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Nr. 31. Zweites Blatt. Sonnabend, 29. April 1905. ! . ,, 1 ' «'M« SM—— OreisrLtsellssnns Flora Essen Watte Liebe Harfe Tan«- Es gingen 112 Lösunaen^n^ciae davon war falsch, und zwar aus Wilsdruff 42, Grumbach 13, Röhrsdors 10, Kausbach und Limbach ie 6, Blankenstein und BurkhardtSwalde ,e o, Helbigsdorf 4, Lampers dorf, Herzogswalde, Sachsdorf, .Klipphausen, Huhndorf und Kesselsdors je 2, Groitzsch, Deulschenbora, Wemboola, Seeligstadt, Birkenhain, Tanne« berg, Schmiedcivalde, Sora und Burkersdorf je 1. Gezogen wurden die Losungen Nr. 13 und 101 mit den Unterschriften: 1. Willy Fiedler, Seeligstadt. Gewinn: Robinson und die Robinson-Insel, erzählt von Julins Norden. Mit 10 Farbendruckbildern. 2. Rudolf Schreckenbach, Wilsdruff. Gewinn:Auf dem Kriegspfade. Eine Erzählung aus dem Jndianerlebeu von M- Peters. Betrachtung zum Ssnntag Ouasimsdsgeniti. Dan. 6, 27. „Er ist ein Erlöser und Nothelser und er tut Zeichen und Wunder, beides, im Himmel und auf Erden". Herrliche Namen, mit denen der Herr, unser Gott, hier bezeichnet wird: Namen, die so recht und voll tröstlich in die Zeit nach Ostern hineinklingen. Zwar ist eS kein Prophet noch Apostel, der diesen Ausspruch getan; sondern der Meder-König Darius läßt sich dazu herbei, als er sieht, wie der Gott Israels den Daniel aus dem Rachen der Löwen errettet. Aber selbst wenn es ein Prophet des alten Bundes wäre, der cs sagte — mehr als eine Ahnung von dem Inhalte seines Wortes hätte er auch nicht gehabt. Gerade an solchen Erkenntnissen zeigt es sich, daß der Kleinste im Himmelreich größer ist, als der Größte im alten Bunde. Sie haben doch nur auf die Erlösung ge hofft und hoffen können, wir haben ihre Erfüllung hinter uns. Sie haben immer nur äußere Zeichen und Wunder Gottes im Auge haben können; wir wissen von einem wunderbaren Regimeute seiner barmherzigen Allmacht. Zumal in diesen Tagen nach Ostern können wir cs mit besonderem Nachdruck und mit tiefer Ueberzeugunz sagen: Er ist ein Erlöser. Unser Gott hat uns in dieser Zeit durch die Auferstehung seines Sohnes von den Toten die ganze Fülle seiner Gnade und Barmherzigkeit aufgetan, sodaß wir nun von ihm haben die Erlösung durch sein Blut, welche ist die Vergebung der Sünden. Er ist der Erlöser, der uns die Strafe abgenommen hat, daß wir uns nicht mehr zu fürchten brauchen vor seinem Zorn; er Hal uns durch s-men Geist die Kraft gegeben, der Versuchung siegreich zu widerstehen, daß wir uns nicht zu fürchten brauchen vor ihrer Gefahr.' Der Erlöser ist er, der des Todes Gewalt, Macht und Furcht im Tode seines Sohnes gebrochen hat, daß wir auch durch diese Macht hindurch dem Lichte eines ewigen und herrlichen Tages entgcgcn- s^uurn und entgegenwandern; — der des Teufels Gewalt u k irichl überwunden hat, daß er nun von uns weichen wir im Glauben ihm Widerstand leisten. Das ! in-m Gnade, von der ganz gewiß Darius in n° geahnt hat, die erst das neue uni. ist es nicht eine Gnadenfülle auch, 2 Wenn er d-r^lÄ* stillem Vertrauen füllen L uns vorbab?n ^t, »as kann er da anderes mit uns voryaoen und tun, als erliil-nS Kn Mill er also nichts anderes, auch wenn » unser Herz aus den Banden der Süud^ 2 nn U Md M- S°Id Mm 2 K-" daokw und di! sich >» ' Ar Welt hinein verloren hatten, hinauffiehen zu sich, »e an sein Wort und seine Wahrheit sich anklammern, yad selbst wo es zum Sterben geht, ist er am stärksten der Erlöser; dann hilft er durch den Tod m s Leben, von der Erde zum Himmel. Er ist ein Erlöser! Wollte Gott, da« trüge seine Christenheit jetzt recht lebendig im Herzen; das hätte sie allezeit vor ihren Augen. Er wurde dann auch zum Nothelfer! Es ist nicht umsonst, daß dies erst an zweiter Stelle steht. Es hat das den Sinn, daß unser Gott und Herr erst einmal er lösen und dann aus der Not helfen will, nicht umgekehrt. Er hat erst einmal das Innerliche und Ewige vor Augen, nachher erst kommt das Aeußerliche und Zeitliche. Wenn er uns eine Prüfung schtckr, mit welcher er uns zu unserer Erlösung helfen will, so wäre es doch verkehrt, wenn er sie eher von uns nähme, als bis sie ihren Zweck erreicht hätte. Niemand kennt die Ratschlüsse und Ge danken Gottes und ich kann mich irren mit dem, was ich sagen will: ich glaube aber doch, daß manche Züchtigung seines Armes, die uns trifft, eher ein Ende erreichen würde, wenn wir uns bei Zeiten gebeugt hätten unter die ge waltige Hand Hottes, die unS demütigt. Gott will uns also helfen in der Not. Kann er sie auch nicht immer vorübergehen lassen, so kann er uns doch stärken daß Wir mit Glaubensmut sie ertragen. Er kann doch unsere Seele rüsten mit Kraft aus der Höhe, daß sie uns nickt in der Anfechtung umkommen lasse. Er !°m UN-E »rimsti, mach-" I» d--Li-d-, daß im Dtrnft der Bamhherzigkeit dem nachfolKen, der fein Leben gelassen hat für seine Feinde. Er kann uns doch erleuchten, daß wir aus dem Drängen der Not den ewigen Segen verlangen, den sie bringen kann und soll. Das ist auch Nothilfe, die er uns erzeigt. Ja, er tut Zeichen und Wunder, beides im Himmel und auf Erden. Seinem Winke gehorcht gie ganze Natur; er ist es und sonst keiner mehr, der leben und sterben heißt, wen er will. Mitten in der Gefahr beschirmt er diesen und jenen; einen anderen reißt er von den Pforten des Todes zurück und wie viele wird der jüngste Tag erst offenbar machen, daß er manchen wie einen Brand ans dem Feuer gerissen hat und ihm doch noch trotz seiner Sünden ein seliges Ende und ein ewiges Leben gegeben hat. Und in allen seinen Zeichen und Wundern offenbart er dies,, daß er der Erlöser, der Nothelfer ist. Wohl dem, der es für die ganze Zeit seines Lebens als einen bleibenden Segen nie wieder vergißt. Laßt uns zu diesen gesegneten Leuten gehören. Heimgesucht sind wir doch alle, so oder so; o, daß wir doch alle mitgesegnet wären! Osterzensuren. Aus einem erzgebirgischen Jndustriestädtchen geWdem „Meißn. Tagebl." folgende kleine Geschichte zu, deren An laß die Osterzensuren des zehnjährigen Hans, des Sohnes eines bedeutenden Fabrikanten, gewesen sind. Hans, ein sonst heiterer und geweckter Junge, gelang es, wie der Hälfte seiner Mitschüler, nicht, über die Mittags linie seiner Klasse hinauszukommen, geschweige denn, sich einen ersten Platz zu erobern. Hans ist nicht Streber genug und Ehrgeiz ist ibm noch ein fremder Begriff. Dieser Tugend, in diesem Falle eher Schwäche, huldigten dessen Eltern um so mehr, da der Sohn eines niederen Beamten des Vaters Klassenerster war. Es wurden nun alle Mittel versucht, den Jungen vorwärts zu bringen. Hans mußte zu einem Lehrer in die Arbeitsstunde gehen, er wurde in Liebe und Strenge angespornt, seine vom Vater ererbten Fähigkeiten zu verwerten, aber seine Leist- ungen wurden nicht besser, obwohl er sich die größte Mähe gab und häufig bittere Tränen weinte. So kam der Tag, der die Verteilung der Osterzensuren brachte, heran. Mit schwerem Herzen ging Hans zur Schule, er dachte an die so oft gehörten Worte seines Vaters: „Freu' dich nur, wenn du mchl bessere Zensuren nach Hause bringst!" Hans ahnte den Ausfall derselben und hatte sich nicht getäuscht. Ec war noch einen Platz zurückgekommen. Während dieser Zeit harrte die Mutter in banger Erwartung, der Vater in böser Ahnung der Heimkehr ihres Einzigen. Die meisten seiner Mitschüler, deren Weg an der Fabrik vor beiführte, ebenso der Sohn ihres Beamten war schon zu Hause, nur Hans kam nicht. Es wurde Mittag, man setzte sich zu Tisch, der Junge war nicht da. Das Mahl blieb unberührt; die Mutter weinte, der Vater blickte finster vor sich hiu. Es fiel kein Wort. Wie eine er drückende Last lag es auf beiden. Da brachte das zum Klassenlehrer gesandte Mädchen dessen Bescheid zurück, daß Hans um zehn Uhr mit den anderen Schülern die Schule verlassen habe. Nun machte ein Gatte dem anderen über die verkehrte Erziehung des Jungen Vorwürfe. Die Mutter war zu gut, der Vater zu streng gewesen. Jedes wälzte die Schuld dem anderen zu. Es war der schrecklichste Tag ihrer elfjährigen Ehe Hans wanderte indessen, wenn auch nicht fröhlich und wohlgemut, doch leichten Herzens dem etwa zwei Stunden entfernten Gute seiner Großmutter zu, wo er Hilfe in seiner Not zu finden hoffte. Dieser, welcher der so plötzliche Besuch ihres mit dem Schulranzen bepackten Enkels sofort zu denken gab, öffnete nun Hans unter Tränen sein kleines Herz. Lange saß Großmutter tief sinnend. Nach einiger Zeit erhob sie sich und öffnete den Schreibsekretär ihres verstorbenen Mannes, einem Knechte Auftrag gebend, so fort ein Geschirr nach der Stadt zurecht zu maaien. Lange suchte die Matrone in den verschiedenen Papieren; endlich hatte sie das richtige gefunden, steckte es zu sich und im schnellen Trabe ging es mit HanS dem Eltern hause zu. Unbemerkt gelangten beide in deren Wohnung, wo die Großmutter dem Mädchen Auftrag gab, ihre Kinder zu rufen. Da erschien aber zunächst ihr erstaunter Sohn, dem ße nach kurzer Begrüßung das Schulzeuguis reichte. Ginnnzlger Blick genügte, um darin die eigene Zensur, welche er ebenfalls in seinem zehnten Lebensjahre errungen hatte, zu erkennen. Beide Hände reichte er seiner Mutter nnt den Worten : „Das hast du gut gemacht, liebe Mutter!" Als nun auch die betrübte Schwiegertochter von ihrer ver geblichen Suche heimkehrte, war wieder Glück und Frieden in der Familie eingekehrt. Diese kleine Geschichte dürfte manchen Eltern zu deuken geben. Hoffentlich holt Hans ebenso wie sein Vater das Versäumte nach. Lebendig begraben. Es gibt wenig, was viele Menschen so sehr furzten, als — lebendig begraben zu werden. Dennoch gibt es kaum etwas, das man weniger zu fürchten brauchte. Die Schauergeschichten, die man so oft erzählt und liest, daß man beim Orffnen des Sarges oder gar des Grabes die Leichs in einer anderen Lage gefunden habe, tragen so sehr den Stempel der Erfindung, daß man nicht begreift, Wie solche Märchen jemals erfunden werden konnten und nun gar ihnen Glauben geschenkt und Einfluß auf sein Denken und Sorgen eingeräumt werden kann. Gewiß gibt es einen Scheintod, aber er ist von jedem Sachkundigen vom wirklichen Lode wohl zu unter scheiden. (Das mag wohl zutreffend sein, wie aber, wenn kein Sachverständiger die Leiche steht, waS — solange die obligatorischen Leichenschau fehlt — meist der Fall sein wird. Red. d. W. W.) DaS sicherste Merkmal des wirklichen Todes ist die ein- tretende Fäulnis. Diese tritt aber ein, wenn die Lttche einige Tage bis zur Beerdigung aufgebahrt ist. In heiße» Länoern, wo man die Toten schnell begraben muß, im Kriege und zur Zeit furchtbarer Epidemien wäre eS allen falls möglich, baß in der Hast und in dem Wirrwarr Scheintote begraben werden, nicht aber bei uns, wo die Beerdigung erst drei Tage nach dem Tode stattfiuden darf. Wenn aber schon jemand wirklich begraben werden sollte, weil das ganz schwache Leben in dem Körper nicht mehr erkannt wird, dann ist es doch ganz und gar aus geschlossen, daß er in dem engen Sarge im Grabe zu irgend einer der Kraftäußerungen sich sollte aufraffen können, wie die, von welchem in den Schauergeschichten erzählt wird, wonach der Tode seine Nägel in de» Sarg deckel eingekrallt, sich umgedreht, halb aufgerichtet usw. haben soll. Im engen verschloßenen Sarge müßte selbst ein lebenskräftiger Mensch schnell ausgcatmel, im Grabe deu Erstickungstod gefunden haben, geschweige den« eine Person, die nur noch so schwach atmete, daß das Atme» trotz ängstlichster Beobachtung nicht bemerkt werden konnte. (Begraben ist die betreffende Person aber doch!!) Ist demnach die Furcht, lebendig begraben zu werde», eine ziemlich überflüssige wenigstens bei unS und unter normalen Verhältnissen, dann ist die Furcht vor den Qualen des Lebendigbegrabcnseins eine geradezu lächerliche. Atan hat genug zu besorgen und zu befürchten im Lebe», man braucht sich wahrlich nicht noch mit unnötigen Sorge» avzuquälen. Ans S-rchsen. Wilsdruff, 28. April 1905. Die gestrige 3000. Sitzung der Dresdner Stadt verordneten wurde vom Vorsteher, Dr. jur. Stöckel, Lessen Platz aus Anlaß der Jubilönms-Sitzung mit Blumen ge- schmückt war, mit einem Rückblick auf die Geschichte deS Kollegiums Uhr eröffnet, welcher kurz auf die Ent wicklung des Stadtverordneten-Kollegiums vom Jahre 1837—1874 einging, und alsdann über die weitere Ent wicklung nach Einführung der Revidierten Städteordnung berichtete. Die Beendigung des Dresdner Bäckerstreiks wurde gestern nachmittag in einer gutbesuchten Bäcker- gcfillenvcrsawmlung im „Trianon" beschlossen. Im Streike stauben noch etwa 170 Gesellen. Dieser Beschluß wird aber uur als Waffenstillstand angesehen; in zwei Jahren soll der Kampf von neuem beginnen, bis der Kost- und Logiszwang abgeschaffl ist. Eine Gesangsschülerin, die seit Jahren an Verfolgungs- Wahnsinn litt, vergiftete sich m Dresden mit Strychny«. — Auf entsetzliche Weise endete ein in Löbtau woh nender, infolge Arbeitslosigkeit in Schwermut verfallener Fabrikarbeiter sein Leben. Nachdem er sich bereits am Nachmittag mit einem Schuhmachermeffcr einen Stich in vie Herzgegend beigebrachl hatte, der von einem Arzte als ungefährlich erkannt und vernäht worden war, griff er in den Abendstunden abermals zum Messer und schnitt sich den Leib auf. Er riß sich mehrere Meter Darm heraus, worauf er verschied. Er hinterläßt eine Witwe und drei Kinder. , , Wie dem „Hain. Anz." mitgeteilt wird, ist in der Seine in Paris der Leichnam des auS Hainichen ge flüchteten Oswald Reißig aufgefunden worden. Reißig hat sich am Ufer der Seine erschossen und ist dann i» den Fluß gestürzt. Der Leichnam durfte 14 Tage im Wasser gelegen haben. In einer von den Maurern und Zimmerer» in Döbeln abgehaltenea öffentlichen Versammlung ist die diesjährige Lohnbewegung einer friedlichen Lösung entgegen geführt worden. Die Meister haben nunmehr die etwa« herabgesetzten Forderungen der Gesellen angenommen, wonach die Maurer von jetzt ab 32 Pfg. Stundenloh» bei 10 stündiger ArbUtSzcit und Zimmerer bis 1. Juli 32, von da ab 33 Pfg. Stundenlohn bei der »leicht» Arbeitsdauer erhalten. Neben einem am Karfreitag von einigen Schulknabt» im Walde bet Pleitza aufgefundenen stark ver westen Leichnam lagen ein Portemonnaie mitsüMark Inhalt, ein guter schwarzer Regenschirm, 1 Taschenmesser mit Korkzieher, 1 harter Filzhut und ein stahlgrüner Rock und Weste und einige Schlüssel. Nach Feststellungen deS zuständigen Medizinalbeamten liegt Selbstmord durch Sr- längen vor. Der Unbekannte war ungefähr 50—oo Jchre alt. — Die Gerüchte, der Aufgefunvene sei der Raubmörder Schramm aus Crottendorf, Huben, wie die von der „Chemn. Allg. Ztg " eingezogenen Erkundigungen ergaben, bisher eine Bestätigung nicht gefunden- In ein Geschäft in Pirna trat dieser Tage ei» Kiud uns übergab dem Geschäftsinhaber ein Paketchen