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Preisrätsel. 1. Eine Jahreszeit. 2. Eine südländische Frucht. 3. Ein Ort bei Wilsdruff. 4. Eine Nachbarstadt. 5. Ein Singvogel. 6. Eine Tageszeit. 7. Ein Land in Asien. 8. Ein Haustier. 9. Eine beilige Handlung. . Sind die Worte richtig gesunden, so ergeben die Anfangsbuchstaben derselben einen bekannien Festtag. Für die richtige Lösung des Preisrätsels setzen wir eine Bücher-Prämie aus, und zwar wird unter den- Migen richtigen Lösungen gelost, die bis Mittwoch mittag m der „Redaktion des Wilsdruffer Amts- und Wochen blattes" mit der Aufschrift: „Preisrätsellösung" einge gangen sind. Um Unzuträglichkeiten bei der Auswahl der Gewinne zu vermeiden, muß die Lösung außer dem Namen und Wohnort auch die Altersangabe des Ein senders enthalten. Zum Sonntag „Invseavit." Jesaias, S3. 5. „Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen, die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilet." Der erste Sonntag in der Passionszeit führt den Namen „Jnvocavtt", zu deutsch: „er hat angerufen". Er führt seinen Namen nach Psalm 91, 15: „er hat mich angerufen, so will ich ihn erhören, ich bin bei ihm in der Not, so will ich ihn Herausreißen und zu Ehren machen." — Er heißt außerdem auch: Ouinquagesima, weil man von ihm bis Ostern 40 Lage zählte, was freilich nicht immer der Fall ist. Daher ist es wahrscheinlicher, daß er diesen Namen deshalb erhielt, weil in der vorher- gehenden Woche das 40tägige Fasten seinen Anfang nahm. Und so zeigt uns dieser Sonntag, daß wir mitten drinnen sind in der ernsten Zeit, wo wir fasten sollen, uns zurückziehen sollen von der Welt und ihrer Freude und andachtsvoll mit dem Herrn im Geiste von Leiden zu Leiden gehen sollen bis zum Hügel Golgatha hinauf. Ist aber die Fastenzeit die Gedenkzeit an das schwerste und bitterste Leiden, das ein Gerechter und Frommer und Heiliger fnr die Schuldigen auf sich nahm, so ist sie doch auch ein: Zeit voll hoher Gnade und Friede; denn „die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilet." Ja, wir sind heil und froh Srworden, ein neues seliges Leben ist aus den Wunden des Heiligen von Golgatha in unsere Herzen und in die ganze Welt hineingeflossen. Was wäre die Welt und das Lehen ohne die Heilstat von Golgatha? Trübsal liegt über der ganzen Erde ausgebreitet, und in Kleinmut und gedrückter Stimmung verzehren sich die Seelen, die durch die irdischen Tage hindurch gehen. Die Erd« wird ein Jammertal genannt von Luther. Die Glücklichsten Mr ouk Erden, die wir als Sonnenkinder bezeichnen mochte« auf deren Gesichtern wir ein stehendes Lächeln ö s Werken meinen, denen alles glückte, was sie sich vor- U h? hatten sprechen es in stillen Stunden aus, daß sie irrsten keinen Frieden haben und daß im Grunde ^ben Mühe und Arbeit und Sorge sei. Ja, wer -»^merzen, die Angst und Not und die Seufzer ninduÄ mit welchen der Mensch durch das Leben komm?Lk' bis sein Herz stille geworden ist! Woher mie ein Ä? Das kommt allein von der Sunde her, die bii "K auf dem Erdenleben und auf allen Seelen !?naen sollet durch dies Leben in den Himmel hinauf. Eier und" w> Auch dort, wo noch das Heidentum seine N Er verehrte, und die Offenbarung vom As nicht Klarheit gebracht hatte über die Welt ""d ssrl de? heiteren Welt der alten Griechen, "»Kr u^?Srnden Sonne Griechenlands, da liest man jh„r Sänger heraus, daß sie sich «roßen Problem, wie Sünde, Schuld und A Herzen und aus ganzen Familien und Geschlechtern und aus der Welt hinwegzuschaffen und zu sühnen sei. ^n allen Völkern wird gewälzt an diesem großen Steine, der von der Wiege bis zum Grabe die Menschheit druckt, aber immer vergebens. Immer mußte man müde und trostlos die Hand wieder sinken lassen. Der Stein drückte werter. Sollen die 3 Stücken: Sünde, schuld und Elend weggenommen werden, dann mußte das Himmel ausgehen, von dem heiligen und seligen Geiste A oben. Und er Hal den Erlöser und Heiland geschickt. Eser hatte die dreifache Aufgabe zu erfüllen: er mußte zuerst die alte Schuld vergeben, daß die Menschen wieder Ai werden und aufatmen konnten — ex mußte aber auch Klarheit und Licht in dir Welt bringen, damit die Men schen wieder wissen konnten, was zu tun und welches der gnädige und gute Wille Gottes sei und zum dritten mußte er Kräfte in das Menschenherz senken, daß dort nun auch ein Neues geboren wurde und eine Kraft, aus der heraus man den Willen Gottes tun und in einem neuen Leben wandeln konnte. Das geschah in den Tagen, da die Zeit erfüllet ward — in den Tagen, da der Glanz der äußeren Bildung, aber auch die innere Leh^heit und Zerrissenheit der Herzens und die ganze Hohlheit des Lebens den höchsten Gipfel erreicht hatte. Es war ein glänzendes Elend. Da ruft es durch das jüdische Land hindurch: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt." Und dann hebt sich immer lichtvoller von dem schwarzen Hinter gründe die Gestalt des Erlösers ab, der die Sünde der Welt trug und durch sein Tragen wegnehmen sollte. Christ, denke daran, daß du in der Passtonszeit stehest und stehe einen Augenblick stille, ziehe dich zurück von der Welt und ihrer Freude in dieser Zeit und denke an das Leiden und Sterben des Gerechten und Heiligen für die Schuldigen und an den Frieden, den der Erlöser vom Kreuze dir errungen hat. Du wirst die rechte Passions stimmung finden, wenn du dir das Prophetenwort fleißig durch die Seele gehen lässest: „Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünden willen zerschlagen; die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden find wir geheilet." Amtlicher Bericht über die am Donnerstag, den 2. März 1905, nachmittags 6 Uhr stattgefundene öffentliche Stadtgemeinderats- sitzung- Entschuldigt fehlt Herr Stadtverordneter Täubert. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Kahlenberger. 1. Der Herr Vorsitzende teilt mit, daß Herr Hilfs lehrer Kühne, z. Zt. in Hoheneck, zum hiesigen ständigen Lehrer gewählt worden ist und daß derselbe die auf ihn gefallene Wahl angenommen hat. 2. Der Niedergrumbacher Fußweg, wegen dessen schlechter Beschaffenheit Beschwerden eingelaufen find, soll, ohne daß man hierseits eine rechtmäßige Verpflichtung zur Besserung anzuerkennen vermag, entsprechend in Stand gesetzt werden. Die Ausführung der Angelegenheit wird der Tiefbaudeputation übertragen. 3. Das Gesuch des Herrn Justizrat Dr. Gottschald in Dresden, der im Auftrage des Herrn Fabrikant Hartmann um Freigabe der von Herrn Fabrikant Nötzold fr. Zt. hinterlegten Straßenbaukaution von 1500 Mk. bittet, wird abgelehnt. 4. Der Herr Vorsitzende bringt die Einladung zur Teilnahme an der Versammlung des Sächsischen Gemeinde tages zum Vortrag. Es wird hierauf eine Beschickung des Gemeindetages durch Herrn Bürgermeister Kahlenberger und 1 Mitglied des Stadtgemeinderates beschlossen und behufs Bestimmung des Letzteren zur Ausgabe von Stimmzetteln verschritten, die vollzählig wieder eingingen. Gewählt wurde Herr Stadlverordner Loßner. Auf Wunsch deS Herrn Stadtverordneten Schlichenmaier soll vor der betreffenden Tagung fristgemäß beantragt werden, die ab gesandten Delegierten künftig mit Unkosten zu verschonen, vielmehr die Kosten von den Mitgliedern im Umlagcver- fahren nach Maßgabe der Eiwohnerzahl zu erheben. Den beiden Abgeordneten werden die üblichen Tagegelder und Reisekosten verwilligt. Von den Verhandluogsberichlen sollen 15 Druckexemplare bezogen werden. 5. Herrn Steinsetzmeister Schwandt soll die sürPflaster- arbeiten am Kohlenschuppen des Elektrizitätswerks hinterlegte Kaution nebst den aufgelaufenen Zinsen zurückgegeben werden. 6. Herr Stadtrat Bretschneider regt an, die in den beiden Stadtgräben stehenden Pflaumenbäume nach Bedarf zu beseitigen und die Gräben durch Glühlampen zu be leuchten. Man beschließt, demnächst eine Lokalbesichtigung vorzunehmen. 7. Es wurden die 88 24 b. m. 27 des Ortsbau ordnungsentwurfes durchberaten. Wilsdruff, am 6. März 1905. Der Stadtrat. Kahlenberger. Aus Sachsen Wilsdruff, 10. März 1905. Das allmähliche Verkommen eines ursprünglich fleißigen Maunes in Roheit und Sinnlichkeit, die ihn schließlich zum Mordversuche trieben, enthüllte der Gift- mordprozeßPriebusvor dem Schwurgerichte Dresden, über den wir vorgestern schon berichtet haben. Der Ange klagte hatte während seiner Tätigkeit als Landbriefträger mit der Gouvernante eines adligen Hauses, Selma Kaiser, ein romantisches Liebesverhältnis angeknüpft. Er heiratete das aus guter Familie stammende Mädchen trotz des Widerstandes ihrer Eltern und wurde bald darauf als Postschaffner nach Dresden versetzt. Die Ehe, der ein Töchterchen entsproß, war aber nicht glücklich. Priebus, der schon früher bei allem Fleiß in seinem Berufe ein schlimmer Schürzenjäger gewesen war, wurde seiner erst so augebeteten Frau bald überdrüssig, begann zu bummeln und war schließlich so schamlos, mit einer Kauf, mannswitwe in intime Beziehungen zu treten, die nicht ohne Folgen blieben. Er wollte nun seine Geliebte durch aus heiraten und faßte, durch seinen liederlichen Lebens wandel in der letzten Zeit moralisch gänzlich gesunken, den verbrecherischen Entschluß, Frau und Kind zu vergiften. Er mischte beim Abendessen in einem Moment, in dem er gerade unbeobachtet war, Arsenik in den Reis. Nach dem Genuß desselben stellten sich bei der Frau Priebus Erbrechen und heftige Schmerzen ein. In ihrer Angst trank sie Milch in großen Quantitäten und aß viel Schokolade, so daß die Wirkung des Giftes, die sonst unbedingt tödlich gewesen wäre, aufgehoben wurde. Ihr Mann kam erst morgens in benebeltem Zustande nach Hause und war schon so entmenscht, daß die Leiden seiner Frau gar keinen Eindruck auf ihn machten. Nach emigen Tagen tat er Arsenik in die Kaffeetasse seiner Frau. Beim Trinken fiel ihr jedoch der eigentümliche Geschmack auf, und sie fand beim Ausgießen des Kaffees einen weißen Bodensatz, der durch einen herbeigeholten Arzt als Arsenik erkannt wurde. Priebus zeigte sich vor Gericht völlig moralisch abgestumpft und anscheinend ohne jedes Ver ständnis für sein Tun. Eine vierfache Kindesmörderin stand am Montag in der Person des 23 Jahre alten Hausmädchens Anna Marie Sophie Stein in Dresden vor den Geschworenen. Das Mädchen diente nach seiner Entlassung aus der Schule an verschiedenen Orten des Vogtlandes. Sie gab 1902 einem Knaben, 1903 einem Mädchen und 1904 einem Zwillingspärchen (Knabe und Mädchen) das Leben. Alle vier Kinder hat die unnatürliche Mutter gleich nach der Geburt getötet. Ihren Eltern schwindelte sie vor, die Kinder seien entweder gestorben oder bei einer Ziehmutter untergebracht. Erst bei der Tötung des Zwillingspaares kamen auch die beiden anderen Mordtaten ans Tageslicht. Die Kindesmörderin legte vor dem Schwurgericht ein reumütiges Geständnis ab. Sie gab zu ihrer Entlastung an, daß sie sich in großer Not befunden habe und nicht in der Lage gewesen sei, ihre Kinder durchs Leben zu bringen. Da die Geschworenen bei der Bejahung der Schuldfrage mildernde Umstände bewilligten, erkannte der Gerichtshof auf 5 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehren rechtsverlust. Die Stadtverordneten in Rotzweit» erhöhten das Gehalt des Bürgermeisters Rüder durch eine Jahres zulage von 500 Mk. auf 6500 Mark. In Rotzwein wurde dieser Tage die Schieferdeckers- ehefrau K. aus Etzdorf und die Maurersehefrau H. geb. Bertram aus Roßwein, in Neukirchen bei Deutschenbora wohnhaft, wegen Meineidsverdachts verhaftet. Vor ungefähr vier Jahren hatten beide Frauen geschworen, einen Zigarrendieb genau erkannt zu haben, wofür die be treffende Person zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, und jetzt hat der wirkliche Dieb seine Tat eingestanden. In bezug auf die in Augustusburg herrschende Trichinosis teilt das „Augustusb. Wochenbl." mit, daß ca. 25 Personen an dieser Krankheit leiden, glücklicherweise aber bei keinem Erkrankten Lebengefahr besteht. Bei dem Mädchen Klaus, deren Körper, namentlich Zwerchfell und Muskelfleisch, durchgängig mit unzähligen Trichinen besetzt war, ist, wie von berufener Seite mitgeteilt wird, Trichi nose als Todesursache anzuseheu, die konstatierte Lungen- affektion war nur eine Folgeerscheinung der Trichinose. In Haiuicheu beabsichtigt man, einen Nabatt- sparverem zu gründen. In Meeraue sind die organisierten Maurer in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie haben den Bau meistern jetzt ihre Forderungen eingereicht, auf welche sie bis zum 20. d. M- endgültig Antwort haben wollen. Sie verlangen u. a. außer Verkürzung der Arbeitszeit Erhöhung des jetzt 36 bezw. 37 Psg. betragenden Stunden lohnes auf 40 Pfg. Im Stallgebäude der Posthalterei zu Zwickau brach in vorvergangener Nacht Feuer aus, das oen oberen Teil des Stalles vollständig einäscherte. Die Pferde, 14 Stück, konnten noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Auf einem Zwickauer Schacht wurde gestern der Bergarbeiter Roth wegen Blutschande, begangen an seiner 17 jährigen Tochter, verhaftet und ins PolizeigfängniS ge- bracht. Dort hat er sich abends erhängt. Der in Crimmitschau geborene, am 30. Dezember 1904 zu Dresden verstorbene Privatmann Schiefer hat der Armenversorgungsbehörde seiner Vaterstadt als Vermächt- nis 25000 Mark ausgesetzt mit der Bestimmung, daß die Zinsen von 15000 Mark am 7. Mai jeden Jahres unter die Armen beiderlei Geschlechts in Crimmitschau und die Zinsen von 10000 Mark einige Zeit vor Ostern jeden Jahres an die Eltern bezw. Vormünder dortiger würdiger, armer Konfirmanden verteilt werden. Dem 17 Jahre alten Konditorlehrling Hermann in Buchholz, welcher im Herbst vorigen Jahres an seiner Arbeitsstelle durch den Gesellen mit einem Tesching durchs Auge geschossen wurde, sollte dieser Tage das hinter dem Auge noch festsitzende Geschoß durch operativen Ein griff entfernt werden, da es ihm neuerdings heftige Schmerzen bereitete. Der Aermste hat die Operation aber nur kurze Zeit überlebt. Der 21 Jahre alte Stanzer Paul Lötzsch in Raschau bei Zwickau wurde unter dem Verdacht der Falsch- münzerei in Haft genommen, weil er, wie schon gemeldet, falsche Fünfmarkstücke mit dem Bildnis Kaiser Wilhelms II. und König Georgs in Verkehr gebracht hatte. Vom Amtsgericht Schwarzenberg wurde er jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. In verschiedenen Wohnungen wurden Haus suchungen von auswärtigen Polizeibeamten vorgenommen. Erdstöße von ziemlicher Heftigkeit sind am Sonntag abend in der 7. Stunde, ebenso in der Nacht zum Montag erwa 10 Minuten nach 2 Uhr in Treue« verspürt worden.