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GratisbeUage zum Mockenbiatt für Mlsciruff una ciie dmgegencl. »M« »« X«rtt» »er,«r « V 20 der neue präsitlent ües keichrgericdlr. Die höchste Nichterstelle im Deutschen Reiche ist bisher viermal besetzt worden. Der erste Präsident war von Simson, der zweite von Oehlschläger, der dritte Gutbrod und der vierte Freiherr von Seckendorfs, der neue Präsident des Reichsgerichts. ist jetzt Rudolf Freiherr von Seckendorff, dessen Bild wir hier bringen. Freiherr von Secken dorfs ist in Köln am 22. November l844 ge boren, er steht also im einundsechzigsten Le bensjahre. Sein Name ist niit dem Reichs- Bericht eng verbunden. Als nämlich dieser höchste Gerichtshof im Jahre 1879 eröffnet ^urdc, da war Eduard vou Simson der erste Präsident und Eduard von Seckendorff der srste Reichsanwalt, dieser war der Vater des h'tzigen Präsidenten. Rudolf von Seckendorff begann 1865 seine' juristische Laufbahn als miskultator nm Kammergericht in Berlin, ^cn Feldzug gegen Frankreich machte er mit fioSwichnnng als Reserveoffizier bei den 12. Wagonern mit, wurde dann im Dezember 1871 Gerichtsassessor, darauf Hilssrichter im Kreisgericht in Duisburg, später Prokurator in Metz und Kolmar, um 1879 in das Reichs justizamt als Hilfsarbeiter gerufen zu werden. Hier stieg er bis zum Unterstaatssekretär empor, wurde 1882 Geheimer Regierungsrat und 1885 Vortragender Rat. Parlamentarisch trat von Seckendorff hervor, als er 1898 die Zivil- prozeßuooelle ausarbeitete und im Reichstag als RegiernngSvertreter behandelte. Eingehend beschäftigte er sich auch mit Fragen des Staats- und Völkerrechts, des Urheberrechts und des Zivbprozesses. Auch im Patentamt war von Seckendorff mehrfach tätig. Das Deutsche Reich vertrat von Seckendorff 'im Haag auf der Ersten Internationalen Konferenz für inter nationales Privatrecht, die zu dem wichtigen Abkommen vom 14. November 1896 führte. Nachdem er 1899 zum UntcrstaatSsekretär im preußischen Staatsministcrium ernannt worden war, wurde er auch Mitglied des Disziplinar hofes in Leipzig; diesem gehörten auch der Präsident und mehrere Mitglieder des Reichs gerichts an, so daß sich abermals Beziehungen zwischen von Seckendorff und dem Reichsgericht bildeten. Der neue Präsident ist also an der Stätte seiner jetzigen Wirk samkeit kein Renting nud hat deshalb auch dort die freundlichste Ausnahme ge funden. Frhr. v.Seckendorff steht allseitig im Rufe eines tüchtigen Juristen wie auch eines außeror dentlich befähigten Ver waltungsbeamten, und wäre es nur wünschens wert, wenn er sein Amt nach dem Vorbilds des ersten Präsidenten von Simson, der bis ins hohe Greisenalter seine Kräfte diesem verantwortungs reichen Posten widmen konnte, recht lange be- tleidcn könnte. Ueberdies ist es für eine derartig wichtige Verwaltungsstelle auch selbst nur vorteil haft, wenn so wenig als möglich Stellenwechsel ein treten. Daß der neue Prä- kejOsksnrier Sürst Miow. In den Tagen, die seinem Erben auf dem Thron die liebliche Fürstentochter aus Mecklen burg als Gattin gebracht haben, hat der Kaiser auch derer dankbar gedacht, die ihm stets in des Reiches Leitung treu zur Seite gestanden, in erster Linie natürlich seines ersten Dieners. Noch während der Feierlichkeiten fuhr er beim Reichskanzler vor und setzte ihn davon in K.nnt- nis, daß er ihn in den Fürstenstand erhoben habe. Schon im Februar dieses Jahres, nach Beendigung des mühevollen Werkes der Han delsverträge, hieß es, daß ihm diese Auszeich nung zugedacht sei, doch habe der Monarch auf des Grafen eignen Wunsch davon Abstand ge nommen. Danials erhielt er die Büste des Kaisers in Marmor. Auch im Dezember 1902, als der Zolltarif glücklich dnrchge- bracht war, sollte er in den Fülsten- stand erhoben wer- Reichskanzler Fürst Bülow. fident schon in näheren Beziehungen zum Reichsgericht gestanden hat, wird ihm sehr bald außerordentlich zu statten kommen, wenn die Entscheidung im lippeschcn Thronstreit zu fällen ist. den, nnd es wurde nur auf seinen Persönlichen Wunsch davon abgesehen. Nun ist das Er eignis eingetreten, das nur noch eiin Frage der Zeit war.