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346 treff Griechenlands unterzeichnet halten, gepflo- gencn Confcrenz, erhob der Rcis-Efendi, Rifaat Pascha, Beschwerden gegen, das jung«! Königreich, die im wesentlichsten darin bestehen, daß Grie chenland die Unterzeichnung des vor kurzem ab geschlossenen Handclstractats verweigere, daß es seine Bevölkerung zum Nachrhcilc der Türkei und dessen Gcbietstheilc zu vermehren suche, und daß es sich wahrend des letzten candiolischcn Auf standes feindselig gegen die Pforte gezeigt habe. — Nach so eben in Leipzig cinaetroffencn Nach richten aus Konstantinopel, welche die L. A. Z. mittheilt, trug man sich dort mit dem Gerüchte, daß die Truppen, welche bei der Hauptstadt zusammengczogen worden, wirklich zu einem Angriffe gegen Griechen bestimmt seien. Vermischtes. Den Eouverncmcntschcfs in Rußland ist auf bcsondcrn Befehl des Kaisers anbefohken worden, streng darauf zu achten, daß das Ge präge des Stempels'an denjenigen Verbrechern, die zu dieser Strafe verdammt worden sind, vollkommen ausgedrückt werde. Da in civilisir. ten Staaten jede Strafe, die über einen Ver brecher verhängt wird, doch auch die Möglichkeit seiner Besserung bezwecken soll, so kann man wohl mit Recht die Frage aufwerfen, ob ein gestempelter V crbrecher besscrungsfäh- ig werden kann. In einer im vorigen Monat siattgchabten Criminalgerichtssitzung in Ungarn kam ein Ver brechen vdr dieses Forum, das wahrhaft empö rend ist. Ein Edelmann ließ sich nämlich von seiner rasenden, zügellosen Leidenschaft so weit hinrcißen, daß er einen armen Contribnenten ohne allen hinlänalicben Grund grausam schlug-, ihm mit einem Messer cilf Wünven versenke, und, hiermit noch nicht zufrieden, den Blutenden an einen Wagen binden und schinden (!!!) lassen wollte. Der Verbrecher wurde zu dresiahriger öffentlicher Arbeit in Eisen, und zur Entschädi gung des armen Conrribuentcn mit 25k) fl. C. M. verurtheilt. — ' In K onstantinopcl, berichtet die L. A. Z. ist der Ramazan eben so langweilig, wie er voriges Jahr vergnügt war. Statt den Nach mittag auf der Promenade zuzubringen, acht der Sultan in die Moschee und widmet die Zeit dem Gebet und dem Nachdenken. Natürlich folgen alle Beamte diesem Beispiel, und so siebt inan keinen Mann von Rang, außer auf dem Wege von vdck nach der Moschee. Wie gewöhnlich ist eine Proklamation erlassen worden, um alle frivolen Vergnügungen wahrend des Monats der Enthaltsamkeit zu- verbieten. Frauen sollen keinen durchsichtigen Schleier tragen, oder sonst ihr Gesicht oder ihr Haar blosgeben; Niemand darf sich ihnen nähern oder sie anreden, wenn sie in ihren Arabas spazieren fahren; sie werden ernstlich angewiesen, keine jungen hübschen Kut scher zu halten. In der letzten Zeit wetteiferten die Frauen, wer den nettsten und hübschesten Kutscher habe.' Wenn am Abende sich Jemand in einem Kaffeehause betreten laßt, statt zu be ten, soll er streng bestraft werden.. Nie sah.man die Moscheen so voll, und es gewahrt einen bc sondcrn Anblick, Tausende gleichzeitig niederfal- len und sich dann wieder erheben zu sehen mit eben so viel Präcision, wie gut czerciite Solda ten auf der Parade die Bewegungen machen. In Bezug auf mehre, in der Leipziger Zeitung vor Kurzem erschienene Aufsätze, den sächsischen Handel und Gewerbebetrieb betreffend, macht Üu. W. Ritter in Dresden in der L. A. Z, bc- kaum, daß er, um Leu in diesen Aufsätzen aus gesprochenen Grundsätzen und Ansichten entgc- gcnzüarbcitcn, beabsichtige, in den Feierstun den der nächsten Leipziger Neujahr messe öffentliche Vorträge über dieses, die deutsche Betriebsamkeit so wichtig berührende Thema zu halten,. „da das lebendige Wort den Menschen eher ergreife und aus seinem Gewohn- hritsschlummrr aufrüttle als der todte Buchstabe." In dir zu diesem Zweck erlassenen Ankündigung bezieht sich Herr Ov: Ritter auf verschiedene, vom Chemnitzer Jndustrirvcrcin ausgcgangcne „lahme Einschläge" und das „einseitige, engherziges blausaurc Geschwätz eines Fabrikanten über den bcrniei'Mlich eigenWMicheu Haracter der deut schen Fabrikation." Er nennt .dasselbe „cit^ glatte Beschönigung des tragen deutschen Gt- wohnhcitsgangcs, dem man damit den Astschcin eines Fabrikationsprincipsgebcn und Unkundigen Sand in die Augen streuen möchte, daß der commode deutsche Michel sich mit seinen Künste crzcugnissen nicht jenseM des Mdcrcs hinauswagen^ sondern lieber gemächlich und behaglich auf döst deutschen Messen und Markten, im überladenen Binncnvcrkehrc, hcrumlagern wolle. Im In teresse des Landbaues," fährt er sodann in seiner Ankündigung fort, „des Gewerbebetriebes und Handels sei cs aber nöthig, dergleichen faulen Ansichten herzhaft zu begegnen und sie mii der Wurzel auszurotteu: hinaus, auf das breite Gebiet des Weltverkehrs müsse der deutsche Gc- wcrbflciß sich versuchen, seine Artikel dem dor tigen Landcsgcschmacke gehörig anpasscn, dadurch dem Handel reichlichen Stoff zur Tbäligkeit geben, dem Handelsstande selbst mehr Vertrauen in die zcither etwas holprige Unternehmungswcisc des Fabrikanten, und dann sicher auch dessen reichliche Unterstützung mit einem Vorschußcapttalc, was neben dem eignen Bcl iebscapitalc den Geschäfts^ kreis um so mehr erkräflige, dem übcchandneh- inenden Volkszuwachse sichere Arbeit und dem Landbaue die vortheilhafteste Consumtivn seines B-vdenerzcugniffes gewahre." — Indem Herr