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«rit im »Ilä. )>»L^^^rFV^^^^L^L<VL<VL<L2^i/ri/VL^2L^ S>6L>Q^ io Er ha dürfen Sie den lieben Menschen diese Mass doch nur im Werden Werner „Lena Obendorfs" Eine dunkle Nöte flog über Steinachers blasse Wangen. „Nun, so gut," lachte Beate harmlos, „wie es einem glücklichen Bräutchen nur ir gend ergehen kann." Wie von einem Schlag getroffen, taumelte Werner zurück. Seine großen, glänzenden Augen erloschen und weiteten sich. Aechzend griff er nach seiner Brust. „Lena — Braut?" stammelte er. „Das ist nicht möglich. Das kann — das kann nicht sein. Davon müßte ich doch wissen." „Ja, gnädiges Fräulein," gab er in sicht licher Bewegung zu. „Und darf ich Sie fra gen, wie es meiner Pflegeschwester ergeht?" im äußersten Notfall meine Lieblinge für ein so Geringes herzugeben." Und nun zuckte ein halb wehmütiges, halb stolzes Lächeln über sein blasses Gesicht. „Ich habe auf die sen äußersten Notfall nicht warten müssen, denn gestern fand sich ungesucht und uner wartet ein Käufer, der meine Arbeiten weit über ihren wirklichen Wert schätzte und mir Summen bot, welche für die Arbeiten eines noch Lernenden, Werdenden unerhört sind. Ich hielt es, — schon in Gedanken an meine Angehörigen, die sich wahrhaft aufgeopfert haben um meinetwillen, — für meine Pflicht, diesen Glücksfall nicht von der Hand zu wei sen. Heute abend wird dieser Raum leer sein, denn ich habe alles verkauft, — alles, bis auf eines . . ." „Da wünsche ich ja herzlich Glück," rief Beate in aufrichtiger Freude, ein flüchtiges Gefühl von Enttäuschung rasch unter drückend, „und wer ist Ihr Mäcenas, wenn ich fragen darf? Ich komme nämlich auch in der Absicht, einige Ihrer Arbeiten zu erwer ben, denn die anmutige Schlichtheit Ihrer Kunst hat es mir schon vor Jahren angetan. Nun wäre ich doch froh, wenigstens aus zwei ter Hand etwas erstehen zu können, voraus gesetzt, daß der betreffende Käufer auf der artige Wünsche einqehen würde." s,Es ist ein hiesiger Kunsthändler," ant wortete Werner, „der sonst nicht gerade durch Freigebigkeit sich auszeichnet. Um so größer war mein Erstaunen über sein glänzendes Angebot. Ein Freund, der geschäftlich sehr viel erfahrener ist, als ich, ist durchaus der Meinung, daß hinter dem Händler ein andrer steht, irgend ein wohlhabender und kunst freundlicher Mann, der aus besondern Grün den nicht genannt sein will. In diesem Fall wäre ja allerdings ein Weiterverkauf ausge- fchlossen, und ich gestehe, daß ich geradezu be schämt bin über die Wertschätzung, welche meinenbeschcidenen Erstlingswerken widerfährt." Beate sah mit warmer Teilnahme in das liebenswürdige, vertrauenerweckende Gesicht des jungen Künstlers. „Sie sprachen von einer Arbeit, welche Sie zurllckbehielten?" fragte sie. „Darf man dieselbe sehn, Herr Steinacher?" Werner wies stumm auf das letzte, noch nicht ganz vollendete Bildwerk: Ein junges Landmädchen in einfacher Tracht, das weg müde und ausruhend auf einem Baumstumpf sitzt. Den Wanderstab und das Bündel hält es lässig in den Händen. Bang und doch tapfer ist der Blick geradeaus gerichtet, und von den halbgeöffneten, durstigen Lippen scheint die Frage zu klingen: Was wirst Du mir noch bringen an Mühsal und Gefahr, an Wonnen und Leiden, Du weiter, weiter Weg? „Lena!" rief Beate unwillkürlich und fchaute mit Entzücken auf die schöne, junge Gestalt, das reizende, lebensvolle Gesicht. SreunaLchaN. Roman von HanS Hal«. Fortsetzung. nähme nicht Übel deuten. Das alles ist jecheid baldt und das „Noch im Werden —?" Wie ein Ertrinänen große kender auf einen Strohhalm, fo stürzte sicteteiligte n Werner auf diese Worte. „Noch im Werdenen Neuba sagen Sie?" ' >ber nach d „Ich meine" — berichtigte Beate etwaM mir nie verwirrt — „daß die Zukunft des jungeäiese Sache Paares bis jetzt recht im ungewissen noMr so gut liegt. Aber — wie sehen Sie aus, liebeckr Hand . Steinacher? Ein Schwächeanfall? Wollen Sist^ sich nicht fetzen?" i ^"a sc Mechanisch gehorchte der Bildhauer, unM*' seine haltbedürftige Natur rang nach eines ' B-fnI„g In W--I-N. Znd. , „Sie sehen, was m mir dargeht!" streß -I wM,. hervor. „Ich liebe Lena, liebe sie bis zu«s Besoni Wahnsinn und kann und will sie keinem anders,»" lassen. Sie hat zu Weihnachten meine Wess^^ sein bung zurückgewiesen, aber ich glaubte, dM^, z sie dies nur in Rücksicht auf meine künstlecktz^M. z sche Laufbahn getan habe, daß sie mir kedfetrcuer Bl Fessel hat sein wollen. Und nun, und nxsufnehmen, — o Lena! — so kannst Du mich kränken-ieschäftigu Fassungslos glitt er auf seine Kinkel Beweg! schlang in wilder Inbrunst die Arme um daß es ja ai Bildwerk der jungen Wanderin und bra^ungen." dann ohne Besinnung zusammen. Lena st Vis zum Abend blieb Beate in dem armelhmalen F kleinen Borstadthause. Mit einem junge „Wie bi Künstler, der bald nach Werners plötzlicher meine Erkrankung in das Atelier getreten war, soMieb. Bei sie stundenlang an dem Lager des Fieberndem Wider und konnte ihren todestraurigen Blick laUssPh". abwenden von seinen schmerzverzerUOo "un y Zügen. sug« „Er leidet, wie ich gelitten habe," daE^' sic. „O, jene langen, langen, furchtbaren T«, „ ' und Nächte, ehe ich mich an den Gedanken , wöhnte, daß Fritz mir für immer verlock gegangen war! Ich habe versucht, mit schasntbehrum fem Schnitt die brennende Wunde zu Hein Wenn Ich band mich an einen andern, um mich i »0^1» sc erlösen von all den heißen Sehnsuchtstrii men. Und doch — noch heut ergreift's mit Schaudern: Wie bist Du grausam Räu unbegreiflich, 0, Liebe! Läßt Dich weder Erleben w flehen, noch ertrotzen, blühst selbst in ^eden." treuesten Freundesseele nicht auf . . . Lena st kommst dann von andrer Seite ungebess „Ob 1 und ungerufen, kommst nur freiwillig und jemals wi für de Beate entfärbte sich. Was hatte sie mit ihrer ahnungslosen Ve-Gnaden. merkung angerichtet? Es schien ihr ja selbst-kcmn Dich verständlich, daß der Pflegebruder von LenaS: Gegen Verlobung unterrichtet war. Und nun hattenklärte Wer Obendorfs auch ihm gegenüber geschwiegcnlgehenden ? Warum? Sein völlig verstörtes, schreckerstarr-gxxjgmte A tes Antlitz gab die Antwort: Er liebte Lena,sein würde, und man hätte ihn — wohl seiner angegriffe- Lieferst nen Gesundheit wegen — noch schonen wollenden Kranke Und nun hatte sie mit plumper Hand den^eundes Z wohltätigen Schleier von dem Geheimnis ge- „Ich w, rissen. verlieren, Sic versuchte, sich und Werner so gut alsschwur sie s möglich über den peinlichen Augenblick hin-kann, soll wegzuhelfen. ls, daß er „Ich sehe," sagte sie bedauernd, „daß ichnag jener unwissentlich eine große Torheit ungerichteter meinen habe. Von Lenas Herzensbündnis Weißtam?"— - außer ihren Eltern niemand als ich, — da Die erst — da —" nun holte auch sie schwer Atem —nen, als L „ihr Verlobter mir herzlich befreundet ist, undcten Entn die jungen Leute sich in unserin Hause kenne« lernten. Welche Gründe Ihre VerwandteiFreude an hatten, gerade Ihnen gegenüber noch zr roher Zuv schweigen, — ich ahne es nicht, aber sicherlichag mit G< Rudol? Ich habe mich immer bemüht, ge gen Vorurteile anzukämpfen," er widerte Lena etwas unsicher, und schon begann eine leise Stimme in ihrem Innern für Otto Rudolphi zu sprechen, da fühlte sie plötzlich, wie der heiße, prüfende Blick seiner häßlichen, vorstehenden Augen über ihr Haar, ihre warmen Wangen und Schultern glitt, und wie von einem Schlage getroffen, fuhr sie zusammen. Gut, daß gerade in diesem Augenblick die Musik cinsetzte, und ein andrer Tänzer sie aus ihrer herzbeklemmenden Lage befreite! Gut, daß nun auch bald Frau Lotte, die übri gens äußerst flott getanzt hatte, zum Auf bruch mahnte! An einem Hellen Vorfrühlingstag er klomm Beate Rudolphi die schmalen Stiegen eines kleinen Münchener Vorstadthauses. An der Wohnungstür des zweiten Stock werks schimmerte eine weiße Visitenkarte: Werner Steinacher. Ja, das war der ihr ge nannte Name. Sie zog an der altmodischen Klingel schnur. Eine behäbige Alte öffnete ihr und blickte verwundert auf die vornehm gekleidete Besucherin, welche gerade nach dem bescheiden sten ihrer „Zimmerherren" sragte. „Der Herr Steinacker sitzt in feinem Melier," gab sie diensteifrig Bescheid. „Bitt' schön, Madam! Immer noch weiter 'nauf! Dritter Stock!" Nach wenigen Minuten stand Beate vor dem jungen Künstler, welcher bei ihrem Ein tritt fast erschrocken von seiner Arbeit aufge fahren war. Er schien ihr merkwürdig ver ändert, — älter und reifer geworden, und seine angenehmen, etwas leidenden Züge tru gen den Stempel eines selbst- und weltver lorenen Künstlertums. Er begrüßte seinen unerwarteten Gast ohne jede Spur von Verlegenheit und ohne seinen bestaubten Leinwandrock zu entschul digen. „Was führt Sie zu mir, gnädiges Fräu lein?" fragte er ruhig und wies ihr einen einfachen Korbsessel an. Beate zögerte mit der Antwort und schien seine Aufforderung kaum zu bemerken. Mit lebhaft glänzenden Blicken sclh sie um sich und trat dann rasch vor einige der umherstehenden Bildwerke und Fresken. „Wie schön!" sagte^sie voll ehrlicher Be wunderung. „Sie müssen in den letzten Mo naten ja fabelhaft fleißig gearbeitet haben!" „Was Sie hier sehen, gnädiges Fräu lein," antwortete er bescheiden, „ist zum grö ßern Teil schon während meiner Berliner Studienzeit entstanden. Ich habe alles mit mir genommen, denn gerade meine Erstlings werke liebte ich, wie nur eine Mutter ihre Kinder lieben kann. Jetzt freilich werde, ich mir über die Mängel meiner Anfangsarbeiten von Tag zu Tag klarer, und weiß, daß sie neben all den technischen Unbeholfenheiten nur einen wirklichen Vorzug haben: Sie sind aus glühender Begeisterung heraus geboren, und haben wohl auch nur deshalb selbst die An erkennung bedeutender Meister gefunden." „Und Sie haben nichts von dem allen verkaufen können?" fragte Beate, um ihrem Ziel einen Schritt näher zu rücken. „Es wurden mir schon in Berlin Ange bote gemacht," erwiderte Werner Steinacher, „aber diese waren so ungünstig, daß ich mei nem Pflegevater fest versprechen mußte, nur