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mittels Fahrrades, vermuthlich in der Richtung nach Leipzig. Das veruntreute Geld bestand ausFünfhundertmarkscheinen. — Chemnitz, 17. Sept. In einer Wohnung der Schillervorstadt stürzte ein Jahre altes Kind in einem unbewachten Augenblick in eine mit siedendheißem Wasser gefüllte Badewanne und zog sich eine derartige Verbrüh ung des ganzen Körpers zu, daß cs trotz sofortiger ärzt licher Hilfe seinen Verletzungen erlag. — Frankenberg, 16. Sept. InWittgensdorf wurden am 12. Sept. 2 Männer unter dem Verdacht ver Jhrem Wunsche gemäß, Herr von Schimmelpfennig, er hielten Sie hierauf extra einen Hypotheken-Kredit in der Höhe von Dreiviertel der Taxe; der Preis der Güter ist nun aber bedeutend herabgegangen und wie ich leider sah, haben Sie nach und nach, oder vielmehr sehr schnell, bereits über die ganze Summe dieses Kredits verfügt. Sie führen natürlich kein Buch, aber das meinige weist dies aus." Otto starrte ihn an, langsam die Bedeutung seiner Worte begreifend. „Sie sind kein Landwirth, Herr von Schimmelpfennig! Sie müßten es aber bei den gegenwärtigen schlechten Konjunkturen doppelt sein. Ein Beispiel — verzeihen Sie, ich meine es gut — könnte Ihnen Ihr Vetter sein, der, als er einsah, daß er mit den Erträgen seines kleinen Gutes, auf das er be schränkt wurde, nicht den Aufwand eines Offiziers bestreiten könne, den Säbel ablegte und sich der Bewirtschaftung dieses Gütchens widmete." Ja, ja! Ich kenne ja diesen Philister! wollte Otto sagen, aber er schwieg. Daß er kein Landwirth sei, wußte er selbst; sein seliger Vater, der Commandeur eines Cavallerie-Negiments gewesen, ebe die Güter an ihn gefallen, hatte ihn nur ge lehrt, ein schneidiger Soldat zu werden. Uebrigens wollt« er ja gern, was der Bankier ihm sagte, mit sich selbst ernstlich überlegen; wenn ihn nur der Mann heute Morgen mit seinen sieden in Ruhe ließe! Mit seinem schweren Kopf versicherte er ihn seines Dankes and erklärte, er inüsse in einer, halben Stunde beim Appell sein. — Der Bankier meinte, er reoe zu tauben Obren und machte Ihm endlich die Proposition, er werde bereitwillig die Summe zeben, doch gegen Verschreibung des gleichwerthigen Betrages »u» der nächsten Jahreseinnahme von dem Fideikommiß, das^ aus so entsetzliche Weise Verunglückte ist 29 Jahre alt, verheirathet und Vater von 4 Kindern. — Borna, 17. Sept. Flüchtig geworden ist gestern kam, angenommen und ausgebrütet wurden. Nach der vorgeschriebenen Zeit stieg mein Franze! wieder auf den Baum und brachte mir fünf frisch ausgefallene Hühnchen herunter, welche wir einfach in den Hühnerhof setzten; sie wurden von den anderen geduldet und auch gefüttert. Seit dem Tage aber kommt die Rabenmutter täglich auf Besuch und sieht sich ihre Brut an." * Ein braver Hund der sein ganzes Leben damit ja an sich nicht belaßet werden dürfe. Mit den Zinsen müsse er ibn natürlich auch belasten. Otto war mit Allem eiuverstanden, unterschrieb den Revers, empfing das Geld und verabschiedete sich dankend. „Wenn ich den Geldmenschen recht verstanden habe", sagte er sich unterwegs, „so ist der ganze Heinrichs-Hof schon en seinen Händen oder ich muß ihn verkaufen! Wo, zuin Teufel, hab' ich denn all das Geld gelassen! Mir brummt aber der Kopf beute so, daß ich darüber nicht denken kann! Ich balle Fränzchen versprochen, sie heute zu einer Promenade abzu holen; sie wird auch mich nicht in der richtigen Stimmung finden und guckte mich schon immer so fragend an, als wisse sie etwas!" Am Mittag traf er den Baron Rennert indessen gewohntem Restaurant beim Frühstück uns der nahm das Geld hin, als handle es sich um ein Zehnmarkstück. „Verdammt nobler Kerl!" brummte er, als er nicht umhin gekonnt, wenigstens eine Sardine von seinen: Frühstück anzunehmen, und ihn verlassen. „Wenn nur nicht 'immer hundert Entschlüsse dazu gehörten, keine Kwte mehr anzu- rülren! Ich war gestern von Sinnen nach all dem Sekt, dem ich immer Unglück verdanke. Aber heut: ist dieser letzte und hundertste Entschluß gefaßt; ich schwöre es!" Einige Tage daraus sagte er Fränzchen herzlich Adieu, um, obgleich der Winter noch nicht zu Ende, mit Urlaub auf seine Güter zu gehen. Vier Wochen in ländlicher Einsamkeit! so stellte er sich vor. Aber es drängte ihn seit des Bankiers Vorstellungen, die wie Ermahnungen llcngen, etwas zu thun, er wußte noch nicht, was. Er hatte sich nie die Mühe ge geben, die regelmäßigen Berichte seines Oberverwalters zu lesen, der schon der Vertrauensmann seines Vaters gewesen; er Ivar in der Stadt erzogen und verstand nichts von der Landwirthschäft; aber er wollte zeigen, daß er sich um die Güter kümmere, und das war doch jedenfalls schon eine That. 16. Klaus war, als der Winter bei Zank und Veriöbnung mit Laurette vorüber war, rastlos thatig gewesen, aber nur im eigenen Interesse. Viel Galle hatte sich inzwischen lu ihm gesammelt und trotz seinem Fleiß waren die Geschäfte der Fabrik zurückgegangen. „Betteln sollen sie da drüben gehen! Ich hab's geschworen, ich will sie nicht mehr ernähren, dieses bochmütbiae Volk da drüben! Das Konkurrenzgeschäst Claudius L Co. ist im besten Gange, ein Theil der Arbeiter hier bereit? entlassen, im Comp toir ist wenig zu thun; sie sollen da drüben erfahren, daß ich nicht mehr ihr Packesel sein will! Für mib war der Alte doch nicht gescheit genug, als er an seine Lieblinae lack et Die Fabrik arbeitet mit Schaden, seit die Firma Claudius « Co. uns unser Geheimniß abgelanscht und uns u n zehn Prozmt unterbieten kann; es war klug von mir, daß ich dem Alten stets widerrieth, unser Grundstück nicht von der Hypothek m entlasten, weil wir das Kapital uns bester verzinst ma len konnten; eine neue ist jetzt nothwendig, um der Konlnrrm? begegnen zu können, unv gchl's so fort, wofür ich schon soraen werde, so stellt unsere alte Fabrik die Arbeit ein und dm Liquidation ist da. Ich schrecke nicht vor ihr zurück, denn ich werde mein Schäfchen im Trocknen haben und was die Gnädige, die Frau Klaus Brinkmann, dazu sagen wird, ioll mir gleichgillig sein. Ich ,zwinge sie dadurch zur Sparsamkeit und meine Theilhaber, die lieben Geschwister, mögen sehen, wie sie durch die Welt kommen, wenn ihr Bruder nicht mehr für sie arbeitet." Schon in der letzten Lebzeit des Vaters, immer auf dessen unfehlbaren baldigen Tod rechnend, hatte Klaus einen Schurken streich gegen seine jüngeren Geschwister geplant und vorbereitet, nämlich den, unter der Firma eines jungen Kaufmanns, den er aus dem Comptoir entlassen, der also das ganze Geschäft der Firma John Brinkmann genau tonnte, in einer andern Vorstadt eine Fabrik zu gründen, deren Seele und stiller Gefell» fchafter er im tiefsten Geheimnis; war. Gin Verhängnis. 40 Originalroman von Himr NIachendtisrn. Michaelis beziehungsweise von Ostern bis Ostern absolvirt werden. Die Absolvenz des Kursus befreit von dem drei jährigen Besuche der allgemeinen Fortbildungsschule. Die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden beträgt 38. Hauptlehrfächer sind: Deutsch, Rechnen, Acker- und Pflanzen bau, Obstbau, Thierzucht und Thierhcilkunde, Düngerlehre, Feldmesser, Buchführung, Betriebs- und Volkswirthschafts- lehre, Verwaltungskunde, Naturlehre, Gesteins- und Boden kunde, Zoologie und Botanik. Der Unterricht im Obst bau wird von dem Geschäftslehrer des Sächsischen Landes- Obstbauvereins, Herrn Gartenbau-Inspektor Braunbart, und der in der Thierhcilkunde von dem Königlichen Be zirksthierarzt Haubold ertheilt. Wenn es irgendwie die Witterung erlaubt, finden allwöchentlich Exkursionen statt oder es werden praktische Demonstrationen im Schul- Obstgarten, Schul-Weinberge und am Lehr-Bienenstande vorgenommen. Jeden Montag Abend wird außerdem eine Sitzung des LandwirthschafUichen Schülervereins in Gegenwart des Lehrerkollegiums und zahlreicher praktischer Landwirthe abgehalten. Aus Mitteln der Mehnert-Stift- ung empfingen im vorigen Winter 12 Schüler Beihilfen in Höhe von 30 bis 40 Mark, zusammen in Höhe von 460 Mark. Der Schüler-Unterstützungs- und Prämien fonds belaufen sich beide auf über 1200 Mark. Das Schulgeld beträgt 90 Mark für den ganzen Kursus, kann aber theilweise erlassen werden. Die Pensionspreise schwanken je nach den gestellten Ansprüchen zwischen 32 und 45 Mark monatlich. Geeignete Pensionen werden von dem Direktor auf Wunsch nachgewiesen; dieselben unterliegen der Kontrole des Lehrerkollegiums. — Der nächste (18) Reblaus-Kursus wird während der Weih nachtsferien abgehalten, der nächstjährige (15.) Winzer- Kursus beginnt Ende März beziehungsweise Anfang April, und der nächstjährige (7.) Buchführungskursus für selbständige Landwirthe aus Mitteln dcr Mehnert-Stift ung findet im Monat Februar 1903 statt. — Dresden, 17. Sept. Die Königin-Wittwe Carola wird sich im October zu längerem Aufenthalt nach Schloß Sibyllenort begeben. Zur Zeit werden dort schon Vorkehrungen für den za erwartenden Besuch getroffen. Bekanntlich steht der Königin - Wittwe der Nieß- brauch des Schlosses bis an ihr Lebensende zu. — Stetzsch b. Dresden, 17. Sept. Der seit vorigem Donnerstag verschollene 26jährige Hilfsweichensteller O. Lehmann aus Stetzsch wurde am Dienstag als Leiche in Gohlis aus der Elbe gezogen. Was den jungen, noch unverheiratheten Mann, der gewissenhaft im Dienst und beliebt im Kreise seiner Bekannten war, in den Tod ge- trieben, ist zur Zeit völlig unaufgeklärt. — Rautenkranz i. V., 16. Sept. Zu dem bereits gemeldeten gräßlichen Tod des Weichenstellers Bruno Lämmel ist noch Folgendes zu berichten: Am Sonntag Abend war Lämmel mit seinem Vater in einer Militär- vereinsversammlung. Gegen 11 Uhr traten Beide den Heimweg an. Als der Vater bei seinem Bahnwärterhaus angelangt war, sagte er zu seinem Sohne, er solle ja recht vorsichtig sein, da der gegen 12 Uhr ankommende Zug bald eintreffcn werde. Der junge Lämmel ging den Bahn körper entlang. Es war sein Todcsgang. Etwa 100 Schritt von seiner Wohnung entfernt wurde er von der Maschine erfaßt und schrecklich verstümmelt. Morgens gegen 6 Uhr fand der Vater erst ein Stück vom Rumpfe mit beiden Armen seines Sohnes, dann im Geleise den Leib, ein Stück davon die Beine und wieder ein Stück davon den Kopf. Der Unglückliche muß etwa 100 Meter weit von der Maschine mit fortgerissen worden sein. Der Anstalt, Professor A. Endler, bis Mitte Oktober noch ent- Wilhelm Alfred Arthur Buschmann, geboren am 24. Aug. gegengenommen. An der Schule wirken außer dem Direktor 1884 in Borna. Bei seinem Verschwinden war er u. A. noch sechs weitere Lehrer, darunter zwei praktisch und bekleidet mit grauem Sommerjacket, blauer Hose und akademisch vorgebildete Landwirthschaftslehrcr. Der ganze weißem Strohhut. Die Flucht bewerkstelligte Buschmann Kursus dauert ein Jahr und kann in zwei aufeinander- folgenden Winterhalbjahren oder auch von Michaelis zu daß der Empfänger einer unbestellten Waare nicht ver pflichtet ist, dem Absender auch noch ausdrücklich mitzu- theilen, daß er die Sendung nicht kaufen wolle. Auch ein zu diesem Zwecke etwa vom Absender beigefügtes Frei couvert zwingt den Empfänger nicht zur Antwort. Noch weniger ist er verpflichtet, die Sendung, wenn auch un- frankirt, zurückzuschickcn. Die übliche Drohung des Ab senders: „Senden Sic die Waaren nicht innerhalb einer Woche zurück, so werde ich annehmen, daß Sie dieselben behalten wollen" u. s. w., ist rechtlich ohne Bedeutung. Kann der Empfänger nun die Waaren einfach auf die Straße werfen? Es gicbt Juristen, die diese Frage bejahen. Doch scheint mir diese Ansicht zu weit zu gehen. Es liegt vielmehr in der Zusendung unbestellter Waaren neben dem Kaufantrage zugleich noch der Antrag, dcr Empfänger möge sie im Ablehnungsfälle, wenn er sie nicht zurückschicke, doch wenigstens bis zur Wiederabholung auf- bewahren, und dadurch, daß der Empfänger dem Post oder sonstigen Boten gegenüber die Annahme der Waaren nicht verweigert hat, kommt meines Erachtens der Ver wahrungsvertrag zu Stande, kraft dessen der Empfänger nach Z 690 B. G.-B. verpflichtet ist, diejenige Sorgfalt auf die zugesandten Sachen zu verwenden, welche er in seinen eigenen Angelegenheiten anwendet. Natürlich kann Niemand vom Empfänger verlangen, daß er bei dieser Verwahrung seine eigenen Sachen irgend wie zurücksetze und beeinträchtige. Der Empfänger kann auch dadurch, daß er den Absender auffordert, die Waaren sofort wieder abzuholen, seine Verpflichtung auf die bloße Haftung für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit noch herabmindern. Wird die Zusendung unbestellter Waaren zur Zu dringlichkeit, so empfiehlt sich vielleicht für zu Späßen geneigte Gemüther die Methode jenes Oberlehrers, der sich bei einem Zigarrenhändler, der ihm 5 Kisten seiner „aus gezeichnetsten" Zigarren ä 6 Mk. auf den Hals schickte, damit revanchirte, daß er ihm 10 Exemplare seiner ebenso ausgezeichnetsten philologischen Doktor-Dissertation ä 3 Mk. zusandte. — Versteigt sich der Geschäftsmann sogar zur Anstrengung einer Klage auf Zurückscndung der Waaren oder Zahlung des Preises, die natürlich nur in den oben erwähnten Ausnahmefällen begründet ist, so ist die paffende Antwort hierauf die Erhebung einer auf so fortige Abholung der Waaren gerichteten Widerklage. Der Absender wird sich dann schon beeilen, selbst sie wieder zuholen. Vaterländisches. Wilsdruff, 19. September 1902. — Das Recht der Presse, öffentliche Uebelstände zur Sprache zu bringen, wird verschiedentlich noch immer bestritten, und doch ist dasselbe bereits im Jahre 1897 durch ein reichsgerichtliches Urtheil den Zeitungen zuerkannt worden. Dieses Urtheil besagt deutlich und klar, daß durch dergleichen Berichte einerseits den Behörden öffent liche Uebelstände bekannt gegeben werden, und daß ander seits ein gewisser moralischer Druck auf die vorgesetzten Behörden ausgeübt wird, eine Untersuchung einzuleiten und event. eine Abhülfe der gerügten Mißstände herbeizu- führcn. Rügen in der Presse über dergleichen Fülle handelten in Wahrnehmung des Interesses, welches jeder Staatsbürger daran hat, daß solche Handlungen nicht Vor kommen. — Der Gesammt-Auflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt bei betr. Wohlfahrts-Lotterie dcr be kannten Lotterie-Collckte von Wilhelm Mull, Lübeck, wo rauf wir unsere Leser besonders aufmerksam machen. Da die Ziehung dieser beliebten Lotterie schon Anfang Oktober 1902 beginnt, so ist schleunige Bestellung zu empfehlen. — Meißen. An der hiesigen LandwirthschafUichen Schule nimmt der diesjährige (24.) Winterkursus Diens tag, den 21. Oktober, seinen Anfang. Der vorjährige Wiuterkursus wurde von 102 Schülern, welche aus 13 verschiedenen Amtshauptmannschaften stammen, besucht. Für den diesjährigen sind zahlreiche Anmeldungen bereits , - . ... . ..... _ eingelaufen, doch werden weitere von dem Direktor der nach Unterschlagung von 6000 Mark der Comptorist Carl zugebracht hat, das Elend des Menschengeschlechtes zu haftet, an dem vorige Woche im Chemnitzfluß todt aufge fundenen Vorarbeiter Wächtler ein Verbrechen verübt zu haben. — Hohenstein-Ernstthal, 16. Sept. Während eines Balles, welchen der Turnverein „Saxonia" in Ober lungwitz am Sonntag Abend abhielt, fiel der 20jährige Richard Degenkolb während des Tanzens plötzlich um und blieb bewußtlos liegen. Der junge Mann ist, wie das „Hohnstein - Ernstthalcr Tageblatt" berichtet, am nächsten Morgen gestorben, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. — Zittau, 17. Sept. Die hiesige Oberlausitzer Gewerbe- und Industrieausstellung wird nun am nächstem Sonntag ihre Pforten schließen, ohne daß sie, wie allge mein gehofft wurde, von König Georg besucht worden ist. Bei der Schlußfeier wird Kreishauptmann v. Schlieben aus Bautzen eine Ansprache halten. Vermischtes. " Eine „Rabenmutter". Während meines Ferien aufenthalts in E., im Berner Oberland, so erzählt man in „Wild und Hund", bemerkte ich jeden Morgen einen Raben, der sich auf das Gatter des Hühnerhofes beim Pfarrhof schwang, einen langen Hals machte, sich tief herunter beugte und aussah, wie wenn er das Innere des Hühnerhofes ganz besonders inspizire. Das Manöver dauerte einige Minuten, dann fing er an zu krächzen und empfahl sich. Wie gesagt, erschien der schwarze Vogel alle Morgen un- gefähr zur gleichen Stunde, und ich hatte ihn schwer im Verdacht, er beabsichtige, sich eines dcr fünf Küchlein zu bemächtigen, die sich, etwa drei Wochen alt, im Hühnerhof munter umhertummelten. Schließlichmachteich den Herrn Pfarrer auf die Geschichte aufmerksam, worauf er mir trocken bemerkte: „Der wird wohl seine Jungen begrüßen". Auf diese Antwort war ich nicht gefaßt und sah mir den geistlichen Herrn denn doch etwas von der Seite an, im Innern darüber nachdenkend, ob er wohl gesonnen fei, mich so nebenbei anschmieren zu wollen. Dem schien aber nicht so, und ich erlaubte mir daher die bescheidene Frage, wie er das meine. „Ja," sagte er, das hat eine lustige Bcwandtniß mit der Mutterschaft des Raben zu meinen fünf Hühnchen. Vor etwa sechs Wochen saß ich mit meiner Familie in der Laube und sah, daß ein Rabenpaar in der Föhre ob dem Hühnerhof nistet bezw. brütet. Meirr Junge, ein aufgeweckter elfjähriger Schlingel, meinte nun, er möchte gerne den Raben einen Streich spielen, indem er ihre Eier gegen Hühnereier umtausche. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden, da ich das Diebsgesindel so wie so nicht leiden mag. Gesagt — gethan, mein Jüngelchen klettert auf den Baum, holt die Nabeneier herunter und ersetzt sie durch sechs Hühnereier, welche von der Raben mutter, nach einigem erstaunten Hin- und Herwenden, wahrscheinlich, weil ihr die Geschichte etwas „höher" vor