Suche löschen...
02 Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 28.10.1905
- Titel
- 02
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-19051028027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-1905102802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-1905102802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-28
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ungen fanden auf der Parkterrafse statt. Unser erstes Zu- sammentreffen schüchterte mich sehr ein. Ich komme im Reisekostüm, müde, staubig, aufgeregt - weil ich die Handschuhe verloren hatte — an, und um 8 Uhr morgens stellte mich der Hofmarschall dem Kaiser vor, der, umgeben von Adjutanten, Offizieren und Herren der Hofgesellschaft, einen Spazierritt machte. Ich gewann sofort meine Fassung meder, als der Kaiser sagte, er freue sich, daß eines meiner Bilder von Luxemburg angekauft worden sei. Auf seine Frage: .Was wollen Sie von mir?", erwiderte ich: „Ihr Porträt, Majestät, und zwar in „plsin sir", wenn Sie mich dazu ermächtigen. Das Porträt in „plein sir" ist nämlich meine Spezialität!" Er war einverstanden, worüber sich seine Umgebung nicht genug wundern zu können schien. Ich habe den Kaiser in der Hofjagd, uniform gemalt. Der Kaiser ist ein vorzügliches Modell. Eine Engelsgeduld. Er schwärmt für unser Theater, Röjane, Sarah Coquelin, den er wie einen Frund be. handelt. Er interessiert sich sehr für das Pariser Leben und seineDessouS. Ich fragteihn, ob er schon inkognito in Paris gewesen sei. „Einmal", erwiderte er mir, „als ich die Universität Bonn verließ: ich war damals noch nicht Kronprinz. Ich wohnte im Hotel Mirabeau und verbrachte den Abend im Palais-Royal, wo ich mich köstlich amüsiert habe." Als ich mit ihm von dem herrlichen Pariser Frühling — morgens im Bots — sprach, sagte er seufzend: „Sie Glücklicher!" Als ich einmal bedauerte, daß er eine zu sehr funkelnde, nagelneue Uniform trage, brummte er: „Ich habe leider keine alten Sachen!" Und zum Schluß noch eine Bemerkung von ihm, sie lautete: „Ich will nicht für einen Franzosenfresser gehalten werden!" Aus Sachsen. Wilsdruff, 27. Oktober 1905. Schon seit mehreren Wochen wird die Gegend von Großröhrsdorf von einemunbekanntenVerbreche r hetmgesucht, ohne daß es trotz eifriger Bemühungen der Gendarmerie gelungen wäre, demselben sein Handwerk zu legen. Der Täter legt Leitern an, schlägt Fenster ein stiehlt in der Hauptsache Genußmttcl und Geld. In Frankenthal hat am 15. d. M. die Wirtschaftsbesttzersehe- frau B. abends gegen 8 Uhr einen Unbekannten in ihrer Wohnstube betroffen, der sich am Brotschranke zu schaffen machte. Infolge ihrer Hilferufe kämmen Nachbarn herbei und verfolgten den Unbekannten der die Bodentreppe hinaufeilte. Das Bemühen blieb indes vergeblich denn der Dieb war am Blitzableiter wieder heruntergeklettert. Bet der Durchsuchung des Heubodens wurde eine Decke und ein Paar lange Stiefel gefunden. Der Dieb war in Strümpfen entflohen. WegenStreikvergehens wurden vier Maurer vom Schöffengericht Nrankenverg zu Freiheitsstrafen von zwei und drei Tagen, sowie in einem Falle zu einer Ge fängnisstrafe von vier Wochen verurteilt. Ein Automobil-Unsall, der schwere Folgen nach sich ziehen konnte, ereignete sich am Sonntag abend auf der von Werdau nach Langenhessen führenden Chaussee, zwischen den Häusern des Fletschermeisters Graf und Bäckermeisters Geßner unterhalb der Bäßlerschen Tuch- fabrtk. Es herrschte um diese Zeit auf der Chaussee leb- Hafter Verkehr. Als nun an bezeichneter Stelle ein einem Crimmitschauer Tuchfabrikanten gehörendes Automobil tu mäßigem Tempo herankam, sprang noch ein kleiner Zunge, Sohn des Schlossers Höra, über den Weg. Um den Kleinen nicht zu überfahren, bog der Chauffeur links ab, wobei das Automobil in den Straßengraben fuhr und an einem Baume anpralltc. In demselben Augenblick kam aber auch der erwachsene Sohn des Restaurateurs P. Lorenz aus Werde auf einem neuen Fahrrad angefahren, wurde von dem Automobil erfaßt und kam unter dasselbe zu liegen. Die vier Insassen des Kraftwagens wurden serausgeschleudert, kamen aber mit leichten Hautab- chürfuugen davon, ebenso der Radfahrer. Das Automobil uhr über das Fahrrad und zertrümmerte es vollständig. Das Automobil hat Brüche am Steuerzeug und an der Feder erlitten und mußte einstweilen eingestellt werden. Ein Verschulden an dem Unfall trägt einzig und allein der Knabe, weil er über den Weg lief, eine Angewohnheit von Kindern, die nicht streng genug gerügt werden kann. Die in Kleinhartmannsdorf bei Freiberg geborene Brauereiarbeiter H. E. Börner wurde wegen Entwendung eines 50 Markschcines und verschiedener Wäschestücke von der Strafkammer zu Chemnitz zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehreurechtsverlust verurteilt. Der „billige Hammelfleischer" aus Zittau,Fleischer meister Mähder, hat am letzten Sonnabend auf dem Hauptmarkt Bautzen wieder gute Geschäfte gemacht. Diesmal hatte er 83 Stück Schöpse im Gesamtgewicht von etwa 25 Zentnern mitgcbracht. In drei Stunden war die große Menge Fleisch an die nach Hunderten zählende Menge verkauft. Ein Racheakt wurde beim ersten Lehrer in Limba verübt. In einer der letzten Nächte wurde ihm ein echter Kärtner Schwarmstock aus dem Bienenhausc aus der Winterpackung fortgeschafft Etwa 5 Minuten vom Hause entfernt hat ihn der Räuber mit einer Axt auseinander gebrochen, den guten Honig entnommen und dann die Wände kurz und klein geschlagen. Auf den alte» Waben bau wälzte er dann einen schweren Stein. Die Immen sind durch das kalte nasse Wetter alle umgekommen. Pastor Ebeling in Leipzig und dessen Beleidigung^, klage, in der vom Landgericht wegen Beleidigung des Ge heimen Kirchenrats Pank und des Pastors Rausch zu 1200 Mark Geldstrafe verurteilt wurde, wird bas Reichs gericht am 18. November als Revisionsinstanz beschäftigen. In Leipzig stürzte gestern früh der Klempnermeister Paul Krellmann, der mit Dacharbeiten beschäftig war, aus der vierten Etage auf die Straße herab und war sofort tot. Zum Mord bei Königstein wird berichtet: Die gerichtliche Sektion des Leichnams der Frau Opitz, die am Dienstag in Königstein stattfand, hat ergeben, daß der Tod durch Ersticken eingetreten ist. Die Ermordete hat mehrere Schläge auf den Hinterkopf erhalten, wodurch sie betäubt wurde. Dann hat der Mörder sein Opfer erwürgt, wie die Eindrücke am Halse als Spuren be weisen. Die Leiche der Frau Opitz ist Dienstag Abend nach Dresden überführt worden, wo am Mittwoch die Beisetzung stattfand. Dem Mörder scheint man auf der Spur zu sein. Aircherrnachrichten zum 19. Sonntag nach Trinitatis. Am Resormationssest Kollekte Mr den Gustav-Adolf-Vercin. wilrvruff. Vorm. S Uhr Prediatgottesdienst (Text: Matth, ö, 1-8). Nachm. 1 Uhr Christenlehre mit der konf. männl. Jugend: 2 Uhr Tauf- gottesdienst. Am Resormationssest. Vorm. ^9 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl; 9 Uhr Festgottesdienst (Predigttext: Psalm 46, 2-6). Nachm. 1 Uhr Kindergottesdienst: 2 Uhr Tausgottcsdienst. Gkumbactz. Borm. '/zS Uhr Beichte. Vonn. 9 Uhr Predigtgottesdienst, heiliges Abendmahl. Nachm. 2 Uhr Taufgottesdicnst. Psarrer Dr. König aus Fördcrgersdois. Am Reformationssest. Vorm. Vz 9 Uhr Beichte, 9 Uhr Predtgtgottesdienst, heiliges Abendmahl. Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. Restelt-sef. Borm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. 1 Uhr Werhegottesdienst des Konfirmandmunterricht»; 2 Uhr Taufgottesdicnst. Am Reformationssest. Vorm. V,9 Uhr Beichte; 9 Uhr Predtgtgottesdienst mit heil. Abendmahl. Nachm. 1 Uhr Kindergottesdienst (Gustav-Adolph-Sachc) namentlich für Oberhcrmsdorf, Braunsdorf u. Kleinopitz. Nachm. 2 Uhr Taufgottesdicnst. Vorm. 8 Uhr Beichte. ^9 Uhr Hauptgottesdienst mit heilige? Abend mahl. Anmeldungen tags zuvor erbeten. Nachm. '/-2 Uhr Misfionsstunde mit Sammlung. Am Reformationssest. Vorm. 8 Uhr Beichte. '/zS Uhr Festgottcsdtenst mit heil. Abendmahl. Anmeldungen tags zuvor erbeten, Nachm. '/r Uhr Kindergottesdienst. RSprsdsr?. Vorm. ^,9 Uhr Predigtgottesdienst. Mitfeier der Eröffnung des Kon- firmandmunterrichts. Am Reform attonsfest. Vorm. 8 Uhr Beichte. '/,9 Uhr Festgottesdienst, verbunden mit der Feier des heil. Abendmahls. Limbach. Borm. >/,9 Uhr Predtgtgottesdienst. Nachm. I Uhr Katechisnzusunterredung mit der tonsirm. Jugend. Am Resormationsfest. Vorm. 8 Uhr Beichte. '/,9 Uhr Prcdigtgottcsdicnst mit heil. Abendmahl Nachm. 1 Uhr Kindergottesdienst. Blankenstrin. Vorm. V-9 Uhr Predigtgottesdienst. Montag, den 30. Oktober. Vorm. '/-9 Uhr Kirchweihfest-Gottesdienst. Am Reformationssest. Vorm. 8 Uhr Beichte und Feier des heil. Abendmahl». '/,S Uhr Fest gottesdienst. Ta«neberg. Vorm, l/z 9 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahles. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. 807 416 272 232 313 238 654 504 935 4329 734 190 426 411 271 5. ßtasse 148. K. S. Landes-Lotterie. Alle Nummern, hinter welchen lein Gewinn verzeichnet ist. sind mit LVV Molt gezogen worden. (Ohne Gewähr der Nichtigkeit. — Nachdruck verdvtm.l Ziehung anr 25. Oktober 1905. 8VÜVV Nr. 18888. Moritz Engert, Dresden und Richard Hänsel, Dreddm I«««« Rr. 508S2. L. Wolf, Dresden-A. 5UOV Nr. Lö28t. Hermann Nobis, Chemnitz. «851 185 774 468 (500) 393 719 863 494 629 895 339 716 885 199 174 824 409 1 296 159 (1000) 631 205 694 145 283 471 (1000) 374 921 (1000) 223 120 114 493 409 563 513 338 190 632 2387 (2000s 291 946 805 607 70 810 329 103 738 757 163 342 570 598 358 124 47 635 3066 452 351 (500) 618 114 960 541 484 81 436 241 230 68 197 767 899 708 218 440 552 15 44S IO132 997 146 (500) 336 377 989 484 633 448 683 614 78 548 517 (500) 443 776 754 259 771 42 687 920 11378 905 141 816 (500) 828 91 644 786 88 693 5 415 290 179 358 734 78 12 128 (1000) 333 808 1 2835 463 67 274 519 701 (1000) 521 258 692 60 116 8 99 776 154 13477 896 561 652 998(500) 532 181 888 (20000) 590 430 169 983 849 938 495 337 14839 (500) 940 31 853 304 228 (1000) 918 29 942 535 422 416 557 89 463 294 471 850 549 757 585 236 464 671 8-10 398 735 347 601 387 79 (1000) 271 (500) 13420 813 520 906 652 768 209 756 139 243 30 668 16817 398(500) 463 27 95 553 424 1 /541 523 939 476 173 920(3000) 92 260 860 54 643 376 772 254 415 964 846 671 784 265 276 787 18300 669 51 154 748 529 570 (1000) 921 152 327 267 S73 756 97 657 886 (500) 630 783 399 743 889 392 133 131 492 138 981 76 237 170 (500) 1S114 649 751 804 186 874 363 291 214 1 745 605 L«192 (3000) 233 711 181 811 219 839 939 (2000) 223 802 717 (500) 631 152 825 (500) 491 (500) 269 81278 803 255 612 149 (500) 900 522 681 991 82 88827 669 151 723 680 12 46 30« (SOM) 35 428(1000) 226 473 934 126 (1000) 746 716 830 992772 S»775 581 202 644 73 758 (1000) 595 551 357 26 515 649 909 94 650 (2000) 11 607 751 251 841224 297 756 176 674 425 (500) 272 587 302 703 524 300 168 767 221 978 923 64 85582 765 836 683 640 (500) 170 649 88 876 171 638 673 535 794 2 189 775 (500) 61 V10 590 871 628 8 6630 420 286 914 329 536 322 358 833 147 475 948 480 378 268 893 990 932 280 194 (500) 973 599 401 107 941 8/617 812 509 338 189 756 309 906 638 781 809 551 153 7l)4 (2000) 97 954 334 663 (500) 2 911 88522 807 468 978 840 154 844 463 455 (2000) 406 379 383 608 810 818 541 28965 478 644 34 84 263 (2000) 883 379 561 992 982 98S 729 770 701 814 451 256 »0343 292 549 965 (1000) 223 92 149 787 944 662 691 68L 522 289 340 903 (1000) 616 UOOO) 265 391 277 »1574 169 453 116 333 253 217 309 (2000) 991 l2000) 899 275 753 36 732 30« 684 »sooo 336 (1000) 273 969 744 130 726 560 677 696 244 767 988 727 669 602 118 619 840 147 858 586 876 537 379 685 »3163 676 17 265 921 482 4 505 379 (3000) 72 472 958 (1000) 3 106 527 »4444 (1000) 261 298 955 926 154 548 16 966 98« (1000) 422 826 498 135 601 666 (500) 872 40 316 720 142 940 693 121 984 318 331 257 »5600 122 500 952 569 714 817 (2000) 189 220 237 31 769 926 227 497 703 430 137 253(2000) 893(500) »6506 410 899 (2000) 634 785 (1000) 70 221 682 254 719 904 726 167 599 469 525 674 226 10 951 8 431 327 384 37320 306 235 932 462 64 351 589 971 852 115 249 389 S79 3 8739 6S 246 530 280 906 522 873 831 191 795 635 323 646 331 253 95» 351 883 252 857 (500) 64 629 701 899 »9743 738 326 679 200 867 817 677 725 184 394 814 992 (500) 23 83 956 469 346 234 40991 651 657 747 547 462 74 864 513 (1000) 501 995 14» 78 322 (500) 258 535 88S 893 697 84 41823 276 (2000) 993 (500) 537 (1000) 398 292 412 372 539 871 966 190 582 970 933 122 945 356 199 458 250 362 751 341 (500) 216 485 324 48701 494 636 280 (1000) 972 986 141 915 947 485 442 (500) 479 704 850 121 574 718 176 4S512 427 831 105 171 179 802 311 14« 529 784 197 774 602 841 488 567 310 988 4 4203 «21 (I00O) 113 687 875 (500) 314 34 553 602 955 584 (500) 657 953 452 491 (2000) 539 274 240 377 878 369 93 (3000) 574 4S565 72« 584 398 660 289 962 951 242 (500) 237 598 693 S23 317 335 582 963 132 46979 102 325 688 939 40 789 542 588 190 155 305 (1000) 373 290 335 (2000) 736 329 349 382 721 560 4721« 183 916 463 133 (2000) 674 157 (2000) 633 6 432 815 119 (3000) 725 48697 (1000) 570 731 (1000) 877 356 440 555 495 566 98 766 724 853 750 856 4V065 767 382 668 831 22« 935 (500) 520 122 33 166 566 983 20« 837 901 105 107 111 11 553 (1000) 133 276 620 809 748 936 573 770 S984 49 (500) 533 411 (500) 510 685 396 (2000) 876 24 323 14 835 (1000) 626 946 590 60 579 698 31 577 863 845 6357 948 476 442 970 702 577 315 845 103 926 (1000) 78 464 677 61 351 758 (500) 247 546 7012 739 959 594 31« 481 824 948 605 611 260 285 549 987 190 844 8740 96 173 625 346 38 874 957 (1000) 105 815 441 359 666 279 983 401 (1000) 669 399 273 908 9416 422 (500) 906 956 362 966 621 693 268 395 369 794 (2000) 457 177 947 900 333 903 443 (500) 346 792 einzunehmcn, der andre, um seine Emmen cm- zutreteu. Wer kannie sie, wer kümmerte sich darum, in welchem Verhältnis diese beiden Leute zueinander standen, wer ahnte auch nur, daß der «tue von demselben schönen, jungen Mädchen «inen Korb erhielt, das sich dann mit dem andern Verlobte? Aber in der kleinen Provinzialstadt B., dem Geburtsort des Assessors Gruber, hatte man für alle solche Dinge offene Augen. Kaum war vir Kunde von der Rückkehr deS Barons im Umlauf, als man auch schon die Zeit seiner Abreise berechnet hatte, und nun flogen, zunächst zwar geheime Vermutungen und Berichte von ». nach L. und zurück. Bald sprach man ganz unverhohlen und laut überall, man sei dem wirk! chm Mörder deö Assessors auf der Spur, und aar kein Zweifel wäre mehr übrig, bas, die Lch.ff-knechte unschuldig verurteilt worden seien. Und wirklich halte man recht sonderbare Anhaltspunkte gefunden. — Der auf so schreck liche Weise zu Tode gekommene Assessor und der junge Baron halten bis kurz vor Weihnachten miteinander verkehrt, — man hatte sie einige Male in einem Ca>ö gesehen, freilich fie damals kaum gekannt; — aber die Beschreibung paßte ganz genau aus beide junge Leute. Aber Weiter: — die alte Zimmerwirtin Grubers sah «irrige Male einen jungen Mann bei ihm, den Ae genau beschrieb und der wieder dem Baron ». Drathen ganz und gar glich, die alte Frau «innerte sich aber noch an mehr. »Ihr junger Miet-Herr, der Assessor, hatte ihr einige Tage »X dem WerhnachrSleste gesagt, er wolle am Weihnachtsabend seine Mutter und Braut be suchen und auf Schlittschuhen die Tour nach L. machen. Als sie ihm davon abgeratcn, habe er gemeint: o, das hätte keine Not, ein Bekannter aus derselben Gegend, der auch nach B. zu Hause gehöre, würde die Tour mit ihm zusammen machen. Ein Verdacht ist so leicht rege und fängt ebenso leicht Feuer; hier in diesem Falle trafen noch weitere Umstände zusammen. Unschuldige sollten verurteilt sein, ihre Glaubensgenossen bildeten gewissermaßen eine geschlossene Phalanx, die für fie kämpfte. Ler Baron von Drathen hatte nach einem kurzen Besuche seiner Verwandten die Stadt L. verlassen und war, wie es hieß, nach dem Gut seines Balers gereist, wo er jetzt weilte. Die Gerüchte reihten sich immer mehr an einander. Man wollte von einem offenen Streit, ja auch von einem beabsichtigten Duell zwischen dem jungen Baron nnd dem Assessor wissen; — man wollte dann sogar die beiden in Rede stehenden jungen Leute zusammen die Schlittichuhlour haben antrsten sehen. — Eines war aber gewiß, und dies eins halte man sicher erfahren: der Baron von Drathen hatte am Weihnachtsabend von L. nach B. eine Schliitjchuhtour gemacht. Der Behörde war seit mehreren Tagen eine ganze Menge anonymer Anschuldigungen gegen den Baron von Drathen als den eigentlichen und endlich entdeckten Mörder, zugegangen, — zuletzt auch die Mitteilung, daß man in Er fahrung gebracht, er sei an demselben Tage, am Weihnachtsabend nämlich, an welchem der Assessor Gruber ermordet worden, auf Schlitt schuhen von L. nach B. gelaufen. Die verschiedenen Denunziationen wichen ebenso voneinander ab, wie die Gerüchte es taten, welche wir schon kennen, und die Kriminalpolizei legte sie ruhig beiseite, nur den Befehl gebend, im geheimen nicht auf den An geschuldigten zu achten, sondern auf die Brief- schreibcr zu fahnden. Da traf die Mitteilung über die Schlitt schuhtour des Barons ein, und dieser Brief ent hielt außerdem noch eine genaue Darlegung der Umstände, wodurch der Schreiber nachzuweisen suchte, daß die beiden Schiffsknechte unmöglich den Mord begangen haben konnten. — Es war eine förmliche Art Verteidigung der, des Schreibers Meinung nach, völlig unschuldig Verurteilten. Der Schreiber meinte, daß man auch nicht das allergeringste Beweisstück bei den SchiffS- knechten gefunden habe, daß daS Geständnis deS einen gar keinen moralischen Wert haben dürfte, indem eS doch nichts weiter als ein ge- waltsam erpreßtes gewesen, und daß sogar an zunehmen sei, der unglückliche Mensch sei damals, als er sich und seinen Kameraden sür die Mörder hielt, nicht ganz bei Sinnen gewesen. Er suchte ferner nachznweisen, daß die Mörder sicher nicht ganz gemütlich in vollster Sicherheit an Bord desselbeu KahneS geblieben sein würden, der regelmäßig dieselbe Stromreise nach B. hinunter machte. Der Kriminal-Direktor, dem all diese Denunziationen zugingen, hielt eS jetzt sür seim Pflicht, sich mit seinen Gerichtskollegen zu be sprechen, die zuletzt eingetroffene Anschuldigung und Auseinanderfitznng batte wirklich Anspruch darauf, daß die Behörde wenigstens einmal ernstlich prüfe, waS zu tun sei. Die Kriminal-Polizei erhielt den Au'trag> genau zu recherchieren. Es bestätigte sich, was der letzte Briel zur Anzeige gebracht, der Baron von Drathen hatte wirklich am Weihnachtsabend, und zwar am Nachmittag, die Reise nach B. aus Schlittschuhen gemacht. — Alles andre zeigte sich, wenigsten- vorderhand, als leeres G.sHwätz. — Baron von Drathen hatte in einem der ersten Hotels gewohnt und sehr zurückgezogen gelebt. Der Wirt des Hotels war noch derselbe; von einem Verkehr, den der junge Baron mit einem Manne unterhalten haben sollte, der i a h der Beschreibung dem Assessor Gruber ähnlich ge sehen, wußte man nichlS. — Man erfuhr, daß von Drathen sich säst ganz isolierte und nicht einmal an der Tadle d'hote speiste. Von einer Reise nach Frankreich und Italien, die er machen wollte, hatte er dem Holelbe'tzer erzählt, seine Zimmer auch zum ersten Januar gekündigt und bis dahin bezahlt; er halte jedoch schon kurz vo: Weihnachten seine Effekten nach Hause gesandt, da er dar WeihnuchiSlest im Kreise seiner Familie verleben wollte. Am Weihnachtsabend hatte er dann das Hotel ver lassen und der Wirt hatte später nur noch ge hört, wie er wirklich auch die beabsichtigte Reise unternommen habe. »s « (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)