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02 Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 17.05.1902
- Titel
- 02
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-19020517027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-1902051702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-1902051702
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1902
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Monat
1902-05
- Tag 1902-05-17
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Monat
1902-05
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Jahr
1902
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reichlich verdient!" — - - — — — Glücklichere Psingstgäste und frohere Wirthe hatte Buchendorf noch nie zuvor gesehen. Hans Plessen, als fürchte er, sein holdes Kräutchen könne ihm ebenso un erwartet wieder entrissen werden, wie er es eben erst gewonnen, ließ Annie nicht mehr aus dem Arm, während diese sich immer aufs Neue fragen mußte, ob ihr Glück auch wirklich kein Traum sei. Tante Luciude aber ließ das sich lächelnd gefallen, daß man sie als Begründerin des Glückes des jungen Paares pries, und als der Doktor, um mit ihr anzustoßeu, sich jetzt zu ihr beugte, flüsterte sie erröthend: „Sind Sie mit mir zufrieden, Herr v. Gundlach?" hörte ihn die entzückte Lauscherin soeben sagen, „eines Würde ich nicht können: eine Wittwe heirathen, die nicht allein zu mir käme. Die Liebe meines Weibes mit einem zweiten Wesen theilen zu müssen, und wäre es selbst das holdseligste Töchterchen, — unmöglich!" Auf die im Herzen Lucindes soeben erst entsproßte Hoffnungssaat legte es sich wie Maienreif. War sie auch keine .Wlttwe', so halte doch auch sie sich unklug mit solck' einem .zweiten Wesen' bebürdet, und an diesem würde nun voraussichtlich ihr spätes Glück scheitern. „Auch gnädiges Fräulein vertreten, wie ich gehört, edelmüthig Mutterstelle?" fragte da auch wirklich schon der Doktor, und zwar, wie es der Befragten schien, in tief bedauerlichem Tone. Schon wollte sie „Leider ja" antworten, doch, sich recht- zeitig noch besinnend, sagte sie statt dessen rasch: „Jawohl, doch werde ich das Vergnügen leider nicht lange mehr genieße». Der Regierungsbauführer Hans Plessen be wirbt sich um meine Nichte." — „Ein prächtiger Mensch, aristokratische Gesinnung durch und durch," fiel Gundlach ihr lebhaft in das Wort, „wahrhaftig, besser könnte ihr entzückendes Pflegetöchter chen nicht aufgehoben sein!" Tante Lucinde hatte Mühe, ihr inneres Frohlocken zu verbergen. Wer aber auch gedacht hätte, daß der bürger liche Mann mit dem handwerksmäßigen Metier, welchem Annie zu geben, sie verschworen hatte, ihr einst mit Ab nahme des Mädchens einen Dienst erweisen werde! „So sind auch Sic der Ansicht, Herr von Gundlach, daß ich mich zu den Wünschen des jungen Mannes nicht länger ablehnend verhalten soll?" fragte sie seufzend. „Es ist meine innigste Ueberzeugung," versicherte jener, die Hand betheuernd auf das Herz legend. „Zögern Sie keinen Augenblick länger, Gnädigste, die jungen Leute glücklich zu macken; andere zu beglücken, heißt für den edeln Menschen sein eigenes Glück begründen! Abersehen Sie, — da vorn, — das sind die Beiden! Ich sende Ihnen sofort das Pärchen zur Stelle! O, welche beglückende Mission für mich!" ,Sein eigenes Glück begründen'! wiederholte die Zu rückbleibende flüsternd, während sie dem Davoneilenden verzückt nachschaute. „Herrlicher Manu, ich räume das Hinderniß beiseite!" — — „Fritz, Frau Hanna, eine Sectbowle, eS gilt Ver- lobung zu feiern!" Mit diesen Worten stürmte Gundlach in den Gartensalon, wo die Hausfrau soeben den arran- girten Kaffeetisch musterte. „Soeben ertheilt hinten in der Epheugrotte Fräulein Lucinde den jungen Leuten ihren Segen!" Frau Hanna schlug vor Ueberraschung die Hände über dem Kopf zusammen. „Was sagen Sie? Mein Bruder — und die Annie? Himmel, das wäre! Und Sie, Sie haben das zustaude gebracht?" Mit dem Ausdrucke eines hilflosen Kindes schaute Reling von dem einen zu den anderen. „Aber ich begreife — ich verstehe ja gar nicht," rief er ärgerlich. „Der Hans und die Annie, sagt Ihr? Uud ich meinte — ich dachte doch — Du selber, Egon - " Doctor Gundlach klopfte den so schwer zu Verstän digenden lächelnd auf die Schulter. «Fritz, ick bitte Dick, wie magst Du mir alten Kna ben solche Schäferstreiche zutrauen!" vertheidigte sich jener mit der wohlgelungencn Miene gekränkter Unschuld. „Ich versichere Dich auf Kavalierehre: nur im Interesse der beiden Ltebesleutchen war es mir um der.Widerspenstigen Zähmung' zu thuu, und wenn das alte Fräulein, wie ich fast selber fürchte, aus meinen harmlosen Aeußeruugen falsche Schlösse gezogen, so ist es lediglich ihre eigene Schuld." „Prachtkerl, laß Dich umarmen!" rief der Hausherr, indem er seinen Worten die That folgen ließ. „Mag die Alte jetzt selber spüren, wie hoffnungslose Liebe thut, an dem Hans und dem Mädel hat sie dieses Schicksal bereits halb offene Thür. „Wünschen Sie, daß ich Ihr Fräulein Nichte herbei- hole?" fragte er mit respektvoller Verbeugung, „oder wollen gnädiges Fräulein es selber thun? Dann gestatten Sie wohl, daß ich mich anschließe. Solch' eine Schachparthie ist wahrhaftig keine Erholung für ein stets arbeitendes Hirn. Aber wollen Gnädige nicht meinen Arm nehmen? O, Sie glauben nicht, wie wohl solch armem Großstädter die Maienlufl dieses ländlichen keinen Paradieses thut!" Erröthend wie ei» junges Mädchen, hatte Lucinde den dargereichten Arm genommen, und bald darauf saß sie, den Zweck ihrer Promenade völlig vergessend, Seile an Seite mit ihrem Begleiter auf dem Birkeubänkchen in der versteckten Epheugrotte. Weich' ein Mann! Guter alter Adel, wie einst oer Unvergeßliche, dazu Großstädter, Jour nalist und Dichter. Lieber Himmel, wer doch jetzt noch einmal jung wäre! Dock auf Jugend und Schönheit schien dieser Herr von Gundlach ja gar keinen Werth zu legen, nur von der unvergänglichen Jugend des Herzens' sprach er begeistert, und diese hatte man sich ja gottlob bis zur Stunde bewahrt. Fräulein Lucinde durch- rieselte ein wonniger Schauer: würde ein Mann von adliger Geburt wohl so etwas thun, wenn er nicht. — Und verschämt senkte sie die Blicke, damit er nicht vorzeitig darin läse, was er ja noch nicht wissen durfte. Wie interessant er jetzt die Freuden und Leiden eitles Schriftstellers schilderte, wie beredt er von dem Zauber einer harmonischen Häuslichkeit sprach! „Nur eines," kind, dem die Eltern nichts hinteriaffen haben, und Tante Lucinde, wenn ich ohne ihre Zustimmung mich verheirathen wollte, würde mir voraussichtlich keinen Pfennig zur Aussteuer geben." „Närrchen, das laß Deine geringste Sorge sein," tröstete jener, „über's Jahr habe ich eine Anstellung, die eS mir ermöglicht, selber einen Hausstand einzurichten, und mit welcher Freudigkeit würde ich das thun." „Auch dann, Hans, würde ich, wenn Tante bis dahin ihren Sinn nicht geändert, die Deine nicht werden können," unterbrach Annie ihn sanft. „Nach ihrer Art hat sie es doch stets gut mit mir gemeint, wie könnte ich ihr da mit Undank lohnen!" „So bist Du entschlossen, Dein und mein Glück dem Eigensinn und der Unvernunft einer lieblosen, launischen Person zu opfern?" fragte der junge Mann finster. „Wenn cs sein muß — ja," entgegnete sie leise und sah mit feuchtem Blicke zu ihm empor. „Aber wir beide sind ja jung und können warten, und wer weiß. —" „Warten und immer wieder warten," fiel ihr Hans heftig in das Wort, indem er seine Hand hastig aus der des Mädchens befreite, „wenn Du mir auch heute wieder nichts anderes zu sagen hast, so verlange nicht, daß ich länger an Deine Liebe glaube!" „Hans!" Wie schmerzlich vorwurfsvoll das klang! Währenddem hatte drin nach erquickendem Mittags- schläfchen Fräulein Lucinde die Augen aufzeschlagen. Befremdet sah sie sich im Zimmer u« — es war leer. Wie sie empor schnellte und nichts gutes ahnend zur Thüre hinausschoß! „Weißt Du, wo Annie ist?" fragte sie die ihr im Flur begegnende Hausfrau. „Verzeih', die habe ich, während Du schliefst, hinten in den Park geschickt, um mir Waldmeister zu unserer Pfingstbowle zu holen," berichtete jene mit möglichster Unbefangenheit. „So — so. Und Dein Herr Bruder?" „Satz vorhin hier drinnen mit Herrn von Gundlach beim Schach." Im gleichen Moment trat der Letzgenanute durch die Sofort sprang dieser auf, sein Glas ergreifend, welches die Hausfrau frisch gefüllt, rief er heiter: „Wer von uns in dieser kleinen festlichen Runde hätte wohl heute das Wehen des Pfingstgeistes nicht in sich gespürt? In den Herzen der Jungen," dabei lächelte der Redner nach den Neuverlobten, „regte er sich als Liebe, dieser Himmelstochter, welche die Erde zum Para diese wandelt; aber auch uns andere, die wir des Lebens Lenz bereits hinter uns haben und nicht mehr von Rosen und Vergißmeinnicht, von Mondenscheiu und Nachtigallen schwärmen," und dabei suchte sein Blick Lucinde, die in bebender Erwartung dessen, was jetzt kommen würde, die Hand auf das Herz gepreßt hielt, auch uns, sage ich, hat des Pfingstgcistshauch beseelt: in gegenseitiger herz licher Freundschaft fühlen wir uns mit einander verbunden, ob auch morgen schon unsere Pfade nach Ost und West, nach Süd nnd Nord auseinander gehen. Mein gnädiges Fräulein," hiermit wendete sich der Sprecher zu der bitter Enttäuschten, sein Glas ihr entgegen haltend, auf dauernde gute Freundschaft!" — — — — " Als der letzte Toast verklungen, und es auf Buchen dorf wieder still geworden war, schaute Fräulein Lucinde, die Nachthaube über den spärlichen Scheitel gezogen, noch eine Weile sinnend in den guten alten Mond, dem sie, acht schon so manches zartes Geheimniß eines langen Lebens vertraut. „Deine Liebe, Egon von Gundloch, war ein Traum," hauchte sie, „so sei fortan Deine Freundschaft mein Trost!" 5. Klasse 141. K. S. Landes-Lotterie. AN« Nummern, hinter welchen lein Gewinn verzeichnet Ist, sind mit SSL Mart »ezogen worden. (Ohne Bewahr der Richtigkeit. — Nachdruck verboten.) Ziehung am 13. Mai 1902. 40«v» Nr. 75624. Rudolf Daniel, Chemnitz. 5000 Nr. 2774. Louis Lösche, Leipzig, s»«» Nr. 3523. Carl Böttcher, Leipzig. «»«» Nr. 54162. C. Louis Ta-uber, Leipzig. «290 985 450 (1000) 627 (1000) 755 276 73 921 (500) 309 689 803 452 (500? 781 69 329 829 980 695 628 (2000) »000 388 323 654 385 188 (2000) 274 475 605 414 696 683 295 232 583 485 (1000) 762 231 975 805 266 334 2360 774 (5000) 787 568 530 863 502 654 137 528 477 661 932 (2000) 954 81 80 447 541 895 579 (2000) 976 504 »252 576 357 729 523 (5000) 882 827 680 871 968 (1000) 297 512 954 202 208 3 309 930 246 306 565 483 (500) 4173 66 916 201 140 800 951 165 25 627 659 287 177 S781 127 544 846 41 229 669 687 780 934 461 (500) 797 897 646 447 396 992 628 (1000) 140 285 238 15 737 30 (500) 570 73 589 323 364 888 874 « 593 407 482 440 972 497 23 200 226 122 2r0 847 989 901 9,0 535 (1000) 715 789 665 743 7635 954 971 395 12 630 314 488 889 61. 551 (1000) 217 8S1 493 (1000) 511 142 819 417 8517 995 449 616 930 394 (2000) 402 408 <2009) 712 20 585 339 324 287 798 184 63 428 »806 (500) 497 528 (1000) 499 502 259 771 95 16 775 (590) 996 241 234 113 755 832 421 340 760 153 651 (500) 959 561 40367 95 (500) 702 797 (2000) 407 692 732 250 413 34 801 967 52 109 97 587 4 54 591 457 178 LI 682 433 538 64 437 467 988 724 83 592 783 568 78 293 924 191 255 41 588 (1000) 105 4 »065 399 (500) 771 512 589 635 882 177 77 55 493 8 90 280 186 760 379 988 843 797 79 232 304 354 690 104 LlL 4»398 572 317 887 73 367 376 60 120 571 877 243 279 798 997 796 498 969 280 708 65» 145 548 226 2!« 906 688 (1000) 44311 467 956 281 (2000) 438 290 509 9 (500> 783 978 684 287 321 654 741 812 772 155 962 102 669 135 481 L S155 549 823 362 483 50 78 317 222 820 905 337 216 397 532 626 526 728 770 254 742 (500) 558 289 97 476 458 740 40144 426 163 590 181 408 3) 0 173 704 203 4SS 685- 489 971 63 4 7205 490 703 773 (1000) 410 976 95 487 958 349 768 823 368 55» 953 (2000) 841 636 522 18020 942 962 130 885 226 214 108 64 720 841 619,1000) 904 722 394 507 776 588 294 (500) 315 («7 40646 (2000) 553 721 591 555 lD 869 476 487 412 852 E) 232 813 846 314 334 80 496 158 92S 597 214 274 311 338 (500) 909 808 825 630 866 186 638 680 988 (1000) 685 489 (2000) 474 437 S4680 378 205 (500) 530 (1000) 2 805 662 254 285 57 762 769 948 766 116 932 914 354 (2000) 720 1^9 352 997 793 384 972 341 552 325 ES231 176 334 137 84 27 626 530 (1000) 403 «3887 18 537 111 97 62 195 (1000) 146 717 449 694 193 477 (500) 555 196 422 243 316 183 355 368 849 S4073 (2000) 599 (2000) 45» 140 92 117 784 S8L <40U0> 54 S44 8ä 832 584 48 32)! 5« 885 532 865 «S662 516 578 267 295 357 979 592 608 254 369 279 1 493 478 919 345 238 801 532 114 -»«131 865 691 916 395 667 736 343 760 875 920 383 )500> 92 891 349 121 807 781 759 508 495 195 2-245 831 945 8 >7 465 736 biO 475 268 364 566 523 449 973 67 704 595 994 531 966 S8888 599 69 445 611 510 795 4'4 121 251 376 1 289 < 500) 796 584 99 ««723 106 667 340 599 (2000) 112 633 934 419 491 904 967 890 335 280 184 635 154 951 397 464 (1000) 28 69» 36975 273 713 840 635 289 522 (500) 79 (1000) 787 534 440 819 154 414 »4 241 370 813 (500) 822 386 867 863 278 793 207 426 28 542 631 855 838 127 82812 33 156 73 303 218 209 421 661 245 358 485 45 71 358 (1000) 206 861 »»770 460 »04 422 347 SOS 389 450 744 567 467 899 949 236 593 7b 431 378 688 641 34054 865 226 830 854 161 932 605 319 301 (2000) 180 933 701 82» (1000) 179 711 707 729 169 491 647 964 858 917 633 »SS46 731 533 852 527 304 872 (1000) 85 (500) 990 89 574 381 558 436 3«616 312 243 518 617 376 752 714 38 958 (500) 716 467 916 719 308 339 486 480 615 686 »7354 341 51b 77S 291 975 903 147 334 487 276 953 684 506 232 699 587 »8000 863 364 569 965 642 97 391 (1000) 444 411 W 231 >42 694 819 464 873 263 983 181 592 »»841 20 905 421 (2000) 744 33 175 985 184 886 637 (2000) 793 764 979 972 917 595 253 684 87 895 315 556 982 818 912 486 40180 266 957 947 185 238 358 151 322 188 688 329 468 203 7 129 558 738 195 410 (1000) 44793 486 580 557 497 998 870 880 344 430 947 157 220 117 99 56 452 160 576 875 (500) 109 284 42017 158 52 119 907 630 325 507 356 6lS 827 553 1 431 347 686 6 274 43Ü2S 34 564 652 21 88 278 106 339 601 35b 199 40a 234 822 687 235 445 997 678 771 354 161 44276 393 48 69 147 754 784 158 940 200 304 7S3 876 493 28b 570 541 4S448 631 749 896 937 (500) 192 702 240 995 16» 821 320 432 46 31 710 196 401 632 17 742 471 668 (2000) Dresdner Brief. Gudester Härr Schrifdleider! Na, endlich is es uu bewiesen, daß de kleenen Leide noch was Hervorragendes leisten kenn','! De Zwerge, Schwer geprüft. Roman von Georg Gertz. 17 Nachdruck verboten. Wessel nahm den Schein, überflog ihn und gab ihn dann dem Hauptmann zurück. „Leider scheint er io; und doch kann ich's noch nicht glauben", sagte er betroffen. „Sie gestatten wohl, daß ich den Schein bis morgen be halte", wandte sich der Hauptmann wieder zu Rabe. „Da Sie die Angelegenheit in die Oeffentlichkeit gebracht haben, bin ich verpflichtet, dieselbe dem Kommandeur zu melden. Per sönlich kann ich nicht umhin, Ihnen zu bemerken, daß Ihr Benehmen in dieser Sache recht taktlos gewesen ist." Damit drehte er sich kurz um und verließ das Zimmer, gefolgt von Lieutnant Wessel. „Ha!" das gelang über Erwarten gut; wieder ein Schritt näher zum Ziele", sprach Hermann zu sich selbst, als er allein war. „Nur noch ein wenig Geduld, dann hast Du Deine Rolle als Offizier und glücklicher Liebhaber auSgesvielt und Martha wird dann froh sein, wenn ich ihr meine Hand biete." Langsam verließ er das Zimmer nnd ging nach Hause. Ahnungslos, welch Unheil ihm drohe, ging Lieutenant Faber am nächsten Morgen zum Dienst. Aber noch warder- selbe nicht beendet, als eine Ordonnanz vom Regimentsbüreau den Befehl brachte, er möge sofort zum Oberst kommen. Schnell eilte er nach Hause, legte Waffenrock und Schärpe IN, nahmseinen Helm und begab sich dann zum Kommandeur. „Sie sind gemeldet, Schulden gemacht, die Bezahlung laut Ehrenschein versprochen, Ihr Wort aber nicht gehalten zu haben. Ist das richtig?" fragte der Oberst mit strenger Miene- „Nein, Herr Oberst, von dem allen weiß ich nichts- Weder habe ich von Jemandem Geld geliehen, noch habe ich für Bezahlung von Schulden mein Ehrenwort verpfändet", erwiderte Faber, dem Oberst fest ins Auge schauend. „Hören Sie, Lieutnant Faber, ich habe immer große Stücke ans Sie gehalten, daß Sie aber jetzt nicht den Muth besitzen, ein begangenes Unrecht einzugestehen, ja noch die Un verfrorenheit haben, die Sache rundweg abzuleugnen, das über steigt alle Erwartung. Nun das Weitere wird sich finden. Sie begeben sich sofort nach Hause, und haben bis auf weiteres Stubenarrest", ries der Oberst aus? Höchste aufgebracht. „Herr Lieutnant Listram", wandte er sich darauf an seinen Adjutanten, „Sie werden den Herrn Lieutnant begleiten und ihm den Degen abnehmen." „Zu Befebl, Herr Oberst", antwortete der Gerufene. Faber war entlassen und begab sich mit dem Adjutanten nach Hause, wo er ihm schweigend seinen Degen überreichte. Als sich dann aber die Thüre hinter ihm geschloffen hatte, war seins Selbstbeherrschung zu Ende. Ein tiefer Senfter entrang sich seiner Brust, wie gebrochen sank er in einen Sessel und starrte wie geistesabwesend vor sich hin. Noch konnte er die ganze Größe der ihm drohenden Gefahr, die ganze Schwere der gegen ihn geschleuderten Ve- chuldigung nicht fassen. Zu plötzlich war ihm das ganze ge kommen. Noch batte er den Unfall bei dem Kommerzien- rath nicht überwunden, durch den er in den Augen der Gesellschaft als Trunkenbold erscheinen mußte, da wurde er an geklagt, sein Ehrenwort gebrochen zu haben. Und doch fühlte er sich in beiden Fällen vollkommen unschuldig, ja in dem etzten Fall wußte er nicht einmal den klaren Sachverhalt. Er versank in dumpfes Hinbrüten. Zwei-, dreimal war "ein Bursche schon hereingekommen, um zu fragen, ob der Herr Lieutnant etwas zu essen wünsche. Aber Reinhold hatte M gar nicht gehört und kopfschüttelnd hatte er wieder das Zimmer verlassen. Schon war es Abend geworden, Reinhold merkte es nicht; erst als der Bursche jetzt die Lampe brachte und sie vor ihn aus den Tisch setzte, erwachte er aus seiner Lethars ie. Schließlich forderte die Natur doch ihr Recht und er bekohl dem Burschen, ihm etwas zu essen zu holen. Dann griff er nach einem Buche und versuchte zn lesen, allein die Buchstaben tanzten ihm vor den Augen, er vermochte den Sinn des Gelesenen nicht zn fassen. Endlich legte er sich nieder. Aber dein unruhigen Tage folgte eine noch unruhiger« Nacht. Wirre Träume ängstigten ihn und schreckten ihn auf. Endlich kam der Morgen, der ihm Aufschluß über die ganze Sache bringen sollte. Die ehrengerichtliche Untersuchung war bereits angeordnet und in dem ersten Verhör erfuhr er die Einzelheiten der An klage. Wassollte er darauf antworten? Er konnte nur immer von neuem versichern, daß er vollkommen unschuldig, daß das Ganze ein Lügengewebe sei, ersonnen, um ihn zu ver derben. Und doch mußte er auf Befragen die Unterschrift als die seinige anerkennen; aber er konnte sich nicht besinnen, wann und wo er dieselbe könnte gegeben haben. Da er aber andererseits auch nicht in Abrede stellen konnte, von Rabe öfter Geld geborgt und Schuldscheine darüber ausgestellt zu haben, was auch von seinen Kameraden bezeugt wurde, so glaubte man ihm nicht, hielt ihn vielmehr für einen ganz verstockten Leugner. So war er denn machtlos der Anklage gegenüber und als Rabe schließlich beschwor, ihn, die beregten 2000 Mark bar geliehen und dafür den vorliegenden Ehrenschein erhalten zu haben, da war er verloren. Mochte er noch so viel seine Unschuld betheuern, der Schein war gegen ihn und das Ehren gericht sprach ihn schuldig und erkannte auf Ausstoßung aus dem Offizierstande. Ruhig nahm er das Unheil auf- Eine Eisrinde legte sich ihm ums Herz. Unschuldig und doch verurtheilt. War sein Gewissen auch rein, in den Angen der Menschen war seine Ehre besudelt, seine Stellung vernichtet. Noch vor wenig Wochen hatte das Leben so hell und klar vor ihm gelegen, wie ein onniger Frühlingsmorgen und jetzt umtobte ihn der Sturm eines dunklen Herbsttages. Statt das Leben durch seine Stellung zu beherrschen, mußte er Hinfort den Kampf mit dem Leben aufnehmen, um sich von Neuem eine Existenz zu schaffen- Und das nicht allein.
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