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Zweites Blatt. Hßarandt, Wollen, Sieöentehn und die Amgegenden. K. kl. e. an- er- ^8 > e ein- öfg., LL1. l, ini liefert O. rle. ich in rger, >nd «s» heil gen rmieth. 134V. ikN, ind W» lnd 4«. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. , Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Loyen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Bohredorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshauscn, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1M. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnserlionspreis 15 Psg. pro viergespaltene LorpuSzeile. DniN und Perlau von Marrin Berger in Wilsdrun. — Berarmoortlich für die Redaktion Martin Berger daieibst. No. 11«. Sonnabend, de« 11. Oktober 1W2. «1. Jahrg. 58 Ein Werhängnis. Originairomau von lsan; WacheMsrn. vom Himmel, auch kein Meister im Beten. Ein Beter wird man nicht durch Geburt, sondern durch Wiedergeburt. Und auch der Wieoergeborene muß Tag für Tag, von früh bis spät in der Schule des heiligen Geistes bleiben, damit er die Gebetskunst, das Beten im Namen Jesu, immer völliger lerne. Denn im Namen Jesu beten heißt nicht Jesu Namen nennen im Gebet, oder Jesum zehn- over gar zwanzig Mal anrufen im Gebet. In Jesu Namen beten heißt beten im lebendigen Glauben an Jesum, sein Leben, sein Leiden, sein Auferstehen, sein Gen-Himmel- Fahren, sein Wiederkommen zum Gericht — für mich — und auf alles das vertrauend die Erhörung seines Ge bets vom Vater erwarten. Es heißt beten nm seinetwillen, an seiner statt. Heidnisches Gebet ist Bestreben, Gottes Willen dem eigenen Willen unlerthan zu machen. Beten in Jesu Namen heißt den eigenen Willen in Gottes Willen aufgehen lassen, heißt beten wie Jesus that: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Wer so beten kann, dem thut sich jede Thür zu der Schatzkammer Gottes auf, der darf nehmen, soviel er begehrt. Zu dem neigt eich der Herr gnädig und spricht: „Was willst du, daß ich dir thun soll? Dir geschehe wie du willst!" Ja, beten in Jesu Namen heißt, durch den Glauben in Jesum verhüllt sein, sodaß der Vater nicht mich sieht, den Sünder, sondern Jesum, den Gerechten, dem er keine Bitte versagen kann. So kann mau es verstehen, daß der Heiland von voll kommener Freude redet. Giebt mir der Herr, was mein Herz begehrt, so muß ja Freude, Freude über Freude mein Theil und Erbe sein. Vollkommene Freude? Wirklich? Auch unter allen Leiden dieser Zeit tiefe, unaufhörliche Freude? Jawohl, vollkommene, oder wie es wörtlich heißt „erfüllte", ganz angefüllte Freude, wie ein goldenes Gefäß, das bis zuin äußersten Rand mit edlem Weine gefüllt ist, sodaß gleichsam kein Tropfen mehr hineingeht. So kann also Jemand so reichlich gesegnet werden, Co lange bitte ich Dich, bei den letzteren zu bleiben, rveniastens im Hause zu malten, in welchem nichts geändert werden toll. Nach meinem Tode werdet Ihr, Du und Klaus, die an Euch adreffirten Paviere übernehmen. Das an Dich gerichtete enthält die 100 000Mark sürNobert undFränzchen in sichren Staatspap'e'.cn; Kapital und Zinsen sollen nicht vcr ilrer Mündigkeit anaeiührt werden, es soll also von Dir in meinem Geldschrank verwahrt bleiben. Das an Klaus ge richtete enthält 100 000 und 50 000 Mark als Klaus'Antheil." , Geld!" riet Robert mit weit geöffneten Augen. „Hundert- lanünd! Wo sind sie?" Er «prang auf. Die Tante wehrte ihm. Aber auch sie legte mit nervöser Hand das Schreiben hin; sie hob zwei Couverte in Folio hervor, auf denen je mit des Seligen Hand geschrieben stand: „Enthält 50 000 Mark in den und den Papieren." Robert sank auf seinen Platz zurück. Seine Brust athmete hoch; Tbränen der Freude rannen aus seinen Augen. : „trott sei gelobt!" riei er, sich in seiner Freude zu fassen suchend, indem er beide Handflächen an die Schläfe preßte. ->Jch bin gerettet, kann Jedem wieder frei ins Antlitz sehen. §fter Klans, der —" Er verschluckte das Wort. „In seiner ^echbäslsauircchnnng — Wo ist die Abschrift?" Er rannte ^cher, Wußjx aher nicht, wo er sie suchen solle, denn die Fante hatte sie zu sich genommen. „Die Hypothek, von der ihn einmal mit dein Vater sprechen hörte, sie figurirt ja ^rin als der höchste Posten." y, „In dem Soll!" Tu hast Recht, Robert", bestätigte die erbleichend bei diesem Gedanken. „Ich habe die Ab- Mift wohl zehnmal durchlesen und zeigte sie dem alten Jost, " diese auf der Fabrik noch ruhende Schuld bestätigte uyd des Dalers Wunsch kannte, diese abzulösen." „Schurke!" knirschte Robert. „Diese ganze Summ« hat er unterschlagen und mich, seinen Bruder, des Diebstahls be schuldigt! — Aber", er sprang auf. „Mach' Beides auf, Tante! Sieh nach, ob er nicht auch uns bestohlen!" , „Beruhige Dich!" die Taute legte die Hand auf die i Paviere. „Gott fügte es, daß dies vor ihm in der Sterbe- . nacht in meine Hände gerieth! Ich wage nicht, etwas zu be rühren, aber in die Deinigen darf es erst kommen, sobald : Du mündig bist! Ich muß es so lange der Vormundschaft : übergeben!" „Gleichviel! Es ist da! Ich bin gerettet! Dir, Poldchen, kann ich dann meine Schuld zurückzahlen! Noch heute Abend suche ich den Vormund auf und erzähle ihm, und morgen früh lege ich meine Uniform wieder an und gehe zu meinem Obersten. Ich keune keine Rücksicht für diesen Schurken; meine Rechtfertigung verlangt, daß ich ihn ebenso öffentlich anklage, wie er mich verläunidet hat. Aber, Fränzchen!" Er legte dieser in seiner Freude den Arni nm den Hals. „Du sitzest da wie ein Stein, hörtest Du denn nicht?" „Ich vermag es noch nicht zu fassen." In der That hatte sie regungslos, bleich, mit glanzlosen Augen dagesessen. „Poldchen", sie blickte diese furchtsam an. „Ist das Alles so, wie Du gelesen? Mir zittert das Herz noch." „Danke dem Himmel, daß es so ist. Hätte ich eine Ahnung gehabt, es wäre uns Allen viel Herzeleid erspart worden. Faßt jetzt Alles in den trostreichen Gedanken zu sammen, daß Eure Zukunft gerettet, und vielleicht werde auch ich jetzt mein bißchen Geld wieder erhalten." Sie lehnte sich in den Sessel zurück, faltete die Hände im Schooß und suchte selbst, diese erlösende Wendung zu fassen. Mit einem Seufzer richtete sie sich endlich wieder auf, als Fränzchen sie so glückselig umarmte. „Es bleibt uns noch, weiter zu le'en." Sie legt« die Effekten neben sich und nahm den Bries wieder auf: Ium 2V. Sonntage nach Trinitatis. Joh. 16, 24: Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei. Vollkommene Freude! Welch ein Wort! Wer streckte da nicht beide Hände aus! Wer möchte da nicht nehmen und nimmer wieder fahren lassen! Freude — die Welt kennt sie ja; der Welt ganzes Bestreben geht auf Freude, auf Genießen dieses Lebens. „Pflücket die Rosen, eh' sie verbiühn", singt die Welt, und das ist ihr einziger Schmerz, daß sie keine vollkommene Freude finden kann, daß auch den Freuden immer etwas wie Bitterkeit beigemischl ist. Vollkommene Freude! Hier wird sie verheißen von dem Munde dessen, der die Wahrheit ist. Sie ist also zu erlangen. Das Sehnen nach ihr kann befriedigt werden. Welches ist die Bedingung, welche man erfüllen muß, um sie sich zu eigen zu machen? „Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eureFreuve vollkommen sei." Ei, denkt Mancher, welch eine einfache Sache: Bitten, nehmen — vollkommene Freude! Jawohl, höchst einfach für den, der das Erste gelernt hat, das Bitten. Kann denn das nicht Jeder, das Bitten? O ja, bitten kann Jeder, aber nicht so bitten, wie Jesus es verlangt. „Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen," so sagt der Herr gerade vor unserm Tcxtwort, und dann fährt er fort: Bittet! Ja bittet in meinem Namen, so werdet ihr nehmen, so wird eure Freude vollkommen werden. Kannst du das, in Jesu Namen beten? Wie Mancher denkt, beten wäre ein kleines. Wie Mancher kann seine Gebete mit der Elle messen und mit der Waage wiegen. Wie Mancher läßt die Stimme seines Betens erschallen wie den Donner, Wie Mancher ringt sich seine Hände wund und weh — und muß sich doch sagen lassen: Du bittest und kriegest nicht, darum, daß du übel bittest, weil du nicht im Namen Jesu bittest. Es fällt kein Meister daß reichlicheres Gesegnetwerden gar nicht möglich ist? Jawohl, Jesus sagt es und nennt auch den Weg, der dazu führt: Lasse deinen Willen eins werden mit Gottes Willen, so wirst Du's erfahren. Da kann dein Lebe» wohl äußerlich von manchem Sturm bewegt werden, drinnen im Herzen ist Friede und Freude. Ringe danach, daß Du stille werdest, daß dein Wille gänzlich in seinen versenkt sei, damit dir dann Alles in einem geschenkt werde. Herr Jesu, mach' mich fertig, Gehorsam und gewärtig Und fähig, deinen Willen Mit Freuden zu erfüllen. Ja, ss ein Anh. Kulturgeschichtliche Plauderei von L. Nessel. (Nachdruck verholen.) Mit der Wahrheit nimmt es der Volksmund niemals so genau, wenigstens passen seine Aussprüche nicht immer für unsere geographischen Breiten. Der Volksmund nennt den Mai den Monat der Liebenden. Und doch ist gerade der Mai gewöhnlich so empfindlich kühl, daß man sich bei jedem trauten täte s täte mit tödtlichster Sicher heit eher einen ausgewachsenen Frühjahrsschnupfen, als einen Verlobungsring oder eine andere schöne Sache holt. Im Allgemeinen paßt Alles, was der Volksmund dem Mai zuspricht, bedeutend besser für den Juni. Das sind die herrlichsten Sommernächte, wo Hollunder und Jasmin so berauschend duften, daß sich fast unwillkürlich Lippe auf Lippe preßt. Und von diesem Lippen aufeinanderpressen, vom Küs sen, wollen wir uns hier ein wenig unterhalten. Der Kuß ist eigentlich das kombinirteste Ding, das es auf der Welt giebt. Zahllose Dichter haben den Kuß besungen und es hat sich förmlich eine ganze Wissenschaft vom Kuß herangcbildet, dessen eifrigste Studentinnen die „Die Einnahmen aus dem Geschäfte werden >eu Kindern : genügend sein für eine sorgenlose Existenz, menu sie zu wahren verstehen, was mich eine ganze Lebenszeit gekostet." Sie unterbrach sich bei einem leichten Geräusch, das sie in dem dunklen Vorzimmer, dessen Thür geöffnet stand, zu vernehmen glaubte, während ihre Zuhörer in sich versunken dasaßen. Aber da Alles ruhig blieb und Niemand sonst im Hause war, als die Magd in der Soulerrainküche, suhr sie forl: „Noch eins bin ich Dir anznvertrauen gezwungen, damit ich nicht vielleicht nach meinem Tode von Klaus einer Unter lassungssünde angeklagt werde, die abzuwenden nicht in meiner Macht liegt. Davon wart Ihr Zeuge, Du und die Kinder." Sie zögerte, weiter vorzulesen, aber der Vormund batte ihr streng besohlen, die Hinterlassenen mit Allem bekannt zu machen, was dieselben erst später erfahren sollten. Und so fuhr sie denn mit einem beunruhigenden Vorgefühle fort: „Du weißt nicht vollends, hast aber vielleicht errathen, welchen Kummer mir meines ältesten Sohnes Verheiratbung bereitete, daß sie meine letzten Lebenskräfte brach, mit welchen ich so sehr geizte. Ich versuchte nutzlos, ihm im Vertrauen eine wichtige Mittheilung zu machen; er entzog sich mir jedes mal. Die Angst, von ihm nicht gehört zu werden, der ich an das Lager gefesselt war, verjagte den Schlummer aus meinen Augen, verschlimmerte meinen hilflosen Zustand und als ich eines Tages zu voller Besinnung kam, war cS zu spät. Er hatte gethan, was er nach meiner Ueberzeugung ohne meine ausdrückliche Zustimmung nicht zu tlmn berechtigt war. — Tu kennst das Unglück meiner ersten Ehe nur aus dem, was ich Tir srtther flüchtig angedeutet, denn ich wollte ver gessen. Aus dem beiliegenden Aktenstück, das ich auibewahrt, damit wenigstens Einer der Familie nach meinem Tode von feinem traurigen Inhalt Kenntniß habe, erfährst Du Näheres: daß meine erste Frau vier Jahre nach Klaus Geburt mich leichtsinnig mit einem anderen Leichtsinnigen verlassen, daß nachdem ich gerichtlich von ihr geschieden, sie auch von ihm nach wenigen Jahren verlassen worden und verschollen ist."