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Aus Sachsen. Wilsdruff, 10. November 1905. Gegen die Aufführung desOhornschenSchau- spiels „Brüder von St. Bernhard" haben in Plauen i. B. die dortigen Katholiken öffentlich Protest eingelegt. Sie ersuchen den Stadtrat, diese Aufführung im dortigen Stadttheater zu untersagen. Bei seiner Erst, aufführung in Plauen am Reformationsfeste wurde das Stück mit großem Beifall ausgenommen. Das Haus war ausverkauft. Der katholische Protest erregt in dem protestantischen Plauen großes Aufsehen. Er wird natürlich erfolglos sein, einen um so größeren Erfolg aber für den Autor und für den Theaterdirektor haben. Uebrigens ist das Stück in dem katholischen Wien anstandslos auf- geführt worden. Durch einen rohen Scherz war, wie seinerzeit ge meldet wird, der Tischlergeselle Hennig am 24. Sept, in einer Ziegelei in Raschau i. E. um8 Leben gekommen. Er war auf einem Strohhaufen eingeschlafen, den der Ziegelstreicher Lang anzündete, um zu erproben, ob Hennig erwachen würde, „wenn das Feuerchen in warm machen^ werde. Das „Feuerchen" hat den Schlafenden so schwer verbrannt, daß er am andern Morgen im Armenhause starb. Der vielfach vorbestrafte Lang wurde für diese rohe Tat von der Strafkammer Zwickau zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Von grober persönlicher Liebenswürdigkeit zeugt eine kleine Episode, die von Fräulein Mary Münch, hoff, einer amerikanischen Sängerin, welche bei dem Kon- zert des Wagnervereins in Plaue« i. V. mitgewirkt hat, erzählt wird. Die Dame besuchte am Freitag einige größere Etablissements der Plauenschen Industrie und er freute sich an den duftigen Erzeugnissen heimischen Gewerb- fleißeS. In einer der großen Stickereifabriken des oberen Bahnhofsviertels drückte sie einem der sie begleitenden Firmeninhaber ihr Bedauern darüber aus, daß die zahl reichen dort tätigen jungen Mädchen bei ihrer Arbeit so zusammengekauert sitzen wüßten, was sicherlich recht müh- sam und beschwerlich sei. Einer plötzlichen Eingebung folgend, setzte sie hinzu, ob es ihr wohl gestattet sein würde, den jungen Mädchen dadurch eine Freude zu machen, daß sie ihnen ein Liedchen sänge. Selbstverständlich wurde die Erlaubnis mit vielem Vergnügen erteilt, und die Künstlerin sang zum Entzücken ihrer angenehm überraschten Hörerinnen und Hörer ihr schönstes Lied „Die Nachtigall', fügte auch noch einige andere köstliche Sangesgaben hinzu, die von der dankbaren Hörerschaft stürmisch bejubelt wurden. Infolge eines anonymen Briefes, welchen der Hilfs- lehrer an der Schule zu Oberhermsdorf zugeschickt be- kommen hatte, wurden von feiten der Lehrer Beobachtungen an einem ziemlich 10jährigen Schulmädchen wegen un menschliche r Zücht igu ngen durch seine Mutter ange- stellt. Diese Beobachtungen ergaben, daß das schwächliche Kind am Aermchen talergroße, blutunterlaufene Flecke aufwtes. Sofort wurde eine Untersuchung beim Gemeinde- Vorstand vorgenommen, welche schauderhafte Folgen einer übermäßigen Mißhandlung ergab. Ein fast völlig blut- unterlaufener Körper und angeschwollene Beine wurden konstatiert. Unter solchen Verhältnissen wurde das Kind, willigen Komik ist das Wort, das der Königliche Jüngling einmal in das Fremdenbuch eines Waisenhauses schrieb: „Ich möchte der Vater aller Waisen feiu." So ungefähr hätte auch der gute Heinrich IV. von Frankreich, der jedem seiner Untertanen Sonntags ein Huhn in den Topf legen wollte, gesprochen haben können. Die schönen Cha- rakterzüge Alfonsos lassen es begreiflich erscheinen, daß der König bei Frauen und jungen Mädchen mehr als nur einen Achtungserfolg erzielt. Eine kleine Schöne wollte sich nicht mehr die Hand waschen, die der König ihr berührt hatte; eine andere bewahrt als kostbare Reliquie das parfümierte Taschentuch auf, das der König einmal verloren und der ehrlichen Wiederbringerin zum Andenken geschenkt hat; eine dritte endlich huldigte dem jungen Mo narchen in so auffallender Weise, daß ihr eifersüchtiger Bräutigam es für geraten hielt, die Verlobung aufzuheben. c. L. bevor der Arzt über die Mißhandlung Zeugnis gegeben, der Obervormundschaft vorgestellt, welche die Wegnahme des unglücklichen Mädchens von der Mutter anordnete und dieses beim Waisenrat in Pflege und Erziehung gab. Diese Unmenschlichkeit der Mutter wird gerichtlich gesühnt werden. Auf sonderbareWeiseverletztesich in Schmölln bei Bautzen ein Steinmetzlehrling. Er hatte eine Patrone gefunden, diese in die Tasche gesteckt und während des Gehens mit der Hand daran gespielt. Plötzlich ex plodierte die Patrone, zerriß dem jungen Menschen die rechte Hand vollständig und verbrannte ihm den Arm und die rechte Körperseite. Eine Brandstifterin ist in Geyer in einem 12jährigen Schulmädchen ermittelt worden, auf das mehrere Bodenkammerbrände zurückzuführen sein dürften. Nach langem Leugnen gab das Mädchen zu, einen am 26. Oktober ausgebrochenen Brand verursacht zu haben, in dem es ein Bett mit Streichhölzern angezündet hat. Das Mädchen suchte damals den Verdacht der Brandstiftung auf einen Handwerksburschen zu lenken. Arrrze Lhrsnik. Ei« Lievesdrama. In Rosenheim in Ober- bayeru hat der 21jährige Werkmeisterssohn Otto Schlenk von Dachau seine gleichalterige Geliebte Minna Vogt, eine Kaufmannstochter auS München, erschossen und dann sich selbst. Unglückliche Liebe ist nach hinterlassenen Briefen der Grund der Tat. Infolge eines Irrtums verwundet wurde in Rostock der dort bei seinem. Freunde, dem Rittm. von Oertzen, zu Besuch weilende Frhr. von Tiele-Winkler. In der Nacht, als alle schlafen gegangen waren, verspürte Frhr. von Tiele-Winkler Hunger und begab sich ins Eß zimmer. Infolge deS Geräusches erwachten Herr und Frau von Oertzen. Als auf einen Aufruf keine Antwort erfolgte, gab Herr von Oertzen, wie der „Berl. Lokalanz." meldet, mit einem Revolver einen Schuß ab, durch den Freiherr von Tiele-Winkler in der Magengegend getroffen wurde. Das Befinden des Verletzten, der in das Umber- sitätskrankenhaus übergeführt wurde, gibt zu Bedenken Anlaß, doch ist der Zustand nicht hoffnungslos. Herrn von Oertzens Annahme, daß Diebe in seine Wohnung ein- gedrungen seien, lag um deswillen nahe, weil bei ihm mehrfach Einbrüche versucht waren. 2SV Ü0Ü Mark unterschlagen. Eine Hamburger Exportfirma wurde, wie der „Berl. Zt" meldet, durch Unterschlagungen ihres Vertreters Dillmann in Barcelona um 220000 Mk. geschädigt. Mord. Am Mittwoch morgen wurde in Gelsen kirchen der Althändler Fick in seiner Wohnung ermordet aufgefuuden. Der Täter ist unbekannt. Ist denn Liebe ein Verbrechen? „Alles fühlt der Liebe Freuden" — so singt bekanntlich der Mohr in der „Zauberflöte' — aber Houstons Stadtrat will's nicht leiden! Die Väter dieser im fernen Texas gelegenen „Weltstadt" haben, wie dem „Berl. Tgbl." aus New-Bork geschrieben wird, eine Verordnung erlassen, die dem LiebeS- spiel und Mirinewerben zwischen Männlein und Weiblein ein jähes Ende zu bereiten unternimmt. Besagter Ukas — der nicht etwa auS Rußland, sondern aus dem „freien" Staate TrxaS stammt - verfügt, daß künftig alles „Flirten" auf offener Straße oder freien Plätzen verboten sein soll, im übrigen aber soll deS „groben Unfugs" ganz besonders derjenige sich schuldig machen und sofort vor den Kadi geschleppt werden, der sich ferner noch unterfangen sollle, den süßen Mädels „Googoo-Augen" zuzuwerfen. Eine Diebin, die alles gebrauchen konnte, ist die Waschfrau Tinncmeyer, die im Hacungschen Hotel in Sulingen (Prov. Hannover) beschäftigt war. Frau Harting, die der Waschfrau nicht traute, hat in deren Hause eine Anzahl ihr gestohlener Sachen gesehen und Anzeige erstattet. Bei der vorgenommenen Haussuchung kam ein ganzes Warenlager an Sachen zutage. Es wur den u. a. gesunden: über 20 Damaft-Bezügc, 8 Bettüber züge, 8 Bettücher, 10 Servietten, 25 Handtücher, Sofa schoner, Tischläufer, Gardinen, Schürzen, 16 silberne Löffel, 24 Paar Messer und Gabeln, 6 Sektgläser, viele Steingläser, Stammseidel und Btergläser, Bieruntersetzer, Wein, Liköre, Benediktiner, Teeservice, Kaffeeservice, Milch töpfe, Kohleneisen, Wandlampen, Messingleuchter, Seife und noch viele andere Gegenstände, namentlich Wäschestücke, die wahrscheinlich anderswo gestohlen sind. Unter dem Bett fand man auch einen Sack Mehl. Die Diebin wurde verhaftet; während der Haussuchung machte sic zwei Selbst mordversuche, die aber rechtzeitig verhindert wurden. Eine mysteriöse Persönlichkeit befindet sich zur Zeit in Forst (Lausitz) wegen Diebstahls in Haft. Der Dieb nannte sich anfangs Maler Otto Gorgetla, später Maler Otto Vogetta aus Brüssel. Er will unter anderen Namen in Rheinland und Westfalen in verschiedenen Städten als Maler gearbeitet haben. Es besteht der dringende Verdacht, daß der Inhaftierte irgendwo ein Verbrechen verübt oder aus einer Gefangenen-Anstalt ent wichen ist. Der Verhaftete spricht westfälischen Dialekt, ist etwa 25 Jahre alt, 1,68 Meter groß; er hat dunkelblondes Haar, blonden Schnurrbart, braune Augen und zahlreiche Tätowierungen, so u. a. verschiedene Totenköpfe, „Rache", K oder Li., das Monogramm k., ein Wappen mit zwei Schwertern, Speer, Pfeil und Gewehr. Ei« Direktor wird gesucht . . . Welche An forderungen an einen Direktor gestellt werden können, möge man aus folgendem Inserat ersehen: Für einen an der Hamburg.Altonaer Grenze gelegenenTanzsalon A.-G. wird eine geeignete Persönlichkeit, welche gute Umgangs- formen besitzt und der deutschen Sprache leidlich mächtig ist, als Direktor gesucht. Gehalt bei gänzlich freier Station und freier Wohnung 3000 bis 5000 Mk. Offerten unter . . . Bewerbungen von nicht Branchekundigen, wie Gerbergeselleo, Schuster, Schlächter, Tabaksarbeiter usw. können keine Berücksichtigung finden! „Das schwach- Geschlecht". Als dieser Tage der Gerichtsvollzieher in Ncu-Münsterberg in Ostpreußen einer dortigen Arbeiterfamilie einen Amtsbesuch abstattete, kam ihm die Frau des Hauses mit einem Revolver drohend entgegen, ihn, den Mann des Gesetzes, an einer Pfändung hindernd. Als er darauf in Begleitung eines Gendarmen zurückkchrte, kam es zwischen ihnen und dem rabiaten Weibe zu einem Kampf auf Leben und Tod. Vier Männer waren nötig, um die beißende, kratzende, schlagende und strampelnde Eva in Polizeigewahrsam zu bringen. Dort zerschlug sie noch mit ihren Fäusten die Gefängnistür. — Und da spreche noch einer vom schwachen Geschlecht. Ei« Kirchdorf, das vom Erdbode« ver schwindet. Das 70 Häuser zählende Kirchdorf So- brüsten bei Dux in Böhmen wird in nächster Zeit vom Erdboden verschwinden, das Dorf ist nämlich von Berg werksbesitzern angekauft worden, um die mächtigen, unter dem Dorfe liegenden Kohlenflötze abzubauen. Etwa '/< Stunde entfernt wird nun ein neues Dorf unter dem Namen Ncu-Sobrusten auigebaut. Tod durch Kurpsuscherei. Em Kurpfuscherfall, welcher mit dem Tode deS Behandelten endete, macht in Roßlau a. d. Elbe viel von sich reden. Die Ehefrau eines Maurers litt an einem Bruchschaden und ließ sich, anstatt zu einem Arzt zu gehen, von einem „klugen" Mann behandeln. Der Bruch wurde brandig. Nun war für die Frau ärztliche Hilfe geboten, doch kam diese jetzt leider zu spät. Die bedauernswerte Frau starb im Dessauer Kreiskrankenhavse. Ein Sturz beim Hubertusrennen. Hamburg, 9. Novbr. Leim Enokamps der g-ungen Hubertusjagd des Offizierskorps bcS Jnfantene-N^nums Hamburg kam der Regimentsodjutanl, Oberleutnant v Eberstein, mit seinem Pferde io unglücklich zu Fall, daß tiefes sich mehr mals über ihn Wälzle. Der Zustand des lüchtigen, jung- verheirateten Offiziers ist ruchl unbedenklich. Vermischtes. * Diät und Hant-Schonheit. Der hartnäckige HautauSfchlag, den mau Finne oder Akne nennt, ist be kanntlich eine der una ngenehmsten und verunziercndsten äußeren Krankheilserschetnungen. lieber dieses fatale, weitverbreitete Uebel findet sich in der „Berliner Klinischen Wochenschrift" eine interessante Arbeit aus Prof. Lassars Klinik für Hautkrankheiten: „Die Akne und ihre Behandlung" unterhielt, so lange es rhm Vergnügen machte. Sie war gewissermaßen vor dem stolz und stegesgewiß auftretenden Baron zurückgeschreckt. Das Schicksal, ein düsteres Verhängnis, hatte sie dann später demselben von ihr ge- flohenen Manne wieder entgegengesührt; — er sollte ein Mörder sein! — Das war unmög lich! Sein ganz verschwommenes Bild wurde plötzlich klar und deutlich vor ihrem Seelen- auge. Und sie lernte die schöne, sanfte, hochherzige Schwester desselben Mannes kennen; und wie sie dem Bruder ähnlich war in Gesicht, in Ge stalt, sollten sich denn da nicht auch die Seelen der Geschwister gleichen, konnte der Bruder dieser Schwester ein leichtsinniger, schlechter Mensch sein? Dann führte wieder das Geschick, aber dies mal ein gütiges, — den jungen Baron in ihre N^he; sie sah die einst schöne, hochausgerichtete <8.stall zusammengesunken, krank und schwach, — er litt schwere, körperliche wie geistige Schmerzen, — er litt um ihretwillen, denn nur ihrethalben sollte er ja seine Hand mit Blut be steckt haben. Melanie war Tag für Tag um den kranken Bruder gewlsen — wenn aber die Über anstrengung der Natur ost gewaltsam ihr Recht forderte, dann vertrat ihre Stelle die bereit willige Freundin, und bald hatte die Schwester d»L Kranken zu ihrer innigsten Freude wahr- «nommen, daß aus dem Mitleid, auS der Teilnahme, welche das blonde, schöne Mädchen dem Kranken schenkte, ganz verstohlen ein andres Gefühl zu blicken schien, eine Blüte, die sichtlich zur Blume sich entfaltete, die still verborgene Liebe. Und der junge Baron genas; — aber selt sam — die beiden jungen Leute, deren Herzen füreinander doch so heiß zu schlagen schienen, brachten kein Wort eines Geständnisses über die Lippe«. So weilten sie wochenlang neben-, so schieden sie voneinander — und auch dann, als die gegenseitigen Besuche der Familie stattsanden, blieb der Mund beider stumm, wie stets vorher. An einem späten Herbstabcnd kam der junge Baron von einem langen Ritt zurück, die Schwester erwartete ihn. „Du wilder Mensch," — sagte sie, — „ich muß dich wohl einmal wieder ernstlich inS Ge bet nehmen, du vernachlässigst Vater und Schwester und deine — besten Freunde. — Der Rentier Ehrlich", — fuhr sie rascher fort, — „war mit seiner Tochter hier; sie fragten nach dir, ja du warst über alle Berge." Als der Bruder nur ein melancholisches Lächeln zur Antwort hotte, begann Melanie ge dehnt weiter sprechend: „Meine Freundin kam, um unS Adieu zu sagen —" „Was, sie will fort von B. ?' fragte rasch der Baron. „Ja, sie will bis Weihnachten nach L. zum Besuch einer weitläufigen Verwandten." — Melanie blickte forschend zu ihrem Bruder aus, dann sagte sie scherzend: „Aber ich glaube, die Sache hat einen andern Haken, die entfernte Verwandte soll einen sehr hübschen und liebens- würdigen Sohn haben," „Was geht das mich an!" fuhr der junge Mann heftig auf, und Melanie sah zugleich, wie seine Farbe sich veränderte. „Also doch," lachte sie, „und nun sage mir, warumversuchstdu denn immer noch, derSchwester zu verbergen, daß die alte Liebe in deinem Herzen nicht erkaltet ist?" „Melanie — laß das — kein Wort mehr davon. Du weißt, welche furchtbare Kluft mich für immer von ihr trennt; auS jener Kluft," fuhr er schwer ausatmend und mit tonloser Stimme fort, „starrt mir das blutige Antlitz eines Erschlagenen entgegen, und ringsum stehen Tausende, die, mit Fingern auf mich zeigend, brüllen: das ist der Mörder! Darum, wenn du mich lieb hast, nicht ein Wort mehr von ihr, von dem, was ich fühle oder verberge." Der Bruder hatte seine Schwester in die Arme geschlossen, er lehnte chren Kopf an seine Brust, drückte einen innigen Kuß auf ihre Stirn und eilte dann zum Zimmer hinaus. Melanie wußte, daß er noch liebte, liebte mit der ganzen Glut seiner Herzens, daß er aber eher sein Herz in Stücke brechen lassen würde, alS zum zweitenmal um die Hand der Geliebten werben, er, der für den Mörder ihres einstigen Verlobten galt! * * * Die Tochter des Rentiers war wirklich rach L. abgereist, ihre Reise galt vor den Augen aller dem Besuch einer weitläufigen Verwandten; der eigentliche Zweck war ein andrer. DaS iunae Mädchen war im Einverständnis mit ihrer Freundin Melanie nur deshalb nach L. gereist, um auf eigene Hand eine Spm M verfolgen, die möglicherweise auf den wirküche» Mörder deS Assessors letten könnte. ES war Ende des November-Monat«, M der Postwagen sie nach L. trug. Der alte Rentier Ehrlich kannte den Reife- zweck seiner Tochter ebenfalls, er sollt» indG geheim gehalten werden, der junge Baron two- derhand nichts davon erfahren. Tag um Tag verrann — trotz aller noch so sorglichen Nachforschungen vermochte da« junge Mädchen nichts zu entdecken, waS irgend «in« Aufklärung gegeben hätte, wahrscheinlich war diese neue Spur eine ebenso falsche, wie manche andre gewesen, die sich eröffnete und dan» wieder verschwand. Der Winter batte sich frühzeitig eingestellt, — die Wege zwischen L. und B. waren schwer zu Paffieren, das Reisen mtt der Post wuwe ei» doppelt unangenehmes. Der Rentier entschloß sich, seine Tochter M einem bequemen Privatfuhrwerk abholen Pi lassen. Er selbst wurde wieder vom SG«- matismuS arg gequält, sonst würde er die Tom milgemacht haben. — Der Wagen, von >M tüchtigen Pferden gezogen, fuhr deshalb leer nach L. Es war um die Zeit kur- vor W«ih» nachten; — zwei Jahre waren nun bald fett dir Ermordung deS Assessors vergangen, au die stch noch immer daS Geheimnis deS wirklichen Täter« knüpfte. / -B I» (Fortsetzung folgt.) — E