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GWtM MOmchMW der KWsci Md K«dm. Viplomaienarbeit. lAm Wochenschlub.) Sonderbar, wie immer wieder Mißverständniffe fick> in die öffentlichen Erörterungen über die Kriegsereignisse ein schleichen und dazu beitragen, daß die Gemüter sich über angebliche Meinungsverschiedenheiten erhitzen, die in Wirk lichkeit gar nicht bestehen. So kürzlich wieder, als Herr v. Kühlmann davon sprach, daß dieses gewaltige Bölker- ringen bei seiner ungeheuren Ausdehnung fast über die gesamte Kulturwelt hin kaum allein durch Waffenzwang noch zu entscheiden sein werde, daß vielmehr auch die Politik daran Mitarbeiten müsse, seinen verheerenden Wirkungen Einhalt zu gebieten. Im Grunde eine Binsen wahrheit, die kein vernünftiger Mensch bestreiten kann und bestritten hat. In der Aufregung über die ganze Tendenz jener Rede wurde jedoch den Gegnern des früheren Staatssekretärs unterstellt, daß sie ihm gerade diesen Appell an die Mitwirkung der Diplomatie zur Herbeiführung des Friedens so sehr verübelt hätten, und so konnte die im Ernst doch ziemlich ein fältige Legende neue Nahrung gewinnen, als gäbe es bei uns Leute, und sogar einflußreiche Leute, die von keinem andern als dem sogenannten Gewaltfrieden etwas wissen wollten. Daß wir nur auf dem Wege über Ver handlungen wieder zu geordneten Zuständen zurückkehren können, wird in Wahrheit natürlich auch von den ver bissensten „Alldeutschen* nicht bestritten; nur darauf kommt es an, in welchem Geist und mit welchem Kriegszielpro gramm diese Verhandlungen geführt werden. Die Probe auf dieses Exempel ist jetzt abermals ge macht worden. In Berlin sind die deutsch-russischen Ver handlungen zu einem „gewissen Abschluß* gebracht worden und im Großen Hauptquartier haben die obersten Lenker der Politik der beiden Mittelmächte wieder einmal bei- sammengesessen, um auch über die anderen großen Fragen ins reine zu kommen, die der Friedensvertrag von Brest- Litowsk noch offen gelaffen hatte. Also Diplomatenarbeit in Hülle und Fülle. Indessen, wird es ihr gelingen, der Unfertigkeit der staatlichen und politischen Zustände im Osten wirklich ein Ende zu machen? Von unseren Staats männern übermenschliche Leistungen zu erwarten, hat man sich längst abgewöhnt. Wir haben eben erst an dem rumä nischen Beispiel wieder erlebt, wie ohnmächtig die Regie rungen sind, wenn die Naturgewalten nicht mit ihnen, sondern mit ihrem Gegner im Bunde sind. Der „Brot- friede* mit der Ukraine hat seinem Namen keine Ehre ge macht, aber nach den Bukarester Vereinbarungen konnten wir doch wenigstens mit Sicherheit auf mehr oder weniger erhebliche Getreidezuschüsse aus der Walachei für das neue Wirtschaftsjahr rechnen. Die Mißernte in Weizen hat diese Hoffnungen zunichte gemacht. Wir brauchen darüber nicht weiter unglücklich zu sein, denn wir werden diesmal mit unseren eigenen Ernteergebnissen mindestens ebenso gut auskommen wie im vergangenen Wirtschaftsjahr, aber daß alles Menschenwerk doch nur Stückwerk ist, hat uns diese Erfahrung jedenfalls wieder einmal schmerzlich zum Bewußtsein gebracht. So wird man vor einer Überschätzung der Ergebnisse, mit denen die Diplomatie uns diesmal aufzuwarten ge denkt, bis auf weiteres wohl gefeit sein. Aber trotzdem: Versuche, Ordnung in das Chaos des Ostens zu bringen, müssen gemacht werden, und man wird unseren Unter händlern, die jetzt wieder mit Herrn Joffe ein umfang reiches Vertragswerk zustande gebracht haben, unzweifel haft zu Dank verpflichtet sein, wenn dessen Inhalt be kanntgegeben werden kann. Wir dürfen von vornherein davon üherzeugt sein, daß unsere Staats männer es auch bei dieser Gelegenheit an weit herzigem Entgegenkommen gegen russische Lebensnotwendig- keiten nicht haben fehlen lassen, wenn sie auch andererseits natürlich unseren eigenen Jnteressenstandpunkt überall, wo es unbedingt erforderlich war, mit voller Entschieden heit vertreten mußten. Nun steht es bei der Moskauer Regierung, zu zeigen, ob sie gewillt ist, uns gegenüber Len vollen Friedenszustand wiederherzustellen. Hätten wi- dann zunächst auch nur einen neuen Vertrag, so ließe sich doch auf seiner Grundlage der weiteren Entwickelung Ler Verhältnisse im Osten mit größerer Ruhe entgegen sehen. Den gleichen Erfolg darf man von den Beratungen im Großen Hauptquartier erwarten. Hier stand in erster Reihe die Polenfrage zur Erörterung. Von der Art ihrer Lösung bangt sehr viel ab. nicht nur für Polen selb.r und Kote Kolen. Roman von H. Courchs-Mahler. S8j Iostas Tagebuch. Unweit der beiden Herrschaften stand das Braut- Haar. Graf Rainers schlanke, aristokratische Erschei nung kam in dem eleganten, tadellos sitzenden Frack vorzüglich zur Geltung Sein energisches, interessantes Gesicht mit den warmblickenden Augen zog aller Blicke auf sich. Er war in den letzten Jahren der Hofge sellschaft fremd geworden, weil man ihn nie bei Hofe oder in Gesellschaft sah. Aber früher hatte er zu den beliebtesten und interessantesten Persönlichkeiten der Gesellschaft gehört. Nun umgab ihn noch der Nimbus des Majoratsherrn von Ramberg. Außerdem war er durch den höchsten Orden des herzoglichen Hauses in diesen Tagen ausgezeichnet worden. Und daß er nun der Verlobte der schönen, vielgefeierten Tochter des Ministers geworden war, erhöhte das Interesse an seiner Person. Nicht minder interessant erschien die jung« Braut. War sie schon vorher der Mittelpunkt der Gesellschaft gewesen, so war sie jetzt, als zukünftige Herrin des größten und reichsten Majorats, eine noch viel inter essantere Persönlichkeit geworden. Sie sah heute abend wundervoll aus in der Weißen, stlbergestickten Tuchesserrobe und dem funkeln den Diadem in dem kastanienbraunen Haar. Dies Diadem war das Brautgeschenk des Grafen Rainer, und Zosta trug es ihm zu Ehren und auf seinen Wunsch heute zum ersten Male. Tas Brautpaar mußte eine regelrechte Gratula- tionseour abnehmen. Man wußte auch, daß der Herzog und seine Gemahlin auf kurze Zeit erscheinen würden, um das Brautpaar zu ehren. Natürlich blieb die Stimmung formell, bis der Ache Besuch erscheinen würde Man langweilte sich aber trotzdem nicht. Di- Damen sahen sich fast die Augen aus nach der inter essanten Erscheinung des Grafen Rainer und der nickt mmder anziehenden und glänzenden seines jüngeren Bruders. Und die Herren hatten ihre Augenweide an der schönen Braut und an der Gräfin Gerlinde. üte übrigen Nanöstaaten, sondern auch für Preußen- Deutschland wie für Osterreich-Ungarn und für das zu künftige Verhältnis der beiden verbündeten Reiche zu ein ander. Aus der Sorge heraus, daß die Entscheidung, wie sie auch fallen möge, nach der einen oder der anderen Seite hin Unheil herbeiführen könnte, haben beachtenswerte Stimmen, aus entgegengesetzten Lagern sogar, noch im letzten Augenblick vor übereilten Entschlüssen gewarnt, zumal-unte, Hinweis darauf, daß in Rußland vielleicht morgen schon wieder andere Parteien oder Strömungen am Ruder sein könnten. Indessen hat der Fortbestand der nun schon Jahrelang herrschenden Ungewißheit über das endgültig« Schicksal der Randstaaten natürlich auch seine schweren Be denken. Dort drängt alles zu raschen Entscheidungen bis hinauf nach Finnland, wo sehr bald zur Königswahl ge schritten werden soll. Und je zielbewußter die Westmächtt der Ermöglichung dauerhafter Friedenszustände im Oster entgegenarbeiten, desto bestimmter muß sich uns die Not wendigkeit aufdrängen, hier, soviel an uns liegt, ein End, zu machen. Cs wäre zu wünschen, daß Lie Diplomaten arbeit der abgelaufenen Woche uns diesem Ziel um eir gutes Stück nähergebracht haben möchte. " „ , Oie Kaiser zusammenkunfi. Entscheidung über Polen. Großes Hauptquartier, 16. August. Die erneute Zusammenkunft der erlauchten Souveräne hat das innige Einvernehmen und die völlige Überein stimmung in bezug auf die politischen und militärischen Aufgaben wieder zutage treten lassen, auch die gleiche und treueste Nuslcgn,ng des Bündnisses festgestellt. Das Zu tammensein der Monarchen war von der Herzlichkeit ge tragen, die ihren persönliche» Beziehungen wie den Interessen hrer Völker entspricht. Die leitenden Staatsmänner und die militärischen Spitzen haben eine gründliche und frucht bare Aussprache gepflogen. Der k. und k. Minister des k. und k. Hauses und des Ministeriums des Äußern Graf Burian und der General oberst Freiherr o. Arz sind von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser in besonderer Audienz empfangen worden, desgleichen hat Seine Majestät der Kaiser und König Karl den Reichskanzler Graf Hertling und den General feldmarschall o. Hindenburg empfangen. * Die Lösung der polnischen Krage. Bei den Besprechungen im Großen Hauptquartier "ist nun auch eine endgültige Verständigung über die Zukunft Polens erreicht worden, der auch die Warschauer Vertreter zugestimmt haben. Für den Thron Polens ist, wie bereits bekannt, Erzherzog Karl Stephan in Aussicht genommen. .Die Personalunion mit Österreich ist ebenso fallengelassen worden, wie die Vereinigung mit Galizien. Wird so den besonderen Interessen Österreichs Lurch Lie Wahl des Königs Rechnung getragen, so werden die deutschen Inter essen in den Verträgen und Übereinkommen besonders wahrgenommen werden, mit deren Abschluß nun sehr bald zu rechnen sein dürfte. Es ist nun an den Polen, zu zeigen, ob in ihnen staatenbildende Kraft wie einst wohnt, um den Forderungen der ernsten Zeit und den durch Ge schichte und Schicksal gegebenen Notwendigkeiten gerecht zu werden. < Die Schlacht steht. Der „Zürcher Tagesanzeiger" meldet, daß man auf der Sette des Verbandes eine deutsche Gegenoffensive er warte, obgleich keine unmittelbaren Vorbereitungen zur Stunde zu erkennen seien. Die Lage sei gegenwärtig in der Schwebe. Die Ruhe sei nur vorübergehend. — Der Havasbericht von der französischen Front meldet, daß der Widerstand der Deutschen im ganzen Angriffsgebiet der Alliierten erbitterter geworden sei und von beweglichen Maschinengewehrtruppen unterstützt werde, die sehr schwer zu packen wären. Die Deutschen führten fortwährend neue Bataillone in den Kampf. — Damit soll natürlich nur der Öffentlichkeit das Stocken der Offensive erklärt werden. . Überlegenheit des deutschen Heeres. In der „Schweizer Militärzeitung* schreibt Oberst- korpskommandant Wildholz, nachdem er den Eigenschaften des französischen Heeres hohes Lob gespendet hat: „Aber, was gibt der Aktion Deutschlands seine imponierende, alle Widerstände immer wieder überwindende Kraft? Es ist unstreitlich und im Grunde einzig und allein die Voll wertigkeit all seiner Arbeit. Diese Vollwertigkeit zeigt sich darin, daß in allem und jedem stels Höchstleistung, Er zielung der größtmöglichsten Kraft und Wirkung angestrebt und gefordert wird. In solchem Organismus kommt keine Nachlässigkeit, kaum ein Versehen auf. Sie finden einfach keinen Nährboden und werden als ungesund, als un organisch ausgeschieden. Auch Faulheit, Gleichgültigkeit und Phlegma finden dort keinen Platz. So erklärt es sich, daß eben Höchstleistung, Gediegenheit jeder Arbeit erreicht wird, die von Freund und Feind zugegeben wird. Sie wird zum entscheidenden Faktor der Überlegenheit.* * Der deutsch-französische Gefangenenaustausch. Wie vor kurzem mitgeteilt wurde, hat sich der Aus tausch der deutschen und französischen Kriegsgefangenen, die mehr als 18 Monate gefangen sind, und der Zivil internierten infolge des Verhaltens der französischen Regierung bereits von Anfang an viel langsamer voll zogen, als vorgesehen war. Frankreich hat nunmehr den Abtransport vorübergehend überhaupt eingestellt: angeblich, weil einige Offiziere von deutscher Seite zurückbehalten worden sind, «obwohl sie hätten ausgetauscht werden müssen. (Daß diese Offiziere an Grippe erkrankt waren, ist in Frankreich bekannt.) Der wahre Grund des Ver haltens der französischen Regierung liegt darin, daß die französische Heeresverwaltung außerstande ist, den Ab transport in der vereinbarten Weise durchzuführen. Mit dem Bau des Übernahmelagers an der Grenze, das in Deutschland selbstverständlich seit langem fertiggestellt wurde, ist in Frankreich erst jetzt begonnen worden. Die französischen Kriegs- und Zivilgefangenen und ihre An gehörigen werden über diese Fürsorge ihrer Regierung wenig erfreut fein. Es ist zu wünschen, daß die Schwierig keiten in der Organisation des großen Austausches in Frankreich nunmehr behoben werden, damit dieses segens reiche und menschliche Werk endlich einen glatten Verlaus nimmt und die Kriegs- und Zioilgefangenen beider Länder möglichst bald seine Wohltaten genießen. Ä-Bosi-Sirsife im Miietmser« 22 OVV Tonnen oersenkt. Im Mittelmeer versenkten unsere U-Boote aus flarl gesicherten Geleitzngen sechs wertvolle Dampfer von zu sammen rund SS OOS Br.-Reg.-To., darunter einen voll besetzten Trnppentrausvorter von mindestens 6000 Br.- Reg.-To. Der Cbef des Admiralstabes der Marine. Zwei englische Zerstörer torpediert. ^Nieuwe Rotterdamsche Courant* meldet aus Hoel van Holland, daß zwei englische Torpedoboote, dis zum Sckutze eines englischen Geleilzuges mit diesem in Rotter dam einliefen, auf der Weiterfabrt gegenüber ScheoemngSL torpediert wurdm. Bier Mann sind tot. Italiens Schinsverlufte. Nach dem Mailänder „Secolo* find in der Zeit vom 31. Dezember 1914 bis l. Mai 1918 320 italienisch, Dampfer von l 170 000 Tonnen verlorengegangen, Mährens 22 Dampfer von 280600 Tonnen neügebaut oder an geschafft wurden. Gegenüber 1914 sei mithin die Dampfer flotte von 550 Schiffen und 1940000 Tonnen aus 275 Schiff« S0N 1020000 Tonnen gesunken. Niemand habe abner können, schließt das Blatt, daß die Wirkung Lei U-Boot-Krieges so schrecklich sein werde. , Siege der Gowjeiiruppsa. Die Tschecho - Slowaken in steigender Bedrängnis. Stockholm, 16. August. . Nach einer Moskauer amtliche» Bekanutmachung die Sowjettruppen an der westlichen Front erfolgreich« Kämpfe mit den Tschccho-Slowaken bestanden. Die Eisen- bahn Ufa—Simbirsk, die bo» den Tschecho-Slowaken besetzt war, ist wieder in den Händen de« Rätetrnppen. Auch von anderen Frontteilen weiß Ler Moskauer Schlachtbericht ähnlich günstige Ergebnisse mitzuteilen. Die günstigen Frontberichte haben auch die Stimmung daheim beeinflußt, so Laß man sagen darf, die Bolschewiki-Regie- rung steht heute sicherer da, als in den letzten Tagen. Tie königliche Erscheinung der letzteren wurde ge-' bührend bewundert. Sie hatte heute auf jedes Attri-! but der Trauer verzichtet und trug zum ersten Male eine farbige Robe. Es waren allerdings nur ganz! Zarte irisierende Töne in dem perlenfarbigen Seiden stoff, der von einer etwas kräftiger getönten perlen gestickten Verschleierung überhaucht war, welche in schweren Perlenfransen endigte. Sie trug ebenfalls ein kostbares Diadem ags Sa phiren und Brillanten und ein dazu passendes Collier. Ihr goldschimmerndes Haar war mit Raffinement so! geordnet, daß es große Fülle vortäuschte. Diese,' Schmuckstücke waren ihr persönliches Eigentum und gehörten nicht zu dem Familienschmuck. Gräfin Gerlinde entzückte alle, die mit ihr in Berührung kamen, durch ihren Charme und ihrs geist-j volle Plauderei. Die Herren drängten sich in ihr« Nähe und huldigten ihr. Sie konnte wieder einmal! Triumphe feiern. Aber all diese Huldigungen ließen sie kalt. SiH hatte nur Augen und Sinn für einen Mann, in dieser! festlichen Versammlung und dieser eine stand, zu ihremZ grollenden Schmerz, so stolz und selbstverständlich neben! seiner Braut, als gehörten sie schon für Zeit undj Ewigkeit zusammen. Endlich erschienen die höchsten Herrschaften mit! ihrem Gefolge und machten in liebenswürdiger Weiss die Runde durch den großen Festsaal, nachdem sie den! Minister und das Brautpaar durch eine längere An-- sprache ausgezeichnet hatten. Auch die Freifrau von Seydlitz und Graf Henning Ramberg wurden in eins Unterhaltung gezogen. Während dem erblickte die Her zogin die Gräfin Gerlinde, die etwas zur Seite stand, Die hohe Frau machte ihren Gemahl darauf auf merksam, und nun wurde auch Gräfin Gerlinde mit einer freundlichen Ansprache beehrt. Ueber eine Stunde blieben die hohen Herrschaften und betonten durch ihr ganzes Verhalten, daß sie Exzellenz von Waldow und das Brautpaar ganz be sonders auszeichnen wollten. Erst, nachdem die höchsten Herrschaften sich ent fernt hatten, wurde die Stimmung ungezwungener und« Weiterer. Diener liefen umher und reichten Erfri schungen herum und bald darauf begann die Tafel. Der Minister führte Gräfin Gerlinde zu Tisch, und an ihrer anderen Seite nahm Graf Rainer mit seiner Braut Platz. Graf Henning saß dem Brautpaar gegenüber. Seine Tischdame war die junge KoniteM Solms, ein zierliches, brünettes Persönchen, etwas Zigeunertyp. Sie war sehr lustig, und als ihr Graf Henning seine Verwunderung aussprach, daß Ke, als die Tochter so urgermanisch blonder Elter», so schwarzes Haar und so dunkle Augen habe, saqte sie lachend: „Das ist eine schlimme Geschichte, Herr Graf. Mama behauptet immer, ich sei flachsblond auf die Welt gekommen und mein Vater behauptet dasselbe. Da bleibt nur eine Erklärung — die Ziqeuner haben mich vertauscht." Graf Henning lachte mit, aber es war nicht sein altes, sonniges Lachen, es klang fast ein wenig nervös. ,,^ch glaube, gnädigste Komtesse, Sie verleumden die armen Zigeuner. Vielleicht ist durch irgendeine Ahnfrau ein romanischer Einschlag in das germanische Blut der Grafen Solms gelangt" „Und ich bin nun der arme Sündenbock, der daiür büßen muß! Ganz recht, eine Gräfin Solms hat iva- nisches Blut in ihren Adern gehabt, und seither ist immer einmal ein Schwarzkopf unter Len Solmsschert Blondköpfen aufgetaucht. Meine beiden Brüder find flachsblond. Ich bin aber in jeder Beziehung das bete noir der Familie — schwarz bis ins Herz ist nein." Die kleine Komtesse war sehr amüsant, we»» sie auch nicht schön war. Und da sie sehr lebhaft vtaii- derte, brauchte sich Gras Henning nicht anzu streben. Es blieb ihm Zeit genug, seine Blicks wieder und wisder zu Josta hinüberschweifen zu lassen. Gräfin Gerlinde konnte ihm gut beobEs«, von ihrem Watz« aus «nd sie registrierte jede« Muer Blicke auf Josts. (Fortsetzung folgt.)