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Freitag, den 20. August 1841. 29.. Mit Königl. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Albert Reinhold. Don d!-s-r Wochenschrift erscheint alle Freitage -in- Nummer. Der -Preis sür den Di-rt-lsahrgang beträgt ro Ngr. Bekannt, machungen aller Art werden ausgenommen; di- gespaltene Zeile oder deren Raum wird mit «'Pf. in Anrechnung gebracht. Aussätze di- im nächsten Stück erscheinen sollen, w-rd-n in LharanL bis Montag Nachmittags 5 Uhr und in WUSLruf bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwochs Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch di- Post an den Druckort bcfördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselbe» unter den Adressen: „an die Rk'daktion des Wilsdruf-Lharandcr Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdener Gage im Hause des Herrn Städtisch,ers Damme, 1 Treppe,) oder: „an Lie Agentur des Wilsdruf-Lharandcr Wochenblattes zu Tharand," di- Herr Buchbinder Lauscher übernommen hat. In Meißen nimmt Herr Klinklcht jun. Aufträge und Bestellungen au. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. DieRcLaclion, Weltbegebenheiten. Mit den Angelegenheiten der unglücklichen christlichen Bewohner Kandia's sicht es schlecht. Tahir-Pascha fahrt fort mit acht türkischer Grau- samkeit, der barbarischen Sitte seines Volkes getreu, die hart bedrängte Insel durch Feuer und Schwert zu verwüsten. Kürzlich wurden in drei Dörfern von den Lürken 650 wehrlose Per- soncn, darunter 25 Weiber, 32 unmündige Kin der und 43 junge Mädchen ermordet. Empörend ist es aber zu berichten, daß die christlichen Con- suln des civilisirten Europa, Carpentier und Toron, deren Namen die Geschichte sicher auf- bcwahrcn wird, Tahir-Pascha selbst angerachen haben, sieben Dorfschaftcn, die unter ihrem, der Consuln, unmittelbaren Schutze standen, verwüsten zu lassen, was dieser auch nach besten Kräften gcthan hat. Und aus welcher Quelle entsprang dieser entsetzliche Rath? weil die Herren befürch teten, daß die fremden Machte bei so vielem schuldlos vergossenem Blute ohnmöglich ruhig bleiben würden, ohne ihren Glaubensbrüdern die längst ersehnte Hülfe zuzuführen. — Wie ungleich der Kampf übrigens geführt wird, geht daraus hervor, daß Waffen in Kandia sehr sel ten und nicht einmal für Geld feil sind, wes. halb die Mehrzahl der christlichen Streiter, die Religion, Vaterland, Freiheit, Weib und Kind mit dem Muthe der Verzweiflung vertheidigen, blos mit Knitteln bewaffnet ist. Dazu kommt noch, daß Tahir-Pascha viermal so viel Krieger zählt als die Griechen,^ welche sich in die Ge birge von Sphakia zurückgezogen haben. Nach den neuesten Nachrichten ist es bereits dahin gekommen, daß die Kandioten Tahir-Pascha vorgeschlagen haben, unter folgenden Bedingun gen capitulircn zu wollen: 1) Cs soll den in- surgirten Kandioten allgemeine Amnestie ertheilt und diese Amnestie von den christlichen Machten garantirt werden, 2) die Kandioten erkennen die Souverainität des Sultans an, und fahren ihm einen Tribut zu entrichten fort. Den Kandioten wird dagegen das Recht zugestandcn, sich nach ihren eignen Institutionen zu verwalten, 3) cs wird ihnen gestattet, ihre Waffen zu behalten, 4) cs soll den Türken nicht erlaubt sein, in dem Districte von Sphakia zu wohnen; sie sollen sich nie'in größerer Anzahl, als zu sechs, dorthin begeben können, 5) falls die obigen Bedingun gen nicht angenommen würden, soll cs den In surgenten gestattet fein, sich mit ihren Waffen zu entfernen, ohne in irgend cifler Weise bcla- siigt zu werden, sowie auch frei über ihre Güter, die sie auf der Insel besitzen, zu verfügen. — Tahir-Pascha beeilte sich, diese Proposttionen dem Divan zu übersenden, der es für passend hielt, dieselben anzunchmen, jedoch mit Ausnahme der dritten auf die Waffen bezüglichen Bedin gung. Ein Dampfboot wurde abgcschickt, um Tahir-Pascha die Entschließung des Divans zu verkünden. Die Insurgenten haben sich unter worfen, mit Ausnahme derer im Districte von Sphakia. — So ist es denn hohe Zeit, damit nicht Luthers Wort noch einmal wahr werde: „Griechenland hat auch das Evangelium gehabt, aber hin ist hin,! jetzt hat's der Türke!" — Indessen dauern die Empörungen der Christen in allen Provinzen des türkischen Reiches ohne Unterbrechung fort und untergraben von allen Seiten daS große Reich, daß es endlich in sich Zusammenstürzen muß. Aus Ealacz schreibt man, daß unter der Bevölkerung seit einiger Zeit eine dumpfe Gahrung wahrgenommen werde,