Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen Gievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. >7 101^ Donnerstag, den 24. Deeember 18747 HaräsndsrA. Was wär' ich ohne Dich gewesen? Was würd' ich ohne Dich nicht sein? Zn Furcht und Aengsten auserlesen, ständ' ich ich in weiter Welt allein. Nichts wüßt' ich sicher, was ich liebte, die Zukunft wär' ein dunkler Schlund; und wenn mein Herz sich tief betrübte, wem thäl' ich meine Leiden kund? Einfam, verzehrt vor Lieb' und Sehnen, erschien mir nächtlich jeder Tag; ich folgte nur mit heißen Thränen dem wilden Lauf des Lebens nach. Ich fände Unruh im Getümmel und hoffnungslosen Gram zu Haus. Wer hielte ohne Freund im Himmel, wer hielte da ans Erden aus? Ein alter fchwerer Fluch der Sünde war fest an unser Herz gebannt; wir irrten in der Nacht wie Blinde, von Reu' und Lust zugleich entbrannt. Ein jedes Werk schien uns Verbrechen, der Mensch ein Gottesfeind zu sein, und fchien der Himmel uns zu sprechen, so sprach er nur vou Tod uud Pein. Das Herz, des Lebens reichste Quelle, ein böses Wesen wohnte drin, und ward's in unserm Geiste Helle, so war nur Unruh' der Gewinn. Ein eisern Band hielt an der Erde die bebenden Gefang'nen fest. Furcht vor des Todes Nichterschwerte Verschlang der Hoffnung Ueberrest. Da kam ein Heiland, ein Befreier, ein Menschensvhn voll Lieb' und Macht, und hat ein allbelebend Feuer in unserm Innern angefacht. Nun sahn wir erst den Himmel offen als unser altes Vaterland; wir konnten glauben nun und hoffen und fühlten uns mit Gott verwandt. Hat Christus sich uns kund gegeben und sind wir seiner erst gewiß, -- wie schnell verzehrt ein lichtes Leben Die bodenlose Finsterniß. Mit Ihm bin ich erst Mensch geworden, das Schicksal wird verklärt durch Ihn; und Indien muß selbst im Norden um den Geliebten fröhlich blühn. Das Leben ward zur Liebesstunde, die ganze Welt spricht Lieb' und Lust; ein heilend Kraut wächst jeder Wunde, und frei und voll klopft jede Brust. Der Himmel ist bei uns auf Erden, im Glauben fchaucn wir ihn an. Die eines Glaubens mit uns werden, auch denen ist er aufgethan. Seitdem verschwand bei uns die Sünde, und fröhlich wurde jeder Schritt; man gab zum schönsten Angebinde den Kindern diesen Glauben mit. Durch ihn geheiligt zog das Leben vorüber, wie ein sel'ger Traum, und, ew'ger Lieb' und Lust ergeben, bemerket man den Abschied kaum. O geht hinaus auf allen Wegen uud holt die Irrenden herein! Streckt jedem eure Hand entgegen, und ladet froh sie zu uns ein. Ein jeder Mensch ist uns willkommen, der Seine Hand mit uns ergreift, und, in Sein Herz mit ausgenommen, zur Frucht des Paradieses reift. Das 2l. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1874 enthält: Nr. 164. Decret wegen Concessionirnng der Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahngesellschaft zum Betriebe der Bahnstrecke von der Sächsisch-Preußischen Landesgrenze bei Schkeuditz bis Leipzig; vom 22. October 1874. Nr. 165. Bekanntmachung, die Bewilligung einer in dem allgemeinen Örtsstatut für die Stadt Zwickau enthaltenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 21. November 1874. Nr. 166. Verordnung, das Abkürzungszeichen für das Wort „Mark" betreffend; vom 24. November 1874. Nr. 167. Bekanntmachung, eine Anleihe der Actiengescllschaft „Muldenthal-Papierfabrik vormals Schmidt und Mehner in Freiberg betreffend; vom 27. November 1874. Nr. 168. Bekanntmachung, die Bewilligung einer in dem Gesellschaftsvertrage des Spar- und Vorschnßvcreins zu Granitz eingetragener Genoffenschaft, enthaltener Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 29. November 1874. Nr. 169. Verordnung, die Quittirung über die Vergütungen für die von ländlichen Gemeinden an durchmarschirende Truppen verabreichte Marschverpflegung und Marschfourage, sowie über die au solche Gemeinden zu zahlenden Servisentschädigungen betreffend; vom 2. Deccmber 1874.