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Zweites Blatt. MMM ßi MiÄrilsf Wamndt, Massen, Sieöenleßn und die Mmgegenden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschcrft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Milsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Älttanmberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswaldc mit Landberg, Hühudorf, Kaufback;, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohor«, — Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck «nt Verlag von Martin Berger kl MlSdrusr. — Beranwwrtiick für di« Redaktion Martin Birger daselbst. No 87. j Sonnabend, de« 17. Mai 1W2. j «1. Jahrg. ZUM Kfingstfeste. Apostelgesch. 2, 4: Sie wurden alle voll des heiligen Geistes. Schmückt das Fest mit Maien, Lasset Palmen streuen, Zündet Opfer an! Denn der Geist der Gnaden Hat sich eis geladen: Machet ihm die Bahn! „Sie wurden alle voll des heiligen Geistes." Wer, der das Wort hört, kann da seinem Herzen Schweigen gebieten! Wer wünschte da nicht: Ach, daß jene selige Pfingststunde heute wiedcrkehrte! Wer, der seinen Heiland gefunden bat, möchte nicht, daß sein Geist rauschte durch die Lande wie ein Strom, daß die Zahl derer von Tag zu Tag wüchse, die Geisteskinder wären! Pfingsten macht eisem das Herz sehnsüchtig. Voll Geistes wurden jene, so voll Geistes, daß die schwachen Gefäße von der Fülle überliefen, daß die Welt merken mußte ihre Gottesfülle. Voll Geistes! Wem, der da kämpft den guten Kampf des Glaubens, der da jagt nach der Krone des Lebens, trachtet nach dem Kleinod, ginge bei dem Worte nicht das brünstige Verlangen durch die Seele: daß auch ich würde voller des Geistes, baß ich würde voll Geistes! Christen haben diese Aufgabe. Christen, die den heiligen Geist empfangen haben, da sie gläubig wurden, sollen und werde» sich nicht Mit dem Maß des Geistes begnügen, das sie zuerst empfangen haben. Christen werden darnach trachten, zu werden „voll Geistes", Ephes. 5, 18. Ist das ein erreichbares Ziel? Die Schrift steckt keine Ziele, die nicht erreichbar sind. Welches ist denn der Weg, zur Fülle des Geistes zu gelangen? Zündet Opfer an! Machet ihm die Bahn! Zwei Wege für einen. Der Geist des Herrn lehre sie dich recht verstehen. Machet ihm die Bahn! Was den Geist hindert, ist aller das, was Christi Bild nicht entspricht. Was du davon an dir trägst, Unglaube, Weltsinn, Stolz, Eigen- liebe, Selbstgerechtigkeit, Bosheit, Neid, Heuchelei, das be trübt den heiligen Geist, das hindert sein Kommen zu dir, das vertreibt ihn aus deinem Herzen. Das räume weg, damit an seiner Stelle der heilige Geist Raum in deinem Herzen finde. Die Jünger warteten auf die Verheißung des Vaters, und ihr Warten ward zu Gebet und Flehen. Ernstes, brünstiges, anhaltendes Gebet — nicht das Zerr bild von Beten, an dem unsere Christenheit krank geht, sonder» da- standhafte, zielbewußte, glaubensvolle, starke Verlangen des HerzenS, das ist der Weg, um zur Fülle des heiligen Geistes zu gelangen. Und dann mußt du die Thür deines Herzens weit aufthun. Der Geist braucht nicht mehr neu ausgegossen zu werden, der Geist ist da. Ist dein Herz aufgethan, sieht er darin ein reiches Maß von Empfänglichkeit, von Bereitwilligkeit, seine Strahlen zu fassen und ihn wirken zu lassen, von Glauben an die Wahrheit, die zu lehren er gekommen ist, so bist du auf dem Wege, immer voller des heiligen Geistes zu werden. Er fordert willigen Ein laß auf sein Pochen, treuen Gehorsam gegen seine Gebote. Lasset uns nicht denen gleichen, von denen Luther sagt: „Das Volk schreit: Geist, Geist, Geist! und bricht dann alle Brücken ab, auf dcneu der heilige Geist zu ihm kommen könnte." Lasset uns vielmehr jenem gleichen, der von der Stunde, wo er zum Dienste des Herrn geweiht wurde, sagte: „Da opferte ich meinen Geist sammt Seele und Leiv zum- Dienst an Gottes Hciligthum." Liegt das Opfer auf dem Altar, so wird das Feuer vom Himmel schon herniederkommen. Werdet voll Geistes! spricht der Apostel. Und du sprich mit täglich größerer Inbrunst: Da ist mein Herz und meine Seele! Ach, nimm sie Dir zur Wohnung hin, Erfülle sie mit Freudenöle, Dein Geist regier allein darin! z)fingstbesuch. Humoreske von G. Greiner. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Ein Pfingsttag, wie kein Maler ihn farbenprächtiger malen, kein Dichter ihn wonniger schildern kann, war in das Land gekommen. Das grünte, blühte und duftete in Gärten und Auen, das jubilirte, summte und surrte in den Lüften, und die jungen Menschenherzen träumten einen Frühling, noch weit köstlicher als den alljährlich in der Natur wicderkehrenden — dem Liebesfrühling, der in gleicher Schöne nur einmal blüht. Unter den weißstämmigen, mit dem lichtgrünen Lenz- gewande geschmückten Buchen des großen Parkes, die dem Orte den Namen gegeben, wanderte in den ersten Nach mittagsstunden ein Paar. Aber in den Zügen des Mannes stand von dem Glücke jenes LiebeSfrühlings wenig geschrieben, und auch seine Begleiterin hielt das blonde Haupt zu Boden geneigt, als vermöchte sie nicht in die Helle Pfingstensonue zu sehen, die durch das noch undichte Blätterdach blitzte. „Annie," unterbrach jetzt, seinen Schritt anhaltend, Hans Wessen das Schweigen, „wenn ich nur auf Deine unwandelbare Treue bauen kann, dann wird sicher alles noch gut werden. In einem Jahre bist Du mündig, und dann kann keiner Dir mehr verbieten, Herz und Hand zu geben, wem Du willst." Das Mädchen schüttelte trübe den Kopf. „Es geht nicht, Hans. Du kannst keine Frau gebrauchen, die bettel arm zu Dir käme, ich aber, Du weißt es, bin ein Waisen- Schwer geprüft. Roman von Georg Gertz. 16 Nachdruck verboten. Mein Onkel ist ganz verstimmt darüber, auch Martha war ganz entrüstet, um so mehr, da sie von Ihnen im Fallen mit zur Erde gerissen wurde, was Ihnen vielleicht gar nicht mehr erinnerlich ist." „Nein, ich kann mich in der That auf garnichts besinnen. Allein das kann ich Ihnen versichern, daß ich absolut nicht betrunken war, wie Sie vielleicht anzunehmen scheinen", ant wortete Faber ernst. Rabe lächelte verschmitzt und erwiderte dann, Faber an blinzelnd: „Nun ja ich werde dem Onkel und Martha schon sagen, daß es ein „plötzliches Unwohlsein" war, allein unter uns brauchen wir doch nicht Versteckens zu spielen. Sie hatten wahrscheinlich ein wenig hastig bei Tische getrunken und der kalte Sekt darauf, sowie die Hitze im Saale — das alles zusammen bewirkte das Unwohlsein. Jeden: anderen hätte das auch passieren können. Nun das ist ja auch weiter nicht schlimm, nach ein paar Tagen spricht Niemand mehr davon. Wenn ich Ihnen übrigens rathen soll, hallen Sie sich einige Zeit vom Hause des Onkels fern, bis sein erster Aerger verraucht ist. Ich will Sie schon entschuldigen." In Reinhold lohte der Zorn auf, als er Rabe so sprechen hörte, aber er hielt an sich und ließ ihn ruhig zu Ende kommen, dann sagte er scharf jedes Wort betonend: „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich nicht betrunken gewesen bin. Uebrigens mußten Sie das wissen und ich be- daure, mich in Ihnen getäuscht zu haben. Statt mich in Schutz zu nehmen, stimmen Sie in das verleumderische Gerücht . »Aber ich bitte Sie, ereifern Sie sich deswegen doch nicht so böse war meine Bemerkung ja nicht gemeint." Er erhob sich und aina. Den Wunsch seines Onkels, sich nach Fabers Befinden zu erkundigen batte er ja erfüllt, aber den Auftrag, Faber die Theilnahme des Onkels auszudrücken und ihn seines Wohlwollens zu versichern, hatte er gerade ins Gegentheil verkehrt und ihm gesagt, daß der Onkel böse sei. So hoffte er, Reinhold für einige Zeit vom Hause des Kommerzien raths fern zu halten. „So, nun ist alles gut vorbereitet", murmelte Nabe vor sich hin, „nun kann ich den Hauptschlag auf den verhaßten Neben buhler führen, der ihn vernichten muß." Langsam schlenderte er dem „Gambrinus" zu, wo er hoffen durfte, Offiziere von Fabers Regiment zu treffen. Er hatte sich nicht getäuscht auch Wessel war dort. In seiner Nähe ließ er sich an einem Tische bei mehreren jungen Kansleuten nieder. Einige von ihnen waren ebenfalls auf dem gestrigen Balle gewesen und so war es natürlich, daß sich die Unter haltung bald um die Einzelheiten desselben drehte. Auch Fabers Unfall wurde berührt und mit Genugthuung bemerkte Rabe, daß seine Bemühungen, ihn zu diskreditieren, schon von Erfolg gewesen, denn allgemein war man der Ansicht, daß Faber des Guten zu viel gethan und sich sinnlos betrunken habe. Natürlich stimmte Hermann dein zu, und sprach absicht lich so laut, daß man auch an den Nebentischen jedes Wort hören mußte. Lieutnant Wessel war empört über solche Handlungs weise. Eine Zeitlang hörte er das Gespräch ruhig an, als dasselbe aber kein Endenehmen wollte, sondern einen immer gehässigeren Charakter annahm, ja als Hermann sich nicht scheute, Faber als einen Menschen hinzustellcn, der nickt emmal sein Ehrenwort bielte, stand Wessel auf, trat an Nakes Tisch und sagte zu diesem: „Mein Herr, Sie haben soeben über einen Kameraden ehrenrührige Aeußerungen gethan, die Sie nicht zu bewe-sen vermögen. Ich fordere Sie auf, Ihre Worte augenblicklich zurückzunehmen." „Ich nehme garnichts zurück", rief Hermann, „was ich gesagt habe, halte ich aufrecht." „Dann erkläre ich Sie für einen ganz infamen Lügner, der verdiente, mit der Reitpeitsche für solche Verläumdungen gezüchtigt zu werden. „Herr, was unterstehen Sie sich", brauste Rabe nun auf, scheinbar empört, in Wirklichkeit aber hoch erfreut, denn das war gerade seine Absicht gewesen, einen öffentlichen Skandal zu provozieren. „Was ich gesagt habe, kann ich jeden Augen blick beweisen. Ihr Eiser wäre eines Besseren würdig." „Wenn Sie noch ein Wort sagen", rief Wessel im höchsten Zorn, „dann vergesse ich mich und . . ." Er konnte den Satz nicht vollenden. Ein älterer Haupt mann von seinem Regiments, der den Wortwechsel angehört hatte, trat jetzt näher und sagte: „Mäßigen Sie sich, Herr Lieutnant. Auch ich bin Zeuge der schweren Beleidigungen, welche Herr Rabe auf Lieutnant Faber gehäuft hat und welche er wird vertreten müssen, aber hier ist nicht der Ort dazu, die Sache weiter zu verhandeln, lassen Sie uns daher in ein Nebenzimmer gehen." Der Vorschlag ward angenommen. Die drei verließen das Gastzimmer und gingen in ein Separatzimmer. „Nun, Herr Nabe, bitte ich Sie Ihre Beweise für die Behauptung, Lieutnant Faber hat sein Ehrenwort gebrochen, vorzubringen", begann der Hauptmann. „Mit Vergnügen", antwortete Hermann und es war dies keine Phrase, die er brauchte, denn es war ihm in der That ein teuflische? Vergnügen, jetzt den Hauptjchlag gegen Faber zu führen. Lang'am zog er seine Brieftasche heraus, entnahm derselben den von ihm selbst geschriebenen aber mit der echten Unter schritt Fabers versehenen Schuldschein über 2000 Mark und reichte ihn hohuläcbelnd dem Hauptmann. „Bitte, der Beweis wird wohl genügen." Der Hauptmann nahm den gefälschten Sckem, las ihn ruhig durch und sagte, ihn an Wessel weitergebend: „Allerdings der Ehre »schein ist seit länger als vierzehn Tage verfallen."