaterlande auferlegten Lasten: der frische Muth, mit dem unser greiser Fürst in das neue Verhältniß eintrat, verscheuchte die meisten Besorgnisse und erweckte die Hoffnung, daß unser Sachsen auch als Glied des norddeutschen Bundes grünen und blühen werde. Ja, danken wir Gott, daß der Krieg so schnell beendet war, daß unser Vaterland nicht, wie in allen früheren Kämpfen Oesterreichs und Preußens, der Schauplatz des Krieges geworden; wie stünde es >n diesem Falle heute um uns ? Wer die Bücher der Geschichte liest, der wird finden, daß selten ein so gewaltiger Kampf so rasch beendet worden ist; viel Blut ist zwar in diesem Jahre geflossen, aber Elend auf Jahrzehnte hinaus ist nicht geschaffen worden. — Zwei Jahre nach dem 7jährigen Kriege, im Jahre 1765, war Wilsdruff so herunter gekom men, daß von Obrigkeits wegen den Bürgern ver boten werden mußte, die Balken aus ihren Häusern zu sägen und als Brennholz zu verkaufen, — Und mögen Einzelne das Benehmen der preußischen Soldaten in unserem Lande noch so sehr tadeln, es wird doch wahr bleiben und ist von den sächsischen Soldaten bestätigt, wir hätten mehr zu leiden ge habt, wenn die Oesterreicher als Freunde zu uns gekommen waren. Wie ganz anders hausten 1813 Russen und Franzosen in unserem Vaterlande! — Möge man unS darum abermals Preußenfreunde schelten, wie es in den Kriegslagen geschah, wenn wir nicht mit auf die Preußen schimpften oder die von Semmelweibern und Botenfuhrleuten verbrei teten Lügen nicht glauben wollten; die Zeit hat gelehrt, wer Recht hatte. Und dieselbe Partei, die