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Sonnabend, 10. Juni 1905 A k Herzogswaloe NullM. ^2)urLrniiciLvnzkrL, St N Bretschneider bat den Antraa einaebracbt berg Vogelschießen mit Ball. Am 3. Feiertag: Lindem schlößchen Extrakonzert der Stadtkapelle mit Ball, Am klage zu Nr. 69 fang ^8 Uhr; Erbgerichisgasthof Herzogswalde Konzert der Tharandter Stadtkapellc mit Ball, Anfang 7 Uhr; Gasthof Neukirchen Prämien. Vogelschießen mit Ball. Mittwoch, den 4. Feiertag: Kurbad Hartha 1 großes Kurkonzert mit feiner Reunion. musik und nachm. Gartenkonzert; Gasthof Mohorn abends 8 Uhr Tkroler-Konzert von Haus v. Hoff; Gasthof Steinbach b- K. nachm^ Gartenfreikonzert und Gasthof Neukirchen Karusseübelustlgung. Ain 2. Feiertag: Starkbesetzte Baümustk >m Hotel Löwe, Hotel Adler, Schützenhaus, Lindenschlößchen, Gasthof Klipphausen, Gasthof zur Sonne Braunsdorf, Gasthof Weistropp, Gasthof Blankenstein, Gasthof Limbach, Gasthof Huhndorf, Gasthof Kaufbach, Gasthaus Wildberg, Erbgerichtsgasthof Herzogswalde, Gasthof Helbigsdorf, Gasthof Mohorn, Gasthof Neukirchen und Deutsches Haus Rohrsdorf. Gasthof zur Krone Kesselsdorf Gartcnfreikonzert mit B:ll; Kurbad Hartha von 4 Uhr an Familien-Tänzchen; Gasthof Steinbach b. K. nachm. Freikonzert mit Ball und Gasthof Rothschön- — Die Hoffnungen, die der Verlag der „Sächsischen Dorfzeitung" auf die tägliche Herausgabe des Blattes fetzte, scheinen sich nicht erfüllt zu haben, da eben der «roße frühere Verbreitungsbezirk der „Dorfzcitung" jetzt durch andere Blätter absoviert wird. Der Verlag hat die seines Wasserrechts durch die Stadlgemeinde zum Zwecke der Beseitigung der Uebelstände an der Dresdnerstraßen-Brücke in Verbindung zu treten. Im Verfolg dieses Antrags hat vor der Sitzung eine Besich tigung des Saubachbettes an jener Stelle stattgefunden. Bürgermeister Kahlenberger erklärt: Rechts und links der Saubach liegt ein Schmutz, der geradezu schauderhaft ist. Das kann schon aus sanitären Rücksichten nicht so bleiben. Ich darf den Fortbestand dieses Zustandes nicht dulden; wenn Epidemien entstehen, bin ich in erster Linie verantwortlich. Ich muß Sie bitten, ganz entschieden auf Abhilfe zu sinnen und zwar so, daß wir nicht alle Jahre uns mit der Sache zu befassen haben. Wir haben erst das letzte Jahr Geld für die Räumung des SaubachbetteS ausgegeben, heute besteht schon wieder der alte Zustand. Schaffen wir gründliche Abhilfe, dann bleiben uns diese fortwährenden Ausgaben erspart. St.R- Bretschneider begründet seinen Antrag: Ich war überrascht, als ich kürzlich den Smamm liegen sah. Der Zustand ist un haltbar. Wir haben erst im vorigen Jahre geschlemmt, haben den Hofmühlenbesitzer während dieser Zeit entschädigen müssen, und heute haben wir genau denselben Schlamm. Der Zustand ist nicht blos gesundheitsschädlich, sondern auch ekelerregend. Die Stadt trägt eine große Veran- wortung, denn bei dem AuSbruch von Epidemien wird man - wenn vielleicht auch zu Unrecht — immer geneigt — Bergnügungstafel für die Psingstfeier- tage: Am 1. Feiertag: Hotel Adler von V28 Uhr an Gartenkonzert; Lindenschlößchen nachm. Gartenfreikonzert; Kümmelschänke Zöllmen früh Vs 6 Uhr Frühkonzert; Erb- aerichtsgasthof Herzogswalde früh 5 Uhr Frühkonzert; Tännichtmühle Herzogswalde nachm. Gartenfreikonzert ¬ sein, die Saubach als den Herd zu bezeichnen. Es gibt, um dem Maß unserer Verantwortung gerecht zu werden, nur ein Mittel: den Ankauf des Kühnschen Wasser rechts. Freilich erfordert dies Opfer, aber diese sind erschwinglich. Wir haben schon manches Opfer gebracht; ich erinnere Sie nur an das Stadthaus, durch welches wir einen unschönen Platz beseitigten. Eine Rentabilität gibt es bei Tiefbauten natürlich nicht, aber wir haben dann der Stadt einen außerordentlich großen Dienst ge leistet, wenn es auch Leute geben wird, die auch an diesem Beschluß nörgeln. Je länger wir warten, desto teurer kommt uns die Saubach. Ich binüberzeugt, daß man, wenn jetzt Ernst gemacht wird, zu einem annehmbaren Preis kommen wird. Jedenfalls wird das Opfer zu erschwingen sein und man hat dann alle Mittel au der Hand, um Hilfe zu beschaffen. Ich beantrage also die Wahl einer dreigliedrigen Kommis sion, die mit Herrn Kühn sofort in Verbindung tritt und den von ihm geforderten Preis anhört. St R. Wätzel erklärt, wenn man kaufen wolle, dann müsse man schon das ganze Anwesen kaufen, denn was sei eine Mühle ohne Wasser? Mit Grundstück — viel Areal komme nicht in Frage — werde man nicht viel teurer kaufen, als wenn nur das Wasserrecht erworben werde. Bürgermeister Kahlenberger führt aus, eine Rentabilität der Ausgabe sei ausgeschlossen, aber hier handele es sich darum, einen schweren Mißstand zu beseitigen. Es genüge wenn das Wasserrecht erworben werde; die Mühle behalte ihren Wert, da die Wasserkraft durch Elektrizität ersetzt werden könne. St.V. Frühauf bittet, den Gedanken der Schaffung eines Flutkanals nicht ganz fallen zu lassen; hier sei der Kostenpunkt und die Zweckmäßigkeit der Anlage maßgebend; ven Schlamm werde man auch nach der Beseitigung des Wehres nicht los werden. Bürgermeister Kahlenberger betont, daß der Bau eines Flutkanals die Beschaffung eines Beschleußungssystems zur Bedingung habe; das letztere werde aber eine Kosteaufwand von 100—150,000 Mk. erfordern. St.V. Frühauf: Wenn ein Beschleußungs- system bevorsteht, dann ist es nach meiner Meinung rich- tiger, jetzt überhaupt nichts zu machen. St.R. Bret schneider glaubt nicht, daß Herrn Kühne auch das Grund stück feil ist. Es bleibe ein altes, baufälliges Grundstück wie etwa das Elektrizitätswerk, das lange leergestanden habe und das man sogar abbrcchen wollte. Ein Flut kanal ist nicht durchführbar, jedenfalls würde er ganz enorme Kosten verursachen. Der Schlamm komme nicht bloß von den Schleußen, auch der Ackerboden werde hineingespült. Durch Beseitigung des Wehres erhalte man ein um 3 Meter höheres Gefälle, dann werde der Schlamm schon fortlaufen. St.V. Schlichenmaier: Mit demFlutkanal bringt man den Schmutz kaum heraus. Wenn mau gründlich Abhilfe schaffen soll, bleibt weiter nichts, als die Anstauung durch das Wehr zu beseitigen. Man stelle fest, wieviel Wasserkraft die Hofemühle besitzt, und biete ihm — neben einer baaren Entschädigung — dafür elektrische Kraft an, die der Stadt ja nicht allzuviel kostet. St-V. B. Hofmann: Wir müssen dann auch die Ufer bessern lassen; das fordert neue Opfer. Man weiß nicht, ob durch Beseitigung des Wehres der Schmutz aufhört. Jedenfalls oll man in dieser Beziehung sehr sicher gehen. DerVor- chlag des Herrn Schlichenmaier wegen des Austausche- der Kraft kann Herrn Kühne ja unterbreitet werden. St.R. Goerne: Die Frage der Beseitigung der am Saubach be- tehenden Uebelstände ist seit 20 Jahren sehr oft ange- chnitten worden, aber immer wieder verliefen die Ver- mndlungen im Sande und ich freue mich, daß jetzt endlich Lrnst gemacht werden soll. Ich glaube, es ist keiner unter Ihnen, der bestreitet, welcher furchtbare Zustand dort herscht. Daß eine der vorgesetzten Verwaltungs- oder Medizinal- iehörden uns die Beseitigung des letzteren nicht schon längst aufgegeben hat, hat mich immer gewundert. Wir wollen mit freiem und weitem Blick an die Sache heran- Aus Stadt und Land. Mitteilungen aus dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 9. Juni 1905. - König Friedrich August wohnte gestern früh der Besichtigung des 2. Bataillons des 178. Infanterie- Regiments im Dresdner Uebungsgelände bei und tra dann die Reise nach Leisnig und Grimma an. Abends begab er sich von Dresden-Neustadt aus nach Zeithain um heute früh der Besichtigung der 45. Jnfanteriebrigade auf dem dortigen Truppenübungsplätze bcizuwohnen. — Königin-Witwe Carola beabsichtigte sich heute vormittag auf etwa fünf Wochen nach Sibyllen- ort zu begeben. Von dem Luftwechsel wird eine Besserung der noch bestehenden katarrhalischen Erscheinungen erhofft. — An Stelle des jüngst verstorbenen Dezernenten für das sächsische Seminarwesen im Minnstertum des Kultns und öffentlichen Unterrichts, des Herrn Geheimen SchulratsAdaldertGrüllich, ist derDirektor desSeminars zu Dresden-Friedrichstadt, Herr SchulratDr- phil.Johannes Müller, als Geheimer Schulrat und Vortragender Rat in das genannte Ministerium berufen worden. Er wird sein Amt am 1. Juli antreten. - Trauer im Hause von Schönberg. Am Mittwoch abend ist in Rolhschönberg die Gattin des Barons Egon von Schönberg Rolschönberg, Marie Elisabeth von Schönberg Rotschönberg geb Reichsgräfin von Schoen born, nach längerem Leiden verstorben. Die Beisetzung findet in aller Stille statt, da auch der älteste Sohn des Paares schwer erkrankt ist. — Der Tharandt Kesselsdorfer Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung beabsichtigt am Trini- tatisfeste, den 18. Juni 1905, IN Döhlen sein Jahres fest abzuhalten. Dasselbe soll durch einen Festgottesdienst und durch eine in der roten Schänke sich anschließende Nachversammlung gefeiert werden. — Ein Pfingstgefchenk der Stadtgemeinde an die Anwohner der Saubach! Unser Stadt- gemeinderat hat gestern Abend einen füc die Entwickelung und äußere Gestaltung unseres Stadtbildes hochbedeut samen Beschluß gefaßt, für den ihm namentlich alle An wohner der untern Saubach dankbar sein werden und der auch des Beifalls der übrigen Bürgerschaft sicher sein dürfte. Um die Uebelstände an der Saubach unter halb der Dresdnerstrabe dauernd zu beseitigen, soll das Wasserrecht der Hofemühle durch die Stadt angekauft werden. Man wählte eine Deputation, die unter Vorsitz des Herrn Bürgermeister Kahlenberger mit Herrn Kühne wegen Ankauf in Verbindung treten soll. Nach Erwerbung des Wasserrechts beabsichtigt man, das Wehr zu beseitigen, wodurch ein um 2 bis 3 Meter erhöhtes Gefälle erzielt wird, durch das man dauernde Beseitigung der lästigen Schlammansammlungen erhofft. Der Ankauf des Wasserrechts ist natürlich abhängig von der bestimmten Versicherung der noch zu hörenden Sachverständigen, daß die Beseitigung den erwartenden Erfolg hat. lieber die Beratungen des Stadtgemeinderats berichten wir heute in besonderem Artikel. vrNrnMr ZtMgmeinaeratzsNMg am 8. Juni. Auf der Tagesordnung: Ankauf des Kühnschen Wasserrechts, Ortsbauordnung. Den Vorsitz führt Bürgermeister Kahlenberger. Geschäftliche Mitteilungen gelangen mit Rücksicht auf die übrigen Beratungsgegenstände nicht zur Beratung. Der Deutsche Schulverein in Oesterreich bittet erneut um einen Beitrag zur Förderung seiner Bestrebungen. Der Vor- itzende empfiehlt, einen Beitrag von 20 Mk. zu verwilligen; rerartige nationale Bestrebungen müßten unterstützt werden. St.R. Wätzel unterstützt den Vorschlag sehr warm. Es ei Pflicht, unsere deutschen Brüder in Oesterreich in hrem Kampf um die nationale Sache zu unterstützen. Er chlägt vor, den Vorschlag des Vorsitzenden ohue weitere Debatte anzunehmen. St.R. Dinndorf unterstützt den Vorschlag. Dem Schulverein werden alsdann einstimmig 20 Mk. zugesprochen. Verschmelzung des Blattes mit dem „Dresdner Anzeiger" angestrebt. Die Verwaltung der Dr. Güntzschen Stiftung der Besitzerin des „Dresdner Anzeiger", hat das Angebo jedoch abgelehut. — Ei« schweres Sittlichkeitsverbrechen ist gestern Mittag gegen 12 Uhr in Hühndorfer Flur unwei des Galgenbcrges an dem von Weistropp nach Hühndor führenden Kommunikationsweg an einem elfjährigen Mädchen aus Hühndorf verübt worden. Das Mädchen kam von Weistropp und wurde von einem 22 — 30 Jahre alten Unbekannten nach dem nach Unkersdorf führenden Weg gefragt. Um den Weg zu zeigen, ging das Kind mi dem Fremden ein Stück zurück. Plötzlich warf der Unhold das Mädchen in ein Kornfeld und verging sich an ihm. Als das Kind schrie, hielt er ihm den Mund zu. Der Unbekannte war etwa 1,70 m groß, von schlanker Statur, hat braunes Gesicht, dunkelblondes Haar, dunkle Augen, kleinen dunklen Schnurrbart; er sprach hiesigen Dialekt, trug braune Mütze, braunes Stoffjackett, gleiche Hose, blaue Leinwandblouse und abgetragene Halbschuhe mit Gummieinsatz. Er schlug den Weg nach Wilsdruff ein. Seinem Anzug nach konnte der Unbekannte ein Schieferdecker sein. Mitteilungen sind an die hiesige Gen darmerie erbeten. — Hartha b.TH-, 9. Juni. Es war eine glückliche Idee des Verschönerungsöereins Hartha mit Spechtshausen, ein eigenes, vornehm ausgestattetes Fremdenblatt für die Sommerfrischler des Bezirks herauszugeben. Die Nach frage nach der ersten Nummer war so stark, daß für die zweite, morgen erscheinende Nummer eine wesentlich höhere Auflage vorgesehen werden mußte. Wie gern die beteiligten Orte — Hartha, Spechtshausen, Hintergersdorf, Dorfhain, Edle Krone, Fördergersdorf, Grillenburg, Hetzdorf-Hern- dorf, Herzogswalde, Klingenberg, Mohorn mit Grund und Pohrsdorf — als Sommerfrischen frequentiert werden, be- weist die Tatsache, daß die zweite Liste bereits 483 Som merfrischler in 214 Parteien aufweist. Der Beginn der Pfingstferien und der eigentlichen Saison wird die Zahl der Gäste in Kürze noch gewaltig anschwellen lassen. Die Listen werden unter Mitwirkung der Ortsbehörden mit peinlicher Sorgfalt zusammengestellt; der übrige Inhalt umfaßt alles für die Fremden Wissenswerte über Ausflüge, Verkehrs- Gelegenheiten u. s. w. und der Jnseratenanhang gibt den Sommerfrischlern Winke für den Einkauf ihrer Bedürfnisse. — Zöllmen, 9. Juni- In der „Kümmelschänke" findet am 1. Feiertag großes Morgenkonzert statt, das von jeher eine besondere Anziehungskraft auf die zahl- reichen Ausflügler der weiteren Umgebung ausübte. — Im Herbst findet in Nossen eine Bienenwirt schaftliche Ausstellung statt. treten! Jeder wird überzeugt sein: so wie es bisher gewesen ist, kann es nicht bleiben. Der Vorschlag deS Herrn Schlichenmaier ist diskutabel. Wenn das Wehr weg ist, dann soll das Wasser wohl schön ablaufen. Die Regulierung des Ufers Hal ja Zeit. Ueber das Fluder ist jedes Wort überflüssig. Auch der Ankauf der Mühle empfiehlt sich nicht. Die Hauptsache ist, daß Herr Kühne andere Kraft erhält. Ich bitte Sie dringend, heute die Prinzipfrage zujcrledigen, über Spezialfragen zu debattieren, wird später der geeignete Zeitpunkt kommen. St.R. Wätzel erklärt, er möchte die Garantie nicht übernehmen daß man durch Beseitigung des Wehres den Schlamm wegbringe. Bau- und Finanzrat Neuhaus habe für den Fluder die gleiche Garantie auch nicht geben können. St.R. Goerne erwidert: Gewiß, für den Fluder lehnte Herr Neuhaus die Garantie ab, aber hier, wo man auf 200 Meter Lauf mindestens 2 Meter Gefälle schafft, wird er sie wohl geben können. St.R. Bretschneider stellt fest daß Finanzrat Neuhaus erklärt hat, nur durch Beseitigung des Wehres werde man Abhilfe schaffen können, sonst helfe alles nicht. St.V. Loßner: Es ist der Gutmütigkeit der Anwohner zn verdanken, daß die Behörden nicht schon lange eingegriffen haben. Was in der Saubach läuft, ist nicht Wasser, das ist Jauche! Heute geht alles in die Schleußt, mehr als früher. Vielleicht kann man die Ein mündung der Hauplschleuße in den unteren Lauf der Saubach verlegen. Vor dem Ankauf des Kühnschen Wasserrechts solle man sich von Herrn Finanzrat Neuhaus