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226 deren Ursache und Zweck jedoch nicht bekannt sei. Auch in Braila ist eine Empörung der Christen gegen die Türken ansgebrochcn. welche die Lctzkern mit solchem Schnecken erfüllte, daß sie um die schleunigste Hülfe bei den benach barten Pascha's ansuchlen und d>e Communi- cationsbrücke über die Donau sogleich ablragen ließen. — Auch in Syrien, in den Gebirgen, welche die Maroniren bewohnen, ist Alics in Aufruhr, alle Stamme haben zu den Waffen gegriffen. Nur wenige kleine Emirs, die aber groß werden können, stehen an der Spitze Alle Abgaben und Geldentrichtungcn sind ferner gänz lich verweigert worden. Die türkischen Truppen werden die Gebirgslcute angrcifcn müssen, und man spricht in Beirut davon, daß die Engländer*) den Türken helfen werden. Said Bei, der Sohn Mchcmcd-Ali's isi nach überstandener Quarantainc in Konstantino- pcl eingctroffen. Er hat bereits Audienz beim Sultan gehabt und ist von diesem sehr wohl- wollend ausgenommen worden. In der Haupt stadt ist man sehr besorgt um die Gesundheit des jungen Herrschers. Im Zusammenhang mit die sen Befürchtungen sicht die Abfahrt von drei französischen Linienschiffen, unter den Befehlen des Contreadmirals de la Suffe, von Toulon nach den Gewässern der Levante. Die tzauptflottc, unter dem Commando des Vice-Admiral Hugon, ist als Reserve zurückgeblieben, um sogleich über dieselbe verfügen zu können. — In Frankreich ist vor der Hand Alles ruhig, mehre Provinzialstädte ausgenommen, die in das neue Bestcucrungssystcm des Finanzmi- nisicrs Humann sich noch nicht recht ftudcn kön- nen. In Toulouse kam es deshalb zu blutigen Auftritten, an denen die Nationalgarde thätigcn Antheil nahm. Die Regierung untcrdrückic aber durch Truppcnmacht den Aufstand, die National garde wurde entwaffnet und die Ruhe, wenigstens scheinbar, wieder hcrgcstcllt. Die Rhcinfragc ist in den Hintergrund getreten, desto mächtiger er- heben sich aber die Wälle, Forts und andere Befestigungen ln dcr Nähe von Paris, um es zu einer schwer cinzunehmcnden Festung umzu- wandeln und wohl auch nebenbei den heißblütigen Pai isern die Lust zu benehmen, gegen den Juli. Thron sich aufzulehnen. — In Algerien sicht cs nicht zum Besten aus. Das heiße Afrika hat schon Tausende der Söhne Frankreichs un- ter seinem Glutsande begraben und viele Milli onen seiner Capitalistcn verschlungen, ohne daß dcr Zweck, die wilden Söhne der Wüste, unter »z Welche gefährliche Bundesgenossen die Engländer für die Pforte sind, hat sich bei der Vertreibung den Aegypticr aus Snrien, unter Ibrahim Pascha, hin- langtich gezeigt. Sie nahmen Lie bestgclegcnste Festung deS Landes, St. Zean L'Aere, nach Einnabme derselben in Besitz, aus welcher sic sich wohl nicht wieder vertrei ben lassen werden. Im Divan hegt man deshalb bereits ernstliche Besorgnisse. ihrem größten Häuptling Abd-el-Kader, zu un terjochen, europäische Civilisation dahin zu ver pflanzen und das Land in eine große f-anzösische Colonie umzuwandcln, erreicht worden wäre. Die Araber sind der Gesittung, die ihnen die fran zösischen Krieger auf den Spitzen ihrer Bajonette bringen, durchaus unzugänglich und wollen lieber m t den Waffen in der Hand sterben, als unter bie Herrschaft Frankreichs sich beugen. Die Kinder der Juli-Dynastie können dies natürlich nicht begreifen , und singen und brennen daher auf Befehl ihrer Obern in den Provinzen herum, daß es nur fo sein muß. Zur gerechten Ver- gcilnng zünden sie die schönen reichen Getreide- fluren an, vernichten durch dasselbe Element die Hcuvorrälhe, schleppen Greise, Weiber, Vieh- heerdcn und Kinder mit sich fort und werden nach dergleichen vollzogenen Heldenthaten in pa thetischen Anreden von ihren Anführern öffentlich belobigt, daß sic den Ruhm Frankreichs und sei ner sieggewohnten Adler also erhöht. Wie sehr aber eine solche Art Krieg zu führen eine Armee von 50- bis 60,000 Mann demoralisiren muß, liegt auf dcr Hand. Sollte beim möglichen Aus bruch eines europäischen Krieges Frankreich gc- nöthigt sein, diese Truppen aus Afrika zu ziehen und in Europa zu verwenden, so würben und müßten diese wilden Cohorlcn, die aller Zucht und Sitte längst baar und ledig, die civilisirle Welt mit Grauen und Schrecken erfüllen. — Dcr jetzige Generalgouverncur Algeriens, der von seinem Palaste in Algier ans sehen kann, wie die Wüste näher rückt, heißt Bugcaud. Inland. Seit Monden sind bereits alle öffentlichen Blätter mit Schilderungen verheerender Organe, wie Schlossen- und Hagelschlägcn, die in vielen Gauen des deutschen Vaterlandes, namentlich Süddentschlands, große Verwüstungen angerich tet, gefüllt gewesen, ohne daß dabei hätte Sach sens einer besonder» Erwähnung gethan werden müssen. Leider betraf aber am 9. August Nachmittags auch die Stadt Leipzig und die Umgegend rin fu chtbares Hagelwetter mit Entsetzen erregender Gewalt. Gegen 4 Uhr zog eine schwere Ge witterwolke von Westen heran, welche sich in der Nähe dcr Stadt thcilte und theils südlich, theils nördlich abzog, als dcr nördliche Wolken zug von den Dörfern Eutritzsch und Gohlis sich nach dcr Stadt wcndcte, über derselben zu ent laden sich anfing, hier sich jedoch größtcntheils auf Zerstörung der Fensterscheiben beschränkte, deren Zahl man über 30,000 angicbt und zu deren Herstellung die hiesigen Glasvorräthe eben so wenig, als die Hände dcr Arbeitenden jetzt noch hinrcichcn. Dcr Sturm gcwann erst mit dem Hagel über der Stadt Kraft, und tncb die Wolken rasch nach Osten, wo er seitwärts der